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1278 PAPIER-ZEITUNG. No. 64. Lichtbeständigkeit der Druckfarben. Für Stein- und Buchdruck ist die Kenntniss des grössern oder geringem Grades von Lichtbeständigkeit der verwendeten Farbstoffe von grosser Bedeutung. Ganz lichtbeständig ist eigentlich keine Farbe, aber es giebt doch eine Anzahl von Farbstoffen, welche allen be rechtigten Anforderungen genügt. Anderseits giebt es auch sehr schöne, reine und lebhafte Farben, die in hohem Grade lichtempfind lich sind und deren Anwendung für Druck ausgeschlossen erscheint, so lange ein Fixirmittel, welches ihnen Dauer schafft und etwa die Wirkung der Beizen in Färberei und Zeug-Druckerei ausübte, nicht gefunden ist. Man ist daher genöthigt, beim Druck die erprobten lichtbeständigen Farben der Regel nach zu bevorzugen. Man kann vier Gruppen von Farben unterscheiden: 1) Erdfarben, deren Farbstoff in Gestalt von Metall-Oxyd oder Oxydhydrat in der Natur fertig vorkommt; 2) Mineral- oder Metallfarben; 3) Pflanzenfarben; 4) Theerfarben. Ueber die Eigenschaften dieser vier Farbklassen hielt Herr G. Fritz, technischer Inspektor der Wiener Staatsdruckerei, vor einigen Wochen einen belehrenden Vortrag, welchem wir nach »Freie Künste« die wichtigeren Angaben entnehmen. Schon die Reihenfolge in vorstehender Aufzählung giebt einen Anhalt für die Lichtbeständigkeit. Die reinen Erdfarben, wie z. B. die verschiedenen Ocker sorten, die rothen, gelben, braunen und grünen Erden, von welchen besonders die gelben Ocker, Terra di Sienna, Umbraun, Kasseler braun u. s. w. in der Drucktechnik Anwendung finden, sind, obgleich in ihrer Schattirung nicht immer die reinsten und ausgiebigsten, doch die haltbarsten Farben. Diesen folgt die Gruppe der aus Metallsalzen hergestellten Farb stoffe, welche unter der Bezeichnung Mineral- oder Metall farben bekannt sind. Sie sind Verbindungen von Metallen mit Schwefel, Chlor, Jod, Cyan, oder von Metalloxyden mit Säuren. In diese Gruppe gehören Pariserblau, Kadmiumgelb, Zinnober, die Chrom-, Blei-, Zink-, Zinn- und Kobaltfarben usw. Noch lichtempfindlicher sind die aus Pflanzenstoffen oder Thier körpern gezogenen Farbstoffe, welche in der Drucktechnik haupt sächlich unter dem Namen Lackfarben bekannt sind, z. B. Cochenille, Karmin- und Krapplack, sonstige rothe und einige gelbe Lacke usw. Die organischen Farbstoffe finden nur in seltenen Fällen un mittelbar Anwendung. Sie werden meist an ein Metalloxyd gebunden, indem die Lösung des Farbstoffes mit der Lösung eines passenden Oxydes vermengt wird. Das Oxyd wird sodann durch ein Alkali aus der Lösung geschieden. Damit wird auch der Farbstoff aus geschieden, und der daraus entstehende Körper ist die Lackfarbe. Die Lackfarben sind nach Ansicht hervorragender Chemiker keine chemischen, sondern mechanische Verbindungen, und auch auf diesem Umstand dürfte ein Theil ihrer Lichtempfindlichkeit beruhen. Von der vierten Gruppe, den Anilinfarben, werden in der Druck technik nur wenige verwendet. Sie führen auch meist sehr wenig bezeichnende Namen, ja die Farbenfabriken sind sogar in der Regel ängstlich bestrebt, den eigentlichen Farbstoff durch fremde Namen möglichst zu verdecken. Die Anwendung der Anilinfarben in der Drucktechnik beschränkt sich auf den bekannten, als Ersatz des Karmins dienenden Geraniumlack und Zinnobernachahmungen, welche ihre eigentliche Färbung durch Eosin oder Fuchsin erhalten, ferner auf einige rothe Farben, welchen meist die Schlussbezeichnung »Lack« gegeben wird. Ausserdem wird ein Violett verwendet, bei welchem das Methylviolett die färbende Grundlage bildet. Bei diesen Farben ist der Farbstoff an untergelegte Pigmente ge bunden, welche theils Metallpräparate sind, wie bei den Zinnober nachahmungen und Bleioxyden, oder auch bloss weisse, sehr fein geschlämmte Thonerde, wie bei Geranium- und Violettlack. Blaue, gelbe, grüne und braune Farben, welchen Anilinfarbstoffe zu Grunde gelegt sind, kommen in der Drucktechnik vorläufig nicht zur An wendung. Es ist selbstverständlich, dass sich die vier Gruppen in Bezug auf ihre Lichtempfindlichkeit nicht streng auseinander halten lassen, ja es ist möglich, dass eine sonst gut haltbare Farbe der ersten Gruppe bedeutend lichtempfindlicher wird, als eine solche der dritten Gruppe. Bestimmend für den Grad der Lichtempfindlichkeit jeder Farbe ist 1. der Stoff, auf welchen sie gedruckt wird; 2. die grössere oder geringere Sättigung, in welcher sie ver arbeitet wird. Der regelmässige Träger graphischer Erzeugnisse ist das Papier. Auf diesem ist die Lichtempfindlichkeit aller Farben durchweg grösser, als auf irgendwelchen andern Stoffen, wahrscheinlich