Volltext Seite (XML)
1960 PAPIER-ZEITUNG. Kleine Rotationsmaschine für Zeitungsdruck. Für mittlere Auflagen von etwa 10—15000 Exemplaren mussten sich die Zeitungsdruckereien bis vor kurzem mit Doppel- oder Vier fach-Maschinen behelfen. Eine Rotationsmaschine mit ihren dazu gehörigen Einrichtungen erschien hierfür meist nicht lohnend. Da jedoch die Zeitungen, gleichviel wo sie erscheinen, ihre Leser so schnell unterrichten müssen, wie hauptstädtische Blätter, die an der Nachrichtenquelle sitzen, so kamen manche Zeitungsdrucker, deren Blätter 2—3 Bogen umfassen, mit ihren Flachdruck-Ein richtungen sehr oft nicht aus, was Verspätung in der Ausgabe zur Folge hatte oder Fortlassung der meist erst in letzter Stunde eintreffenden neuesten Nachrichten bedingte. Der Zeitungsleser will aber, dass sein Blatt ihn möglichst darüber unterrichte, was eine Stunde zuvor sich ereignet hat, und er ist nicht geneigt, irgend eine durch diese Umstände erzwungene Unterlassung dauernd anzuerkennen. Infolgedessen waren manche Zeitungsbesitzer bisher schon genöthigt, den weiten Schritt von der Doppelmaschine zur Rotationsmaschine zu machen, und viele andere hätten gern einen Mittelweg eingeschlagen, wenn es einen solchen gegeben hätte. Das Ziel früherer Bestrebungen, die z. B. in der Wiener Staatsdruckerei unter Auer’s Leitung gepflegt wurden, war, die Schnellpresse oder Doppel - Schnellpresse für den Druck von endlosem Papier einzurichten. Man wollte damit die anlegende Hand sparen und die Maschinen schneller laufen lassen können. Auch bot das Flachdruck-Verfahren manche Vortheile vor dem anfangs ziemlich geheimnissvollen Rotationsdruck, man konnte die gewöhnlichen Stereotypie-Einrichtungen benutzen oder nach Belieben auch vom Satz drucken. Mit der ausgedehnten Verbreitung der Rotationsmaschine aber hat man sich allmälig daran gewöhnt, dieselbe nicht mehr als pfauchendes, klapperndes Ungeheuer, sondern als eine ver- hältnissmässig einfache Druck-Vorrichtung von so wesentlichen Vortheilen gerade für Zeitungsdruck anzusehen, und würde vieler orts gern eine Rotationsmaschine aufstellen, wenn — sie nicht so theuer wäre. Wir brachten bereits in Nr. 52 die Beschreibung einer Rotations maschine für mittlere Auflagen, und die Schnellpressenfabrik Franken- thal, Albert & Cie., Act. -Ges., hat nun vorstehend abgebildete Rotations- .maschine konstruirt und schon mehrfach in Betrieb gesetzt, die für Zeitungen von mittlern Auflagen bestimmt und geeignet ist. Der Preis derselben ist etwa ein Drittel niedriger als der einer andern Rotationsmaschine. Das Papier wird in bekannter Weise von der am linken Ende sichtbaren Rolle über die Messingwalzen zwischen die druckenden Cylinder geleitet, die übersichtlich nebeneinander gelagert sind. Von da geht die Papierbahn herab zu den beiden Schneid- und Falz- cylindern. Stellt man ganze 4 Exemplare her, so wirkt beim links liegenden Cylinder (dem Messercylinder) ein sägeartig gezahntes Schneidmesser, welches den Querschnitt ausführt, und ein glattes Falzmesser, welches den Mittelsteg des Bogens in eine Greifernuth des rechts befindlichen Cylinders drückt. Damit der Falzgreifer die Falzkante des Bogens in ihrer ganzen Länge sicher ergreife und festhalte, ist die Greiferschiene mit Kautschuk bekleidet. Um ferner beim Falzen ganzer Bogen auf dem Cylinder den vordem Bogenzipfel nach links abzulenken, damit er nicht gleich dem vorangehenden Bogen nach rechts folge, wird er durch Nadeln eine Strecke vom Messercylinder mit genommen und noch im geeigneten Augenblick durch eine Abhebe- Vorrichtung befreit, sodass er ordnungsmässig nachschleppt. Bei weiterer Umdrehung des Cylinders läuft der genau und scharf gefalzte Bogen mit der Falz kante voran in die Bänder, welche ihn über den amerikanischen Falz trichter führen, wodurch er als zweiten Falz einen Längsfalz erhält. Der Bogen wird nun mittels eines Bogensammlers zu Paketen ge legt, welche vom Tupfer dann so lange aufgestapelt werden, bis ein Glockenzeichen die Fertigstellung von 50 Exemplaren ankündet. Gleich zeitig zählt ein mit Nullstellung ver sehener Zählapparat die gesammte Produktion. Sollen halbe Bogen hergestellt werden, so wirken im Messer- Cylinder zwei Perforirmesser, sodass die halben Bogen erst durch die Bandleitung völlig getrennt und in gehörigen Abständen von einander dem Trichter zugeführt, also einmal gefalzt und dann zu Paketen von je 10 Bogen gesammelt ausgelegt werden. Will man Viertelbogen (für Extrablätter und dergl.) drucken, so stellt man noch das Kreismesser an, welches die halben Bogen mitten längsschneidet. Der Bogensammler, welcher auf einem rotirenden Cylinder die Bogen zu Paketen sammelt, kann fast mit unbegrenzter Geschwindigkeit arbeiten. Ingenieur Pilz entdeckte den ersten Bogensammler im Jahre 1876 an einer Hoe’schen Rotations maschine zu Philadelphia und hat diese sinnreiche Konstruktion (bei welcher die Amerikaner ein Gebläse zu Hilfe nahmen) ver einfacht und in Deutschland eingeführt. Der in Nr. 52 S. 1550 der »Papier-Zeitung« beschriebene und veranschaulichte Sammel stern wird von der Schnellpressenfabrik Frankenthal, Albert & Cie., nur auf besonderes Verlangen anstatt der Sämmeltrommel gebaut, da er namentlich halbe Bogen nicht mit so grosser Geschwindigkeit auslegen kann. Die Lager der beiden Druckcylinder sind mit Schraub-Keil stellung versehen. Die drei metallenen Einführwalzen können bei einseitig gearbeitetem Rollenpapier schief gestellt werden, damit dem Papier künstlich wieder gleichmässige Spannung gegeben werden kann, um durch einseitige Beanspruchung hervorgerufenes Einreissen der Papierbahn zu verhüten. Ein Feuchtkasten zum Feuchten des Papiers mit Wasserdampf wird nur auf besondere Bestellung an der Maschine angebracht, da die kleinen Zeitungs druckereien meist keinen Dampf zur Verfügung haben und auch keinen besondern Dampf - Erzeuger aufstellen mögen, zumal man bei mässigen Auflagen mit Trockendruck sehr wohl auskommt. Die beiden Farbwerke besitzen sehr grosse Massewalzen, sodass dieselben bei grösster Geschwindigkeit gut aushalten. In den Kleine Rotationsmaschine für Zeitungsdruck von der Schnellpressenfabrik Frankenthal, Albert & Cie., Act.-Ges.