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Papi er-Verarbeitungs- Berufsgenossenschaft. (Sektion HI Leipzig.) Am 28. Juni 1888, vorm. 11 Uhr, wurde in Leipzig, Etablissement Bonorand die III. ordentliche Generalversammlung der Sektion III der Papierverarbeitungs - Berufsgenossenschaft (Königreich Sachsen) unter Vorsitz des Herrn Kommerzienrath Meissner (Firma Meissner & Buch) abgehalten. Der Vorsitzende bewillkommnete die Versammlung, in welcher 29 Firmen mit 154 Stimmen vertreten waren, und schritt zum Vortrag eines aus führlichen Geschäftsberichts, Inhalts dessen sich die Zahl der Betriebe und Von den Betrieben sind 211 Handbetriebe, 129 Motorenbetriebe, in welchen am 1. Juni d. J. zusammen der versicherungspflichtigen Personen wie folgt stellte: versicherungspflichtige Betriebe: Personen: Am 31. Dezember 1885 . . 237 9 903 „ 31. , 1886 . . 275 10 372 , 31. " 1887 . . 299 10 586 „ 1. Juni 1888. . . . 340 11 701 6 635 Personen als Handarbeiter und 5 065 „„ Maschinenarbeiter 11 701 Personen beschäftigt waren. Diese 340 Betriebe befinden sich in 63 verschiedenen Orten des König reichs Sachsen und zwar in 11 Orten von je über 100 Arbeitern und in 52 Orten von je unter 100 Arbeitern. Hierbei stehen an der Spitze Stadt Leipzig mit 102 Betrieben und 3884 Arbeitern , » einschliesslich der Vororte mit 117 » » 5784 » „ Dresden mit 62 » „ 1691 » » Chemnitz mit 36 , . 767 „ Die zur Umlage anrechnungsfähigen Löhne beziffern sich für die Sektion III insgesammt auf 7 541 575 M. 66 Pf. Angemeldet sind im Jahr 1887 144 Unfälle. An Renten wurden gezahlt vom 1. Oktober 1885 bis 31. Dezember 1886 851 M. 07 Pf., im Jahre 1887 3 879 M. 12 Pf. Im Jahre 1887 gelangten 7 Berufungen zur Entscheidung des Schieds gerichts, welches in einem Fall den Rentenfeststellungsbescheid zu Gunsten des Berufungsklägers abänderte. Die Sektionsverwaltungskosten beliefen sich für 1887 auf 3232 M. 39 Pf. Zu der vom Rechnungsausschuss geprüften und für richtig befundenen Rechnung für 1887 wurde dem Vorstande Entlastung ertheilt, zur Deckung der Ausgaben für 1889 ein Pauschquantum von 4000 M. bewilligt und hier auf die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder, die Herren Gustav Fritzsche, Königl. Hofbuchbinder in Leipzig, und Herrm. Adler, in Firma Georg Adler in Buchholz, einstimmig wiedergewählt, auch behufs Vertretung der Sektion III bei der nächsten Genossenschaftsversammlung 12 Delegirte und eben so viele Stellvertreter ernannt. Nach Erledigung der in der Tagesordnung verzeichneten Gegenstände beantragte Herr Herrmann Gmeiner-Goldbach dem Vorsitzenden den Dank der Versammlung für die mit mannigfacher Mühe verbundene Leitung der Geschäfte auszusprechen, welchem Antrag von der Versammlung durch Erheben von den Sitzen zugestimmt wurde. Der Vorsitzende dankte hierauf den Sektionsmitgliedern für das Er scheinen und die Betheiligung im Interesse der Sache und erklärte die Sitzung gegen 1 Uhr mittags geschlossen. Jubelfeier in Lachendorf bei Celle. Am 25. Juni 1888 war die Papierfabrik Lachendorf und der ganze Ort festlich geschmückt zur Feier der 50jährigen Dienstzeit des Fabrik direktors Herrn Wilh. Köhne und des 350jährigen Bestehens der Fabrik. Das seltene Doppelfest war gewiss danach angethan, in hervorragender Weise begangen zu werden, und alle Vorbereitungen waren dazu getroffen, als die Landestrauer ihr Veto einlegte. Wir können deshalb nur von einer stillen, aber sehr erhebenden Feier berichten. Dieselbe begann nachmittags 4 