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Mo. 66. PAPIER-ZEITUNG. geräumigen Farbkästen liegt das Farblineal oben, sodass es durch Schmutz nicht leicht versetzt wird, und beim Stillstand der Maschine keine Farbe durch den Spalt zwischen Lineal und Farbwalze (Duktor) herablaufen kann. Der Duktor kann jederzeit stillgestellt oder mittels Handrades vorgedreht werden. Der Heber ist durch Verschieben des Farbe- Excenters regulirbar, sodass er mehr oder weniger oft Farbe holt. Die Auftragwalzenlager sind mit bequemen Stellvorrichtungen und Lagerstöpseln versehen, um jede Masse walze leicht herausnehmen und schnell wieder genau einsetzen zu können. Das Schwungrad der Maschine ist mit einer automatisch wirkenden Bremse verbunden, die sich selbstthätig mit ihrer Leder backe gegen den Radkranz legt, wenn die Maschine ausgerückt wird. Sobald die Ausrückung den Betriebsriemen auf die Los scheibe gezogen hat, fällt ein Sicherheitsschnepper in den Ausrück handhebel ein und stellt denselben fest, sodass die Maschine durch zufälliges Drücken an einem der Ausrückhebel nicht unbeabsichtigt in Gang gesetzt werden kann. Die genannte Fabrik versieht alle ihre Rotationsmaschinen mit dieser Sicherheits-Vorrichtung. Das Schwungrad sowie alle gefahrdrohenden Räder sind durch Schutzbleche thunlichst verkleidet. Die Vorderseite der Maschine ist (abgesehen von den konischen Ausrückrädchen) frei von Zahnrädern. Die lose Betriebsriemscheibe wird von einer Sicherheitsbuchse getragen, sodass sie niemals bei verabsäumtem Schmieren die Maschine unbeabsichtigter Weise in Gang setzen und Unheil anrichten kann. Diese Sicherheitsbuchse gestattet auch bequemes Schmieren der Losriemscheibe durch Aufsetzen eines gewöhnlichen Selbst-Oelers. Die Hauptzahnräder sind mit Rapportstellung zur bequemen Einstellung des Registers, sowie mit Dichtstellkränzen ausgerüstet, damit bei allmäliger Abnutzung der Zähne doch jederzeit wieder ein dichter, genauer Gang des Getriebes erzielt werden kann. Die kurze und einfache Bandleitung besitzt bequeme Spannvorrichtungen. Die Maschine nimmt sehr wenig Raum in Anspruch. Bei einer Bogengrösse von 64X52cm, also bei 64cmCylinder-Ümfang, beträgt die Gesammtlänge 260 cm und die Höhe 150 cm. Sie ist kräftig gebaut und liefert ohne Ueberanstrengung, sicher und genau falzend, 15000 ganze, 26000 halbe oder 52000 Viertelbogen die Stunde, bei einem Kraftverbrauch von etwa 2—3 Pferdestärken. Die Fabrik lässt durch ihren Monteur das vorhandene Personal anlernen, was bei der leichten Behandlung dieser Konstruktion in ein paar Tagen gethan ist. Häufig erlernt der Maschinenmeister auch das Stereotypiren, sodass die Anstellung einer besondern Person hierzu nicht nöthig ist. Perforirlinien. Seit Aufkommen der Perforirmaschinen ist es der stille Wunsch vieler Accidenzdrucker, ähnlich saubere Perforirungen, wie sie mittels der theuern Maschine herzustellen sind, durch ein billiges Ersatzmittel ausführen zu können. Da zum Ausschlagen runder oder anders geformter Löcher stets ein schneidender Messerstempel (der hierbei unthunlich sein würde), oder ein förmliches aus Ober- und Unterstempel bestehendes Stanzwerk nöthig ist, so behalf man sich bisher mit Perforirlinien, die wie Fig. 1 geformt waren und mit ihrer geschärften Zackenschneide bei entsprechender Vorkehrung schmale Schnitte in das zu durch lochende Papier machten. Fig. 3. Abdruck der Perforirlinie Fig. 2. Die Firma J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig liefert nun Perforirlinien, die befähigt scheinen, die Täuschung »echter« Perforirung mit guter Reisswirkung zu verbinden. In Halbpetit- Messinglinien sind in üblichen Abständen kleine etwa halbpetit hohe Stahlstifte eingelassen (Fig. 2), die obenauf glatt geschliffen wurden und deshalb scharfe Kanten haben. Man schliesst die Linien in den Satz und druckt sie mit scharfer Zurichtung so, dass sie das Papier nicht durchstanzen, sondern nur locker | machen; dies genügt, um glattes Abreissen auf der zu trennenden Linie zu bewirken. Um den Eindruck von Loch-Perforirung voll kommen zu machen, lässt man die Linien mit einfärben. Einen Abdruck der neuen Perforirlinien zeigt Fig. 3. Vom schwedischen Buchhandel. Zwölf der grössten Buchhandlungen Schwedens haben die dortigen Buchhändler zu einer Versammlung nach Jönköpinggeladen, um eine Vereinigung der Sortimentsbuchhändler zu gründen. Man hofft dadurch die jetzt bestehenden misslichen Verhältnisse im schwedischen Buchhandel bessern zu können. Büchertisch. Meisterwerke der Holzschneidekunst auf dem Gebiete der Architektur, Skulptur und