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Fachmesse zu Berlin. 13.-23. September 1888. In der Sitzung des Gesammt-Ausstellungs-Vorstandes vom 8. August wurde über die bisherigen Anmeldungen und Anfragen Bericht er stattet und dabei festgestellt, dass der verfügbare Raum im Winter garten des Grand-Hotel Alexanderplatz, selbst bei starker Verkleinerung der gewünschten Plätze, nicht ausreichen würde. Nach Schätzung der Anfragen und der zugesicherten in Vorbereitung befindlichen An meldungen ist die Benutzung eines 3 mal grösseren Raumes als der früher in Aussicht genommene nöthig, um eine der Reichshauptstadt würdige Fachmesse zu schaffen, umsomehr als nicht eine kleine Aus wahl, sondern die Gesammtheit der Papier- und Schreibwaaren- Fabrikanten vertreten sein wird. Nach genauer Erwägung und Prüfung an Ort und Stelle fand der Ausstellungs-Vorstand die Berliner Waarenbörse vermöge ihrer einzig dastehenden Einrichtung und Bauart allein zu einer Ausstellung in dem hier zu berücksichtigenden Umfang geeignet. Freilich sind die Verpflichtungen des Ausstellungs- Vorstandes, da nicht wie früher ein Theil, sondern die ganze Waaren börse übernommen wurde, sehr gross. Durch das Gelingen des ersten Versuchs einer Fachmesse in grösserem Umfange wird aber auch Berlin für die Papier-Industrie noch mehr als bisher der geschäft liche Mittelpunkt. Die Berliner Waarenbörse, neben der Fondsbörse im Centrum der Stadt gelegen, sollte ursprünglich ein ständiges Musterlager aller Waaren für die Berlin besuchenden Händler werden und besitzt eine grosse, architektonisch schöne, durch ein Glasdach erhellte Halle, an deren Seiten sich über 60 verschliessbare Verkaufs zimmer befinden. Etwas höher liegen über 100 Glaskästen mit Vorbau zum Ausstellen der Waaren, und weitere 100 Verkaufsräume. Alle diese Räume sind von der Halle aus sichtbar und leicht zu erreichen. Sie ermöglichen vortheilhaftes Ausstellen der Waaren und sind zu ungestörtem Geschäftsabschluss geeignet. Anmeldungen werden von Herrn Albert Behrendt, Berlin S., Prinzen-Str. 14, noch bis 25. August angenommen. Wahrung - deutscher Interessen im Ausland. In No. 36, Seite 720, brachte Herr Carl Drewsen als Vor sitzender des Vereins Deutscher Papierfabrikanten einen Fall von willkürlicher Auslegung des spanischen Einfuhrtarifs seitens der dortigen Behörden zur Sprache. Nach dem bestehenden Zollvertrag soll alles Papier „ohne Leim oder mit halber Leimung“ 10 Pesetas Eingangszoll zahlen. Das spanische Ministerium hatte dagegen verfügt, dass nur Papier für Zeitungen zur Verzollung mit 10 Pesetas zuzulassen sei, und infolge dessen waren grosse Mengen viertel- und halbgeleimter Papiere an gehalten und mit hohen Zollstrafen belegt worden. Die geschädigten Firmen erhoben Beschwerde bei den General- Konsulaten in Barcelona und Valencia, sowie bei der deutschen Bot schaft zu Madrid. Von letzterer Behörde ging nach einiger Zeit folgendes Schrei ben ein: Kaiserlich Deutsche Botschaft . t«U 1000 in Spanien. Madrid, den 17. Juli 1888. Euer Wohlgeboren erwidere ich auf das gefällige Schreiben vom 14. d. M., dass die mir seiner Zeit mitgetheilte Reklamation, da dieselbe als durchaus begründet erachtet werden muss, von mir mit der Bitte der spanischen Regierung vorgelegt worden ist, dieselbe ihrerseits einer Prüfung zu unterziehen und die Rückerstattung