Uhr, nachdem Herr Köhne mit Familie zu der auf dem Fabrikhof errichteten Ehrenpforte geführt war, mit einem Vom Männergesangverein Lachendorf vorgetragenen Choral, dessen Text Herr Superintendent Woltmann aus Beedenbostel zur Eröffnung seiner Rede benutzte. Er wies darauf hin, dass langsam und aus kleinen Anfängen hier ein Geschäft entstanden sei, welches heute einen Weltruf geniesse. Dies deute darauf hin, dass eine höhere Hand das Menschenwerk gesegnet habe, aber, dessen eingedenk, hätten auch die jeweiligen Besitzer der Fabrik viel Gutes gestiftet, und ganz besonders dürfe er dies von der seit 209 Jahren als solche hier wirkenden Familie Drewsen behaupten. Hierfür wolle er an dem heutigen Tag seinen tiefsten Dank sagen — als Seelsorger halte er sich besonders berechtigt dazu — und mit seinen herzlichsten Segens wünschen für die Zukunft die Hoffnung aussprechen, dass das bestehende herzliche Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern allezeit andauern möge. Er feierte dann den Jubilar Herrn Köhne als einen Mann von seltener Pflichttreue und tief religiösem Wesen, dem die Papierfabrik Lachendorf viel verdanke. Herr Carl Drewsen dankte hierauf dem Superintendenten, Herrn Wolt mann, für die der Familie Drewsen gewidmeten freundlichen Worte und gab die Versicherung, dass er es nach wie vor als erste Pflicht betrachte, für das Wohl seiner Beamten und Arbeiter zu sorgen. In seiner 35jährigen Thätigkeit sei er auf das wirksamste vom Herrn Direktor Köhne unter stützt worden, und er müsse diesem, vor allen Anwesenden freudigen Herzens ein Zeugniss ausstellen, wie es schöner nicht gedacht werden könne. Er danke Herrn Köhne als Chef und Freund für sein 50jähriges segensreiches Wirken aufs herzlichste und hoffe, dass noch eine lange gemeinsame Thätigkeit den zwischen ihnen geschlossenen schönen Bund krönen möge. Aus dem Pokal, welchen er dem Jubilar als Andenken an diesen Tag widme, trinke er jetzt sein Wohl. Herr Landrath von Frank aus Celle äusserte dann, es dränge ihn, Herrn Car] Drewsen die Gefühle seiner persönlichen Hochachtung an diesem denkwürdigen Tag auszudrücken. Unter der Leitung des Herrn Carl Drewsen habe das Geschäft bedeutenden Aufschwung genommen, und er freue sich dieses Erfolges; Nicht minder sei ihm das in so besonders schöner Weise in Lachendorf zu Tage tretende herzliche Einvernehmen zwischen dem Brodherrn und seinen Arbeitern aufgefallen. Jetzt möge es ihm gestattet sein an die Brust desjenigen, der so treu zu Herrn Drewsen gestanden habe, den Kronenorden 4. Klasse zu heften, als ein Zeichen dafür, wie seine Majestät der Kaiser treue Beamte zu ehren wisse. Diesem Akt folgte die Ueberweisung vieler werthvoller Geschenke an den Jubilar, welcher nun seinerseits, tief gerührt, seinen Dank für so viel Liebe und Anhänglichkeit aussprach. Um 61/2 Uhr fand im grossen Saal des Flocke’schen Gasthauses ein stark besuchtes Festessen statt, während zu gleicher Zeit die Arbeiter der Fabrik in einem zu diesem Zweck erbauten Zelt bewirthet wurden. Herr Direktor Köhne eröffnete die Trinksprüche mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser. Herr Landrath von Frank trank nach einer längeren Rede über die Entwickelung der Papierindustrie auf das Wohl der beiden Jubilare Carl Drewsen und W. Köhne. Herr Carl Drewsen brachte die Gesundheit des Herrn Landrath von Frank und des Herrn Superintendent Woltmann aus, welch Letzterer die zahlreich versammelte Familie Drewsen leben liess Hieran schloss sich