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PAPIER-ZEITUNG. 1643 kommen soll; der für den Betrieb und im Winter für die Heizung der Arbeitsräume erforderliche Dampf wird in 4 Dampf kesseln von zusammen 544 qm Heizfläche erzeugt. Zur Beurtheilung des Geschäftsumfanges sei bemerkt, dass im letzten Jahre an fertigen Waaren zum Versandt kamen: 15334 Kisten mit einem Gesammtgewicht von 1 151304 kg durch die Eisenbahn und 19769 Postpakete. Die König & Ebhardt’sche Fabrik wurde vor kurzem durch den preussischen Handelsminister v. Berlepsch in Begleitung des Unterstaatssekretärs Lohmann und des Geh. Ober-Regierungs- Baths v. d. Hagen eingehend besichtigt. Der Gründer der Fabrik, der nun im '85. Lebensjahre stehende Kommerzienrath Ebhardt, konnte die Herren selbst begrüssen und an dem Rundgange in voller Rüstigkeit theilnehmen. Den Herren wurde eine in der Anstalt hergestellte Festschrift des Vereins Deutscher Ingenieure überreicht, die 182 Seiten stark ist und in Ausstattung und Einband ein würdiges Zeugniss für die Leistungsfähigkeit der genannten Fabrik ablegt. Vorstehende Angaben sind der Festschrift zum Theil entnommen. Geschäftsbücher - Fabriken. In Nr. 33 vom Jahre 1885 berichtete der Herausgeber der Papier-Zeitung über einen Besuch, den er der Geschäftsbücher- Fabrik J. C. König & Ebhardt in Hannover abgestattet hatte. Die Grösse der Anlage, die Art der Einrichtung, und die Leistungs fähigkeit dieser Fabrik fanden schon damals gerechte Würdigung. Inzwischen ist die Anlage wiederholt bedeutend erweitert' worden, und wir geben nachstehend ein Bild davon, das für sich selbst reden wird. Der Begründer der Fabrik, Heinrich Ebhardt, fing 1845 an, die für seine Cichorien-Fabrik in Hannover gebrauchten Etiketten auf einer Buchdruckpresse selbst herzustellen, und versuchte dann bessere Formulare zu drucken, als sie damals erhältlich waren. Da diese Vorbilder Beifall fanden und vielfach nachgeahmt wurden, so entschloss sich Ebhardt zur Begründung einer Buch- und Stein druckerei, aus welcher in Verbindung mit einer Buchbinderei die erste verlagsmässige Geschäftsbüchei - - Fabrik entstand. Zuerst dienten 2 Buchdruck-Handpressen zur Herstellug des Druckes; die bedruckten Bogen wurden verschiedenen Buchbindermeistern in der Stadt zum Binden übergeben. Nachdem im Laufe der Jahre 9 Buchdruck-Handpressen, 4 hölzerne Steindruck -Hand- fressen, 2 Einfarben-Buchdruck-Schnellpressen und verschiedene liniirmaschinen in Thätigkeit getreten waren, wurde 1859 der Dampfbetrieb eingeführt durch Aufstellung einer 1 Opferdigen EgestorfFschen Dampfmaschine. 1862 wurde die Schriftgiesserei eingeführt, 1865 mit dem Bau der für den eigenen Betrieb erforderlichen Maschinen begonnen, und 1866 wurde die erste Zweifarben-Buchdruck-Schnellpresse von König & Bauer in Ober zell, zugleich die erste in Deutschland, aufgestellt, der 1873 die erste Steindruck-Schnellpresse folgte. Da die bisherige Arbeits stätte in der Marstallstrasse eine weitere günstige Entwickelung des Werkes nicht mehr gestattete, so wurde die Errichtung der gegenwärtigen Betriebsstätte begonnen und 1876 der Betrieb dorthin verlegt. In dem neuen Gebäude konnte auch die Buch binderei, die bisher in der Weise ausgeführt wurde, dass jeder Buchbinder das zu bindende Buch vom Heften beginnend bis zum letzten Handgriff fertig machte, völlig fabrikmässig, d. h. mit weitestgehender Arbeitstheilung, eingerichtet werden. Im Jahre 1878 wurde die Drahtheftung durch Beschaffung der ersten Brehmer’schen Drahtheftmaschine eingeführt, von denen heute 15 Maschinen in Betrieb sind. Nachdem schon im Jahre 1888 durch Anbau eines Flügels für die Lithographie und Steindruckerei die erforderlichen Arbeitsräume hergestellt waren, ist jetzt schon wieder ein grosser Umbau in der Ausführung begriffen, durch welchen die vorhandenen Arbeits- und Lager räume beinahe auf das Doppelte vergrössert werden sollen. Gegen wärtig sind in der Fabrik gegen 600 Arbeiter und im Kontor 30 Kaufleute beschäftigt. Als Antriebskraft dienen 2 Dampf maschinen von zusammen 150 Pferdestärken, zu denen für den vergrösserten Betrieb eine dritte Maschine von 150 Pferdestärken Die glückliche Entwicklung der König & Ebhardt’schen Fabrik war Veranlassung, dass in Hannover bereits im Jahre 1856 die Firma Edler & Krische einen gleichen Betrieb eröffnete, in welchem gegenwärtig 200 Arbeiter beschäftigt sind, und im Jahre 1873 die heutige Firma W. Oldemeyer Nachfolger unter der Bezeichnung Hannoversche Geschäftsbücher-Fabrik ein drittes derartiges Unter nehmen ins Leben rief, welches jetzt 150 Arbeiter beschäftigt. Der Deutsche Tag in Chicago. Die Feier des »Deutschen Tages« in Chicago am 15. Juni ist, wie unser Berichterstatter in Nr. 54, Seite 1603, meldete, in überraschend glänzender Weise verlaufen. Die Rede, in welcher Carl Schurz den deutschen Ausstellern dankte und den Eindruck dieser Ausstellung zusammenfasste, ist ihres sachlichen Inhalts und herzlichen Tones wegen der Wiedergabe werth. Wir lassen nachstehend nach »Illinois-Staats-Zeitung« einen Auszug folgen. Dies ist der deutsche Ehrentag in dem friedlichen Wettkampf der Völker auf dem gastlichen Boden der amerikanischen Republik. Von Nah und Fern kamen wir her, um unsere Huldigung zu zollen dem Genius der deutschen Nation. Als mir die hohe Ehre des Rufes wurde, dieser Huldigung im Namen meiner Landsleute Ausdruck zu geben, fand ich manche Hindernisse in meinem Wege. Aber das deutsche Blut in meinen Adern liess mich nicht ruhen; und hier bin ich denn, um meine Stimme mit der Eurigen zu vereinigen in dem freudigen Gruss an das alte Vaterland. Wie wenig kennen uns doch unsere Stammesgenossen drüben, die da glauben, das Herz des deutsch geborenen Amerikaners sei in selbstsüchtiger Dollarjagd erkaltet und fühle nicht mehr für die alte Heimath! Heute vernehmen sie die Sprache dieses Herzens. (Beifall.) Es ist ja wahr, wir sind treue Bürger der grossen amerikanischen Republik — treu wie die Treuesten. Und stolz sind wir auf unser Bürgerthum, stolz auf das freie Gemeinwesen, dessen Selbstregierung unsere Regierung, dessen Wachsthum unser Wachsthum, dessen Schicksal