Volltext Seite (XML)
Reg.-Rath Braunschweig spricht sich für Wahl eines Ver treters aus, weil diese weder den Verein noch die Einzelnen zu etwas verpflichte und doch Vortheile bringen könne. Der Vorsitzende empfiehlt dies auch, weil schon infolge solcher Bestrebungen grösseres Entgegenkommen der Aktien-Gesell- schäften zn erwarten sei. Nach Aussprache der Anwesenden, die ihre jetzt bezahlten Prämiensätze genau angeben, schwanken dieselben zwischen 2 und 4 aufs Tausend. Von einer gegenseitigen Versicherung wird besonders glättere Regelung der Schäden erwartet. Um bei solcher Regelung allzu grosse Verminderung des Werthes der Maschinen wegen Ab nützung zu vermeiden, lassen jetzt schon einige der Anwesenden, unter Zuziehung der Gesellschaften, ihre Fabriken zeitweise, z. B. alle 3 Jahre, neu abschätzen. Der Vorsitzende theilt mit, dass der Präsident der bayrischen Landesversicherung, welcher alle bayrischen Fabriken (ohne Einrich tung) angehören, deren Gebäude den ländlichen Gebäuden usw. vor zieht, weil sie mit besseren Löscheinrichtungen versehen sind und aufmerksamer behandelt werden. Nachdem einige andere vom Vorsitzenden darum ersuchte Herren die Vertretung des Vereins bei den Verhandlungen abgelehnt hatten, wird der Vorsitzende, Herr Ph. Dessauer, hierzu erwählt und nimmt den Auftrag an. 2. Der Vorsitzende theilt mit, dass er einen de Naeyer’schen Röhrenkessel in Aschaffenburg aufgestellt habe, worin die dünnen Ablaugen nach vorheriger Reinigung verdampft werden sollen. (Vergl. No. 58, Seite 1154.) Mehrere Anwesende berichten über ihre Wiedergewinnung von Natron, die fortwährend Verbesserung erfährt. Es wird auch mit- getheilt, dass das zu Sulfitstoff erforderliche gute Holz fortwährend gesuchter und theurer, die für Natronstoff genügenden geringen Sorten aber eher billiger werden. Dr. Müller theilt mit, dass er eine Hempel’sche Schleudermaschine zum Aufschliessen des Zellstoffs in Betrieb habe und sehr zufrieden damit sei, da er dadurch die Holländer völlig erspare und den ge schleuderten ungebleichten Stoff direkt in die Pressen bringe. Der Austausch weiterer Erfahrungen in der Natron- und Sulfitstoff- Fabrikation kann an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden. Pause. Der Vorsitzende eröffnet die Verhandlungen wieder 12 Uhr 20 Minuten, führt Herrn Direktor Holtz ein und regt die Frage der gegenseitigen Feuerversicherung an. Direktor Holtz berichtet, dass diese Frage die chemischen Fabriken schon seit 10 Jahren beschäftigt. Ein damals eingesetzter Ausschuss hat ermittelt, dass den Fabriken von den bezahlten Prämien nur 27 pCt. in Form von Entschädigungen zurückgezahlt worden sind. Infolgedessen wurden unter Mitwirkung eines Fachmannes mit einem Aufwand von 5000 Mark die Vorstudien für gegenseitige Versicherung gemacht, die jetzt in Form von Entwürfen vorliegen. Ein Ausschuss von 5 Personen hat auch bereits die staatliche Genehmigung für Preussen nachgesucht, die erfahrungsmässig die Konzession in anderen Staaten nach sich zieht. Um den Gefahren, denen eine gegenseitige Versicherung eines Industriezweiges ausgesetzt wäre, zu begegnen, ist in Aussicht ge nommen, vorerst neunzig Hundertstel der ganzen Versicherung durch Rückversicherung zu decken, so dass den Mitgliedern nur 10 vom Hundert der Gefahr zufallen. Die Verwaltungskosten werden jedenfalls nicht grösser werden als bei Aktiengesellschaften, die Agentenkosten aber ganz in Wegfall kommen. Auf Anfrage des Reg.-Raths Braunschweig theilt Herr Holtz mit, dass zur Verwaltung des voraussichtlich sehr grossen Verbandes bezahlte tüchtige Leute in Aussicht genommen sind. Bei den Regelungen der Schäden sollen nur die gesetzlichen Bestimmungen berücksichtigt werden, aber alle Hinterthüren ausgeschlossen sein. Auf Anfrage des Herrn Krei p e antwortet Herr Holtz, dass bei der Regelung wohl eine Werthverminderung der Maschinen berücksichtigt werden muss, aber nur so wie die Billigkeit sie erfordert. Herr Generalsekretär Schlossmacher in Offenbach a. M., Geschäftsführer der Sektion Frankfurt der Berufsgenossenschaft der Chern. Industrie, ist bereit, alle Einzelfragen eingehend zu beantworten. Es ist in Aussicht genommen, dass die beitretenden Fabriken für die ersten Jahre die bisher bezahlten Prämien weiter bezahlen, und dass auf Grund der gemachten Erfahrungen die Beitiäge anders festgesetzt werden. Dr. Müller bemerkt, dass man vielfach annimmt, die von den Aktien-Gesellschaften geschluckten 73 vom Hundert der Prämien seien hauptsächlich dadurch erzielt, dass die Schäden sehr mangelhaft bezahlt werden. Herr Holtz hält es für den werthvollsten Vorzug der geplanten Gesellschaft, dass die Schäden volle und rasche Regelung erfahren