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1398 PAPIER-ZEITUNG. No. 70. Strohpapier- und -Pappen, grau Dütenpapier. Versammlung aller deutschen Fabrikanten, welche Stroh pappen, weiss beklebte Pappen, Strohpapier und grau Düten papier herstellen. Montag, 10. September, morgens 9 Uhr, findet im Hotel Thüngen in Düsseldorf („Kaiserlicher Hof“, gegenüber dem Berg.-Märk. Bahnhofe) die am 4. Juni in Hamm beschlossene General versammlung aller vorstehend genannten deutschen Fabrikanten statt. Der Vorsitzende erwartet mit Bestimmtheit, dass alle Fabrikanten an dieser Versammlung im eigenen, wie im Gesammtinteresse persönlich theil nehmen, weil dieselbe diesmal besonders wichtig ist. Die diesjährige Stroh ernte ist leider noch geringer ausgefallen, als am 4. Juni angenommen wurde. Roggenstroh, die Hauptgattung für Papier und Pappen, hat kaum den halben Ertrag einer Normal-Ernte geliefert und ist bei dem immer währenden Regenwetter grösstentheils noch feucht eingescheunt. Es wird sich für die Fabrikanten weiterer Verlust dadurch ergehen, dass zu einem Zentner Papier oder Pappen guter Qualität sicher 11/2 Ztr. Stroh erforder lich sein werden, wodurch der Strohpreis im Verhältniss zu der fertigen Waare um weitere 50 pCt. steigt. Auch die geringen Lumpen sind infolge der seit 3 Monaten bedeutend gestiegenen Strohpreise wesentlich theurer geworden, und es ist nothwen dig, am 10. September in Düsseldorf die Pappen- und Papierpreise eben falls zu erhöhen, wenn nicht, wie in 1885/86, wieder ohne Nutzen gearbeitet werden soll. Die entfernt wohnenden Mitglieder können, da die Versammlung am Montag Morgen stattfindet, den Sonntag schon zur Reise nach Düsseldorf benutzen. Am Nachmittag des 9. September werden der Vorsitzende und die meisten Rheinländer, Westfalen und Ostfriesen schon eintreffen, um durch eine Vorbesprechung am Sonntag Nachmittag und Abend die Verhandlungen für Montag abzukürzen, so dass diejenigen Fabrikanten, welche nach dem Schluss der Versammlung wieder abreisen wollen, die nachmittags und abends nach allen Richtungen abgehenden Schnellzüge benutzen können. Um den Theilnehmern an der Versammlung Zimmer im Hotel zu sichern und etwaigen Unbequemlichkeiten, wie jüngst in Hamm, vorzu beugen, wird gebeten, mir oder dem Vorsitzenden, Herrn Carl Eichhorn, Papierfabriken b. Jülich, bis zum 1. September durch Postkarte mitzutheilen, wer bei Herrn Thüngen wohnen und am gemeinschaftlichen Abendessen am 9. September, sowie am gemeinschaftlichen Mittagsmahl am 10. Sep tember theilnehmen will. Düsseldorf, im August 1888. Der Schriftführer: Eduard Mertens. Sächsischer Verband Deutscher Holzschleifer. Nachdem Sommerfrische und Ferien beendet sind, soll unsere nächste Versammlung am 12. September d. J. in Chemnitz abgehalten werden, worüber weitere Mittheilungen folgen. Der Vorstand. Verein Berliner Papier- u. Schreibwaarenhändler. Versammlung, Donnerstag, 30. August, abends 81/3 Uhr, Restau rant „Feuerstein“, Alte Jacob-Strasse 75. TAGES-ORDNUNG: 1. Vortrag des Lehrers der Handelswissenschaft, Herrn A. Sommer. 2. Bericht über den gemeinsamen Einkauf. 