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1220 PAPIER-ZEITUNG.Wo. 61. Deutschlands Handel nach dem Ausland. (Fortsetzung zu No. 47.) Kalifornien (Verein. St. v. N.-A.). Die deutsche Industrie hat in den Vereinigten Staaten jetzt weniger mit dem englischen und französischen, als mit dem amerikanischen Mitbewerb zu kämpfen. Die hiesigen Fabrikanten, vielfach Deutsche mit geschulten deutschen Arbeitern, werden zu immer erneuten Anstrengungen und Verbesserungen getrieben, um den heimischen Markt zu behaupten. Dies gelingt ihnen auch in vielen Fällen, weil ihnen der hohe Schutzzoll und eine durchschnittlich wohlhabende Be völkerung zur Seite steht. Bezeichnend für das Drängen nach raschem Erfolg im amerikanischen Geschäftsleben ist, dass es sich vorzugsweise an die Herstellung derjenigen Waarengattungen hält, welche keine besonders künstlerische oder wissenschaftliche Behandlung und anderseits kein allzu grosses Maass von Arbeit erfordern. Daher wird in allen den Zweigen, für welche Gründlichkeit und Tüchtigkeit erforderlich sind, ungeachtet des hohen Eingangszolles, die deutsche Industrie ihr einmal gewonnenes Absatzfeld behaupten. Spielwaaren, besonders Puppen, werden in grosser Menge von Deutschland eingeführt, jedoch nicht mehr so viel wie früher, weil schon viele Spielsachen jetzt in Amerika angefertigt werden. Tintenfässer, Pappwaaren, Spitzenpapiere werden bis jetzt nur in geringem Umfang aus Deutschland bezogen. Ebenso sollen Lumpen, namentlich Kattunlumpen, für die Papier fabrikation ziemlich guten Absatz gefunden haben. Für die Papierfabrikation wurde auch mechanisch und chemisch bereiteter Holzstoff eingeführt. Der Einfuhr deutschen Papiers werden von amerikanischen Fabriken angeblich dadurch, dass der Werth des deutschen Erzeugnisses und infolge dessen der Eingangszoll unverhältnissmässig hoch gestellt wird, grosse Schwierigkeiten bereitet. Es wird vielfach darüber geklagt, dass deutsche Fabrikanten, welche hierher einführen, ihre Rundschreiben und Briefe nicht in englischer Sprache abfassen. Die ausfuhrfähigste Fabrik kann so nur mit grosser Schwierig keit Absatz erzielen. Norrköping (Schweden). Der deutsche Handels verkehr mit dem hiesigen Platz hat auch im abgelaufenen Jahr seine Stellung behauptet und gute Fortschritte gemacht. Gefle (Schweden). Die Geschäftsverbindungen zwischen Deutschland und hiesigem Platz sind in stetem Zunehmen begriffen. Die Einfuhr von Deutschland ist bedeutend. D’Urban (Port Natal). Der Antheil Deutschlands an der Einfuhr dürfte ein Fünftel betragen, ungefähr 462,784 Lstr. Als ein Fortschritt ist die fast durchweg zufriedenstellende Packung der deutschen Waaren zu bezeichnen. In manchen Fällen wird durch Vorsicht, gute Kisten, starke Aussenbefestigung, besonders aber durch Raumersparniss die engl. Packungs- weise übertroffen. Zante. Für das abgelaufene Jahr wird Deutschland zum ersten Mal in dem amtlichen Einfuhrregister als Bezugsland aufgeführt, was daher rührt, das manche aus Deutschland kommenden Waaren mit Ursprungs zeugnissen versehen sein müssen, um die Vergünstigung der Vertragszölle zu geniessen. Alle übrigen Erzeugnisse deutschen Ursprungs erscheinen dagegen nach wie vor unter den Rubriken Oesterreich oder Italien, weil sie über diese Länder eingeführt werden. Nach privaten Angaben soll die Einfuhr in dem Berichtsjahr etwa 30 800 M. betragen haben. Patras. Für die Einfuhr aus Deutschland fehlen genaue Angaben, da dieselbe fast ausschliesslich über Grossbritannien, Antwerpen und Triest geht, indessen dürfte die Betheiligung Deutschlands am Einfuhr-Handel Fortschritte gemacht haben. Zu den Haupt-Einfuhrartikeln gehört auch Papier. Livorno. Die Betheiligung Deutschlands am hiesigen Geschäft steht hinter derjenigen Grossbritanniens, Frankreichs, sowie der Vereinigten Staaten von Amerika zurück, doch ist zu beachten, dass viele Waaren deutschen Ursprungs, die von belgischen oder niederländischen Häfen ein geführt werden, als belgischen oder niederländischen Ursprungs bezeichnet werden. Grangemouth. Der Gesammtwerth der von Deutschland eingeführten Waaren betrug etwa 390 688 Lstr. (= 7 813 760 M ), darunter Papier (5 193 Lstr.), Strobpapier (11 423 Lstr.), Schreibwaaren (191 Lstr.), Spiel sachen (6499 Lstr.), Lumpen (806 Lstr.) und Bücher (24 Lstr.) mit zu sammen 23 136 Lstr. (— 462 720 M.) Glasgow. Die Gesammteinfuhr ans Deutschland betrug 1 732 160 Lstr. (= 34 643 200 M.). Papier und Asphaltpappe wurden für 730 Lstr. (— 14 600 M.) eingeführt. Peru. Bei der Einfuhr nach hier nimmt Deutschland den zweiten Platz ein. Concepcion. Unzählige Waaren deutschen Ursprungs finden auf dem chilenischen Markt bedeutenden Absatz, da die