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1546 PAPIER-ZEITUNG. No. 77. Tinte und Papier. Aus Schlesien, 4. September 1888 Es ist jedenfalls für sehr viele Leser der Papier-Zeitung von Werth, die Ursache des Durchschlagens der Schrift auch bei gut geleimten Papieren zu erfahren. Mir selbst ist es bisher nicht gelungen, derselben durch an gestellte Versuche auf den Grund zu kommen. Ebensowenig habe ich von Denjenigen Aufklärung erhalten können, welche infolge dieses Durch- scheinens oder Durchschlagens oder Abziehens — es scheint mir mehr das Letztere zu sein — Beschwerde erhoben haben, angeblich wegen schlechter Leimung des gelieferten Papiers. In der Anlage folgen einige von ersten Häusern eingegangene Briefe, von denen der eine auf ganz sorgfältig geleimtes Papier geschrieben ist. während das Papier des anderen etwas weniger gut geleimt erscheint. Meiner Ansicht nach sind Ausstellungen wegen mangelhafter Leimung, welche ein derartiges Durchschlagen zulässt, hinfällig, obwohl Herr Aug. Leonhardi in Dresden die Erscheinung fast nur dem Papier zuschreibt Ich selbst meine, dass entweder die Art und Weise des Kopirens in Verbindung mit eigen artiger Kopirtinte, oder nur die Kopirtinte schuld daran ist. Mit Bezug auf die Ansicht des Herrn A. L. füge ich ein Schreiben desselben bei, welches die Anlage II betrifft und bitte zu vergleichen. N. Die am Schluss vorstehenden Schreibens erwähnte Firma Aug. Leonhardi in Dresden bezeichnet die beiden Briefpapiere als »wenig gut geleimt«, sie fügt aber hinzu: »indessen könnte das Kopirpapier schon etwas trockener gehalten werden, um das Durchschlagen auf diesem Papier zu verringern. Nach dem Kopiren sollten die Feuch tigkeit besitzenden Briefbogen zwischen trockenen Löschblättern auf bewahrt und nicht stossweise aufeinander gelegt werden.« Wir selbst haben die beiden Briefpapiere, sowie auch das Papier des Leonhardi’schen Briefes, durch Beschreiben mit gewöhnlicher und mit Kopirtinte mit nahezu 1 mm breiten Strichen geprüft und zu fälligerweise gefunden, dass das von Leonhardi benutzte Papier auf der Rückseite die Striche deutlicher durchscheinen lässt, als die beiden andern, dass es also nach gewöhnlicher Auffassung als das wenigst gut geleimte von den dreien bezeichnet werden müsste. Wir haben auf allen drei Briefen die dick aufgetragene Tinte ruhig ein trocknen lassen, und dabei haben sich die Grenzen garnicht ver wischt, sondern erscheinen nach dem Trocknen ebenso scharf wie vorher. Die von den Absendern kopirte Schrift der beiden zur Beurtheilung gesandten Briefe ist zwar deutlich, aber nicht scharf, d. h. sie macht einen verwaschenen Eindruck. Wenn wir auch zugeben, dass die Leonhardi’sche Beurtheilung nicht unrichtig ist, und die Papiere noch besser geleimt sein könnten, so erscheinen sie nach der erwähnten Probe doch genügend geleimt. In den von uns milgetheilten dankenswerthen Leonhardi’schen Be merkungen sind übrigens die Ursachen des Verwischens der kopirten Schrift genügend angedeutet. Die Schuld ist hier nicht dem Papier, sondern der nachlässigen Art des Kopirens zuzuschreiben. Das Kopirpapier sollte, wie auch Herr A. L. sagt, trockner gehalten werden, als es gewöhnlich geschieht, und nach dem Kopiren sollte man die noch feuchten Briefe zwischen trocknen Löschblättern auf bewahren. Bei genauerer Betrachtung der etwas verwischten kopirten Schrift findet sich, dass die