Volltext Seite (XML)
2748 PAPIER-ZEITUNG. Ne. 89. der Gewissheit nahe kommen. Jedenfalls werden sie zeigen, welche Fasern den erwähnten Einflüssen am besten widerstehen. Wenn solche Versuche als überflüssig bezeichnet werden, so muss dies Urtheil aus Unkenntniss der Sache oder der Befürchtung entspringen, dass die dadurch erzielte Aufklärung Vorschriften zur Folge haben könne, welche wie die Bestimmungen über Normalpapiere von den Fabrikanten als lästige Beschränkungen empfunden werden. Umsomehr sind die Versuche aber wie die bisherigen »Bestimmungen« im Interesse der Verbraucher, des Staats und der Papier-Industrie selbst erforderlich. Die anfangs sehr angefeindete Papierprüfungs-Anstalt und die vom Königlichen Staatsministerium erlassenen Bestimmungen haben ihren Zweck bereits erfüllt, indem sie dem Niedergang der Papiere ein Halt entgegensetzten und dafür sorgten, dass Staat und Bürger Papiere erhalten können, die lange Zeit, vielleicht Jahrhunderte ausdauern. Die Verbraucher im Ausland wissen sogar schon, dass die nach den Preussischen Bestimmungen angefertigten Papiere einige Sicherheit für vorschriftsmässige Herstellung und Haltbar keit bieten, und es sind schon erhebliche Mengen derselben nach andern Ländern und Weittheilen ausgeführt worden. Sobald diese Papiere mit den vorgeschriebenen Wasserzeichen auf den Markt kommen, werden sie voraussichtlich noch mehr Beifall bei den Verbrauchern finden und die deutsche Papierfabrikation im In- und Ausland zu Ehren bringen. Die Papierfabrikanten er warten diese Wirkung nach dem in ihrer Versammlung zu Dresden am 14. Juni 1892 gefassten Beschluss, der in beiliegender Nr. 49 der Papier-Zeitung Seite 1405 abgedruckt ist. Wir sind auf diesem Gebiet allen andern Ländern voraus, mehrere Staaten haben schon unsere Einrichtungen nachgebildet, und viele frühere Gegner sehen deren Nützlichkeit ein. Zur Ergänzung und etwaigen weitern Ausbildung der »Bestimmungen über Normalpapier« ist es aber erforderlich, dass die Eigenschaften und der Einfluss der neuern Zellstoffe möglichst genau ermittelt werden. Nach dem Ergebniss solcher Feststellungen wird man erwägen müssen, ob und in welchen Mengen die verschiedenen Zellstoffe zu den verschiedenen Papieren verwendet werden dürfen, ohne diesen zu schaden. In der Eingabe des Unterzeichneten vom 24. März 1883, auf Grund deren Seine Durchlaucht der Fürst Bismarck die Errichtung der Papier- und Schreibwaaren-Prüfungsanstalt verfügte, befindet sich, wie aus Seite 50 beiliegender Schrift »Normal-Papier« ersichtlich, folgender Satz: „Eine Prüfungs-Anstalt für Papier und Schreibwaaren sollte ausserdem auch der Industrie und Wissenschaft dienen, indem sie den Einfluss der verschiedenen Fasern und Fabrikationsmethoden auf die Eigenschaften und Dauerhaftigkeit des Papiers ermittelte. “ Es wurde von jeher als Aufgabe dieser Anstalt betrachtet, solche wissenschaftliche Arbeiten zu übernehmen, die nur von einem öffentlichen Institut ihrer Art ausgeführt werden können. Die Anstalt hat auch schon viele schätzenswerthe Arbeiten geliefert und sich damit allgemeine Anerkennung erworben. Die erwähnte Reihe von Versuchen würde eine der wichtigsten und dankenswerthesten Aufgaben bilden und von den Leitern der Anstalt gern ausgeführt. Da die Papierprüfungs-Anstalt erheblichen Ueberschuss ab wirft, so erscheint es auch gerecht, dass ein Theil dieses Ueberschusses zur Lösung solcher Fachaufgaben Ver wendung findet. Ich erlaube mir deshalb im öffentlichen Interesse um Erlass der hierzu erforderlichen Verfügung und Anweisung der nöthigen Mittel gehorsamst zu ersuchen. Die Kaiserlich Russische Expedition zur Anfertigung der Staatspapiere in St. Petersburg hat seit 1891 eine Papierprüfungs- Anstalt in Betrieb, die der unsrigen nachgebildet ist, und hat auch unsere Normalien vorgeschrieben. Die junge Anstalt ist, wie ich persönlicher Mittheilung des Chefs der Versuchs-Abtheilung, Herrn Nicolai Reszow, entnehme, der unsrigen in Anstellung solcher Versuche wie die beantragten zuvorgekommen. Sie hat ein besonderes Zimmer eingerichtet, worin die verschiedensten Papiere bei verschiedener Feuchtigkeit verschiedener Wärme unter Einwirkung von mehr oder weniger Gas-Verbrennungsluft lange Zeit aufgehängt und täglich geprüft werden. Die gleichzeitige Anstellung solcher Versuche an andern Orten wird die unsrigen vortheilhaft ergänzen und noch zuverlässigere Schlüsse auf die Haltbarkeit ermöglichen. Ich stehe zu weitern Erläuterungen gern zur Verfügung und verbleibe einer hohen