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Anträge, die sich, wie schon ausgedrückt, zum grossen Theil mit unseren heutigen decken, nicht sämmtlich bewilligt werden sollten, wenigstens unser derzeitiger, in Vorstehendem genügend motivirter Antrag auf fakul tative Einführung des Arbeitsmoduls Genehmigung finden möge, und dass künftig über den Werth unserer Erzeugnisse nicht mehr ausschliesslich eine der bei der Prüfung gefundenen Festigkeitszahlen entscheide, sondern dass in dem Attest auch mit Worten ausgesprochen werde, ob das für die oder jene Klasse angemeldete Papier als zu derselben gehörig betrachtet werden darf oder nicht. Wir meinen dies so, dass der Vorsteher der Königlichen Prüfungs- Anstalt beauftragt und ermächtigt werden möge, in gewissen Fällen, also wenn eine der gefundenen Zahlen, z. B. die Reisslänge, etwas, d. h. bis zu 10 pCt., zu gering, die andere — die Bruchdehnung — aber entsprechend höher ist oder umgekehrt, und wenn das Papier in jeder anderen Hinsicht, was Aschengehalt, Nasszusammensetzung, Widerstand gegen Zerknittern usw. betrifft, gut ist, in dem Attest unter den gefundenen Werthen der Prüfung mit Worten auszusprechen, in welche Klasse das Papier gehört, unter Angabe der Gründe, also z. B. mit den Worten, dass unter Berücksichtigung der sonstigen guten Eigenschaften und des Arbeitsmoduls das Papier in die höhere Klasse zu rechnen sei. Damit wäre bei wohlwollenden Absichten der die Untersuchung Leitenden ein Spielraum gegeben, wie er unter heutigen Verhältnissen nur als recht und billig zu bezeichnen ist, und gleichzeitig in der gerechtesten und zu friedenstellendsten Weise ein Ausgleich für die vielen Schwächen und Mängel geschaffen, die der heutigen Untersuchungsmethode eingestandener maassen anhaften. Wir stellen ferner den Antrag und berufen uns dabei auf die ge machten Erfahrungen, dass in Zukunft bei der obersten Leitung der Papier prüfungs-Anstalt Sachverständige aus unserer Mitte, praktisch geschulte Männer, mitwirken. Es wird dies einerseits nur dazu beitragen, das An sehen und das Vertrauen der Anstalt, das sich dieselbe bisher durch die unparteiische Führung der ihr staatlich überwiesenen Geschäfte erworben hat, unter den Fachgenossen zu erweitern, anderseits damit der richtige Weg gegeben sein, Meinungen und Urtheile aus dem Kreise der Fabrikanten heraus zum Ausdruck und zur Geltung zu bringen. Die Beiräthe wären ständig und hätten nach Bedürfniss ein- oder zweimal im Jahre zusammen zukommen. Damit wäre gleichzeitig eine höhere Instanz in Fällen streitiger Be gutachtung geschaffen, die bis jetzt zu unserem grossen Leidwesen fehlte und deren es aufs Allerdringlichste bedarf! Schliesslich sprechen wir dem Hohen Ministerium noch die ehrerbietige Bitte aus, auch dafür ferner besorgt zu sein, dass die Zahl der prüfenden Beamten derartig sich bemisst, dass wir jederzeit für schnelle Erledigung unserer Anträge Gewähr haben, und dass nur solche Beamte mit offiziellen Arbeiten betraut werden, die hinreichend lange vorgebildet und eidlich verpflichtet sind.“ Baupappe. Die Verwendung von papierartigen Stoffen zu Bauzwecken, wie dieselbe in Nordamerika allgemeine Verbreitung gefunden hat, ist in Deutschland noch wenig üblich. Die grosse Masse der Gebäude für wirthschaftliche und Wohnzwecke in den Vereinigten Staaten besteht bekanntlich aus sehr leicht gebauten Holzhäusern. Bei diesen sind die für die Herstellung unserer Holz- und Fachwerksbauten gebräuchlichen Verbandhölzer durch Bohlen ersetzt. Die Aussenwände sind durch einfache oder doppelte Bretterverschalung, die Innenwände durch Lattenbenagelung Fig. 1. Schnitt. mit Putzbewurf gebildet, und durch die zwischen beiden Wänden befindliche ruhende Luftschicht wird das Innere des Hauses vor der Einwirkung von Wärme und Kälte geschützt. Neben dieser Luftschicht nun ist, wie wir einem Bericht des technischen Attaches, Königlichen Regierungs- Baumeisters Bassel in Washington, entnehmen, für die Dichthaltung solcher Wände gegen Wärme, Kälte, Wind und Feuchtigkeit eine zwischen der äusseren, doppelten Bretterschicht angebrachte Papierbekleidung (a a in den Ab bildungen 1 und 2) besonders wichtig und liefert bei guter Ausführung ein billiges, warmes und dichtes Haus. Selbst die meisten der vornehm erscheinenden Familienhäuser im Westen und in Kalifornien sind in dieser Weise gebaut. Bei der Wichtigkeit und der massenhaften Verwendung, welche die Papierbekleidung findet, ist dieselbe Gegenstand der Herstellung im Grossen und des Strebens nach fortdauernder Verbesserung geworden. Früher verwendete man getheertes Papier in Bogen, später in Rollen. Dasselbe hatte den Vortheil, gegen Feuchtigkeit und Ungeziefer widerstands fähig zu sein, wurde aber wegen seines Geruches für be wohnte Gebäude bald ausgeschlossen und findet jetzt nur noch für Eishäuser, Güterschuppen und ähnliche Baulich