hellen Tintenflecken, welche die Striche umgeben und ihnen das Aussehen des Verschwommenen verleihen, meistens garnicht von den Strichen selbst ausgehen, sondern beinahe selbst ständig auf das Papier gebracht zu sein scheinen. Beim Kopiren wird nämlich ein Theil des Tintenfarbstoffes auf das Kopirpapier übertragen und kann sich dort ausbreiten, da ihm nicht, wie beim Schreiben, durch die Zinken der Feder eine Grenze gegeben ist. Die Striche nehmen deshalb auf dem Kopirpapier, besonders wenn es recht feucht ist, grösseren Raum ein als auf dem Ursprungs-Blatt, d. h. sie gehen in die Breite. Von diesem auf das Kopirpapier übertragenen Farbstoff trifft der über die ursprünglichen Grenzen gegangene auf das weisse Papier des Briefes und giebt wahrscheinlich an dieses einen Theil ab. In manchen Fällen mag sich auch beim Kopiren oder beim Abnehmen des Briefes das Briefpapier gegen das Kopirpapier etwas verschieben und dabei Gelegenheit finden, an den weissen Stellen von der Tinte des Kopirpapiers etwas an zunehmen. In dem uns vorliegenden Fall lehrt der Augenschein, dass der Eindruck des Verschwommenen auf solche Art hervorgebracht sein muss, dass also weder das Papier noch die Tinte, sondern das Kopiren daran schuld ist. Kopirbücher sind in letzter Zeit immer billiger geworden, und die Erzeuger waren genöthigt, immer billigeres Papier zu verwenden, welches wahrscheinlich auch weniger gute Abdrücke liefert als besseres Papier. Die Uebertragung der Briefe ins Kopirbuch wird dem Lehr ling oder Hausdiener übertragen, erfolgt also mit billigsten Hilfs mitteln und Kräften, die wohl das Hervortreten der erwähnten Er scheinung und das verwischte Aussehen kopirter Briefe verschulden können. Weitere Aufklärung von sachverständiger Seite wäre sehr erwünscht. Harzleimung. Nach Sembritzki leimt das freie im Papier fein vertheilte Harz erst, wenn die kleinen Harzkügelchen auf den Trockencylindern ge schmolzen sind und dann eine zusammenhängende Harzschicht bilden. Diese werthvolle Ermittlung findet in folgender Erfahrung eines tüchtigen Papiermachers volle Bestätigung: Ich habe das Papier, um ihm grössere Festigkeit und Dehnungsfähigkeit zu geben, auf der Maschine nur soweit erhitzt, dass es schwach klamm vom letzten Trockencylinder kam. Es hatte noch so viel Feuchtigkeit, dass es vor dem Glätten nicht mehr gefeuchtet zu werden brauchte. Die Dehnungs fähigkeit des trocknen Papiers hatte auch etwas zugenommen, aber ich machte die unliebsame Beobachtung, dass das vorher immer leimfeste Papier weit weniger leimfest war als früher, wo das Papier klangtrocken vom letzten Cylinder kam. Die Ursache konnte also nur darin liegen, dass die in der Papiermasse fein vertheilten Theilchen von Harzthonerde und Harz nur bei genügendem Erhitzen schmelzen und das Papier mit einer feinen geschmolzenen Schicht überziehen oder durchdringen, welche dem Eindringen der Tinte Widerstand leistet. Nachdem die weitere Machung des Papiers wieder klangtrocken vom letzten Cylinder kam, hielt das Papier auch wieder im Leim. Dies Verhalten des Harzes ist auch der Grund, warum die vielfach empfohlene theilweise Lufttrocknung des Papiers durch Anbringung von Windflügeln usw. auf der Maschine bei Harzleimung nur in manchen Fällen und bei mässiger Anwendung vortheilhaft wirkt. M . . . Stockfleckiges Papier. Ich hatte vor einigen Jahren Gelegenheit, Schimmelbildung bei einem Papier zu