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2416 PAPIER-ZEITUNG. No. 79. und das sinnlose Wirthschaften mit fremdem Gelde zu geissein, weil ich nicht nur als Papier- und Pappenfabrikant, sondern auch als ein Haupt- Aktionär des Schaafhausen’schen Bankvereins in Köln, dem S. etwa 100 000 M. schuldet, in Mitleidenschaft gezogen werde. Was Herr de B. von Verbesserung der Hilfsmittel und Aufschwung der Industrie sagt, kann hier nicht zutreffen. Die Lage des Papier- und Pappenmarktes war durch grosse Ueber-Erzeugung so aussichtslos geworden, dass an stärkern Absatz garnicht zu denken war und Vergrösserungen nur den Zweck haben konnten, den Markt noch mehr zu drücken. Wenn S. und die andern nach Herrn de B.’s Meinung nur vom Unglück heimgesuchten Bankerotteure dieses Ergebniss absichtlich hätten herbeiführen wollen, so hätten sie nicht zweckentsprechender verfahren können. Sittliche Entrüstung über üble Nachrede steht den Freunden dieser Herren bei solcher Sachlage doch wahrlich nicht an. Carl Eichhorn. Vertiefungen in Pappen. Im Briefkasten der Papier-Zeitung Nr. 75 fragt unter Nr. 460 eine Firma an, was zu thun sei, um die Vertiefungen zu beseitigen, die sich auf der einen Seite ihrer Fabrikate bemerkbar machen. Ich habe dies mit besonderm Interesse gelesen, weil ich in meiner Praxis schon wiederholt mit diesem Uebelstand, der eine tadellose Glättung der Pappen vollständig ausschliesst, zu kämpfen hatte, und wohl auch verschiedene andere Fabriken darunter leiden. Die Erklärung, dass die erwähnten Streifen vom Unter sieb des Cylinders herrühren, ist wohl zutreffend, bedarf aber einer Ergänzung. Die Erscheinung zeigt sich nach meiner Erfahrung besonders bei breitem Maschinen, bei welchen die ver- hältnissmässig schwere Gautschwalze stärkern Druck auf die Gewebe des Cylinders ausübt, gewöhnlich wenn dieser einige Zeit arbeitet, und zwar stets in der Laufrichtung der Maschine. Ich habe .jedoch den Uebelstand auch gleich in den ersten Tagen nach Inbetriebsetzung neuer Maschinen beobachtet. Es ist nun nothwendig, sich zu überzeugen, ob die sogenannten Stege, welche in der Längsrichtung des Cylinders liegen, und auf denen das Untersieb ruht, tief genug in die Reifen des ersteren eingelassen sind. Ist dies nicht der Fall, so zeigt sich über sämmtlichen Reifen eine Erhöhung im Gewebe, welche sich dann dem Bogen mittheilt. Ein Cylinder von 150 cm Breite hat etwa 16 Reifen, und ebensoviel Vertiefungen sind dann im Bogen zu sehen. Eine weitere Folge ist, dass sich auch zwischen den Reifen das Obersieb, welches infolge seiner feinen Webeart weniger widerstandsfähig ist, in das Untersieb hinein drückt und, der Laufrichtung der Maschine entsprechend, auch die in dieser Richtung liegenden Drähte des letztem im Bogen scharf markiren und so die erwähnten Streifen bilden. Die quer liegenden Drähte des Untersiebes leisten ihrer Lage wegen dem Druck der Gautschwalze, welche oft trotz ihrer eigenen Schwere noch besonders belastet wird, mehr Widerstand. Für das Unter sieb empfiehlt sich deshalb mittelstarker Runddraht, doch muss dessen Nummer, ebenso wie diejenige des Obersiebes, dem Stoff entsprechen, den man verarbeitet. Wer Pappen oder Papier aus Abfällen herstellt, oder wer viel Schwerstoffe gebraucht, kann nicht mit den gleichen Geweben arbeiten wie Derjenige, über dessen Maschine Holzstoff oder Cellulose läuft. Ob das Untersieb aus rundem oder flachem Draht hergestellt ist, hat auf die Streifen bildung keinen Einfluss. Ich ziehe erstem nur aus dem Grunde vor, weil der flache Draht mehr Fläche bietet und sich infolge dessen der Schmutz leichter ansetzt, was öfteres Reinigen des Cylinders bedingt. Bezüglich des Obersiebes ist es stets von Vortheil, lieber eine etwas gröbere Nummer zu wählen, weil infolge stärkern Gewebes das Sieb dann widerstandsfähiger ist, auch besser entwässert, was wieder dem Filz zu Gute kommt, der dabei weniger leicht schmutzig wird. Demgegenüber kann eingewendet werden, dass durch das gröbere Sieb mehr Stoff mit dem Wasser weggeht. Dies ist jedoch nicht von Bedeutung, wenn ein gutes Schöpfrad vorhanden ist, das den grössten Theil des Abgangswassers der Maschine wieder zuführt, und wenn man über Klärbassins verfügt. Ich muss nun noch einen Punkt erwähnen, der zu der unangenehmen Streifenbildung auch beiträgt, und in dem gerade bei Cylindermaschinen sehr gesündigt wird, nämlich das Wickeln der Gautschwalze. Eine grosse Anzahl Fabrikanten wie auch Betriebsleiter huldigt der Ansicht, dass