werden. Dr. Frank erzählt aus seiner Erfahrung, dass schon die Bildung einer Genossenschaft der Zuckerfabriken Anerbieten billigerer Prämien seitens guter Gesellschaften zur Folge hatte. Meissner und Andere legen dem Vertreter des Vereins ans Herz, dafür zu sorgen, dass die Taxen, welche der Prämienbestimmung zu Grunde liegen, auch für die Schäden-Regelung maassgebend sein sollen, dass nicht wie bei den Aktien-Gesellschaften die Regelung auf Grund ganz neuer nachträglicher Taxen erfolgt. Dr. Frank hält einen Vortrag über die bei Zellstoff vorkommende Pilzbildung, die in schwarzen Punkten auftritt. Wir werden den Vortrag an anderer Stelle ausführlich wiedergeben. Dr. Müller bestätigt, dass diese Pilzbildungen in jedem Zell stoff vorkommen, aber durch Zutheilung von 1 1 Zinkchloridlösung von 40° Be. auf 100 kg Wasser in der Stoffbütte verhindert werden. Dr. M. verbraucht auf etwa 100 000 kg Zellstoff 40 kg solcher Zink chloridlösung, die tropfenweise und regelmässig in die Stoff bütte ge langt. Dieselbe schadet in dieser minimalen Menge weder beim Leimen noch beim Färben und verhindert die Pilzbildung vollkommen. Dr. Frank macht Mittheilungen über die Reinigung der Abwässer der Sidfitstoff-Fabriken und Wiedergewinnung der schwefligen Säure, die wir auch an anderer Stelle bringen werden. Meissner berichtet, dass die Kocher in einigen Provinzen infolge neuerer Verfügung nach jeder Veränderung und längstens nach 6 Jahren einer neuen Prüfung unterzogen werden müssen. Möglicher weise muss dann auch jedesmal die innere Ausmauerung herausgerissen werden. Er theilt auch mit, dass er mit Asphaltanstrich seine gemauerten Gruben so dicht bekommen hat, dass sie seit 3 Jahren keine Ausbesserung brauchten. Cement-Bekleidung hat sich weder in den Kochern noch in den Gruben dauernd gehalten. Der Vorsitzende schliesst die Versammlung nach Verlesung des vorliegenden Berichts nach 2 Uhr. An die Versammlung schloss sich ein gemeinsames Mittagsmahl, bei welchem der freundschaftliche Austausch von Erfahrungen seinen Fortgang nahm, und abends, nach Schluss der Theater, fanden sich die Fachgenossen beim Münchener Hofbräu wieder zusammen. Mess-Ausstellung in Leipzig. Die Eröffnung erfolgte, wie vorgesehen, am 21. September, mittags 12 Uhr, durch Herrn Herrmann Gmeiner-Benndorf als Ehrenmitglied des Mitteldeutschen Papier-Vereins und Präsident des Deutschen Papier-Vereins. Derselbe sprach anerkennend über die gelungene und reich beschickte, soeben fertig gewordene Ausstellung, und er innerte daran, dass Deutschlands Handel und Industrie sich mächtig ausgebreitet habe, dass aber im Herzen Deutschlands der industriellste seiner Staaten liege. Der sächsischen Regierung und deren Fürsorge für Handel und Industrie verdanke Sachsen seine mächtige Stellung im Rathe der Völker; deshalb sei es gerechtfertigt, dem Regenten dieses Landes ein dreifaches Hoch zu bringen. Die Versammlung stimmte lebhaft ein. Hierauf erklärte Redner die Ausstellung für eröffnet. Es begann ein reges Leben in sämmtlichen Räumen. Die Ausstellung zeigte sich Leipzigs Bedeutung würdig. Wenn auch sämmtliche Berliner Firmen fehlen, so ist, wie unser Berichterstatter schreibt, doch keine wesentliche Lücke zu bemerken. Einige Geschäftszweige, z. B. Tinte, sind äusserst reichhaltig vorgeführt. Wir behalten uns vor, demnächst eingehender über einzelne Gegenstände zu berichten und erwähnen nur noch die Mittheilung des Vorsitzenden des Mitteldeutschen Papier-Vereins, dass die Ausstellung bis Montag, 24. September abends, geöffnet bleibt. Fachmesse in Berlin. Der letzte Tag der Fachmesse, Sonntag, 23. September, brachte trotz herrlichsten Spätsommerwetters einen solchen Massenbesuch, dass schon am Vormittag, besonders aber am Nachmittag, im Saal und auf den Galerieen ein unerfreuliches, der Besichtigung wenig günstiges Drängen entstand, und der Vorstand zeitweilig versucht war, die Kasse zu schliessen. Einige tausend Personen mit Dauerkarten, darunter hohe Beamte und Offiziere, sowie über 750 zahlende Be sucher, fanden Einlass, und bald herrschte in dem schönen Hallen raum so lebhaftes Treiben, dass derselbe, namentlich von der Gallerie aus, ein interessantes Und fesselndes Bild darbot. Die sonntäglich günstige Stimmung der Besucher wurde durch die Klänge einer 20 Mann starken Musikkapelle noch weiter angeregt, und auch die Aussteller waren in bester Laune, da der geschäftliche Erfolg theil weise über Erwarten gut, mindestens aber zufriedenstellend ausgefallen ist. Der Hille’sche Motor z. B. ist 6 mal verkauft. Andre Maschinen sind in 2 bis 4 facher Anzahl bestellt. Gegen 1/,7 Uhr hielt Herr Tetzer eine kurze Schlussrede, in welcher er zunächst im Namen des