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No. 75. PAPIER-ZEITUNG. 1507 Die Vortheile eines sesshaften Arbeiterstandes veranlassten die Gesell schaft zum Bau neuer Arbeiterhäuser und zum Ankauf älterer Häuser zu gleichem Zweck. Selbstverständlich konnten alle diese Erweiterungen, Verbesserungen und Erwerbungen nicht aus dem Betrieb gedeckt werden. Das ursprüng liche Kapital von 1 800 000 fl. in 9000 Aktien zu 200 fl. wurde seither in drei Emissionen auf 3 000 000 fl. erhöht. Mit Befriedigung betont die Denkschrift, dass stets jeder Gründergewinn ausgeschlossen war, und auch nie eine Aktie unter Pari ausgegeben wurde. Unter den neueren Verbesserungen der Papierfabrikation, welche in Schlöglmühl keimten und reiften, verdient besonders die Schöpfmaschine Erwähnung, welche dem auf ihr gefertigten Papier alle Vorzüge des Büttenpapiers bewahrt. Sie ist nach dem Patent des Direktors Max Sembritzki gebaut und hat raschen Eingang in die Praxis gefunden. In Frankreich und Kussland arbeitet sie bereits in mehreren Exemplaren. Erwähnenswerth ist auch der im laufenden Jahr zum Patent angemeldete, vom Leiter der Zellstofffabrik, Karl Ziegelmeyer, erfundene „Quirl“, der bei bedeutend verringerter Pferdekraft und grosser Raumersparniss zwei Holländer für die Auflösung des Zellstoffs ersetzt. Bei beiden Patenten hat sich die Gesellschaft das Eigenthum für Oesterreich-Ungarn Vorbehalten, während für das Ausland die Erfinder das Ausnützungsrecht haben. Andere Verbesserungen bei Erzeugung des Schlöglmühler Zellstoffs gipfeln in dem Vortheil, dass zur Bleichung desselben der bisher erreichte Mindestver brauch an Bleichstoff beansprucht wird. Schlöglmühl legt Werth darauf, mit Einführung der Normalpapiere । 212 zinsfreien Wohnungen in 22 mit Gemüsegärten versehenen Arbeiter häusern untergebracht sind. Die technische Direktion liegt in den Händen des Fabrikdirektors Max Sembritzki, während die Leitung des Ganzen unter Aufsicht des Ver- waltungsrathes, insbesondere des aus letzterem gewählten Exekutiv-Komitees, dem Mitgliede des Verwaltungsrathes und Central - Direktor Gotthard von Capellen, obliegt. Schmierflecken in Papier. Um beim Mahlen von Halbzeug leichtere Arbeit zu haben, setzen manche Holländermüller dem Stoff etwas Oel zu, wodurch der Inhalt des Holländers besser zieht, d. h. umläuft. Da mir Oelzusatz bei der alkalischen Beschaffenheit der rohen Lumpen nachtheilig erscheint, so untersagte ich denselben; und als er doch nicht unterblieb, liess ich nur die geringste Menge Oel herausgeben, welche zum Schmieren der Holländer-Transmissions wellen nöthig war. Jetzt zeigten sich im Papier grüne Flecken, welche Aehnlichkeit mit Schmierflecken hatten, und wegen deren Entstehung alle Lager der Holländer wellen, der Papiermaschine usw. genau nachgesehen, aber in bestem reinstem Zustande befunden wurden. Die Flecken mehrten sich jedoch, verursachten viel Naehtheil und Aerger und blieben längere Zeit räthselhaft, bis ich einmal, als ein Halbzeugholländer in Gang gebracht wurde, sah, dass der Arbeiter mit einer Handvoll gekochter Lumpen den unter dem Holländer lager befindlichen Oelfänger auswischte und diese Lumpen in den Holländer warf, worauf dieser bald besser zog. Der Arbeiter war mit den Gründen der Holzschleiferei Stuppach. in Oesterreich den Anfang gemacht und solche Normalpapiere beider Jubiläums-Ausstellung zuerst vorgelegt zu haben. Bestimmungen über die Verwendbarkeit der Papiere sind in Oesterreich übrigens nicht neu. Schon unter Maria Theresia sind Vorschriften über die Herstellung der Papiere erschienen, nach welchen, wie die kais. Verordnung sich ausdrückt, »die künftige bessere Erzeugung des inländischen Papieres ganz sicher zu hoffen sei.