Malerei. Verlag von J. J. Weber in Leipzig. Preis des Heftes 1 Mark. Eingegangen sind die Hefte 170, 172—174. Die 170. Lieferung enthält eine Lebensbeschreibung Tizians und die Wiedergabe zweier seiner Werke, von denen die »Venus mit dem Lautenspieler«, ein Doppel blatt, in Schnitt und Druck ein Meisterwerk ist. Das 172. Heft ist dem originellen niederländischen Meister, David Teniers d. J., gewidmet, es bringt seinen Lebensgang und einige seiner Arbeiten. Von dem übrigen Inhalte fesselt besonders der »Angriff einer Torpedoboots-Division« von Ferdinand Lindner, ein Doppelbild von packender Wirkung. Das 173. Heft beschreibt Guido Reni’s Leben und Wirken und bringt sein Bildniss. Von den Bildern ist hervorzuheben: »Ein Karnevalsscherz« von Jos. Slavora und die Darstellung zweier Skulpturen nach Gustav Eberlein. Im 174. Heft finden wir Biographie und Bildniss Lukas Cranach d. Aelt., die Holzschnitt-Wiedergabe seines bekannten Luther bildes, sowie die getreue Nachahmung eines von ihm selbst gefertigten Holzschnittes: »Luther als Junker Jörg.« Ein ausgezeichneter Schnitt: »Die vier Evangelisten« nach Joseph Anton Fiscber verleiht diesem Hefte besondern Werth. Zeitschrift des Königlich preussischen Statistischen Bureaus. Herausgegeben von dessen Direktor E. Bienek. Verlag des Kgl. Statistischen Bureaus. Preis 10 Mark für das Jahr. Das HL und IV. Vierteljahrsheft für 1892 enthält statistische Zusammenstellungen über Volksbewegung, Hypothekenbewegung, Straf rechtspflege in Preussen und verschiedene statistische Korrespondenzen. Von schmerzlichem Interesse ist das, was auf Grund der aufgestellten Zahlenreihen über die zunehmende Verschuldung des Grundbesitzes gesagt wird: »Die Gesammt-Verschuldung in Preussen hat seit 1886/87 um 883 Millionen, seit 1882 — in 10 Jahren — also wohl um etwa 1500 Millionen Mark, d. h. um mehr als das 3 1 / 2 fache des Reinertrages, zuge nommen. Hat sich diese Zunahme gleichmässig auf die einzelnen Besitz klassen vertheilt — und unsere Ziffern und Berichte geben keine Ver anlassung, hieran zu zweifeln —, so würde sich für die Gegenwart eine Verschuldung des (allodialen) grössern Grundbesitzes um annähernd das 32 fache, des mittelbäuerlichen und kleinbäuerlichen um reichlich das 21 bis 22fache des Grundsteuer-Reinertrages ergeben. Mit andern Worten: Der bäuerliche Grundbesitz hat in den letzten zehn Jahren die Ver schuldung seines ersten und besten Werthdrittels vollendet und fängt an, das zweite fortzugeben; der grössere Grundbesitz dagegen, der 1882 durchschnittlich noch die grössere Hälfte des Bodenwerths sein eigen nannte, muss sich gegenwärtig mit der nicht nur weniger sichern, sondern auch kleinern begnügen, und geht langsam, aber regelmässig, einem Zustande entgegen, bei welchem die Mehrheit seiner Angehörigen als überschuldet gelten muss.« Das I. und II. Vierteljahrsheft für 1893 bringt die Statistik der Sparkassen, des Viehbestandes, der Zwangsversteigerungen und des niedern Schulwesens in Preussen, sowie verschiedene andere Beiträge. Als werthvolle Beilage ist eine 80 Seiten füllende vergleichende Ueber- sicht der wirklichen und der Mittelpreise der wichtigsten Lebens- und Futtermittel in den bedeutendsten Markt-Orten Preussens gegeben. Was über die Sparkassen-Einlagen gesagt wird, ist ebenfalls sehr betrübend. Die Einzahlungen bei den preussischen Sparkassen waren im Jahre 1891/92 um 3,42 Millionen Mark geringer, die Auszahlungen um 56,29 Millionen Mark höher als im Vorjahre. In Westpreussen waren die Rückzahlungen grösser als die Einlagen. Seit den Jahren 1877 und 1878 ist ein so geringes Ergebniss nicht mehr dagewesen. Gedenkblatt an die Huldigungsfahrt der Braunschweiger zum Fürsten Bismarck am 21. Juli 1893. Verlag von Albert Limbach, Braunschweig. Preis 60 Pf. Gleich vielen andern deutschen Stämmen haben 800 Braunschweiger dem greisen Fürsten im Sachsenwalde eine Huldigung dargebracht, und vorliegende Festschrift giebt auf 12 Quartseiten die Beschreibung der Fahrt und den Wortlaut der Ansprachen wieder. Die Rede des Fürsten nimmt allein 4 Seiten in Anspruch; es ist die, in welcher der Bureau- kratie einige wohlverdiente Hiebe versetzt werden, »derselben Bureau- kratie, die 1806 und 1807 den Franzosen die Wege ebnete, und die 1848 den Barrikaden der Revolution gegenüber muthlos zusammenbrach«. Das Schriftchen wird bereichert durch zwei ausgezeichnete autotypische Vollbilder, die den Fürsten nebst Familie während der Anreden zeigen, und durch die autotypische Wiedergabe eines von Lenbach in Kohle gezeichneten lebensvollen Brustbildes des Fürsten.