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nicht, nach 4 oder 5 Monaten noch 2 oder 3 pCt. Skonto abzuziehen, weil er annimmt, dass der Andere doch nicht klagen wird. Die meisten Mitglieder entschliessen sich nicht, es deswegen auf eine Klage ankommen zu lassen oder ihre Beziehungen mit dem Be treffenden zu lösen, und auf diese Weise greift das Verfahren immer mehr und mehr Platz. Dies hat mich dazu geführt, beim Vorsitzenden anzuregen, dass wir diese klargestellten unberechtigten Abzüge mit in die Listen aufnehmen. Wiskott -Breslau: Grundsätzlich müssten ungerechtfertigte Ab züge auch in die Listen kommen. Es wird nur doppelte Vorsicht angewandt werden müssen, um den Fall zweifellosfestzustellen, und dies wird nicht immer möglich sein. Meiner Ansicht nach gehört ein Fall, wie ihn Herr Kommerzienrath Dessauer als Beispiel an führte, hinein, nicht aber ein solcher, wie ihn Herr Wiedemann erzählte. Man könnte es ja so einrichten, dass man hinter den schlechten Zahlern eine besondere Abtheilung für ungerechtfertigte Abzüge einrichtete, worin die Fälle beschrieben würden. Der Vorsitzende erklärt, dass auch die Ueberschrift einer solchen Abtheilung »für unberechtigte Abzüge« nicht zulässig wäre, weil sie schon ein Urtheil enthielte, dass man aber einfach hinter den schlechten Schuldnern einen Strich machen und darunter die einschlägigen Fälle anführen könnte. Hofmann: Es handelt sich hier meistens nicht um so grosse Abzüge, wie in dem von Herrn Wiedemann vorgebrachten Fall, sondern hauptsächlich um Fälle, wo etwa trotz Hinausschiebung des Zieles das Skonto doch noch abgezogen wird, was seitens einer ganzen Menge von Kunden geschieht. Krause-Berlin: Es ist ja richtig, dass uns im geschäftlichen Leben nichts so ärgert, als diese kleinen Abzüge. Selbst grössere Verluste erträgt man meist kalten Blutes, während man sich über die kleineren Abzüge ärgert, und von diesem Standpunkt aus wäre ich für den Vorschlag. Aber ich glaube, dass wir nichts damit erreichen werden, wenn es sich um zahlungsfähige Kunden handelt. Ein solcher Kunde wird wahrscheinlich durch die Aufnahme in die Listen nicht gebessert, weil er unter den heutigen Verhältnissen immer 10 andere Lieferanten findet, die gern in die Fusstapfen des früheren treten. Ferner dürfte es auch ausserordentlich schwierig sein, das Recht in der Sache festzustellen. Diese Ansicht begründe ich durch die ausserordentliche Verschiedenheit, mit der die Geschäfte im Papierfach geleitet werden. Es giebt z. B. bedeutende Papier fabriken, die sich bei grösseren Posten nach 3 Monaten nicht allein das Skonto abziehen lassen, sondern auch noch Wechsel nehmen. Dadurch bildet sich eine Gewohnheit und Verwirrung des Rechts- begriffs aus. Die Kunden sind der Meinung, dass sie mit einem kleinen Abzüge garnichts Unrechtes thun. Veröffentlicht man einen solchen Fall, so hat man den Kunden für alle Zeit verloren. (Zuruf: das schadet nichts!) Dass dies nichts schadet, ist doch eine Ansicht, die nicht von allen Seiten getheilt wird. Mir hat z. B. Jemand ein mal 5 pCt. statt 3 pCt. abgezogen, indem er sagte, er wüsste, dass ich den Abzug ertragen könne. Ich bin mit ihm in Verbindung geblieben und habe ihn später