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1258 PAPIER-ZEITUNG. No. 63. Fachausstellung in Leipzig vom 21. bis 23. September 1888. Anmeldungen zur Betheiligung an der Herbstmess-Ausstellung von Papieren und Papierwaaren, Fabrikaten des Schreibwaarenfaches, der Druckgewerbe, Kartonnage-Erzeugung, Buchbinderei und der betr. Hilfs werkzeuge sind bis 20. August d. J. an den Unterzeichneten zu richten. Dabei ist anzugeben: 1. Die Art der auszustellenden Waaren. 2. Der Werth derselben zur Feuer-Versicherung. 3. Name und Wohnung des in Leipzig zur Ausstellung anwesenden Vertreters. 4. Der beanspruchte Raum an Tisch-, Wand- oder Parquet-Fläche. Der Unkostenbeitrag von 5 M. auf den Aussteller kann der Anmeldung beigefügt werden. Sendungen von Ausstellungsgegenständen können an den Besitzer des Eldorado, Herrn Restaurateur Stamminger in Leipzig, Pfaffendorferstrasse, gerichtet werden. Der Vorstand des Mitteld. Papier-Vereins I. A.: gez. Otto Winckler, z. Z. I. Vorst. (Uferstr. 8 in Leipzig.) Die vom Vorstand des Mitteldeutschen Papiervereins zur vergangenen Ostermesse in Leipzig veranstaltete Ausstellung des Papier- und Schreibwaaren faches, sowie verwandter Geschäftszweige war von gutem Erfolg begleitet, und der Vorstand wurde von vielen Seiten angegangen, die ursprünglich gefasste Idee, jede Oster- und Michaelismesse eine derartige Ausstellung zu unternehmen, nicht fallen zu lassen. Der Vorstand nahm deshalb, trotz der damit verbundenen Mühe, die Vorarbeiten für die Herbstmess-Ausstellung in die Hand, und eine genügende Anzahl Aussteller hat sich bereits ge meldet, um das Unternehmen als gesichert zu betrachten. Die Tage vom 21.—23. September sind für die Ausstellung festgesetzt, und dieselbe wird wieder in den Räumen des Eldorado zu Leipzig abgehalten werden. Diejenigen, welche noch beabsichtigen mitauszustellen, werden gut tbun, ihre An meldung baldigst zu bewirken, um sich noch einen Platz zu sichern. An meldungen werden überhaupt nur bis zum 20. August angenommen und sind an Herrn Otto Winckler, Leipzig, Uferstr. 8, zu richten. Es wird nur ein geringer Beitrag zu den Spesen von den Ausstellern erhoben, grössere Kosten erwachsen denselben jedoch nicht! Hadernpappen in Oesterreich. Am 18. Juli versammelten sich die österreichisch-ungarischen Haderpappenfabrikanten, sowie mehrere Papierfabrikanten in Wien, um über Mittel zur Verbesserung der gegenwärtigen traurigen Marktlage zu berathen. Man besprach namentlich das Missverhältniss, welches gegenwärtig zwischen den Einkaufspreisen für Rohstoffe (Papierabfälle) und den Verkaufspreisen der Erzeugnisse herrscht und einigte sich schliesslich zu gemeinsamem Vorgehen im Ein- und Verkauf, um hierdurch einigermaassen die für alle Betheiligten wünschenswerthe Besserung zu erzielen. (Centralbl. f. d. Oest.-Ung. P.-Ind.) Tabak-Papier. Viele Erfinder und Fabrikanten haben aus Tabak-Stengeln und anderen Abfällen Papier gemacht, welches zu Cigaretten und Deck blättern verwendet werden sollte. Obwohl bis jetzt keiner dieser Ver suche von Erfolg begleitet war, hat die Standard Chemical Fibre and Paper-Company, New York, eine Gesellschaft gebildet und in Stackwater Pa. eine Fabrik gemiethet, um nach demPatentW.W. Bennets und nach Anordnung des Chemikers der Gesellschaft, Dr. Endeman, Papier aus Tabak-Stengeln herzustellen. Das Verfahren besteht in der Hauptsache darin, dass man alle Gummistoffe auszieht und den Rest zu Stoff verarbeitet. Nachahmung, Vor kurzem kam zum Schreiber Ds. ein Herr mit dem Ersuchen, ihm einen Chemiker zu nennen, der ihm angeben könne, wie man einen neuen Klebstoff, von dem er eine Probe mit sich führte, anfertigen könne. Der Mann hatte offenbar gesehen, dass der Klebstoff gut ist und wollte schleunigst mit dem jetzigen Fabrikanten in Wettbewerb treten und ihn auf dem Wege der chemischen Analyse um die Früchte mühevoller Versuche bringen. Er war deshalb garnicht befriedigt, als er erfuhr, dass eine derartige Untersuchung sehr schwierig ist, und dass man, selbst wenn die Zusammensetzung ungefähr festgestellt sei, noch lange nicht wisse, wie man den Klebstoff herzustellen habe. Glücklicher Weise trifft diese Antwort nicht nur in diesem, sondern auch in vielen andern Fällen zu. Die vielen mühevollen und kost spieligen Erfahrungen, welche ein Fabrikant auf dem Wege zur Herstellung einer guten Waare erwerben muss, lassen sich nicht in ein paar Formeln und Vorschriften wiedergeben. Arbeit, Kenntnisse und Umsicht sind hier wie überall die einzigen Grundlagen des Erfolgs. Ein Kaufmann sollte jede Waare, die er führt, genau kennen und deren Erzeugung