Kommission ganz ergebener Berlin W., 5. Juli 1892. Carl Hofmann. Berlin, 19. März 1893. Auf die Eingabe vom 5. Juli v. Js. erwidern wir Ew. Wohl geboren bei Rückgabe der Anlagen ergebenst, dass auch wir die Wichtigkeit einer systematischen Prüfung der Cellulose auf ihre Dauerhaftigkeit nicht verkennen und die Aufnahme dieser Unter suchung unter die Zwecke der Abtheilung für Papierprüfung der Königlichen mechanisch-technischen Versuchsanstalt schon seit längerer Zeit ins Auge gefasst haben. Der praktischen Ver wirklichung unserer Absichten stehen aber zunächst die beschränkten Räumlichkeiten der Anstalt entgegen, welche selbst für die heute bereits auszuführenden Arbeiten und Untersuchungen nicht mehr ausreichen. Wir haben daher die erforderlichen Schritte gethan, um einen Erweiterungsbau für die mechanisch technische Versuchsanstalt in die Wege zu leiten, und werden, sobald dieses Ziel erreicht ist, auch für die Prüfungsstation die Mittel zu gewinnen suchen, deren sie zur Ausführung von systematisch angelegten Dauerversuchen mit Papieren aus ver schiedenen Rohmaterialien bedarf. Königliche Kommission zur Beaufsichtigung der technischen Versuchsanstalten. Schultz. An den Civil-Ingenieur, Mitglied des Kaiserlichen Patentamts, Herrn Carl Hofmann. Wohlgeboren hier. Sonntags-Arbeit. Wien, 31. Oktober 1893. Da es in dem gegenwärtigen Streite deutscher Papier-Fabrikanten für und wider die Einführung der Sonntagsruhe vielleicht von Werth ist, auch die Stimme eines österreichischen Papierfabrikanten über diese wichtige Frage zu hören, so drängt es mich, meiner Meinung dahin Ausdruck zu geben, dass es am Papiermarkte nur dann besser werden kann, wenn durch eine gesetzlich festgesetzte 36 stündige Sonntagsruhe der gegenwärtigen Ueberproduktion einigermaassen ge steuert würde. Ich schliesse mich also voll dem Artikel in der Papier-Zeitung vom 26. Oktober Nr. 86, »Lage der Papierfabrikation«, an. Wasser mangel, Theuerung der Kohle und der Chemikalien, des Holzschliffs und des Zellstoffs usw. haben es nicht bewirkt, die Papier-Preise zu heben, weil jeder Fabrikant immer nur in der Massenproduktion sein Heil sucht und sich bemüht, die Theuerung der Materialien gerade wieder durch Mehrproduktion zu paralysiren, um dadurch die auf den Centner fallende Regie-Quote möglichst zu vermindern. Da aber dadurch einerseits die Materialien nur immer theurer werden, der Papierkonsum anderseits jedoch nicht in dem Maasse der Mehrproduktion steigt, so müssen bei zu geringer Nachfrage und zu grossem Ausgebot die Papierpreise naturgemäss fallen, und wir er leben das unsinnige Schauspiel, resp. das Trauerspiel, dass, je mehr die Einkaufspreise steigen, desto mehr die Verkaufspreise fallen! Dass dies ein ungesunder, auf die Dauer unhaltbarer Zustand ist, ist einleuchtend, und die nun schon seit Jahren bestehende Fortdauer dieses Marasmus ist um so unbegreiflicher, als es nur des guten Willens und eines geringen Grades von Gemeinsinn bedürfte, um eine sofortige Besserung in dieser schleichenden Krankheit herbeizuführen. Die Gelegenheit, durch gesetzliche Einführung einer möglichst aus giebigen Sonntagsruhe Besserung zu schaffen, war nie so günstig, wie jetzt, wo die Initiative dazu von den Regierungen und von den Arbeitern selbst ausgeht! Anstatt aber diese günstige Gelegenheit zu ergreifen und nur einfach »Ja« zu sagen, wird die Sonntagsruhe, namentlich für die mit Wasser kraft arbeitenden Fabriken, von kurzsichtigen Theoretikern als ein ganz besonderer volkswirthschaftlicher Verlust hingestellt, und der Schrei er hoben, es ja nur beiden gegenwärtigen ungesunden Zuständenzu belassen! Als ob die unbegrenzte Waaren-Erzeugung an sich ein volks wirthschaftlicher Gewinn wäre! Ein Gewinn wird die Waaren-Erzeugung doch nur dann, wenn die erzeugten Waaren mit Nutzen, nicht aber, wenn sie ohne Nutzen, oder gar mit Schaden verkauft werden. Die sogenannte »Ausnutzung der Wasserkräfte« wird in letzterem Falle nicht zu einer volkswirthschaftlichen Ausnutzung, sondern zu einer gemeinschädlichen Verschwendung der Wasserkräfte, wenn mit denselben unnütze Waaren erzeugt werden! Aber auch an sich ist es ein Trugschluss, den Verzicht auf die schrankenlose Ausbeutung der Wasserkräfte als einen Schaden zu erklären, denn genau mit derselben Logik müsste auch das Stillstehen der Dampf- und Arbeits-Maschinen sämmtlicher Industrieen an den Sonntagen ein volkswirthschaftlicher Schaden sein, denn die Kosten der Dampfkraft und der Herstellung sämmtlicher Fabrikate selbst resultiren