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No. 79. G) © Buchgewerbe Buchbinderei 8 8 Buchdruck ® ® ® ® e ® Buchhandel ® ® ® Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung. Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. 2420 — Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. Berliner Typographische Gesellschaft. Versammlwtu/ vom 27. September. Der Vorsitzende macht zunächst geschäftliche Mittheilungen über die im Werden begriffene Ausstellung und führt eine Reihe von Firmen auf, die sich zur Theilnahme schon jetzt bereit erklärt haben. Trotzdem der für die Ausstellung überlassene Bürgersaal ziemlich gross ist, wird es doch wahrscheinlich schliesslich an Platz fehlen, um Alles, was zu erwarten ist, unterzubringen. Es wird deshalb nöthig sein, dass die betreffenden Firmen nicht zu viel, sondern vom Guten das Beste senden. Der Hogenforst’sche Bandverschluss (s. Nr. 51 der Papier-Zeitung) ist von einigen Mitgliedern in längerer Praxis erprobt, aber nicht als praktisch befunden worden. Besonders wurde bemängelt, dass beim Ausspringen der Bänder aus der Rolle die dicken Schlösser auf der Form leicht viel grössern Schaden anrichten, als ein einfach genähtes Band. Ausgesprungene Bänder, die glücklicher Weise in Walzen und Zahnstange gegangen waren, wurden vorgezeigt. Da ferner Verschlüsse und zugehörige Zange sehr theuer seien, da man auch ebenso schnell ein Band nähen wie durch die Verschlüsse vereinigen könne, so biete diese Neuerung auch sonst keinen Vortheil. Das im,vorigen Bericht erwähnte Schreiben des Herrn Th. Goebel an den Vorstand der Gesellschaft als Antwort auf dessen Glückwunsch zum 50jährigen Buchdrucker-Jubiläum hat folgenden Wortlaut: Stuttgart, 3. September 1893. Einer hochgeehrten Typographischen Gesellschaft zu Berlin spreche ich den wärmsten und herzlichsten Dank aus für die mir in Erinnerung an den Tag, an welchem ich vor fünfzig Jahren in die Lehre getreten, dargebrachten, für mich sehr ehrenvollen Glückwünsche. Ich bin aber nicht so unbescheiden, zu wähnen, dass ich all das Lob, welches mir bei dieser Gelegenheit von so vielen und hochachtbaren Seiten ausgesprochen worden ist, wirklich verdiene; habe ich doch mein Leben lang nichts weiter gethan, als was ich für meine Pflicht erachtet, und dass mein Streben, meine Arbeit dabei mehr an die Oeffentlichkeit getreten ist, als die von Tausenden anderer pflichttreuer und fleissiger Arbeiter, das ist doch wahrlich nicht mein Verdienst, es lag einfach in der Natur dieses Strebens und Schaffens. Habe ich damit wirklich einiges Gute erreicht und der Allgemeinheit genützt, so gewährt mir dies aufrichtige Freude und Genugthuung, und wollen Sie das geringe Verdienst in so hervorragender Weise anerkennen, wie Sie es gethan, dann bieten mir Ihre Worte eine höhere Belohnung, als ich sie je zu hoffen gewagt Ich kann Ihnen dafür eben nur meinen tief empfundenen Dank aussprechen, daran die Versicherung knüpfend, dass ich in der mir noch verbleibenden Zeit unentwegt und unbekümmert um Neben dinge auf der Bahn weiter zu wandeln gedenke, die ich mir für mein Leben vorgezeichnet habe. Der Umstand, dass kompetente und fach kundige Männer, wie Sie, welche sich mit mir eins wissen im beruflichen Streben, sich veranlasst fühlen, mir dafür Anerkennung auszusprechen, darf von mir gewiss als ein Beweis aufgefasst werden, dass ich den richtigen Weg zu wandeln, einem guten Ziele zuzustreben bemüht ge wesen bin. Mit kollegialischer Hochachtung und herzlichem Gruss Ihr ergebenster Theodor Goebel. Ausstellungs-Angelegenheit. Vorstand und der verstärkte technische Ausschuss kommen bis zur Ausstellung jeden Sonntag 1/210 Uhr im Vereinslokal, Alte Jakobstr. 128, zusammen. Rechtzeitiges Erscheinen ist erwünscht. Vorlegung der Konkurrenz-Entwürfe. Ausstellung von Erzeugnissen der Buchdruckerkunst und verwandter Gewerbe vom 22.-26. November 1893 im Bürgersaale des Berliner Rathhauses. Der Vorstand erlässt ein Rundschreiben, in welchem zur Betheiligung an der Ausstellung aufgefordert wird. Erwünscht ist nicht nur die Einsendung von Accidenzen, sondern auch von Werken und Broschüren, soweit sie sich zu Ausstellungszwecken eignen. Die Sachen werden so bald wie möglich unter Adresse des Herrn E. Baumeister, Berlin SW., Kreuzbergstr. 