überzeugt, so dass er jetzt noch ein treuer Kunde ist. In kaufmännischen Dingen ist es jedenfalls das Klügere, bei kleinen Dingen die Augen zuzumachen und sich bei der nächsten Gelegenheit dem Mann gegenüber zu schützen, nicht aber das Kind mit dem Bade auszuschütten und diese Dinge gleich an die grosse Glocke zu hängen. Gerade weil es sich so schwer fest stellen lässt, ob Jemand mit dem Bewusstsein des Unrechts oder in gutem Glauben, gestützt auf geschäftliche Gewohnheiten, gehandelt hat, und bei der Verschiedenartigkeit, mit der unser Fach gehandhabt wird, möchte ich doch bitten, von dem Antrag abzusehen. Ich glaube nicht, dass wir damit eine Besserung erzielen. Es ist ein Schlag ins Wasser, der nur demjenigen schadet, der ihn thut, ohne der Gesammt- heit zu nützen. Wiskott: Darüber sind wir einig, dass nur Fälle, die zweifellos feststehen, unter Angabe der Thatsachen aufgenommen werden sollen. Ich glaube aber, gerade die kleinen unberechtigten Abzüge müssen auf genommen werden, weil jeder Einzelne Anstand nimmt, wegen 5 oder 10 Mark zu klagen, und der Betreffende damit in seiner Uebung nur bestärkt wird. Der chikaneuse Reiche wird sich, wenn er seinen Namen in der Liste findet, doch sehr .in Acht nehmen, dass er zum zweiten Male an den Pranger gestellt wird. Ich habe kürzlich folgenden Fall erlebt: Mein Reisender besuchte den Inhaber eines älteren angesehenen Geschäfts, der aber noch nicht mein Kunde war. Er erhielt von ihm einen kleinen Auftrag in Höhe von 10 oder 15 Mark. Ich schickte dem Mann in den nächsten Tagen Waare und Rechnung und hörte dann nichts mehr. Als der Betrag fällig und noch nicht beglichen war, mahnte ich. Der Käufer antwortete, ich hätte keinen Auftrag bekommen, er habe die Waare zurückgeschickt; letzteres könnten seine Leute eidlich erhärten. Bei mir ist aber das Paket nicht angekommen. Der Mann hat zunächst ganz unrichtig gehandelt, denn er musste mir entweder schreiben oder wenigstens die Rechnung zurückschicken. Unser Vertrauensmann hat sich be müht, ihn persönlich aufzuklären — ohne Erfolg. Dies wäre aber ein solcher Fall, den man durch die Listen veröffentlichen müsste. Vorsitzender: Was angestrebt wird, haben wir ja schon längst. Wir haben uns für befugt erachtet, Fälle von Abzügen zu prüfen und das aufgenommen, was mit Thatsachen klar dargestellt war. In den zuletzt ausgegebenen Listen findet sich folgender Fall. X. zog 1 M. 80 Pf. für Skonto ab, bezahlte schliesslich 1 M. 40 Pf., für den Rest von 40 Pf. hat er sich verklagen lassen. Ich möchte Ihnen Vorschlägen, dass Sie es dem Vorstand überlassen, jeden Fall für sich zu prüfen und ihn aufzunehmen, wenn er es angemessen findet. Die Versammlung stimmt dem zu. Hofmann: Es könnte aber noch ausgesprochen werden, dass grundsätzlich gegen die Aufnahme nichtseinzuwendenist. (Zustimmung.) (Fortsetzung folgt.) Messausstellung in Leipzig. In der Konferenz des unterzeichneten Vorstandes vom 6. Sep tember wurde bekannt, dass die Herbstmess-Ausstellung im Eldorado zu Leipzig an Betheiligung und Vielseitigkeit weit über den ersten Versuch (Ostern d. J.) gekommen ist. Es wurde deshalb gern dem Wunsch entsprochen, die Aus stellung wenigstens um einen Tag zu verlängern, so dass dieselbe erst am 24. September, abends, geschlossen wird. Die Eröffnung am 21. September, mittags 12 Uhr, hat unser Ehrenmitglied, Herr Herm. Gmeiner, Präsident des D. P.