3. Vereinsangelegenheiten. I. A.: 4. Fragekasten. A. Deterling. Unsere Nachbarn. In No. 59 theilten wir die vom Vorsitzenden des Vereins fran zösischer Papierfabrikanten, Herrn Jean Codet, in einem Schreiben an den Minister geäusserte Ansicht mit, dass Deutschland nur auf einen günstigen Zeitpunkt laure, um über Frankreich herzufallen. Wir suchten dieselbe zu widerlegen und sprachen am Schluss die Befürchtung aus, dass der Moniteur de la Papeterie Framjaise unsere versöhnenden Worte nicht abdrucken werde. Zu unserer Freude finden wir jedoch in No. 4 des Moniteur vom 15. August vornan eine Uebersetzung unserer Aeusserungen mit einer J. C. unterzeich neten Antwort. Die Antwort wäre vielleicht noch freundlicher und zutreffender ausgefallen, wenn Herr J. C. eine richtigere Uebersetzung unserer Worte vor sich gehabt hätte. Dieselben lauteten z. B. an einer Stelle: Wir glauben unsern französischen Fachgenossen versichern zu dürfen, dass Niemand in Deutschland daran denkt, Frankreich zu bekriegen, wenn es aufrichtig die bestehenden Verhältnisse annehmen und selbst dauernd Frieden halten will. Anstatt bis an die Zähne bewaffnet und einander bedrohend die beiderseitige Thatkraft zu lähmen, könnten beide Reiche vereint auf allen Gebieten herrschen! Der Moniteur giebt dafür nachstehende Uebersetzung: Nous croyons pouvoir assurer ä nos confröres franais que personne ici ne songe ä combattre la France: si les rappwts qui existent pour l’instant le permettent, naus tenons ä conserver la paix. Au lieu d’etre armes jusqu'aux dents, au lieu de se paralyser mu- tuellement, les deux puissances pourraient dominer tous les autres etats! Nach dem ersten cursiv gedruckten französischen Satz will Deutsch land nur den Frieden halten, so lange die augenblicklichen Beziehungen es gestatten, während eine richtige Uebersetzung etwa folgender massen hätte lauten müssen: si la France veut accepter sincerement la Situation actuelle et tenir elle-meme la paix. An der zweiten cursiv gedruckten Stelle legt uns der Uebersetzer in den Mund, dass Deutschland und Frankreich vereint alle anderen Staaten beherrschen könnten, während es hätte heissen sollen: dominer sur tous les ressorts. Die Antwort des Herrn J. C. hat nach unserer Uebersetzung folgenden Inhalt: Wir nehmen mit wahrem Vergnügen die friedlichen Erklärungen unseres deutschen Fachgenossen (confröre) in unseren Spalten auf. Wenn derselbe Frankreich besser kennte, würde er an unsrer Geneigtheit, davon Kenntniss zu nehmen, nicht gezweifelt haben, weil er dann wüsste, dass die Franzosen zu höflich sind und sich viel zu gern unterrichten, um systematisch die Aeusserungen ihrer Gegner und gar ihrer Freunde abzu lehnen. (Wir hatten diesen Zweifel ausgedrückt, weil früher ähnliche Auf sätze keine Beachtung fanden. Red. d. Pap Ztg.) Im vorliegenden Fall handelt es sich um die Aeusserungen eines Freundes, da unsere Länder nicht im Kriege sind, und unser Fachgenosse auf Frieden rechnet, weil nach seiner Ansicht „Deutschland stark genug ist, um ihn zu erzwingen.“ Wir hoffen, dass auch die Papier-Zeitung unter ihren technischen Artikeln einen kleinen Raum für diese Antwort finden wird. Wir gestehen zunächst, dass wir uns sehr geschmeichelt darüber fühlen, dass eine im Namen der französischen Papierfabrikanten ausgesprochene Ansicht von unseren Nachbarn als die des ganzen Volkes angesehen wird. Wir wären froh, wenn unsere Regierung diese Auffassung theilte. Leider hat unsere Stimme weder die Stärke noch das Ansehen, welches ihr der Schreiber des fraglichen Artikels, lediglich zum Zweck seiner Sache, zu erkennt. Wir danken unserem Fachgenossen dafür, dass er