verstehen. Schlechter Stil, Während die in No. 61 gerügte Satz-Einleitung durch »Es« mit Aussagewort und später erst folgendem Satzgegenstand aus dem Französischen stammt, ist eine andre, ebenfalls viel geübte Rede wendung dem Englischen entnommen. Unzählige Male lesen wir: „Das vergangene Jahr war für die Papier-Fabrikation ein ungünstiges. — Der Winter war ein kalter. — Der Sommer war ein troekner. — Der Umsatz in Druckpapier ist ein grosser.'" Und so fort. Wenn der Engländer sagt: »The last winter was a cold one,« — so lassen wir ihm doch die sprachliche Eigenthümlichkeit! Wozu müssen wir es nachmachen, wenn wir die kurze Bezeichnung durch einfache Eigenschaftswörter besitzen? Klingt es nicht besser, wenn man sagt: „Das vergangene Jahr war für die Papier-Fabrikation ungünstig. — Der Winter war kalt. — Der Sommer war trocken. — Der Umsatz in Druckpapier ist gross “ — ? Äusser diesen unbedingt fehlerhaften Ausdrücken giebt es auch Redensarten, welche an sich nicht falsch, sondern nur unnöthigerweise umständlich sind. Hierzu gehören die Phrasen »voll und ganz«, »soll und muss«, die häufige Verwendung der Bekräftigungen »in der That«, »thatsächlich« u. s. w. Dieselben sind weiter nichts als verdummendes Wortgebimmel; sie besagen garnichts und tragen zur Klarheit des Satzes nicht bei. Die Sprache soll der Ausdruck des Gedankens sein, und weder die von Mephisto erwähnte Hilfsbereitschaft des WorteS: „Doch eben wo Begriffe fehlen, Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein —“ noch der Talleyrand’sche Ausspruch: »Die Sprache ist da, um die Gedanken zu verbergen,« sollte für ernste Männer Richtschnur sein. Je kürzer und klarer man einen Gedanken auszudrücken vermag, desto rascher und sicherer wird der Zweck einer Mittheilung oder Belehrung erreicht. Wer in Rede und Schrift kurz und sachlich bleibt, wird gern gehört und gelesen. Der Schwätzer und Wortedrechsler dagegen erregt Unbehagen und Missfallen. Baumwollpapier. Ch. M. Briquet in Genf, Prof. Wiesner und Prof. Karabacek in Wien haben bekanntlich durch selbständige Forschungen festgestellt, dass es nie ein aus rohen Baumwollfasern gefertigtes Papier gegeben hat, und dass alle Angaben über solche Papiere in Lehrbüchern der Schrift- und Schreibkunde wie in geschichtlichen Werken ins Reich der Fabel verwiesen werden müssen. Wie der Ausdruck »Charta bombyeina« (Baumwollpapier), der sich bei allen Paläographen findet, entstanden ist, sucht Prof. Karabacek in seinem Werk »Neue Quellen zur Papiergeschichte«, Wien 1888, Staatsdruckerei, in folgender Weise zu erklären: Statt »Charta bombyeina« lautete die ursprüngliche Bezeichnung vermuthlich Charta Bambycina, von der nordsyrischen Stadt Bambyce, arabisch Mambidsch. Dass Städtenamen zur Bezeichnung von Papier sorten benutzt wurden, beweist u. a. auch der Name Charta Damascena und die arabischen Ausdrücke für Jemenisches, Tihamisches, Samar- kander u. s. w. Papier. Die Gewebe von Mambidsch hiessen Vestes Bambycinae oder panni Bambycini. Gegen diese Auslegung können nur zwei Bedenken erhoben werden: 1. der mangelnde Beweis dafür, dass eine Papierfabrik in Mambidsch bestanden habe, und 2. die Frage, ob die Benennung ge werblicher Erzeugnisse nach dem Herstellungsort wirklich so häufig war, dass sie unter diesen Namen Weltruf erlangten, und dass der Stadtname endlich das betreffende Erzeugniss allein kennzeichnete, auch wenn es an andern Orten gefertigt war. Das erste Bedenken kann noch nicht mit Sicherheit gehoben werden, da bisher keine Nachrichten über eine in Mambidsch vor handen gewesene Papierfabrik gefunden wurden. Den zweiten Ein wurf dagegen sucht Prof. Karabacek. durch Aufzählung von gleichartigen Wandlungen und Uebertragungen einzelner Namen zu entkräften. Bagdad hiess im Mittelalter auch Baidach. Hiervon kommt der Name »Baldachin«. Pannus baldachinus hiess zunächst nur »bagdadi sches Zeug«. Es wurde zur dekorativen Ueberdachung benutzt und be zeichnete schliesslich das tragbare, auf Stützen ruhende Dach selbst. Satin, der glatte Seidenstoff, hat seinen Namen von der chine sischen Stadt Tseu-thung. Hieraus machten die Araber Zeitun, die Spanier aceituni, die Franzosen zatouin und endlich satin. Der Name Barchend ist zurückzuführen auf Barragan, einen Land strich von Schrz. Im mittelalterlichen Latein heisst es Bombacina parchanus, auch barracanus, barchanus; daneben gehen die mittel hochdeutschen Ausdrücke barra^fin, barkän, barchant. Prof. Karabacek führt noch mehrere solche Wortverwandlungen an und bringt noch aridere Scharfsinnige Beweisgründe vor, so dass die interessante Auslegung ziemlich glaubhaft erscheint.