Volltext Seite (XML)
2422 PAPIER-ZEITUNG. No. 79. Besteller durch Korrekturen-Berechnung zu erzürnen oder den Geschäftsgewinn durch entstandene Makulatur aufzuheben. Beim Accidenzsatz vermeide man allzugrosse Künsteleien, beobachte vielmehr vornehme Einfachheit und lege lieber den Schwerpunkt auf richtige Schriftenwahl, guten, säubern Druck mit guter Farbe und auf schönes Papier. Die Arbeit wird dann für das Publikum nicht zu theuer, und der Drucker hat eher einen Gewinn zu verzeichnen. Sogenannte Kunstsätze, an denen tagelang gebaut, gefeilt und auch gelöthet wird, gelingen nur selten. Solche Arbeiten sind vorher garnicht zu schätzen, denn bis erst die Skizze gemacht ist und man über das Wenn und Aber der Ausführung sich besonnen hat, ist leicht ein Tag dahin. Farbereste, welche bei bunten Formen in der Tretpresse gute Verwendung finden können, sind, wenn es lohnt, in kräftige Zinn folie einzuschlagen und in einen Bogen der Auflage, welche in der betreffenden Farbe gedruckt wurde, einzuwickeln, damit man den Inhalt erkennen kann. Will ein Kunde Illustrationen auf stark gerippte Papiere oder auf solche mit grossem Wasserzeichen gedruckt haben, so ist ihm dies abzurathen, denn die Schwierigkeit des Druckes liegt klar zu Tage. Soll Büttenpapier bedruckt werden, so ist dasselbe vorher in mässig feuchtes (ungeleimtes) Makulatur einzulegen, und der Druck wird flott von statten gehen. L. W. Aneinanderkleben von Drucksachen. Wir erhalten folgende Anfrage: Giebt es ein Mittel, das Kleben von Buntdrucken an zwischen gelegtem Seidenpapier zu vermeiden? Wochenlanges Austrocknen in geheizten oder luftigen Räumen verhindert dies nicht, auch nicht der Zusatz zulässiger Mengen von Sikkatif zur Druckfarbe. Wenn man bei Buntdrucken die Vorsicht übt, jede Farbe vor dem Aufdruck der nächsten trocknen zu lassen, und wenn man der zweiten und folgenden Farbe ein wenig Sikkatif zusetzt, so muss die Arbeit so trocken werden, dass sie versandtfähig wird. Mischt man zuviel Sikkatif bei, so kommt es nach Hoffmann’s Farbenlehre Seite 91, Absatz 346, wohl vor, dass die Drucke gar nicht trocknen wollen. Mässige Anwendung dieses Trockenstoffs ist daher nöthig. Bei dem Drucken vieler Farben übereinander muss man übrigens Sorge tragen, dass nicht zu viel Firniss, d. h. Klebstoff, aufeinander kommt. Man nehme zum Anreiben der Farben mög lichst dünnen Firniss — wenn es geht, wasserflüssigen — und setze mittelstarken nicht mehr zu, als unbedingt nöthig ist. In solcher Anmachung kann selbst geringer Siccatif-Zusatz weit kräftiger wirken, als wenn viel überstarker Firniss in der Farbe ist, der den Trockenstoff einkapselt. Es kann im vorliegenden Falle auch seih, dass Teigfarben verwendet wurden, die mit Fettzusatz statt mit dünnstem Firniss angerieben waren. Solche Farben trocknen auf dem Papier ebensoschwer wie in der Büchse. Ferner kann die Farbe, wenn sie maschinenfertig bezogen wurde, schlechten Firniss enthalten, der überhaupt schwer trocknet, oder solcher Firniss kann zum Bei mischen verwandt worden sein. Farbe und Firniss sind in diesem Falle durch Ausstreichen etwa 1/2 mm stark auf einer Glastafel und Beobachtung während einiger Tage in staubfreiem Raume zu prüfen. Wir bitten jedenfalls um weitere Mittheilung und ersuchen um Bekanntgabe von Erfahrungen aus unserm Leserkreise. Englische buchtechnische Fachbezeichnungen. Im Buchhändler-Börsenblatt giebt Herr Edgar Taussig über den englischen Antiquariats-Katalog eine längere Auseinander setzung, aus der die folgend abgedruckten Stellen auch für die gegenwärtige Buchtechnik Bedeutung- haben und das Verständniss englischer Ankündigungen usw. erleichtern werden. Grosses Gewicht legt der Engländer auf die Beschreibung der Illustrationen. Sind diese und — was dann meist der Fall ist — das ganze Buch minderwerthig, so begnügt man sich einfach mit der Angabe illustrated (illustrirt) oder with illustrations (mit Illustrationen). Im andern Falle aber lässt man ihnen eine ge bührende Würdigung zutheil werden und leitet wohl auch in besondern Fällen die Beschreibung mit einem embellished (ver schönert) oder enriched (bereichert) ein. Nach der Art der Herstellung unterscheidet man: woodcut (Holzschnitt), engraving on copper (Kupferstich), steel-engraving (Stahlstich), etching (Radirung), photogravure (Lichtdruck), lithograph (Lithographie), chromolithograph (Chromolithographie), mezzotint (Mezzotint), usw. Die Illustrationen können darstellen designs^ drawings (Zeich nungen, Entwürfe), outline drawings (Umrisszeichnungen), sketches (Skizzen), figures (Figuren), portraits (Bildnisse) usw. und als frontispiece (Titelkupfer), plate (»Kupfer«), Vignette (Vignette), head- (Kopf-) oder tail-piece (Fussleiste), border (Rahmen), initial (Initiale) usw. Verwendung finden; oft sind sie sehr frühe (early) oder sehr gute (first) Abdrucke(impressions),oder gar Probe-Abdrucke vor der Schrift (Proofs before letters); oft sind äusser den gewöhn lichen (ordinary) Illustrationen noch Abdrucke in einem frühem Grade der Vollendung vorhanden, so dass das Exemplar — das man in diesem Falle mit dem technischen Ausdrucke »a special copy«. zu bezeichnen pflegt — dann eine doppelte Serie der Illustrationen in verschiedener Ausführung (a double set of the illustrations in a different state) besitzt. Die Illustrationen können entweder schwarz (plain) oder kolorirt (tinted, coloured) sein, in welchem Falle darauf zu achten ist, ob sie mit der Hand (by hand) kolorirt sind. Unumgänglich nothwendig ist es, falls man nur irgendwie kann, den Namen des Zeichners, wie den des Graveurs anzugeben; die Illustrationen sind gravirt (engraved) von (by) .... nach einem Entwürfe von (after the design of) ... . Äusser den Illustrationen muss man auch den sonstigen Bei lagen, als Plänen (plans), Karten (maps), Tafeln (tables), Geschlechts tafeln (genealogical trees) usw. Beachtung schenken, und ist in den meisten Fällen gezwungen, auch deren Grösse, Zahl und Her stellungsart genauer anzugeben, was in ähnlicher Weise wie bei den Illustrationen erfolgt. Die Zahl der Bände, Theile oder Nummern wird durch vol[ume]s., parts oder numbers und vorgesetzte Zahl ausgedrückt. Ist nur ein einzelner Band oder einzelne Bände eines Werkes erschienen, so fügt man zur Bandbezeichnung allpublished (alles, was erschienen) hinzu: Morley (Prof. H.), English Writers, Vol. I and II, Part 1 (all published). Sind mehrere Bände in einen Band gebunden oder umgekehrt, so drückt man das wie folgt aus: 8 vols. in 4; 2 vols. in 6 parts. Mit Rücksicht aufs Format (size) unterscheidet man: 64°., 32°., 24°., 18°., 16°., 12°.; foolscap (63/4 : 41/4 inches), crown (71/2 : 5), post (8 : 5), demy (83/4 : 51/2), medium (91/2 : 6), royal (10: 61/.), super royal (101/4 : 63/4), imperial Octavo (11 : 71/2); crown (10 : 71/2), demy (111/4 : 83/4), medium (12 : 91/2), royal (121/2 : 10), super-royal (133/4 : 101/4), imperial Quarto (15 : 11); small Folio, Folio, large, royal, imperial, Elephant Folio. Eine besondere Rolle spielt der Buch-Einband, dessen Beschaffen heit in folgender Weise beschrieben wird: Das Buch befindet sich, wenn es die Druckerei verlässt, in Bogen (quires), wird entweder broschirt (seien) und mit einem Umschlag (wrapper, cover) versehen, oder gebunden (bound), und dann zum bessern Schutze oft in eine Mappe (portfolio) oder Futteral (case) eingeschlossen. Ein Buch wird ganz (wholly) oder nur zur Hälfte (half) in ein bestimmtes Material gebunden; am häufigsten wird verwendet: boards (Pappe), cloth (Leinwand), limp cloth (Wachsleinwand), calf (Kalbleder), sheep (Schafleder), pigskin (Schweinsleder), morocco (Maroquin), russia (Juchten), parchment, vellum (Pergament), silk (Seide), velvet (Sammet), wood (Holz), silver (Silber), gold (Gold) usw. Vom Kalbleder giebt es besonders viele Variationen; die beliebtesten sind: das sogenannte tree-calf, Spanish calf und marbled calf. Die meisten der oben bezeichneten Stoffe können in den verschiedensten Farben auftreten; die gewöhnlichsten sind: black, white, red, crimson, purple, brown, olive, orange, green usw. Die Farbe selbst wird eine gewisse Nuance besitzen, bright oder light (licht) im Gegentheil zu dark (dunkel). Die Verzierungen (Ornaments) am Einbande sind entweder in Blind- (blind) oder Gold-Pressung (gold tooling) ausgeführt, und nicht selten mit Rücksicht auf den Buch-Inhalt gewählt, sodass man sie als symbolical (symbolisch) oder emblematic (emblematisch) bezeichnet. Die Seiten (sides), der Rücken (back) und nicht selten auch die Innenseite (inside) des Buchdeckels sind mit Verzierungen bedacht, die man kurzweg als extra oder (falls reichlicher) als super-extra kennzeichnet. Bei historischen Einbänden wird man oft Wappen (arms), Lilien (fleurs de lis), gekrönte (coronnetted) oder verschlungene (interlaced) Buchstaben angebracht finden. Die Kanten (Schnitt) (edges) eines Buches sind entweder unbeschnitten (uncut) oder beschnitten (cut), und im letztem Falle gewöhnlich vergoldet (gilt), oder marmorirt (marbled), oder roth (red), gelb (yellow), safranfarbig (safron) gefärbt. Alte Drucke, die neu gebunden werden, werden zwar nicht beschnitten, aber doch vergoldet; man nennt einen solchen Goldschnitt ruff (roh) gilt. Viele, besonders neuere Bücher, werden nur am obern Schnitt vergoldet (top edges gilt). Nicht selten begegnet man Metall beschlägen an den Ecken (brass corners) und Schliessen (claps), die eine künstlerische Ausführung verrathen.