deshalb, weil Papier nicht in dem Maasse wie z. B. Textil-Faserstoffe die Farben aufsaugt, sondern stets nur eine verhältnissmässig dünne Schicht auf nimmt. Mit Bezug auf das Verhalten der Papiersorten den Farben gegenüber unterscheidet Herr Fritz drei Gruppen: 1. Hadernpapier, 2. Holzschliffpapier, 3. gestrichenes oder Kreide-Papier. Zellstoff haltiges Papier wurde nicht erwähnt; dasselbe dürfte zwischen 1. und 2. einzuordnen sein, und sich der einen oder der andern Gruppe nähern, je nachdem es mehr mit Lumpenstoff oder Holzschliff versetzt ist. Auf jeder dieser drei Papiergattungen äussert sich die Licht empfindlichkeit in verschiedenem Maasse. Sie ist bei manchen Farben am grössten auf Kreidepapier, geringer auf Holzpapier, am geringsten auf Hadernpapier. Bei den gestrichenen Papieren liegt die geringere Lichtbeständig keit weniger am Stoff des Papieres selbst, als an der geringen Auf saugungsfähigkeit der aufgetragenen Barytschicht. Holzpapier saugt ebenfalls weniger Farbe auf als reines Hadern papier und bietet daher schon aus diesem Grund geringere Gewähr für Lichtbeständigkeit. Bei diesem Papier wirkt aber noch ein anderer, sehr maassgebender Umstand mit: seine eigene Veränderlich keit durch Licht. Wenn man eine stark oder schwach empfindliche Farbe in gleicher Sättigung und richtiger Deckung auf diesen drei Papieren druckt und dem Licht aussetzt, so wird man nach entsprechend langer Zeit verschiedene Empfindlichkeit wahrnehmen. Das Hadernpapier ist der beste Träger für feinere Farbendrucke. Der Ton dieses Papieres, ob gelblich oder rein weiss, wird selbst nach sehr langer Lichteinwirkung fast garnicht verändert, die Druckfarbe wird von demselben am besten aufgesaugt, und selbst sehr glatt satinirte Sorten nehmen eine ziemlich grosse Menge Farbe auf, ohne dass der Druck unrein oder überladen erscheint. Dies sind für den Farbendruck zwei wesentliche Umstände, welche die Veränderlichkeit der angewendeten Farbstoffe bedeutend vermindern. Der grösste Förderer der Zerstörung jeder Farbe ist Holzschliff im Papier. Nicht nur das Sonnenlicht, sondern auch jedes andere Licht, welches chemisch wirksame Strahlen enthält, wirkt auf diese Papiere zerstörend. Die ursprünglich weisse Farbe verwandelt sich in schmutziges Gelb, endlich in Braun. Hierzu ist nicht einmal erforderlich, dass das Papier aus reinem Holzschliff besteht, oder einen bedeutenden Prozentsatz desselben aufweist, sondern das Vergilben geht schon bei 20 bis 25 pCt. rasch vor sich. Dadurch, dass das Papier sich verändert, werden natürlich auch die Farbtöne beeinflusst, und dies um so merkbarer, je dünner die Farbe aufliegt. Lichte Lasurtöne können z. B. so gründlich verändert werden, dass die ursprüngliche Farbe sich nicht mehr be stimmen lässt. Ultramarinblau — der haltbarste Farbstoff gegen Licht — wird bräunlichgrau; Pariserblau wird grün, schliesslich braun; Gelb wird orangefarbig bis braun; Grau, Roth usw. werden so vollständig verändert, dass man zum Schluss nur ein Gemisch hässlicher Miss töne vor sich hat. Dies vollzieht sich in unmittelbarem Sonnenlicht schnell, in einigen Tagen; im zerstreuten Licht langsamer, doch ebenso sicher. Selbst die besten Deckfarben, welche man in der Drucktechnik anwendet, wie zum Beispiel Bleiweiss und Lampenrussschwarz, wider stehen auf Holzpapier der Lichteinwirkung nicht lange, und auch diesen theilt sich in kürzester Zeit der Ton mit, welchen das Papier angenommen hat. Die gestrichenen Papiere, welche im Handel unter der Bezeich nung »Glacepapiere« vorkommen, werden mit einem weissen Farbstoff in dünnerer oder dickerer Lage überzogen und entweder durch nachheriges Poliren mit Hochglanz versehen, oder nur satinirt. Die in letztgenannter Art hergestellten Mattglacepapiere sind ihres reinen Farbtons halber für Chromoarbeiten sehr beliebt. Die Farben erscheinen auf solchen Papieren sehr satt und leuchtend, aber die glatte Schicht ist auch Ursache, dass etwa 30 Prozent weniger Farbe angewendet werden können als auf nicht gestrichenem Papier. Dieser Umstand ist aus Sparsamkeitsgründen sehr angenehm, er veranlasst aber auch, dass die dünnere Farbschicht dem Licht weniger Widerstand bietet. Mit Bezug auf Lichtempfindlichkeit der Farbstoffe nach ihrer Sättigung ergiebt sich die Thatsache, dass eine Farbe um so lichtem pfindlicher wird, je weniger sie gesättigt ist. Anilinfarben, die in starker Sättigung noch keine merkbare Veränderung aufweisen, werden bei geringerer Sättigung in der gleichen Zeit vollständig zerstört Auf Holzpapier aber geht diese Zerstörung selbstverständlich sehr rasch vor sich. Um das Verhalten der einzelnen Farbgruppen auf den ver-