uns nicht mit den Nichtsthuern und Politikern zusammenwirft; — wo hat er aber im Moniteur de la Papeterie Franaise Hetzereien oder hasserfüllte Reden gelesen? Unser Fachgenosse scheint von aufrichtiger warmer Friedensliebe be seelt zu sein, und wir würden uns gewiss gern überzeugen lassen, dass alle Deutschen seine Gesinnung theilen. Wir haben aber Gründe zu glauben, dass dies nicht der Fall ist und das Recht, uns, ohne Jemanden herauszufordern, zu fragen, welche Haltung Deutschland einem schwachen und entwaffneten Frankreich gegenüber annehmen würde. Hat uns nicht die Erfahrung gezeigt, was man von den edlen und friedlichen Gesinnungen des deutschen Volkes zu halten hat? Die deutschen Papierfabrikanten in ihrer hohen Weisheit (haute sagesse) und ihrer freundlichen Gesinnung für ihre französischen Fach genossen wollen sich lediglich in Ruhe der Frucht des Sieges erfreuen. Wir begreifen auch ihre Klage darüber, dass sie bis an die Zähne be waffnet sind. Die Deutschen sollten uns aber nicht die Schuld dafür zu schreiben, dass sie aufreibende (ruineuses) Heere unterhalten müssen, denn wir könnten mit grösserem Recht antworten, dass sie uns gezwungen haben unsere Kasernen zu vergrössern, Kanonen zu giessen und das ganze Volk in Äthern und kampfbereit zu halten. Sie sollten sich auch nicht darüber wundern, wenn sie manchmal in friedlichen Fachblättern, wie dem unsrigen, Aeusserungen lesen, die durch die auf’s äusserste gesteigerte Bewaffnung unsrer Nachbarn hervorgerufen sind. Sind sie nicht daran schuld, dass jeder Papierfabrikant heute den Geist und die Kenntnisse des Soldaten besitzt? Wir Franzosen, die Niemanden beherrschen wollen, werden erst ent waffnen, wenn Deutschland und die anderen Staaten mit gutem Beispiel vorangegangen sind. Unterdessen wollen wir stark bleiben, um geachtet zu sein, und wir haben das Recht mit Vorsicht in die Zukunft zu blicken, denn wir wissen nur zu gut, was Mangel an Vorsicht kostet, wenn man kriegslustige mächtige Nachbarn hat. J. C. Die in obiger Antwort gestellte Frage, wo wir im Moniteur hass erfüllte Aeusserungen gelesen haben, ist, wie manche andere Stelle, offenbar durch mangelhafte Uebersetzung veranlasst, da wir in No. 59 ausdrücklich die politische Presse als Trägerin solcher Hetzereien bezeichneten. Wir haben ’ den Moniteur stets' als ein besonnen und sachlich geleitetes Blatt geschätzt. Wir haben auch nicht, wie Herr J. C. aus der Uebersetzung entnimmt, die Stimme der französischen Papierfabrikanten als die des französischen Volkes angesehen, glaubten aber doch derselben eine weit höhere Bedeutung beilegen zu müssen als den Aeusserungen von Politikern, welche die Erregung der Leidenschaften berufsmässig betreiben. Obige sehr dankenswerthe Antwort wird übrigens auf jeden deutschen Leser den Eindruck machen, dass der Schreiber von einem Misstrauen gegen Deutschland erfüllt ist, welches uns in keiner Weise gerechtfertigt erscheint. Herr J. C. wiederholt in fragender F.orm die Befürchtung, dass Deutschland sofort über Frankreich herfallen würde, wenn dies schwach wäre, und will sich dabei auf die Lehren der Vergangenheit stützen! Hat aber nicht Frankreich dem König von Preussen 1870 ohne jede Veranlassung den Krieg erklärt und seine Truppen über die Grenze gesandt? Hätte es als Siegerin nicht alles deutsche Land bis an den Rhein an sich genommen? und ist Deutschland nicht