-V., freund lichst übernommen. Wir laden dazu unsere lieben Kollegen-Vereine, Aussteller und Fachgenossen freundlichst ein und hoffen, dass erstere mindestens durch Abgesandte vertreten sein werden. Eintrittskarten werden auf Verlangen kostenlos an Fachgenossen versandt. Jeder Aus steller erhält 3 Freikarten besonders. Zum Gelingen des Ganzen werden u. A. beitragen: das hiesige Buchgewerbe-Museum, indem dessen Kustos, Herr C. Burger, einen Vortrag über die Entwickelung der Kunst im Buchgewerbe zugesagt hat, welcher, unterstützt durch reichhaltige Vorführungen aus dem Schatze der Buch- und Kunstgewerbe-Museen, von der Leipziger Handvergolderschule usw., für jeden Fachgenossen interessant sein wird. Dieser Vortrag findet am 23. September, früh pünktlich 1/29 Uhr, in den Ausstellungsräumen statt; die betreffenden Zeichnungen, Ori ginalwerke und Probearbeiten werden bereits von Eröffnung (21. Sep tember) an ausliegen. Später, um 91/2 Uhr, werden die Mitglieder und Gäste des Mitteldeutschen Papiervereins im Restaurationssaale des Eldorado eine Hauptversammlung abhalten, in welcher über mehrere wichtige Fachangelegenheiten zu verhandeln ist. Während der Ausstellungstage wird in den Stunden 11—1 Uhr und nachmittags 4—6 Uhr die Leipziger Papier-Prüfungs-Anstalt exakte Papierprüfungen mit ihren Instrumenten und Hilfsmitteln aus führen. Die Stahlfederfabrik Plagwitz-Leipzig wird ihre Fabrikations weise durch eigene in Thätigkeit befindliche Arbeiterinnen zeigen. Jeder Besucher kann sich 25—100 Stück elegante Visitenkarten, drucken lassen und der Anfertigung zusehen. Neue Druckmaschinen, verbesserte Hektographen, Buchheft maschinen usw. werden in Thätigkeit sein, und was das Fach sonst Neues bietet an Kontorbedarf, Schreibwaaren, Schulutensilien und Weihnachtstisch-Schmuck wird in vielfältigster Gestalt zu sehen sein. Die neuesten Papierausstattungen, Briefbogen und Karten aller Art, sowie die verschiedensten Druckerzeugnisse werden mit modernen Buntpapieren und Buchverzierungen wetteifern. Eine interessante Sammlung eleganter Bändchen wird die klein sten Bücher der Welt vorführen, unter denen besonders ein von Herrn Winckler beigebrachtes kleinstes Buch (Format 9 X 15 mm) mit vielem Text, Kalendarium, Erzählungen und Illustrationen Interesse erregt. Jeder Besucher der Ausstellung wird dieselbe hochbefriedigt verlassen; und so hoffen wir, durch unsere bescheidene Arbeit unserm Stande einen Dienst geleistet zu haben, dessen Anerkennung wir im regen Besuch unserer Ausstellung finden werden. Wir bitten unserer Einladung zu folgen und für zahlreichen Besuch im Kreise der Freunde zu wirken. Leipzig, 8. September 1888. Mit Hochachtung Der Vorstand des Mitteldeutschen Papier-Vereins: Otto Winckler, Oscar Richter, Bruno Holder-Leipzig, F. W. Abel- Magdeburg, Carl Apel-Leipzig, J. A. Büdel-Altenburg, J. A. Gerstäcker- Chemnitz, R. Haiecker u. Paul Hungar-Leipzig, S. Heilmann-Merseburg, Ed. Lehmstedt-Weissenfels, Aug. Müller-Leipzig, Fr. Herm. Müller- Leipzig, C. Schwager-Dresden.