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8266 PAPIER-ZEITUNG. No. 105. Accidenzschrift sehr nützliche Eigenschaft, auffällig zu sein, in hohem Grade. Bei diesen Beispielen ist auf Kontraste zwischen Text und Umrahmung oder Begleitwerk Bedacht genommen. In Beispiel A ist eine dunkle, ruhig wirkende Schrift von einem ziemlich lebhaften, aber licht gehaltenen Rahmen umschlossen, und bei B ist die Schrift ruhig und hell, die Leisten sind bewegt und dunkel. Aehnliche Verhältnisse kehren in Figur 1 wieder; auch der Setzer sollte sie stets anstreben, und der Drucker sich bemühen, sie zu verstärken. Soll z. B. die Schrift bei B zweifarbig gedruckt werden, so kann nur eine ganz leichte Tönung des Schrift-Innern in Frage kommen, um den Gegensatz zwischen der dunkeln Leiste und der hellen Schrift nicht zu verwischen. Soll dagegen anstelle der Konturenschrift bei B eine kräftige krause Gothisch oder linienreiche Kanzlei angewendet werden, so müssen die Figuren der Leisten leicht und ruhig sein. Durch die Stellung der Titelzeilen auf Umschlägen kann man ebenfalls eigenartig wirken. Hierfür ist schon Beispiel A auf S. 3267 ein gutes Muster, und in nachstehenden Figuren 2—6 sind KATALOG ÜBER DAMPFMASCHINEN 1893. C. ROTHMANN LEIPZIG. Skizzen in dieser Richtung gegeben, aus denen ersichtlich ist, mit wie geringen Kosten und Mitteln man erfolgreich arbeiten kann. Die Anordnung der Titelzeile nach Fig. 2 oben am Kopf ist neuerdings mehrfach auf Büchern zur Anwendung gekommen. Die Zeile wurde wohl auch durch einen breiten Goldstrich (Fig. 3) von dem übrigen ganz unten am Rande befindlichen Texte ge trennt. Dies war ziemlich nöthig, denn so eigenartig auch die Anordnung nach Fig. 2 wirkt, vermisst man doch eine Verbindung zwischen beiden Schriftsätzen. Man hat das Gefühl einer Lücke, der Titel sieht aus, als ob er nicht fertig wäre, und dies muss man vermeiden. Wenn die Zeilen unten fortfallen, so tritt die leere Fläche unterhalb des Kopfes weniger störend auf. Um Kopf und Fuss in Verbindung zu bringen, kann man in die Mitte der Decke eine Figur setzen, die jedoch mehr sein sollte als blosses Ornament. In Fig. 6 weist das Mittelstück auf den Text hin, und dadurch wird es berechtigt. Für geschäftliche Kataloge würde das Feld mit einer Allegorie, Hammer und Rad zum Beispiel, oder mit der in Gold geprägten, vielleicht auch in Farben gestellten Fabrikmarke zu füllen sein. Bedingung hierbei ist stets, dass das Mittelstück viel kräftiger als die ganz zurück tretende Schrift sei. Sobald beide Theile gleichwerthig auftreten, wird das Gesammtbild verlieren. Nur durch sehr scharfe Unter schiede in Masse und Helligkeit kann eine solche Anordnung erträglich wirken. In dieser Beziehung werden häufig Fehler gemacht. Ein Mittelstück z. B., das wenig kräftig gehalten ist und schwarz ge druckt oder geprägt werden müsste, um zur Geltung zu kommen, wird vielleicht in Gold oder einer hellen Farbe angelegt, während der Schrifttext dunkel gehalten wird. Dadurch verschwinden die von Anfang an schwachen Gegensätze, die ein kundiger Drucker zu verstärken versucht haben würde, und das Ganze wird flau und unansehnlich. Manche Drucker und Auftraggeber meinen zwar, das Grosse und Starke sei auch das Auffällige, und dementsprechend wird die Hauptzeile vielleicht in 3 Cicero, die nächstbedeutende in 2 Cicero gehalten usw. Diese Auffassung ist jedoch ein Fehler, und der Drucker sollte seine Kunden darüber belehren. Was auffällig ist und wodurch, hängt nicht von der Stärke, sondern von der Anordnung der Theile ab. In einer sehr magere Korpuszeile auffälliger sein, als eine fette Doppelmittelschrift. Die Figuren 4 und 6 können als Belege hierfür gelten. Man muss stets versuchen, das Ganze auffällig zu machen, dann sind es auch die Theile. Ebenfalls eigenartig ist eine Längstheilung der Katalogdecke, etwa nach Fig. 5. In die untere Ecke kann an Stelle des Ornaments auch wohl Schrifttext kommen, doch ist dies nicht zu empfehlen, weil dann die grosse leere Fläche die kleine erdrücken würde. Zuvor wurde gesagt, dass der zur Füllung dienende Theil möglichst kein blosses Ornament sein sollte. Es giebt jedoch viele Gewerbsarten, für welche ein stilisirtes Ornament grössern Umfanges recht wohl angewendet werden kann. Ich meine da mit die meisten Kunstgewerbe: Kunstschlosser, -Tischler, Gold schmiede, Lederkünstler, Buchbinder, Buchdrucker usw. usw. Auch für Gärtner und Pflanzenhändler kann man solche Ornamente unbedenklich verwenden. Auf Seite 3267 sind Beispiele dieser Art enthalten, die für sich selbst sprechen. In Beispiel A helfen die grossen Ornamente ein Mittelfeld schaffen, aus welchem die kräftigere Schrift gut hervortritt. Die Ornamente müssen in Wirklichkeit entsprechend vergrössert, die Striche so stark ausgezogen und die Zeich nung in Zink geätzt werden. Der Druck erfolgt am besten in Gold- oder Silberprägung. In Beispiel D bezieht sich die Figur der Leiste auf den Namen; gleiche Motive aber können ohne Bedenken verwendet werden, ohne dass der Besteller Storch oder Kranich heissen müsste. Auch hier kann man mächtige Effekte dadurch erzielen, dass die Silhouette-Figuren schwarz auf Goldgrund, oder in Gold auf schwarzen Grund gestellt werden. In vielen Fällen wird man besser fahren, wenn man die Leiste voll mit weiss ausgesparten Figuren herstellen lässt. Man kann dann z. B. Schwarz vor- und nach völligem Trocknen Gold oder Silber darauf drucken. Dies hat den Vortheil, dass das Schwarz ohne Umstände sehr tief in der Farbe erzeugt werden kann. Oder man druckt eine helle Farbe vor und die Leiste dunkel darauf usw. Eigenartige Wirkungen lassen sich erzielen, wenn im gegebenen Falle die Kraniche in grünspaniger oder sonst seltsam gefärbter Bronze auf dunklem Grund von gleicher Farbe erscheinen. Fig. 6. igebung wird