78, erbeten. Vorherige Anmeldung ist erwünscht, um für gute Platz-Eintheilung sorgen zu können. Die Gegenstände werden — falls die Aus steller dieselben nicht besonders den Sammlungen der Gesellschaft überweisen werden — den Einsendern kostenfrei zurückgeschickt. Neue Art der Accidenz-Ausstattung. Hierzu ein Kunstblatt. Als theilweisen Ersatz des Ausfalls der Buchgewerbe-Abtheilung in letzter Nummer bieten wir unsern Lesern heute eine in mehr facher Beziehung bemerkenswerthe Kunst-Beilage. Was wir daran hervorzuheben finden, ist weniger die tadellose technische Ausfüh rung, als das Verständniss und Anordnungsgeschick, welches der Zeichner des Blattes für seine Aufgabe bewiesen hat. Die Arbeit ist ein Nachdruck des Titels des grossen Katalogs, den die Armaturenfabrik Dreyer, Rosenkranz & Droop in Hannover bei J. C. König & Ebhardt daselbst in diesem Jahre drucken liess. Das Blatt enthält ziemlich viel Text, daneben 16 Medaillen, und eine grosse Zahl verschiedener Kessel- und Dampfmaschinen- Armaturen. Diese Dinge so unterzubringen, dass alles ZU richtiger Geltung kam und ein guter Gesammt-Eindruck erzielt werden konnte, war nicht leicht. Auf Anregung der bestellenden Firma ordnete der Zeichner die darzustellenden Ausrüstungstheile an einer aus drei verschieden starken Strängen bestehenden Rohr leitung so an, wie sie in Wirklichkeit stehen würden. Wir sehen alle Arten von Flanschen-Verbindungen, Rohrfortsetzungen, Ven tilen, Hähnen, Wasserstandsgläsern, Dampfspannungsmessern usw., die ein volles Bild des Katalog - Inhaltes geben. Durch diese Leitungen ziehen sich etwas freie Blatt-Ornamente, die nicht nur bestimmt sind, als Ausschmückung zu dienen, sondern die auch eine gute Massen-Vertheilung bewirken. Von den Ornamenten wird nichts Wesentliches verdeckt, Einiges noch besser hervor gehoben. Durch den Gold-Hintergrund kommen die dargestellten Theile nebst Beiwerk zu besserer Wirkung, und die Rohrleitung erscheint als Rahmen. Der Gedanke, Haupttheile einer Druck sache, ohne sie zu stilisiren, d. h. unwahr zu machen, mit den künstlerischen Zuthaten zu verschmelzen, ist sehr glücklich und weitester Nachahmung werth. Man kann diese Ausstattungsweise als gewerbliche Ornamentik bezeichnen. Da alles Zweckmässige stilvoll ist, so wird selbst der strengste Künstler nichts dagegen einzuwenden haben, wenn er auch vielleicht die Abwesenheit von Herolden, Putten, Bannern usw. und die dienende Stellung des sonst meist als Hauptsache behandelten Beiwerks bedauern wird. Dass diese allgemein übliche künstlerische Auffassung dessen, was die Kunst dem Accidenzdrucker sein soll, mit den poesielosen Anforderungen des gewerblichen Lebens in Widerspruch steht, dass der Künstler — je weiter er in die Höhe steigt — im selben Maasse in der Regel das Verständniss für das tiefer Liegende verliert, obwohl es ihn nährt, ist schon wiederholt in der Papier-Zeitung beklagt worden. Je schwieriger es schien, einen Ausgleich zwischen den nüchternen Bedürfnissen des für Gewerbe und Verkehr arbeitenden Accidenzdruckers und der idealen Auf fassung des Künstlers zu finden, desto angenehmer ist es, eine so praktische Lösung dieses Problems, wie es vorliegende Arbeit ist, anzutreffen. Ueber Werthbestimmung von Drucksachen. (Schluss zu Nr 77.) Eine Berechnung von Druckpreisen glatter Werke und Stereotypen lässt sich im allgemeinen anstellen. Als Tages-Ein kommen einer Schnellpresse muss mindestens 24 M. angenommen werden; dies entspricht einem Geschäftsaufschlag von 60 pCt. Nehmen wir an, es ist ein Bogen kl. 8°, glatter Satz, zu drucken, Auflage 6000. Zur Zurichtung (Schliessen, Revision einbegriffen) braucht ein geübter Drucker mindestens 3 Stunden; dies ent spricht einem Werth von 7 M. 20 Pf. In den ihm noch ver bleibenden 7 Stunden bis Arbeitsschluss (Werth 16 M. 80 Pf.) wird er die 6000 Drucke, unvorhergesehenen Aufenthalt abgerechnet, fertigstellen. Die Auflage würde also 24 M. kosten. Es ist aber klarer und fördert die Berechnung auch beliebiger anderer Posten besser, wenn man den einmaligen Grundpreis (Satz, Her- und Zurichten für den Druck, alle Vorbereitungen bis zum glatten