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Fapierfabrikation in Japan. Im ersten Heft von Hofmann’s Handbuch, Seite 8, befinden sich folgende Sätze: Nach Westen nimmt der Stern der Herrschaft seinen Lauf — ist ein amerikanischer Ausspruch, und dasselbe können wir von der Kunst des Papierers sagen. Sie ist von Ost-Asien nach Europa und Amerika ge langt, hat aber dabei Umwandlungen erfahren, welche unsere ursprüng lichen Lehrer jetzt annehmen. In Japan ist nämlich seit 1870 eine Reihe von Papierfabriken nach europäischem System mit englischen, deutschen und amerikanischen Maschinen, gebaut worden und auch in China werden solche Anlagen geplant. Die Papiermacherei hat somit etwa in 1800 Jahren von China aus einen westlichen Kreislauf um die Erde vollendet und ist, zur Papier fabrikation ausgebildet, an den Ursprungsort zurückgelangt. Es ist im höchsten Grade interessant zu verfolgen, in welcher Weise die Papiermacherei diesen Kreislauf um die Erde vollzieht. Durch den Besuch des Herrn J. Mashima, früher Besitzer der Maschinenpapier-Fabrik in Osaka in Japan, jetzt an der Spitze eines grossen Papiergeschäftes in Tokio, haben wir noch mehr Einblick in die Sache erhalten. Die Papierfabrik des Herrn Mashima ist mit englischen Maschinen ausgestattet und hatte, wie jeder nach fremdem Gebiet verpflanzte Gewerbszweig, mühevolle Jahre durchzumachen, in denen nichts verdient wurde, die also das übliche Lehrgeld darstellen. Danach erst hatte die Fabrik Erfolg, und wir glauben annehmen zu dürfen, dass dieser Zeitpunkt ungefähr mit demjenigen zusammenfällt, zu welchem die bekanntlich gelehrigen japanischen Arbeiter die fremden ersetzen konnten. Jetzt giebt es in Japan 10 Papierfabriken nach europäischer Art mit 13 Papiermaschinen, und beinahe alle sind damit beschäftigt, neue Papiermaschinen aufzustellen, d. h. ihre Erzeugung zu verdoppeln. Alle diese Fabriken verarbeiten Lumpen und liefern meistens Druck papier für die sich in ähnlichem Verhältniss verbreitenden Schnellpressen. Das Zeitungs- und Bücherwesen stand in Japan von jeher auf hoher Stufe. Man druckte von hölzernen Platten und hölzernen Typen, verwendete aber ausschliesslich das nur in kleinen Bogen erhältliche inländische Büttenpapier. Durch Einführung der Schnellpresse wurde die Herstellung von Drucksachen so sehr viel billiger, dass das neue Verfahren bald den Sieg über das alte errang. Hierzu trug auch nicht wenig der Umstand bei, dass das aus Lumpen hergestellte Maschinenpapier nur etwa ein Drittel so viel kostet wie inländisches Handpapier. Die Arbeitslöhne sind in Japan nicht mehr so fabel haft niedrig, wie man allgemein annimmt, und wie sie auch im Innern China’s noch sein mögen. Der gewöhnliche Lohn eines Arbeiters beträgt jetzt schon 50—60 Pf. täglich, für Mädchen 30—40 Pf. Das sind Sätze, wie sie zur Zeit noch in manchen Gegenden Europa’s zu finden sind. In den Fabriken verdienen die eingearbeiteten Leute schon um die Hälfte mehr, und die geschickteren, wie Maschinen führer usw., mögen noch viel besser bezahlt werden. Die einheimische Papiermacherei wird bekanntlich in Japan als Haus-Industrie betrieben, die Rohpflanzen werden zu geeigneter Zeit geschnitten, aber von den Angehörigen des Hausstandes nur zu solchen Zeiten entrindet, zu Stoff gehämmert, zu Papier geschöpft und an der Sonne getrocknet, zu welchen keine andern Arbeiten vorliegen. Wenn hiernach auch die auf diesen Theil der Papiermacherei ver wendete Arbeit billig geleistet werden kann und nicht hoch angeschlagen wird, so verhält es sich doch anders mit den Kosten der Rohstoffe. Diese werden bekanntlich aus Papier-Maulbeer und anderen Pflanzen gewonnen, die nur für diesen Zweck angepflanzt werden, und bei denen besonders das Entrinden und Abtrennen des Bastes, d. h. der eigentlichen Fasern sehr mühsam ist und viel Arbeit erfordert. Sie beanspruchen schon, abgesehen von der Bodenfläche, so viel Be arbeitung zur Gewinnung der Fasern, dass sie nicht mit Abfällen wie Lumpen u. dgl. hinsichtlich der Billigkeit in Wettbewerb treten können. Wegen dieser kostspieligen und schwierigen Beschaffung der Roh stoffe wird die einheimische Papiermacherei immer mehr von unserer Papierfabrikation verdrängt, und es steht zu befürchten, dass in ab sehbarer Zeit nur noch geringe Mengen von dem schönen festen japanischen Handpapier erzeugt werden. In China, wo in gleicher Weise gearbeitet wird, mag dieselbe sich länger erhalten, weil sich das Reich strenger gegen europäische Kultur abschliesst, und weil diese auch nur langsam in das Innere des Ungeheuern Reiches dringen kann. Mit Einführung der Maschinenpapierfabrikation sind die Japaner jedoch noch nicht zufrieden, sie wollen sich alle europäischen Fort schritte zunutzemachen. Mit dem Wachsthum und der Vergrösserung der dortigen Fabriken werden auch die Lumpen knapper und theurer, so dass man sich nach andern billigen