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1502 PAPIER-ZEITUNG. No. 75. als für Belehrung der Fachleute und Interessenten sorgten und oft zu geschäftlichen Unternehmungen mit Jahrmarkt-Anstrich herabsanken. Dies Alles hat eine weit verbreitete Ausstellungsmüdigkeit erzeugt und Gleichgiltigkeit in den Kreisen der Gewerbtreibenden wachgerufen. Dem gegenüber haben die Fachausstellungen, welche die Erzeugnisse eines einzelnen Gewerbszweigs zusammenfassten und in sachgemässer Anordnung zeigten, an Werth und Bedeutung gewonnen. Fabrikanten und Besucher haben dabei praktischen Nutzen. Erstere knüpfen neue Verbindungen an, letztere lernen die neuesten Erzeugnisse ihres Fachs kennen und finden ohne Zeitverlust das, was sie interessirt. Vor zwei Jahren bereits wurde in denselben Räumen der Versuch gemacht, eine Ausstellung von Erzeugnissen des Papierfachs zu ver anstalten, und dieser Versuch fiel so glücklich aus, dass der Papier- Verein Berlin beschloss, ihn in vergrössertem Maassstab zu wiederholen. Der Grundgedanke dabei war, den Papierhandel in der Reichshauptstadt zu zentralisiren, und von dem Erfolg der Ausstellung wird es abhängen, ob die Fachmesse sich allmälig zu einer ständigen Einrichtung ausbildet. Der Redner knüpfte an diese Ausführungen einen Hinweis auf die betrübenden Ereignisse, welche unser Kaiserhaus in diesem Jahr betroffen haben, und auf die Hoffnungen, welche sich an die mehrfach bewiesene Pflichttreue und Thatkraft unsres jungen Kaisers knüpfen. Er schloss mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm II, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Ein Tusch der Musik folgte, und die Töne der Volkshymne »Heil Dir im Siegerkranz« durchbrausten den Saal. Nachdem Herr Hermann Gmeiner als Vorsitzender des D. P.-V. seiner Freude über die gelungene Ausstellung Ausdruck gegeben und ein Hoch auf den Berliner Verein und seinen Vorstand ausgebracht hatte, erklärte Herr Tetzer die Ausstellung für eröffnet. Nun setzte sich der Besucherstrom wieder in Bewegung und ver theilte sich in lebhafter Unterhaltung auf die verschiedenen Plätze des weiten Raumes. Der von der Firma Otto Häuser in Berlin gestellte Gasmotor von Moritz Hille-Dresden zog an, und die ver schiedenen durch Transmissionen angehängten Maschinen traten in Thätigkeit. Auf einer derselben, einer Cylinderschnellpresse von Bohn & Herber in Würzburg begann die Firma Otto Drewitz, Berlin, den Druck einer Ausstellungszeitung. Noch einmal wurde die lebhafte Bewegung gehemmt. Von der Galerie herab bat ein Ausschussmitglied um Ruhe für einen Photographen, der seinen Apparat auf den Innenraum gerichtet hatte. Alles schaute nach der geheimnissvollen Oeffnung der Linse, und in dieser nicht sehr malerischen Anordnung wurde die Gesellschaft und der Aus stellungsraum photographirt. Nach zwei Minuten athmete die Besucher menge erleichtert auf und setzte den lehrreichen Rundgang fort. Strohpapier und -Pappen, grau Dütenpapier. Bericht über die Versammlung der Fabrikanten am 9. und 10. September in Düsseldorf. Die Versammlung war so zahlreich, wie jemals besucht, und es wurde von allen Seiten bestätigt, dass die jetzt 16 Monate bestehende Vereinigung aufs Segensreichste gewirkt habe. Von keiner Seite konnten irgendwie begründete Beschwerden über Vertrags-Verletzung vorgebracht werden. Man gab