keiten Verwendung. Später traten an die Stelle der Theer- Papiere und -Pappen dichte Papiere aller Art. Unter diesen haben sich besonders die Asbestfilzpapiere wegen ihrer Unzerstörbarkeit und Fig. 2. Grundriss. Widerstandsfähigkeit gegen Wärme, Ungeziefer und Feuer die Gunst des bauenden Volkes erworben, doch haben sie den Nachtheil, dass sie dem Eindringen von Luftzug und Feuchtigkeit nicht so grossen Widerstand entgegensetzen. In neuerer Zeit ist ein angeblich aus Ma nila-Hanf und trocknenden Oelen hergestelltes Papier von den Manahan- Werken in New York in den Handel gebracht worden, welches sich gut zu bewähren scheint. In gleicher Weise wie für die Dichtung der Wände findet das Papier zur Dichtung der Dächer Verwendung, und zwar entweder als Zwischen lage bei doppelter Schalung, deren äussere beliebige Deckstoffe, Schindeln, Dachziegel, Metallbleche, trägt, oder auch als unmittelbare Decke zwischen einfacher, rauher Schalung und dem aufliegenden Deckstoff. Auch zur Verminderung der Durchlässigkeit der Decken und der Schallleitung werden Papierlagen zwischen den Blind- und Fussböden, oder auf den letzteren unter den Teppichen verwandt, und diese Papiere werden zur Er zeugung eines warmen Fussbodens uneben oder gewellt hergestellt, um in ihren Vertiefungen abschliessende Lufträume zu bilden. Wenn auch die erstbeschriebene Verwendung derartiger Papierstoffe für unsere Verhältnisse weniger Bedeutung hat, da Holzhäuser von der erwähnten Art vornehmlich ihrer Feuergefährlichkeit wegen bei uns zu meist für unzulässig erachtet werden, so dürfte sich die Anwendung dieser Papierbekleidung zwischen doppelter Schalung doch für Bauten von be grenzter Dauer empfehlen. Besonders würden hier Cementschuppen, Beamtenwohnhäuser und Dienstgebäude während der Bauzeit bei Bauten grösserer Ausdehnung, im Gebirge, in rauhem Klima, auch bei Gartenhäusern u. dergl. m. in Betracht kommen, bei denen mit geringen Kosten und rascher Herstellung eine möglichst vollkommene Abschliessung gegen äussere Wärme, Windzug, Staub und Feuchtigkeit oder eins derselben erzielt werden soll. Auch für billige und einfache Bauten bei Eisenbahnen nntergeordneter Bedeutung dürfte die geschilderte Technik mit Vortheil Verwendung finden. Proben verschiedener Papierstoffe sind dem amtlichen Bericht beigefügt. (Centralblatt der Bauverwaltung.) Vorstehender Bericht des deutschen technischen Attaches in Washington ist zwar sehr dankenswerth, aber nicht vollständig genug. Die Holzhäuser werden, w in Amerika gemachter Erfahrung w gebaut, als oben skizzirt ist. Die Fig. 3. Schnitt. Fig 4. Grundriss. Das innere Gerippe bestand, g bauten, aus senkrechten Stielen, die ie Schreiber Dieses aus eigener eiss, häufig noch viel einfacher senkrechten Stiele werden nach innen mit gespundeten Fuss bodenbrettern bekleidet und er halten aussen nur eine Decke von etwa 1/ Zoll dicken, schin delartig übereinander greifenden Brettern, nach der Art der in Fig. 3 skizzirten Bretter b. Schrei ber Dieses hat in einem solchen Hause während mehrerer Winter monate geschlafen. Will man etwas mehr aufwenden, so wird aussen unter die schindel artige Bretterverschalung noch Bau pappe c genagelt. In den Städten muss auf äussere Feuersicherheit mehr Werth gelegt werden, und man stellt dort auch grössere An sprüche an Dauer und Schönheit. Im Westen, in Milwaukee, hat Schreiber Dieses 1872 Bauten gesehen, die in folgender Weise ausgeführt waren: mau wie bei den skizzirten Holz innen und aussen mit Brettern a und b verschalt waren. Auf die äussere Verschalung wurde eine Schicht Baupappe c genagelt und gegen diese noch eine 9 Zoll dicke Ziegelsteinmauer d gesetzt, wie in Fig. 4 skizzirt. Die Häuser haben das Aussehen höchst standfester Bauten, sind nach aussen wetterbeständig und feuersicher und bieten innen die Vorzüge der Holzbauten, nämlich Trockenheit und Wärme im Winter. Wir glauben annehmen zu dürfen, dass sich letztere Bauart im Westen weiter verbreitet hat, da sie sehr zweckmässig erscheint. Jedenfalls wäre es wünschenswerth, wenn der technische Attache in Washington noch weitere Nachforschungen anstellen und Berichte hierüber senden wollte. Postkarten. Die verbreitete Meinung, dass die Post-Anstalten verdorbene oder nach und nach unbrauchbar gewordene Postkarten umtauschen, wenn solche gesammelt und in einer Anzahl von 100 Stück zurückgegeben werden, ist, der „K. Z “ zufolge unzutreffend; vielmehr wird der Umtausch nur dann bewerkstelligt, wenn sich der Schaden auf 100 Stück erstreckt, wenn die Unbrauchbarkeit gleichzeitig und durch ein unabweisbares Er- eigniss, nicht aber nach und nach durch eine Reihe von einzelnen Ver sehen herbeigeführt worden ist. Hierbei muss dem betreffenden Postamt vorkommendenfalls der Nachweis erbracht werden. Infolge dieser einschränkenden Bestimmung ist an Ersatz verdorbener Postkarten kaum je zu denken.