des zu viel Gezahlten, sowie eine Entscheidung über die Frage selbst herbeizuführen. Ich verfehle nicht, noch ganz ergebenst hinzuzufügen, dass die Erledi gung und Beantwortung derartiger Reklamationen seitens der spanischen Regierung meist längere Zeit auf sich warten lässt. Der Kaiserliche Botschafter. Stumm. Diese Mittheilung beweist aufs neue, dass die amtlichen Ver treter des Deutschen Reichs im Ausland nicht nur berechtigt, sondern bei begründeten Beschwerden auch gern bereit sind, die Interessen der deutschen Industrie mit Entschiedenheit zu vertreten. Zahlungsweise mancher Kunden. Der „Fabrikant der Papier-Verarbeitung“, welcher den zweiten Theil des gleichnamigen Aufsatzes in No. 59 der Papier-Zeitung geschrieben hat, ist etwas unvorsichtig in seinen Ausdrücken. Er spricht ganz allgemein von einer „schmutzigen Art der Bereicherung“, welche sich bedeutendere Grossistenfirmen in bestimmten, namentlich aufgeführten Städten zu Schulden kommen lassen, und hat wohl nicht bedacht, dass er durch diese wenig gewählte Ausdrucksweise neben den vielleicht wirklich in getadelter Weise zahlenden Firmen auch andre beleidigt, die solcher Handlungsweise sich nicht bewusst sind. Der fraglichen Auffassung jenes Verfassers im einzelnen ent gegenzutreten halte ich eigentlich für überflüssig. Er hat vielleicht sogar Recht; auffällig ist jedoch, dass nur auf die Regulirungsweise von Grossisten Bezug genommen wird. Sollte Derartiges nicht auch bei Fabrikanten und Kleinhändlern vorkommen? Grossisten geht es seitens der Detaillisten wesentlich schlimmer, und ich könnte mich z. B. leicht verbindlich machen, wöchentlich eine Spalte der Papier-Zeitung allein zu füllen durch Mittheilung von ungehörigen (ich wähle absichtlich nicht so drastische Ausdrücke wie der „Fabrikant der Papier-Verarbeitung“) Ab rechnungen und oft unglaublichen Abzügen und Schikanen der Detail listen gegenüber den Grossisten. Nicht selten verdanken wir Grossisten die ins Unendliche gesteigerten Ansprüche der Kleinhändler unseren Lieferanten, den Herren Fabrikanten, die mit wenigen Ausnahmen, nach der in unserm Geschäftszweige nun ein mal üblichen Praxis, auch unsere schärfsten Konkurrenten sind. Als Ab nehmer sind die Grossisten den Fabrikanten ganz angenehm, nicht aber als Konkurrenten. Passirt es einmal, dass der Reisende eines Grossisten demjenigen des Fabrikanten einen Auftrag vorweggenommen hat, dann giebt es Reibereien, welche ausklingen in „eingesandten Artikeln“, wie die in Nrn. 57 und 59 stehenden, oder in einer andern Art von Denunciationen welche mündlich oder brieflich an die gemeinsamen Kunden gelangen, wo von Sie hier beiliegend einen Beweis erhalten. (Gedruktes Rundschreiben, einen Sonderfall betreffend. D. Red.) Aus solchen und noch direkteren Auslassungen geht hervor, dass vielen deutschen Fabrikanten, insbesondere unseres Fachs, die Grossisten und Kommissionäre ein Dorn im Auge sind und überflüssig erscheinen. Die englischen und französischen Fabrikanten sind bekanntlich, und zwar nicht zu ihrem Nachtheil, von jeher gegentheiliger Ansicht. Papierwaaren-Grosshändler. Anarbeiten von neuen Obertüchern auf Stroh- Papiermaschinen. Das Anarbeiten der Obertücher macht oft grosse Schwierigkeiten und verursacht meist viel Mühe, Ausschuss und Zeitverlust. Schreiber Dieses hat nun nach jahrelangen Bemühungen