sich allgemein der Hoffnung hin, dass die bestehende Einigung lange Jahre andauern werde, weil von deren erstem Tage ab die vorher bestandene Schleuderei aufgehört habe, und die Fabrikanten in eine Lage gebracht seien, wonach sie nicht mehr wie vordem mit Verlust arbeiten brauchten, sondern doch einen mässigen Verdienst hätten. Die bestehende Vereinbarung wurde bis Ende Februar 1889 verlängert, und es soll gegen Mitte Februar 1889 in Hamm in Westfalen eine neue Versammlung statt finden, um alsdann weitere Bestimmungen zu treffen. Die Preise wurden wesentlich erhöht, jedoch wurde der volle Aufschlag für die Mehrauslagen der hohen Strohpreise nicht angesetzt, weil man befürchtete, dass die Holzpappenfabrikanten und die Fabrikanten anderer Packpapiere nicht in gleicher Weise folgen würden. Ehe hierüber Gewissheit erzielt sei, könne der nöthige Mehrpreis für den Aufschlag der Rohstoffe nicht voll eintreten. Stroh sei nicht allein um 1 Mark der Zentner und mehr gegen die früheren billigen Strohpreise gestiegen, sondern es sei auch in diesem Jahre noch ganz aussergewöhnlich schlecht und dabei zum grossen Theile nicht ganz trocken eingefahren. 3 Zentner Stroh, die bei solcher Beschaffenheit zu 100 kg Papier oder Pappen bei Her stellung guter Waare mindestens nöthig sind, kosten somit 3 bis 4 Mark mehr als früher, und diesen vollen Aufschlag glaubte man aus den vor genannten Gründen nicht ansetzen zu dürfen. Der Vorsitzende wird das aufgenommene Protokoll drucken und jedem Fabrikanten frei zugehen lassen. Das durch die Versammlungen hergestellte freundschaftliche und ver trauensvolle Einvernehmen zwischen den Betheiligten giebt begründete Hoffnung, dass die so glücklich erzielte Einigung von sehr langer Dauer sein wird. Man sprach allgemein die Hoffnung aus, dass nunmehr auch die Holzpappenfabrikanten und die Fabrikanten, welche andere Papiere herstellen, in gleicher Weise folgen würden, um sich nicht länger aus beuten zu lassen. Düsseldorf, 11. September 1888. (gez.): Eduard Mertens, Schriftführer. An die Mitglieder des Deutschen und Mittel deutschen Papier-Vereins. Die Mitglieder des Deutschen Papiervereins werden ersucht, zur Eröffnung der Herbstmess-Ausstellung des Mittel deutschen Papier-Vereins, am 21. September, mittags 12 Uhr, im Saale des Eldorado zu Leipzig, anwesend zu sein. Zum Besuch der Aus stellung während der Tage vom 21.—24. September sind alle Fach genossen eingeladen. Ferner bitten wir die Mitglieder des Mitteldeutschen Zweigvereins vom D. P.-V. am Sonntag, 23. September, früh 1/29 Uhr, zur Entgegennahme eines Vortrags des Herrn Burger, Kustos des Buchgewerbemuseums zu Leipzig, im Ausstellungssaale des Eldorado, zugegen zu sein, sowie früh 1/210 Uhr zu einer Berathung im Nebensaale zusammen zu treten. Zu dieser Berathung werden speziell diejenigen Mitglieder dringend gebeten, die Theil am Aus tausch der vertraulichen Listen nehmen, indem über Erweite rung unseres Listen- und Meldewesens zu beschliessen ist, und eine allseitige Verständigung anzubahnen dringend nöthig wird. Mit Hochachtung Der Vorstand des Mitteldeutschen Papier-Vereins. Otto Winckler-Leipzig, Oscar Richter, Bruno Holder-Leipzig, F. W. Abel- Magdeburg, Carl Apel-Leipzig, J. A. Büdel-Altenburg, J. A. Gerstäcker- Chemnitz, R. Haiecker, Paul