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1400 PAPIER-ZEITUNG. No. 70. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Verbesserte „Liberty“-Tiegeldruck-Maschine. Die »Liberty«-Tiegeldruckmaschine von Degener & Weiler in New York war eine der ersten Maschinen dieser Art, welche zu Anfang der siebziger Jahre von Amerika nach Deutschland kamen. Sie fand hier weite Verbreitung, zuerst allerdings vorwiegend in Papierhandlungen und Papierwaarenfabriken; als aber die Buchdrucker die Bedeutung der kleinen, einfachen Accidenzmaschine einzusehen begannen, fand sie ihren Weg auch in zahlreiche Druckereien. Zu den Vorzügen dieser älteren Liberty, gegenüber andern Bau arten, gehörte ihr leichter Gang, sowie die Zugänglichkeit von Fun dament, Tiegel und Farbwerk. Den Vorzügen standen aber auch Nachtheile gegenüber. Die Maschine arbeitete namentlich bei schnellem Gang mit ohrbetäubendem Lärm. Die langen, linealartigen Greifer schlugen bei jedem Aufgehen der Maschine rasselnd an den waagerechten Farbkasten und verkündeten dem Fachmann schon von fern, dass eine Libertymaschine im Gang sei. Die einfache Farbverreibung genügte wohl für gewöhn liche Druckarbeiten, liess aber namentlich beim Illustrations- und Farbendruck zu wünschen übrig. Man konnte manch mal nur durch kraftverschwendendes Vor- und Rückwärts drehen und dadurch erzielten wiederholten Farb-Auftrag volle Deckung bewirken. Einige Jahre der Erfahrung mit Tiegeldruckmaschinen genügten, um verbesserte Bauarten ins Leben zu rufen, und bald wurde die »Liberty« mit Bezug auf Farbverreibung, kräftigen Bau, geräuschlosen Gang und einige andre Einzel heiten von andern deutschen und amerikanischen Maschinen überflügelt. Die Gally-Presse brachte ein Cylinder-Farbwerk mit vorzüglicher Verreibung und eine werthvolle Ausrückvor richtung des Tiegels. Die Tiegeldruckmaschinen der Ma- schinen-Fabriken Augsburg und Hogenforst in Leipzig führten gleich der Gally senkrechtes Fundament und ver besserte Tisch-Verreibung ein, so dass die »Liberty« lebhaftem Wett bewerb ausgesetzt war. Die Nachfolgerin der alten Firma Degener & Weiler, die Firma F. M. Weiler’s Liberty Machine Works in New York und Berlin, hat sich inzwischen bemüht, die vorhandenen Mängel ihrer 1. Einführung eines neuen, geräuschlosen Greifer-Mechanismus; 2. Verbesserung der Einfärbung durch aufgesetzte metallene Reitwalzen; 3. Anbringung einer Ausrückvorrichtung am Drucktiegel. Bei dem neuen patentirten Greifermechanismus (D. R.-P. 39 831) wird der Zug nicht mehr durch kräftig schnellende Federn ausgeübt, welche die Greifer beim Rückgang gegen das Farbwerk schleuderten, sondern durch einen belasteten Ansatz, der auf einem Knaggen gleitet und die Greifer sanft und ohne Geräusch andrückt und zurückbewegt. A in Figg. 1 bis 3 ist der Tiegel, B das Fundament. C sind Lappen an beiden Enden des Tiegels, zwischen welche das Greifer gestell gehängt ist. E sind die Greifer, die durch Bolzen und Muttern e im Gestell festgehalten werden und sich längs der Schlitze f verschieben lassen. Auf einer Seite des Greifergestells D ist ein belasteter Ansatz F angebracht, der am vorderen Ende einen Stift und eine Rolle G trägt, die auf einem Knaggen II laufen kann. Der Knaggen ist an einem der Bolzen befestigt, welche den Tiegel A mit dem Funda Fig. 1, ment B verbinden, und so gestaltet, dass, wenn Tiegel und Funda ment beim Abdruck zusammenklappen, die Greifer auf den Tiegel gedrückt werden. Die Gleitrolle G ruht bei geöffneter Presse auf dem Rücken des hakenförmigen Knaggens II. Dann stehen die Greifer, wie in Figg. 1 und 2, nach oben. Geht aber die Presse Gesammt-Ansicht der verbesserten Liberty-Maschine. Maschine zu beseitigen und dieselbe den gesteigerten Anforderungen der Gegenwart anzupassen. Dies geschah besonders durch folgende drei Maassregeln: Fig. 2. zusammen, so wird die Gleitrolle emporgedrückt, die Greifer legen sich fest auf den Tiegel und halten dort den Bogen fest. (Fig. 3.) Die Greiferführung soll künftig noch weiter in der Weise ver bessert werden, dass die Greifer schon zufassen, wenn der Tiegel etwa im Winkel von 45 Grad geneigt ist. Um kräftigere Farbverreibung zu ermöglichen, werden eiserne Reibwalzen geliefert, welche auf die Massewalzen aufgelegt werden können. Diese Reibwalzen bestehen aus zwei Theilen: einer Spindel und einer umgebenden Hülse. Die Spindel ist als Schraube ausge bildet, die Hülse als Mutter, so dass die beiden Theile der Reib walze seitlich gegen einander verschoben werden können. Die Achs- Enden der Spindel werden in die Lagerschlitze der Auftragwalzen eingelegt, drehen sich aber nicht in diesen Schlitzen, sondern werden durch Vierkant-Ansätze festgehalten. Dagegen wird die Reiberhülse selbst von der Farbwalze mitgenommen und in drehende Bewegung versetzt. Das Schraubengewinde der Achsenspindel macht die drehende