zum Wickeln der Walze der schlechteste abgelegte Filz gerade gut genug sei, und es kommt vor, dass ein Filz, auf dem keine Spur von Wolle mehr ist, so lange auf der Walze bleibt, bis er in verfaulten Fetzen von selbst herunter fällt. Das ist grundfalsch. Das Bewickeln der Walze sollte mindestens jede Woche einmal vorgenommen werden, und zwar dem Durchmesser ent sprechend, und mit genügend gutem Filz, damit die Walze elastisch bleibt und nicht hart wird. Die herunter genommenen Stücke können ausgewaschen und nochmals verwandt werden. Je öfter die Walze gewickelt wird, desto weniger zeigt sich auch das sogenannte Verdrücken, selbst bei schmierigem Stoff. Liegen also, wie anfangs erwähnt, die Stege richtig, sind die Siebe den Stoffverhältnissen und der Maschinenbreite entsprechend gewählt, und wird die Gautschwalze gut gewickelt und nicht bis ins Ungemessene belastet, so wird keine Streifenbildung vorkommen. Ich habe auf der Cylindermaschine, welche, beiläufig erwähnt, schon ihrer geringem Unterhaltungskosten wegen grössere Würdigung verdient, als ihr gerade in Deutschland zu Theil wird, sehr schöne Papiere in verschiedenen Stärken, bis zu 28 g auf den qm herab, und aus allen möglichen Stoffen gefertigt, welche nichts zu wünschen übrig liessen und gern gekauft wurden. Ich bin zu jeder weitern Auskunft durch die Papier-Zeitung bereit. H—. Wir bemerken hierzu, dass in dem an geregten Falle etwa 17 Streifen auf 10 cm kommen, während das zur Herstellung der Pappe benutzte Untersieb (Figur 1) auf gleichem Raum etwa 21 Flachdrähte hat. Zu derselben Angelegenheit erhalten wir noch folgende Zuschrift: Ragiihn (Anh.), September 1893. Im Briefkasten von Nr. 7ö geben Sie auf Nr. 460 betreffs des Mar- kirens des Untergewebes den Rath, solches aus rundem viel schwächerem Draht zu verwenden. Ich muss Ihnen nun darauf mittheilen, dass Ihr Rath in dieser Be ziehung nicht richtig ist. Ein Gewebe aus rundem Draht, wie inl. Muster, ist spitzeckig und bietet eher Raum, in welchem sich das feine Obergewebe eindrücken kann; ein viel leichteres Markiren des Untergewebes ist die natürliche Folge. Dagegen bei einem Gewebe aus flachem oder halbrundem Draht, wie inl. Muster, und wie ich es in allen solchen Fällen mit Erfolg ver wende, würde sich das Gegentheil zeigen, weil ein flacher Draht mehr Auflage bietet und ein Gewebe daraus lange nicht die spitzen Ecken hat. Für eine Harzer Fabrik, welche feinste Pappen herstellt, liefere ich nur solche Flachgewebe, wie Muster. Im äussersten Falle braucht es nur noch etwas feiner hergestellt zu werden. Jul. Pohle. Das Muster besteht aus flachliegenden Drähten wie in Fig. 2 wiedergegeben. Da gegen hatte das uns vom Fragesteller 460 ein- geschickte Muster, welches die streifigen Pappen erzeugt, die oben ersichtlichen Ab ¬ messungen. Fig. 2. Papier-Fasern. Das landwirthschaftliche Ministerium der Vereinigten Staaten von Amerika hat 1892 Ermittelungen über den Faser-Ertrag ver schiedener Pflanzen angestellt, deren Angaben jetzt veröffentlicht sind. Es ist darin nachgewiesen, dass der von dem mexikanischen Yucatan eingeführte Hanf ebensogut in Florida und der aus Neu-Seeland kommende Flachs in den Staaten am Stillen Ozean gezogen werden könnte, dass also die Vereinigten Staaten nicht nöthig hätten, diese Pflanzen von auswärts zu beziehen. In einer Versuchs-Station in Florida wurde eine Van Buren’sche Maschine aufgestellt zur Reinigung von Rohpflanzen, d. h. zur Gewinnung der Fasern daraus. Es wurde gefunden, dass eine Tonne Sisal-Hanf etwa 79 Pfund trockene Fasern liefert, d. h. 3,5 pCt. Die Blätter des Ananas-Baumes wurden abgeschnitten, nachdem am Tage vorher die Früchte geerntet waren, und 1022 Pfund derselben ergaben 25 Pfund trockene Faser, d. h. 2,5 pCt. Von einer andern Hanfsorte Bowstring Hemp (Sansevieria guineensis), die auch in Florida vorkommt und Blätter von 21/2—7" Länge hat, liefert eine Tonne 40 Pfund trockene Faser, soll aber bis 50 Pfund liefern können, d. h. 2,25 pCt. Es versteht sich von selbst, dass diese Fasern für die Papier- fabrikation erst verwendbar sind, nachdem sie als Textilfasern verwerthet waren, d. h. in der Form von Lumpen. Immerhin haben aber diese gewissenhaft geführten Untersuchungen Interesse, weil sie zeigen, wie wenig ernst die Projektenmacher zu nehmen sind, welche fortwährend neue Pflanzen zur Verwendung für Papier vorschlagen. Das grosse Geheimniss des guten Fortkommens heisst: Tüchtig arbeiten. Trägheit bringt nichts als Lumpen und Armuth zuwege.