noch eine humoristisch gehaltene Rede des Herrn Carl Drewsen, aus der hervorging, dass Herr Köhne vor seinem Eintritt als Papiermaeherlehrling Hirtenknabe war und als solcher schon die Eigen schaft der Sparsamkeit zeigte. Der jetzige Direktor wurde dafür mit einem besonders kräftigen Hoch bedacht. Die Theilnehmer blieben in fröhlichster Stimmung bis zum frühen Morgen zusammen und feierten noch häufig den bescheidnen Sinn und das goldene Herz ihres verehrten Herrn Drewsen und seines Direktors W. Köhne. Das Holländer-Geschirr in Briefen an einen Papiermacher von Ferd. Jagenberg. (Eingesandt) Ich möchte die Besprechung des Herrn B. Dropisch in Nr. 50 durch einige Mittheilungen über Inhalt und Form des Sehriftchens ergänzen. Ob der Briefwechsel wirklich stattgefunden hat, mag dahingestellt sein, jedenfalls sind aber die ursprünglichen Texte vom Verfasser für die Ver öffentlichung umgestaltet und ergänzt worden. Dabei muss man lobend anerkennen, dass Herr Jagenberg es verstanden hat, den trocknen Ton, welcher so leicht und gern in Behandlung technischer Fragen angeschlagen wird, zu vermeiden und demselben so zu sagen einen lustigem Klang zu geben, welcher dazu beitragen wird, dass auch erfahrene Papiermacher das Werkchen mit Vergnügen lesen werden. Es sind 6 Briefe wiedergegeben, deren Reihe naturgemäss mit dem sechsten und letzt datirten beginnt, worin gleichsam als Einleitung dem Freund die Mittheilung gemacht wird, dass die an ihn im Laufe des Jahres gerichteten Briefe hintenan abgedruckt sind. Der dann folgende erste Brief enthält die Theorie des Stoffquetschens zwischen Rolle und Grundwerk. Ausgehend von einem allgemein bekannten mechanischen Prinzip, wonach sich der Einheits-Druck eines Körpers auf seine Unterlage im umgekehrten Verhältniss zur Grösse der Anflagefläche vertheilt. Die Anwendung dieses Prinzips auf das Holländer-Geschirr ist glücklich gewählt und durchgeführt, so dass die am Schluss gefundene und aufgestellte „Holländer - Quetschformel“ als brauchbar anerkannt werden muss. Im zweiten Brief wird die Bedeutung dieser Formel an Beispielen klar gemacht, und mit ihrer Hilfe besonders die Unzuträglichkeiten eines Holländer Geschirrs, dessen Roll- und Grundmesser angeschärft sind, er wiesen. Nachdem im dritten Brief die Nutzanwendung der Formel allseitig be sprochen ist, bringt der vierte Brief eine Abhandlung über den Scheerenschnitt, dessen Inhalt zwar nicht viel Neues zu Tage fördert, aber doch genug Lesenswerthes enthält. Der fünfte Brief bespricht die Beziehungen zwischen dem Quetschen und Schneiden des Holländer-Geschirrs und schliesst mit der Bitte an den Leser, das Kulturpflänzlein, welches er in diesen Briefen findet, liebevoll zu pflegen. Die Expedition der Papier-Zeitung versendet das Büchlein frei gegen Einsendung von 1 M. 60 Pf. oder 1 fl. österr. Abadie's Leimkocher. Herrn Aug. Abadie, Leipzig. München VIL, 19. Juni 1888. Wir berichteten Ihnen bezüglich der von den Herren Gebr. Sachsenberg bezogenen 2 Harzkocher Ihres Systems, dass dieselben, so lange sie sich bei uns im Betrieb befinden, zu unserer vollsten Zufriedenheit funktioniren, und sich ihre Konstruktion als eine sehr praktische und vortheilhafte erwiesen hat. Das Kochen des Harzes geschieht durch indirekten Dampf, mittels einer Schlangenrohrleitung, über welcher sich eiu Siebbecher befindet, der die Unreinheiten des Harzes zurückhält. Das Kochen geht ganz gleich mässig vor sich und bietet den Vortheil, dass die Anwendung eines Rühr-