Rohstoffen umsehen muss. Es scheint deshalb jetzt die Zeit zu kommen, in welcher die Japaner Holzschleiferei und Zellstofffabrikation einführen werden. Herr Mashima ist über Amerika nach Europa gekommen und hat dort schon neben andern Maschinen Einrichtungen zur Holz schleiferei gekauft, da sich in Japan Hölzer in genügender Menge und Wasserkräfte bis zu 500 Pferdestärken vorfinden. Er möchte auch in Deutschland die Fortschritte auf diesem Gebiet kennen lernen und wird sich deshalb bemühen, Einlass in die Fabriken unseres Faches zu erhalten. Da es unserm Vaterland nur nützlich sein kann, wenn die Japaner möglichst viel von ihren Einrichtungen aus Deutsch land statt aus England und Amerika beziehen, so glauben wir an nehmen zu dürfen, dass unsere Fabrikanten dem japanischen Fach genossen, der übrigens englisch spricht, gern ihre Anlagen zeigen werden. Da er selbst viele Jahre Papierfabrikation getrieben hat, so interessiren ihn selbstverständlich Fabriken dieser Art, sein Haupt zweck ist jedoch, sich die Sulfitstoff-Fabrikation und Holzschleiferei zu eigen zu machen. Eiserne Holländer mit eingesetztem hohlgegossenem Kropf. Von einigen Fabriken werden Holländer geliefert, in denen der eingesetzte hohlgegossene Kropf mit Bleizwischenlage auf dem Holländer boden festgeschraubt ist. Die Dichtung mit Blei, welches der Sicherheit halber verstemmt wird, ist die denkbar ungünstigste für den vorliegenden Fall, indem die Holländer besonders anfangs Stösse und Schläge auszuhalten haben, unter welchen selbst die verstemmte Bleidichtung nicht mehr festhalten kann. Werden die Holländer mit Riemen getrieben, so macht sich dieser Missstand nur zu Anfang bemerkbar, werden dieselben jedoch durch Räder getrieben, so sind sie den Stössen und Schlägen während des ganzen Mahlprozesses ausgesetzt. Durch einen am Kammzeuge gehenden Holländer besagter Bauart wurde ich auf einen Missstand aufmerksam, der sich längere Zeit störend bemerkbar machte, bis endlich die Ursache des Schadens ermittelt wurde. Durch die beim Angreifen des Triebrades entstehenden Stösse wird die Bleidichtung des Kropfes in kürzester Zeit undicht. An den Dichtungsstellen dringt mit dem Wasser der fein gemahlene Zeug ein, und der ganze Zwischenraum des Kropfes füllt sich damit an. Beim Leeren des Holländers läuft nun ein Theil des Wassers mit aus, während die Fasern sich auf dem Boden des Holländers absetzen. Bei jedesmaligem Leeren wird sich unter dem Kropf etwas mehr Ganzzeug ablagern, und im vorliegenden Fall genügt ein Zeitraum von 3—4 Jahren, um den ganzen freien Raum unter dem Kropf aus zufüllen. Dieses Vorkommen wäre nicht störend, wenn die unter dem Kropf befindliche Masse sich nicht veränderte. Schon nach mehreren Wochen nimmt sie jedoch eine blauschwarze Farbe an und ist im stande, die ganze Masse blaugrau zu färben. Als nach der ange gebenen Zeit die Scheidewand entfernt wurde, war der ganze freie Raum mit dieser schwarzen Masse ausgefüllt. Die Masse lag ziemlich fest und roch beim Entfernen ähnlich wie in zu grosse Gährung über gegangener Sauerkohl. Das Vorhandensein der schwarzen Masse unter dem Kropf machte sich zuerst bemerkbar bei dem Holländer, dessen Walze durch das Triebrad gehoben wurde, wodurch der Holländer mehr Stösse auszuhalten hatte, infolge deren die Dichtung früher und stärker undicht wurde als bei den andern Holländern. Nach dem Leeren und Ausspülen des Holländers machten sich besonders dann, wenn derselbe wegen Mangel an Betriebswasser einige Zeit leer stehen musste, am Aufgang des Kropfes in dem sich sammelnden Wasser kleine schwarze Flecken bemerkbar, welche zuerst weniger beachtet wurden, da man sie für zufällige Verunreinigungen hielt. Später aber beim Leerstehen des Holländers zeigte sich auf dem sich sammelnden Wasser, nachdem es kurze Zeit stand, eine Haut, ähnlich wie bei Oel. Nachdem die Flaut mit einem Bogen weissen Papiers ab gehoben worden war, fand sich eine braune Masse, welche nach näherer Prüfung aus Eisenoxyd bestand. Infolge dieser Beobachtung wurde die Scheidewand entfernt, und jetzt zeigte sich, dass der ganze freie Raum unter dem Kropf mit der schwarzen Masse ausgefüllt war. Nun erst wurde der Grund gefunden für die wie Stecknadelspitzen grossen schwarzen Punkte, welche sich in der letzten Zeit im Papier fanden, und wofür jede Erklärung fehlte. Seitdem der Zwischenraum unter dem Kropf mit Holz ausgefüllt ist, sind auch die schwarzen Punkte im Papier verschwunden. Die Masse unter dem Kropf hatte sich früher nicht nur während des Auslaufens des Holländers, sondern während des ganzen Mahlprozesses mit dem Stoff im Holländer gemischt. Die Entstehung der schwarzen Masse lässt sich folgendermaassen erklären: Die im Kropf befindliche Masse setzte sich auf dem Boden immer mehr fest. Dieselbe hatte von dem vertheilten Stärkemehl aufgenommen, und da die Temperatur des im Holländer befindlichen