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PAPIER-ZEITUNG. No. 78. Sächsischer Verband Deutscher Holzschleifer. Versammlung, 12. Septbr. 1888, in Chemnitz, Hotel Reichold. Anfang 12 Uhr. Nach längerer freier Aussprache der Anwesenden eröffnete der V orsitzende, Herr Dr. Selin ick, die V erhandlungen um 11/4 Uhr. Mehrere als Gäste anwesende Fachgenossen aus Thüringen und der preussischen Provinz Sachsen sprachen den Wunsch aus, dem sächsischen Verband Deutscher Holzschleifer als Mitglieder beizu treten, was gern genehmigt wurde. Nächstdem wurde mitgetheilt, dass der Kassirer des Vereins Deutscher Holzstoff-Fabrikanten, Herr Güntter-Staib in Biberach, in nächster Zeit die diesjährigen Mitgliederbeiträge von je sechs Mark einziehen wird und dabei wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass die Steuer für den sächsischen Verband in diesen Betrag in begriffen ist. Hiernach machte Herr Lindig-Lunzenau folgende Mittheilung: „Ich komme nochmals auf den Munzinger’schen Trockenapparat zurück, um Ihnen ein Modell und einige grössere Zeichnungen desselben vorzuführen. In der Versammlung am 19. Mai d. J. machte ich wiederholt darauf aufmerksam, dass das Trocknen von Holzschliff sehr wahrscheinlich noch von Bedeutung werden wird, namentlich für die Ausfuhr und für solche Zeiten, wo Holzschliff reichlich erzeugt wird. Nach einer Berechnung der Herren Munzinger & Co., Olten, kosten 100 kg trocken gedachter Holzstoff bei Zuführung mit 35% Trocken gehalt 1 M. 8 Pf. und mit 40% 91 Pf. zu trocknen, wobei 5% Zinsen und 10% Abschreibung mit in Anrechnung gebracht sind. Näheres hierüber bin ich gern bereit Interessenten mitzutheilen. Der Vor tragende ging hierauf zur Erklärung der ausgestellten Zeichnungen und des Modells über, womit der Trockenprozess von der Ent wässerungsmaschine bis zur Packpresse vorgeführt wird. Der Schab stoff war hierbei durch Sägespäne vertreten und zeigte, wie der Stoff im Apparat fortgeführt wird. Die Anwesenden zeigten lebhaftes Interesse für diese Einrichtungen und nahmen die ausgelegten Pro spekte entgegen. Derselbe Vortragende machte ferner auf die durch ihn ausgestellten Isolir-Hülsen und -Platten aus Holzstoff für Dampfrohre usw. von den Herren C. Chelius & Co. in Rumbeck, Westfalen, aufmerksam. Diese Firma schreibt darüber, dass sich die Isolir-Hülsen in den dortigen Fabriken sehr rasch eingeführt haben, und dass sie den Austritt der strahlenden Wärme so weit verhindern, dass die äussere Oberfläche die Temperatur der Luft hält, und im Winter der Schnee darauf liegen bleibt. Dieselben werden für alle Rohrdurch messer in 2 oder mehr Theilen, für Kessel und Dampfsammler in Platten flach und gebogen, geliefert. Auf der innern Seite sind die Hülsen durch einen Mantel von Kieselguhr gegen die Hitze geschützt. Die General-Vertretung ist Herrn F. Willich in Dortmund übertragen, doch sind die Herren Chelius & Co. nicht abgeneigt, mit einem sächsischen Werk sich dahin zu verständigen, dass dasselbe die Herstellung der Isolir-Hülsen nach dem ihnen patentirten Verfahren für Sachsen und Schlesien übernimmt. Auch der Herr Vorsitzende empfahl diesen Gegenstand der besonderen Aufmerksamkeit, welche demselben auch durch eingehende Besichtigung der Proben von den Anwesenden zu Theil wurde. Herr Lindig theilte weiter mit, dass die Niederschläge nach den Chemnitzer Beobachtungen im Juni 115, im Juli 89 und im August d. J. 67 1 auf den qm betrugen, vertheilte die bis dahin nachgetragenen Tabellen darüber und bemerkte dazu: »Die Erwartung eines besonders trocknen Jahres hat sich nicht erfüllt. In diesem Jahre sind in den ersten fünf Monaten recht wenig Niederschläge erfolgt und dafür in den Sommermonaten desto mehr, während es sonst umgekehrt zu sein pflegt. Die Menge der in den letzten 6 Monaten in Chemnitz beobachteten Niederschläge ist nicht besonders gross, denn die vorliegende Tabelle zeigt, dass in den 6 Monaten von März bis einschl. August 1884:446, 1885:362, 1886 : 474, 1887 : 356 und 1888 :415 1 Wasser auf das qm Fläche gefallen sind. Das Jahr 1888 bleibt mithin noch unter den Jahren 1884 und 1886. Das Ungewöhnliche dieses Jahres liegt somit nicht in der gefallenen Wassermenge, sondern darin, dass davon ungewöhn lich viel erst in den Sommermonaten, und zwar meist in kurzen Zwischenzeiten, niedergegangen ist. Sachsen hat nicht von unregel mässig starken Wassern zu leiden gehabt.