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No. 68. PAPIER-ZEITUNG. 1359 den er, wie er sagte, als ein Adelsdiplom betrachte, da derselbe beweise, dass er wenigstens etwas in seinem Leben gewirkt habe. Die 1879 versuchte Zollherabsetzung kam nicht zustande, und Herr Miller versicherte damals, der Preis für Papier werde in etwa 5 Jahren durch den inneren Wettbewerb auf die Hälfte zurückgehen. Thatsächlich sei auch Zeitungsdruck von 9 auf 41/2 Cents das Pfund gefallen. Im Jahre 1883 wurde der Eingangszoll auf Holzstof von 20 auf 10 pCt. des Werthes herabgesetzt, und eine grosse Vermehrung der Einfuhr aus Skandinavien war die Folge davon. Das Komitee of Ways and Means des Repräsentantenhauses hat neuerdings vorge schlagen, den Zoll für Bücherpapier von 20 auf 15 und den für Zeitungspapier von 15 auf 12 pCt. herabzusetzen. Dieser Vorschlag wird ohne Zweifel im Repräsentantenhause angenommen, kann aber im Senat zu Fall gebracht werden. Die Vertreter des Vereins sind bei dem Senatskomitee darum eingekommen, dass die jetzigen Zölle auf Papier unverändert belassen werden, dass aber der Zoll auf ge strichenes (Bunt-) Papier eine kleine Erhöhung erfahre, da einige dieser Artikel augenblicklich unter falscher Bezeichnung und zu geringeren Sätzen Eingang finden. Der Verein hat ein Rundschreiben an die Fabrikanten erlassen und aus deren Antworten eine Statistik zusammengestellt, wonach sich für alle amerikanischen Papierfabriken folgende Zahlen ergeben: Angelegtes Kapital . . . Tonnen erzeugten Papiers Werth des Erzeugnisses Zahl der Arbeiter . . . Bezahlte Arbeitslöhne . . 1887 80 000 000 Dollars 1887 1 200 000 1887 95 000 000 Dollars 1887 40 000 1887 18 500 000 Dollars Diese Zahlen sind zum Theil Schätzungen, doch glaubt man, dass sie unter den wirklichen Zahlen bleiben. Es ist interessant, daraus zu ersehen, dass trotz der hohen Preise für Bauten, Maschinen usw. das angelegte Kapital mehr als einmal umgesetzt wird. Wir glauben annehmen zu dürfen, dass die europäischen Papierfabriken keine günstigeren Verhältnisse aufzuweisen haben. Die Arbeitslöhne stellen sich, obwohl sie 2—3 mal höher als bei uns sind, auf weniger als 20 pCt. des Umsatzes. Eine Vergleichung dieser Zahlen mit denen der eigenen Fabrik mag manchem deutschen Farikanten zu denken geben. Herr Moses Newton berichtete im Namen der Abtheilung für Manillapapier - Erzeugung. Er schätzte dieselbe in den Vereinigten Staaten auf 300 Tonnen täglich. Diese Menge ist jedoch grösser oder kleiner, je nachdem man alle Manilla- ähnlichen Papiere mit Beimischung von vielem Holzschliff, oder nur Papier aus Jute ein schliesst. Er sagte, es sei versucht worden, eine Vereinigung zu bilden, da aber eine Fabrik an den hierzu erforderlichen 80 pCt. der Erzeugung fehlte, so kam dieselbe nicht zustande. Die Preise blieben so schlecht, dass die Druck- und Schreibpapier-Fabrikanten keine Veranlassung hatten, sich, wie es schon öfter geschehen, auf Erzeugung von Manillapapier zu verlegen. Dem Bericht des Herrn H. S. Van de Carr entnehmen wir, dass die Strohpackpapier-Fabrikanten durchschnittlich nur 12 Stunden täglich arbeiteten und dennoch mehr erzeugten, als der Markt auf nehmen konnte. Neue derartige Fabriken sind nicht gebaut worden, einige stehen still, und andere wurden umgewandelt. Dreiviertheile alles ausgeführten Strohpackpapiers gehen nach Kuba und West-Indien. Der Verein ernennt alle zwei Jahre neue Vorstands-Mitglieder. Dieses Mal wurde zum Vorsitzenden Herr E. C. Rogers, Springfield, Mass., gewählt, zum Schriftführer Herr Oscar H. Greenleaf, Spring field, usw. Sechs besondere Abtheilungen mit einem Vorstand von je zwei Personen bestehen für Schreib-, Zeitungs,- Manilla-, Stroh packpapier, Pappen und Zellstoff. Die zweijährige Wahl neuer Vorstands-Mitglieder stimmt mit der Einrichtung überein, wonach auch in der Besetzung der amtlichen Stellen in Staat und Bund häufiger Wechsel eintritt. Wenn einerseits dadurch alle Mitglieder herangezogen werden, und deren Interesse rege bleibt, so leidet darunter doch die Stetigkeit der Leitung, die nach europäischen Begriffen nöthig erscheint. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen der Papier- und Schreib waaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Fensterbilder. Seitdem das Wohlgefallen an farbig ge schmückten Wohnräumen in deutschen Familien Boden gewann, finden auch diejenigen Bilddarstellungen, welche im durchfallenden Licht zur Geltung kommen, wieder Beachtung. Als Ersatz der theuern Glasmalerei werden z. B. die mehrfach besprochenen, auf dünnes Papier gedruckten und durchsichtig gemachten Farbenbilder viel verwendet. Die Abziehbilderfabrik C. A. Pocher in Nürnberg liefert jetzt auch Glasplatten, auf welche Bilddarstellungen im Abzieh verfahren aufgetragen sind. Diese Fensterbilder messen 19 zu 23, bezw. 19 zu 24 cm., sind auf der Bildseite mit haltbarem Lack- Anstrich versehen und von metallener Einfassung umrahmt. Ein breites Mäandermuster umgiebt die hübsch ausgeführten Bilder, welche theils Vorgänge aus dem Volksleben, theils Landschaften darstellen und in wirksamer Helldunkelmanier in grünen, blauen und braunen Grundtönen ausgeführt sind. Zum Druck sind je vier Platten ver wendet , welche stets denselben Farbton, aber in verschiedener Sättigung zeigen. Diese Ausführungsart wirkt sehr günstig und würde noch besser zur Geltung kommen, wenn der breite umgebende Streifen, welcher das Mäandermuster trägt, in minder grellen Farben ausgeführt wäre. Statt des kräftigen Roth und Grün würden Farben, welche den jeweiligen Grundtönen der Bilder näher stehen, vornehmere Wirkung erzielen. Besonders interessant sind Ansichten der bayrischen Königsschlösser, welche wir schon in Nürnberg sahen, und von welchen uns eine, die blaue Grotte im Linderhof, vorliegt. Inmitten des Bildes ist König Ludwig dargestellt, wie er sich in seinem Muschelkahn über den See rudern lässt. Durch den tiefblauen Ton, in welchem das Bild ausgeführt ist, kommt die märchenhafte Stimmung, welche diese phantastische Schöpfung des Königs in Wirklichkeit kennzeich net, trefflich zur Geltung. Die Metallrahmen sind am oberen wie am unteren Ende mit je zwei Oesen versehen, so dass man sie durch schräg angezogene Fäden inmitten jeder Fenster scheibe befestigen kann. Das Verfahren, mittels dessen diese Fensterbilder hergestellt sind, ist durch Patent No. 4518 geschützt. Angaben über Preise finden sich in der Anzeige auf Seite 1365. Holländer-Grundwerk. Herr Ferd. Jagenberg, Remscheid, baut jetzt ein neues geknicktes Grundwerk mit Zwischenlagen, welches den weitgehendsten Ansprüchen genügen soll. Er beschreibt es folgendermaassen: Eine Anzahl von Stahl- oder Bronzeplatten wird mit Zwischenlagen aus Holz, Pappdeckel oder Blei zusammengenietet, so dass die Nietköpfe in die aussenstehenden Platten versenkt sind. Werden die inneren Schienen daher nur 3 bis 6 mm dick, dann behalten die beiden äusseren immer eine Stärke von 8 bis 10 mm. Die Schienen stehen 5 bis 10 mm über den 8 bis 12 mm dicken Zwischenlagen vor. Das ist das eigentliche Grundwerk. Solches wird genau passend in einen gusseisernen Kasten eingesteckt und mittels dreier Holzkeile a, a, a von oben befestigt. Die Schienen des Grundwerks ragen um soviel über den Kastenrand vor, als sie frei vorstehen. In diesem Zustand wird das Grundwerk in die Holländergrube ge schoben. Wenn nun der Kasten in seiner Breite so abgehobelt wird, dass er genau in die Holländergrube passt, so ist ein weiteres Verkeilen im Holländer nicht nöthig. Zum Zweck des Nachstellens zieht man das Grundwerk mittels eines starken Hakens, welcher in die Oeffnung c der Kastenkopfwand eingreift, aus dem Holländer heraus, schlägt die 3 Keile a, a, a von unten los, lockert das Schienenbündel im Kasten und schiebt durch die Oeffnungen b, b der beiden Längsseitenwände des Kastens 2 Holzbrettchen von der jenigen Dicke unter, um welches Maass man die Schienen in die Höhe heben will- Alsdann keilt man das Schienenbündel mit den Keilen a, a, a wieder fest, stemmt die Zwischenlagen weg und schiebt das Ganze au seinen Ort in den Holländer. Zuversicht beruht auf dem Bewusstsein der eigenen Thatkraft.