gefunden, dass die Schwierigkeiten, welche ein neues Obertuch verursacht, am besten auf folgende Art zu be kämpfen sind. Man nehme von dem feinen Schlamm, der sich an der Strohpapier maschine stets im Wassertiseh unter dem Sieb vorfindet, verdünne solchen gut mit Wasser und reibe mit dieser Flüssigkeit, am besten nur mit der flachen Hand, das neue Obertuch seiner ganzen Breite und Länge nach gründlich ein, ohne jedoch selbstredend das Spritzrohr gehen zu lassen. Dabei darf man nicht versäumen, das Sieb loszugautschen und zurückzu- schlagen, damit es nicht beschmutzt wird, und auch nicht in Gang gesetzt wird, ebenso thut man gut, vorläufig keinen Nassfilz einzu ziehen und das Obertuch nur leer, aber unter fortwährendem Ein reiben laufen zu lassen. Man setzt nun dieses Verfahren etwa 1 bis 11/2 Stunden fort, worauf man die Maschine etwa 2—3 Stunden stehen lässt, damit die schlammige Brühe Zeit hat, sich hineinzuziehen. Hier auf gautscht man das Sieb wieder an und zieht einen möglichst alten Nassfilz ein. Das Obertuch fängt nun an, nach und nach den Stoff anzu nehmen, wird aber anfänglich noch Luftblasen, sogenannte Schnallen, ver ursachen, die sich erst nach und nach verlieren, und zwar hauptsächlich, wenn das Obertuch dicht genug gewebt und nicht zu dünn im Gewebe ist. Hat man jetzt noch einmal etwa 1 bis 11/2 Stundenläufen lassen, so zieht man einen sehr guten reinen, oder womöglich ganz neuen Nassfilz ein. Dann wird das Obertuch schon ganz gut den Papierstoff annehmen, so dass man im zweiten halben Tag ziemlich regelrechtes Strohpapier fertig bringen kann, wobei man jedoch immer noch das Spritzrohr vorerst nicht gehen lässt. Sehr gute Obertücher für Strohpapier webt seit Jahren die Filz tuchfabrik von H. G. Waldhelm in Hasserode. Es ist noch zu erwähnen, dass man mit einem neuen Obertuch jedenfalls einige Tage nur dünne Papiere machen und es natürlich in seiner ganzen Breite anarbeiten soll. Das Einreiben mit Kalkbrühe, aufgelöster Erde oder Stärkeabkochung hat lange nicht die genannte Wirkung, und jeder Fachgenosse wird sich bei erster Gelegenheit von dem oben Gesagten überzeugen. Strohpapierfabrikant. Markenschutzgesetz in Frankreich. In Frankreich wird gegenwärtig ein neues Markenschutzgesetz ausgearbeitet. Der Verein französischer Papierfabrikanten hat deshalb eine Eingabe an den Handelsminister gerichtet, worin er den Wunsch ausspricht, dass in dem neuen Gesetz ähnliche Bestimmungen wie in dem bekannten englischen aufgenommen werden. Es soll dadurch möglich werden, an der Grenze jede Waare mit französischer Marke oder mit irgendwelcher falschen Bezeichnung des Ursprungs, der Menge, des Maasses, der Bestandtheile, oder von Patenten zurück zuweisen. Wir würden uns freuen, wenn ein solches Gesetz in recht vielen Ländern erlassen würde. Unsere Fabrikanten würden dadurch ge zwungen, ihre Waare unter eigener Flagge in die Welt zu senden, und dann würden alle ausländischen Verbraucher erkennen, dass in Deutschland nicht nur billig, sondern auch gut gearbeitet wird. Während jetzt französische und englische Händler ihre Waare mit französischer oder englischer Inschrift bestellen und sie dann als in ländische verkaufen, wird solches künftig nicht mehr möglich sein, und auf diese Weise das noch vielfach herrschende Vorurtheil gegen deutsche Waare aufs wirksamste zum Schweigen gebracht.