“ (Dr. Hermann: „Maria Theresia als Gesetzgeberin“, Wien, Holder, 1888.) Die damals gestellten Anforderungen scheinen aber gegenüber den heutigen ziemlich mässig gewesen zu sein. Schlöglmühl besitzt gegenwärtig an Land und Werkkanälen etwa 110 Joch, an Wald 3812 Joch, an Wasserkraft in 6 Werken 1700 Pferde kraft. 15 Dampfmaschinen von zusammen 580 Pferdekraft, 14 Dampfkessel, 12 Turbinen, 3 Holzschleifereien mit 10 Schleifapparaten, 1 Zellstofffabrik mit 9 Kochern, 6 Papiermaschinen, 6 Bütten für Schöpfpapier, 1 Schöpf maschine, 56 Holländer, 16 Kalander und Satinirmaschinen, 3 Rollapparate, 3 Rastrirmaschinen, 2 Oelgasanstalten, 1 Dynamomaschine für elektrische Beleuchtung, 14 Kilometer Telephonleitung, 4 Kilometer normalspurige Schleppbahnen und 870 Meter Fabriksbahnen nebst entsprechenden Neben maschinen und Einrichtungen, Werkstätten und Magazinen- Thermoskope und Signalapparate durchziehen alle Räume der Haupt- Anstalten und ergänzen die Vorsicht, die von allen Beschäftigten erwartet wird. Eine gut geschulte Fabriksfeuerwehr von 100 Mann bildet den Schutz des gesellschaftlichen Eigenthums gegen Feuersgefahr und ist zu diesem Zweck mit besten Geräthen reichlich versehen. In den sämmtlichen Fabriken und im Centralbureau mit der Niederlage in Wien (I., Hegelgasse 4) sind 42 Beamte angestellt und werden 637 männ liche und 248 weibliche Arbeiter beschäftigt, die zum grössten Theil in Untersagung bekannt gemacht, entschuldigte sich aber damit, dass dieses Oel doch werthlos sei. Er glaubte, das Verbot sei nur erlassen, um die Kosten für das Oel zu sparen. Viele Fälle ähnlicher Art kommen täglich in der Praxis vor und könnten durch ständige Beaufsichtigung der Arbeiter vermieden werden. Jeder Arbeiter eignet sich durch längere Beschäftigung bei der gleichen Arbeit Verrichtungen an, welche ihm die Arbeit erleichtern, ohne dass er be urtheilen kann, ob diese für das Geschäft nützlich oder nachtheilig sind. M . . . Narrenkappe- („foolscap"-) Wasserzeichen. In England wird das gangbarste Format Briefpapier bekanntlich von jeher als »foolscap« bezeichnet und häufig auch mit einer Narren kappe als Wasserzeichen versehen oder gestempelt. Nach »The Papier makers Cirkular« hatte König Karl I einem Günstling das ausschliessliche Vorrecht der Anfertigung und des Verkaufs von Papier gewährt Dieser hatte als Marke einer besonders feinen fürs Parlament bestimmten Sorte das königliche Wappen gewählt. Nachdem aber Cromwell den König gestürzt und zum Tode verurtheilt hatte, wurden alle Monopole und königlichen Gunstbezeugungen be seitigt. Das Parlament drückte seine Verachtung des gestürzten Herrschers unter anderm durch die Anordnung aus, dass anstelle des königlichen Wappens in dem amtlich benutzten Papier eine Narrenkappe mit Schellen gesetzt werden solle. Dies Zeichen hat sich über Cromwell hinaus bis heute erhalten und ist der Rufname für eine Papiergattung geworden.