Hungar-Leipzig, S. Heilmann-Merseburg, Ed. Lehmstedt-Weissenfels, Aug. Müller-Leipzig, Fr. Herm. Müller- Leipzig, C. Schwager-Dresden. Verein Deutscher Buntpapierfabrikanten. Generalversammlung Montag, 10. September, zu Berlin, bei Uhl, Unter den Linden 33. (Nach stenographischen Aufzeichnungen von Max Bäckler, SW., Blücherstrasse 16.) Der Vorsitzende, Kommerzienrath Alois Dessauer-Aschaffenburg, eröffnet die Generalversammlung um 10 Uhr mit einer Begrüssung der Anwesenden. (Die Versammlung war, wie die am Schluss der Versammlungs-Berichte folgende Liste der Anwesenden ergiebt, nicht sehr zahlreich besucht, da zu derselben Stunde die grosse Parade des III. Armeecorps abgehalten wurde.) 1. Bericht des Vorsitzenden über den Stand des Ver eins und die Lage der Buntpapierindustrie: Die Zahl der Mitglieder des Vereins Deutscher Buntpapierfabrikanten ist dieselbe geblieben wie im vorigen Jahr. Wir zählen 50 Mitglieder. Der Verein umfasst den grössten Theil aller Fachgenossen. So erfreulich dieser Umstand ist, umsoweniger befriedigend ist die Lage unserer Industrie, auf welche verschiedene Ursachen nach theilig gewirkt haben. Durch Schaffung neuer Fabriken, die nament lich in den letzten Jahren ziemlich zahlreich entstanden sind, hat sich die Erzeugung immer weiter gesteigert, es ist Ueberproduktion eingetreten, während der Absatz infolge der Zollverhältnisse sich vermindert hat. Dadurch ist auch der schon seit einer Reihe von Jahren beklagte Preisrückgang immer grösser und die Buntpapier erzeugung immer weniger lohnend geworden. Die Fabrikanten sind gezwungen, theilweise zu billigeren Rohstoffen zu greifen, wodurch die Beschaffenheit der Erzeugnisse leidet, und die Anforderungen der Kunden in Bezug auf Güte der Waare nicht genügend erfüllt werden. Leider haben wir in unserm Fach Firmen, die namentlich dazu bei getragen haben, unsere Fabrikation durch billige Preise unlohnend zu machen. Vom Standpunkt unserer Vereinigung, die ja, wie ich wiederholt in unseren Generalversammlungen betont habe, nicht zu Preisabmachungen geschaffen ist, sind diese Zustände tief zu bedauern. Wiskott-Breslau: Was wir heute gehört haben, ist in allen möglichen Tonarten behandölt worden, seit der Verein besteht; aber einen Erfolg dieser Klagen haben wir nicht gesehen. Die Preise sind immer mehr heruntergegangen, und wir werden auf diese Weise keinen Halt auf der schiefen Ebene gewinnen, auf der wir uns be finden. Ich möchte daher doch zur Erwägung geben, ob wir nicht in irgend einer Form der Frage praktisch näher treten wollen. Grosse Industrie-Zweige geben uns das Beispiel, dass sie Ueber- einkünfte in Bezug auf die Preise treffen, oder wenigstens sich zu einer Verminderung der Erzeugung vereinigen. Allerdings ist die Art unsrer Erzeugnisse so verschieden, dass man sich nicht leicht über bestimmte Preise verständigen wird, aber man könnte doch den Vorsuch machen. Es giebt gewisse Arten gewöhnlicher Buntpapiere, die wir alle anfertigen. Ich erinnere an Glace- und Chagrin-Papier, an bessere Marmorpapiere. Vielleicht liesse sich erreichen, dass bei diesen Sorten wenigstens ein erträglicher Nutzen bleibt, und die Fabrikanten sich nicht so gierig auf besondere Ge biete werfen und auch da noch den Nutzen, der allenfalls erzielt wird, durch Wettbewerb vernichten. Ich wollte dies wenigstens anregen, denn wenn wir heute in der Sache nichts beschliessen,