beobachten. Ich war mit Harzleimversuchen beschäftigt und hatte sehr stark mit Harz geleimtes Papier aus reinen Lumpen geschöpft. Nach mässigem Auspressen des Papierblattes zwischen Filzen legte ich solches behufs Austrocknens auf eine Glasplatte und bedeckte dieselbe mit einer Glasglocke. Es war im Sommer, und noch dazu diente als Aufbewahrungsort ein Zimmer oberhalb des Maschinensaales, wo es sehr warm war. Nach mehreren Tagen war das Papier vollständig ausgetrocknet und über und über mit Schimmelbildung bedeckt. Ich konnte mir diese nur dahin er klären, dass sie hauptsächlich durch das noch in- und anhaftende Wasser hervorgerufen war, da unser Fabrikationswasser sehr viel organische Stoffe enthielt. Diese Organismen waren wohl die Ursache der Pilzbildung. Vielleicht ist der obige Umstand zum Theil auch darauf zurückzuführen, dass bei grosser Hitze das Wasser leichter in Fäulniss geräth, und dieser halb auch eher Schimmelbildung eintritt. Bei dem ganzen Vorfall muss natürlich zunächst auch berücksichtigt werden, mit was für Stoffen man zu thun hat. Selbstverständlich werden die Rohstoffe mehr oder weniger fäulnisserregend sein, und ich will an dieser Stelle nochmals betonen, dass mein Papier nur aus besten Leinen und feinstem Baumwollstoff bestand. Die von anderer Seite als Ursache der Pilzbildung angegebene Zer setzung und Gährung des Papier-Leims habe ich nicht gefunden. Vielleicht ist der eine oder andere Fachgenosse in der Lage, ähnliche Pilzbildung schon beobachtet zu haben, und es wäre ganz interessant von Anderen noch darüber zu hören. 8. Mitscherlich - Patentstreit. Aus Schlesien. Wie Ihnen vielleicht bekannt sein wird, hat uns Professor Mitscherlich in Freiburg i./B. wegen angeblicher Patentverletzung verklagt. Es dürfte für Sie von Interesse sein, zu erfahren, dass in dem gen. Prozess von Seiten des Gerichts beschlossen worden ist, die Verhandlung der Sache, in welcher wir durch Herrn Rechtsanwalt Wolff hierselbst vertreten sind, bis zur Erledigung des bei dem Kaiserlichen Reichs - Patent - Amt schwebenden, die Ungiltigkeitserklärung des gegnerischen Patentes be zweckenden Rechtsstreits auszusetzen. T. Anerkennung' treuer Mitarbeit. Am 13. September rief der Inhaber der Handlung Julius Hoferdt & Co. in Breslau nach der Frühstückspause sämmtliche Arbeiter in den Buchbindersaal und überreichte dem Maschinenmeister Rappich, welcher an diesem Tage vor 18 Jahren in die Druckerei eingetreten war, das ihm seitens des Schutzvereins für den Papier- und Schreibwaarenhandel, zuerkannte Diplom. Zurückgreifend auf die langen Jahre, während welcher der hierdurch Gefeierte der Firma treu gedient und fleissig gearbeitet hat, sprach Herr Hoferdt den Wunsch aus, dass der Jubilar noch lange bei der Firma thätig sein möchte, zumal in der im nächsten Jahre zu beziehenden neuerbauten Fabrik seine Thätigkeit sich wesentlich erweitern würde. Der Diplo- mirte dankte mit herzlichen Worten, und Herr Hoferdt sprach die Hoffnung aus, im nächsten Jahr wieder ein Diplom ausgeben zu können, da einige Mitarbeiter bereits 14 Jahre im Betriebe thätig sind. Das dem Packer Carl Romeder bei der Firma Hartmann & Mittler in Augsburg bewilligte Diplom wurde demselben bereits im Monat August an einem Sonntag zugestellt. Der Geschäftsinhaber hielt eine kurze Ansprache und überreichte dem Gefeierten mit dem Widmungsblatt zugleich ein entsprechendes Geldgeschenk.