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1959 Buchdruck e ® e e Steindruck Buchgewerbe Buchbinderei ® © © © © Buchhandel Eingesandte Werke finden Besprechung. Einheitliche Schrift-Benennungen. Seit dem Jahre 1879 besitzt Deutschland ein von allen Schrift giessereien gekanntes und anerkanntes Schriftsystem, sodass bei einer Bestellung nach »Normalsystem«, »System Berthold« oder »Pariser System« der Buchdrucker vom Lager der Giesserei bedient werden kann und sicher ist, zu seinem Material genau passende Schriften zu erhalten. Anders verhält es sich aber mit den Schriftbezeichnungen, da geht jede Schriftgiesserei ihre eigenen Wege. Ich habe mich der Mühe unterzogen, die Schriftproben von 14 Giessereien durch zublättern, um festzustellen, mit wie verschiedenen Bezeichnungen ein und dieselbe Schrift belegt wird. Ich will hier gleich bemerken, dass die Schriften der einzelnen Giessereien im Bilde um Kleinig keiten von einander abweichen, der Charakter ist aber immer der gleiche. Ich führe die meist gebrauchten Schriften hier an, unter Angabe der verschiedenen dafür beliebten Benennungen: Papier-Zeitung Berlin Zu benennen: Halbfette Antiqua, wird benannt: Halbfette Antiqua, Aldine, Halbfette A., Fette A. Papier-Zeitung Berlin Zu benennen: Aldine, wird benannt: Aldine, Englische A., Schmale A., Schmale halbfette A., Schmale halbfette Antiqua. Papier-Zeitung Berlin Zu benennen: Steinschrift, wird benannt: Steinschrift, Grotesque, Neue G., Halbfette G., Schmale halbfette G. Papier-Zeitung Berlin Zu benennen: Egyptienne, wird benannt: Egyptienne, Magere E., Breite E., Magere breite E., Englische E., Breite Clarendon, Jonisch, Breite J. Papier-Zeitung Berlin Zu benennen: Etienne, wird benannt: Etienne, halbfette E., Halbfette Mediaeval-Antiqua, Halbfette Mediaeval, Halbfette Latine. Papier-Zeitung Berlin Zu benennen: Mediaeval-Egyptienne, wird benannt: Mediaeval-Egyptienne, Halbfette Mediaeval, halbfette M.-Egyptienne, halbfette Renaissance, Elzevier-Egyptienne, Mediaeval-Clarendon. Papier-Zeitung Berlin Zu benennen: Halbbreite Blockschrift, wird benannt: Magere Blockschrift, Schmale Steinschrift, Magere Grotesque, Ganz schmale Grotesque. PAPIER-ZEITUNG BERLIN Zu benennen: Blockschrift, wird benannt: Blockschrift, Englische B., Englische Grotesque. PARIER-ZEITUNG Zu benennen: Fette Blockschrift, wird benannt: Fette breite Grotesque, Fette englische G., Fette G. Papier-Zeitung Berlin Zu benennen: Magere Block-Egyptienne, wird benannt: Magere Egyptienne, Schmale magere E., Moderne E., Clarendon, Jonisch, Schmale X Von allen modernen Schriften fand ich einzig die nachstehende Papier - Zeitung Berlin einheitlich als Schmale halbfette Renaissance und den breitem Grad als Breite halbfette Renaissance bezeichnet. Als Abweichung ist nur »enge« statt »schmale« festzustellen. lieber die Kegelbenennungen sollte gleichfalls Einheit herbei geführt werden, namentlich sollte die französische Schreibweise, die Niemand richtig ausspricht, fallen. Zu Unrecht gebraucht wird für Nonparel (Nonpareil, Nonpareille), Borgis (Bourgis, Bourgeois), und die Giessereien gefallen sich neuerdings darin, alteingeführte Kegel, wie z. B. Kanon (für 36 Punkte) plötzlich in »Grobe Kanon» umzutaufen, wozu garkeine Veranlassung vor liegt. Ich werfe nun die Frage auf: Ist es nicht möglich, nachdem die weit schwierigere Frage des einheitlichen Systems zur Zufrieden heit und zum Segen aller Betheiligten gelöst ist, auch in die Bezeichnung der Schriften Einheitlichkeit zu bringen? Es bedarf sicher nur einer eingehenden Behandlung dieser Angelegenheit in der Fachpresse, zu der vorliegender Aufsatz vielleicht Veranlassung giebt, um Wandel in dem jetzigen Wirrwarr zu schaffen. Uebersetzen wir einmal das Mitgetheilte in die Praxis. Der Faktor ertheilt einem Setzer den Auftrag: Dieses Zirkular ist aus Corpus Mediaeval zu setzen. Zu den Auszeichnungen ist halbfette Mediaeval zu benutzen. Firma und Unterschriften ebenfalls halb fette Mediaeval in entsprechend grössern Graden. Der Faktor meint als Auszeichnungsschrift Mediaeval-Egyptienne, der Setzer, erst seit kurzem im Geschäft, versteht darunter etwas Anderes, und unliebsame Erörterungen, Zeitverlust und Geldkosten sind die Folge. Die verschiedenen Bezeichnungen für eine und dieselbe Schrift haben weder Berechtigung, noch sind sie nöthig, und man sollte damit brechen; dies umsomehr, als in der willkürlichen Benennung anderer originaler Erzeugnisse seitens der Schriftgiessereien schon zuviel geleistet wird. Carl Müller. Mehrfarbendruckmaschine. Eine wunderbare Einrichtung für gleichzeitigen Mehrfarben druck ist unter Nr. 68378 (Kl. 15) patentirt worden. Drei Erfinder haben sich daran betheiligt. Dieselben wollen auf einer Druck fläche beliebige Stellen in anderer Farbe drucken, ohne den Satz in entsprechende Theilformen zerlegen zu müssen. Sie gehen dabei mit einer Kühnheit vor, die Leuten eigen ist, denen die betreffende Technik unbekannt ist. Der Satz soll in Kästen geschlossen werden, die zu Formen zusammengestellt werden und durch »Hebeklötze« von unten abwechselnd gehoben und gesenkt werden können, zu dem Zwecke, die Kästen bezw. den darin enthaltenen Satz im gegebenen Augenblick unter die betreffende Farbwalze zu bringen. Die Erfinder sagen hierzu: »Von diesen Kästen sind selbstredend viele in ver schiedenen Grössen vorräthig herzustellen, um jeder Grösse eines bestellten Inserats genügen zu können.« Das Fundament soll in der Laufrichtung mit Schlitzen versehen werden, die 1 cm breit sind und durch die ganze Stärke der Platte gehen. In diesen Schlitzen bewegen sich Stangen, welche die Kästen heben sollen. Die Konstruktion des Farbwerkes haben die Erfinder sich sehr leicht gemacht, sie setzen 4 Walzen nebeneinander und sagen: erste Walze diese Farbe, zweite die andere und so weiter. Es muss ja dem Maschinentechniker ein Kleines sein, die dazu gehörigen Farbwerke anzuordnen. Wir haben den begreiflichen Wunsch, eine solche Maschine fertig zu sehen. Vielleicht machen uns die Erfinder das Vergnügen.