« Mit Bezug auf ein während der Versammlung im Lokal an geschlagenes Plakat machte ferner Herr Lindig auf die vom 21. bis 24. September d. J. in Leipzig stattfindende Mess-Ausstellung des Papier- und Schreibwaarenfaches usw. aufmerksam. Er behändigte den Anwesenden die Eintrittskarten, welche Herr Otto Winckler, Leipzig, dem Redner zu diesem Zweck übermittelt hatte, und die dankend entgegengenommen wurden. Ueber die gegenwärtige Geschäftslage kam es anfangs nicht zu einer allgemeinen Aussprache; man hatte offenbar infolge der längern Unterbrechung der Zusammenkünfte die Fühlung mit ein ander etwas verloren. Vom »Harz« war brieflich mitgetheilt worden, dass infolge der jetzt vorherrschenden trocknen Witterung die dortigen Schleifereien nur noch mit ein Drittel derjenigen Kraft arbeiten, die ihnen während der ungewöhnlich regnerischen Sommerzeit zur Ver fügung gestanden hat. Von Süddeutschland wurde gleichfalls brieflich darauf hingewiesen, dass alle Papierfabriken daselbst sehr gut be schäftigt seien, so dass die stärkere Erzeugung an Holzstoff bisher ziemlich regelmässig Aufnahme gefunden habe. Aus der Unterhaltung, welche gruppenweise längere Zeit lebhaft stattfand, ging hervor, dass auch die sächsischen Papierfabriken sehr gut und auf längere Zeit beschäftigt sind, und für die bevorstehenden Wintermonate bedeutend grösserer Bedarf an Holzschliff zu erwarten sein wird als im vorigen Jahre, wo viele Papierfabriken die Erzeugung einschränkten. Die in diesem Sommer infolge der ungewöhnlichen Witterung zur Geltung gekommene starke Ausnutzung der Betriebskräfte der Holzschleifereien dürfte also in der Hauptsache der heimischen Papier-Industrie dadurch zu gut kommen, dass genug Rohstoff da ist, und keine Veranlassung vor liegt, solchen, wie im vergangenen Jahre, zu hohen Preisen und in minderer Güte aus dem Auslande zu beziehen. In den Preisen für Holzschliff dürfte bei diesen günstigen Aussichten um so weniger eine Aenderung zu erwarten sein, als die höheren Erzeugungskosten durch Steigerung der Holzpreise und Löhne eine Preisverminderung nicht zulassen, und anderseits die unverändert niedrig gebliebenen Papierpreise einer Steigerung noch entgegen stehen. Für die Er haltung der Pappenpreise wurde als günstiger Umstand die starke Preiserhöhung der Strohpappen erwähnt. Der Umstand, dass auch in Sachsen die mittlerweile eingetretene sehr trockene Witterung die Geschäftslage binnen kurzem noch günstiger beeinflussen müsse, führte zu dem Beschluss, die Holzschliff-Lieferanten zunächst in acht Tagen wieder zu einer vertraulichen Besprechung zu versammeln. Zum Schluss theilte der Herr Vorsitzende mit, dass von Mit gliedern des rheinisch-westfälischen Zweigvereins der Vorschlag ge macht sei, zur Aussprache über die Lage des Pappenmarktes in einiger Zeit eine Versammlung der Pappenfabrikanten in Frank furt a. M. zu veranlassen. Er empfahl den Besuch derselben. Weiteres darüber wird noch bekannt gemacht. Nach Verlesung der Liste der Anwesenden, welche 33 Mitglieder und 2 Gäste aufwies, wurden die Verhandlungen um 3 Uhr ge schlossen. Aus der am 19. September d. J. stattgefundenen vertraulichen Be sprechung von 22 der bedeutendem Holzschliff-Lieferanten kann mit getheilt werden, dass die oben geschilderte Geschäftslage allgemein bestätigt und infolgedessen beschlossen wurde, die diesjährigen Preise für das nächste Jahr unter allen Umständen beizubehalten. Am 3. Oktober d. J. findet wieder eine vertrauliche Besprechung statt. Verein der Holzzellstoff-Fabrikanten. Versammlung in Berlin bei Uhl, Unter den Linden 33, vormittags 10 Uhr. Anwesende: Reg.-Rath Braunschweig, i. F. Hugo Graf Henckel von Donnersmarck, Cellulosefabrik Hugohütte, Carlshof b. Tarnowitz. Philipp Dessauer, Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation, Aschaffenburg. Dr. A. Eller, Danziger Cellulosefabrik, Danzig. A. Hempel, Kösliner Papierfabrik, Köslin. Carl Hofmann, Papier-Zeitung, Berlin. A. Kreipe, Hannover’sche Papierfabriken Alfeld-Gronau, Alfeld. Oscar Meissner, C. F. Meissner & Sohn, Rathsdamnitz. Dr. Max Müller, Papierstofffabrik Altdamm, Altdamm b. Stettin. Wilhelm Munds, Hoesch & Co,, Pirna. Dr. Salomon, Sulfit-Cellulosefabrik Cunnersdorf, Cunnersdorf. C. Solbrig, Gebr. Rössler, Porschdorf b. Schandau. Ernst Wartenberg, Wolfswinkel. Um 12 Uhr kamen noch: Dr. A. Frank, Chemiker, Charlottenburg. Direktor Holtz, Schering'sche Fabrik, Charlottenburg. 1. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Philipp Dessauer, er öffnet 10 Uhr 30 Minuten die Versammlung. Er theilt mit, dass Gebr. Roessler in Porschdorf bei Schandau als Mitglied beigetreten sind. Dann bittet er um Aussprache über die von dem Verein zur Wahrung der Interessen der Chemischen Industrie Deutschlands ergangene Einladung zur Theilnahme an der geplanten gegenseitigen Feuerversicherung. Diese Theilnahme soll vorerst nur dadurch aus gedrückt werden, dass der Verein einen Vertreter zum Eintritt in den vorläufigen Ausschuss wählt.