Leistungsfähigkeit deutscher Fabrikanten sich bald herausstellt, sofern diese nur seitens ihrer Auftraggeber in genügender Weise über die zu liefernden Waaren unter richtet und durch Muster der Erzeugnisse anderer Länder, sowie durch genaue Vorschriften über Aufmachung, Verpackung u. s. w. unterstützt werden. Erfolgreicher Mitbewerb selbst kleiner Fabrikanten gegen die Industriellen anderer Länder steht nicht in Frage, wenn erstere nur im Aus fuhrgeschäft mehr bewandert wären. Als erste Bedingung gilt dabei, dass eine Waare, die einmal Anklang gefunden hat, bei Nachbestellung in immer gleicher Güte geliefert wird. Dann ist es Gewohhheit vieler deutscher Fabrikanten, eine verkehrte Sparsamkeit bezüglich der Aufmachung und Verpackung der Waaren zu üben. Den langen See- und Landtransport halt-n mangelhaft verpackte Waaren nicht aus, und die Folge davon ist, dass diese den Empfängern wenig ansprechend vor Augen kommen und dadurch von regelmässigem Geschäft abschrecken. Guatemala. Der Antheil Deutschlands an der Einfuhr dürfte sicher grösser sein als der ermittelte: 396 806 Pesos (= 1 587 224 M.), doch ist die Feststellung des sichtlich zunehmenden Bezuges deutscher Waaren sehr erschwert, weil sich viele nichtdeutsche Importfirmen an derselben be theiligen und Auskunft verweigern. Noch immer werden Klagen laut über mangelhafte seeuntüchtige Verpackung. Die deutschen Fabrikanten scheinen die Kosten für vernünftige VerpackungsVorrichtungen zu scheuen. Die Folge davon wird sein, so äussert sich ein dortiges Haus, dass wir unsern Bedarf so viel als möglich in England decken, wo wir gut bedient werden. Porto Alegre. Die hiesigen industriellen Unternehmungen sind fast sämmtlich von Deutschen ins Leben gerufen, oder befinden sich in deutschen Händen. Der Antheil Deutschlands an der Einfuhr lässt sich ziffermässig nicht feststellen, wird aber auf 60 pCt» der Gesammt-Einfuhr geschätzt. Den deutschen Inporteuren, ihrer Erfahrung und ihrem sachverständigen Urtheil wird die. Sorge um Hebung der Einfuhr aus Deutschland zu über lassen und den deutschen Fabrikanten zu empfehlen sein, den ihnen ge sandten Anweisungen mit peinlicher Genauigkeit nachzukommen. Alle Importeure haben ihre Vertretung in Hamburg, und an letztere, nicht direkt hierher, werden diejenigen deutschen Firmen ihre Anerbietungen zu senden haben, die nach hier einführen wollen. Anbahnung von Verbindungen mit Umgehung der Importhäuser empfiehlt sich nicht, da durch letztere mehr Sicherheit geboten wird. Belgien ist mit seinen geringeren Sorten Papier, die hier gesucht werden, billiger als Deutschland, so sind auch die hier eingeführten Spielkarten so gewöhnliche Sorten, wie sie in Deutsch land nicht hergestellt werden. Südaustralien Im Vergleich zu andern Ländern, namentlich Gross britannien, hat Deutschland nur geringen Antheil an der hiesigen Einfuhr, jedoch ist bemerkenswerth, dass während der letzten drei besonders schlechten Jahre' die Einfuhr Grossbritanniens einen sehr bedeutenden Rückgang zeigte, während diejenige Deutschlands von Jahr zu Jahr zunahm. Zur Erweiterung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und hier sollten die deutschen Fabrikanten hier geeignete gute Vertreter zu erwerben suchen und vereinte grosse Musterlager anlegen, zugleich aber darauf achten, dass nur gute Waare nach hier gesandt wird. Neu-Kaledonien. Im Laufe des Jahres 1887 fand hier eine bedeutende Einfuhr von Deutschland statt. Genf. Die deutsche Einfuhr hat, namentlich in der West-Schweiz, regelmässig zugenommen. War man früher gewohnt, von Deutschland nur geringere Waaren zu kaufen, weil sie sehr wohlfeil waren, so erkennt man jetzt schon die deutschen Erzeugnisse als den französischen und eng lischen ebenbürtig, oft als vollkommener an und zieht sie wegen der mässigen Preise vor. Bei verschiedenen Industriezweigen tritt bereits die erfreuliche Thatsache zu Tage, dass man den deutschen Ursprung der Waaren nicht mehr verschweigt, sondern als Empfehlung erwähnt Die Franzosen machen gewaltige Anstrengungen, um das verlorene Feld wieder zuerobern, und bis zu einem gewissen Grad ist ihnen dies auch gelungen. Sie lassen jetzt nämlich die Schweiz bereisen oder reisen selbst, was früher selten vorkam und setzen ihre Waaren an den Wiederverkäufer, der meist Detaillist ist, ab. In der naheliegenden Schweiz, deren Bedürfnisse genau bekannt sind, und wo es gilt, mit einem tüchtigen und leistungsfähigen Nachbar in Wettbewerb zu treten, sollte der Fabrikant die Hand des Zwischenhändlers vermeiden. Oran. Die wirksamsten Mittel, Waaren deutschen Ursprungs hier sicher abzusetzen, ohne dem Fabrikanten oder Lieferanten zu grosse Geld opfer aufzuerlegen, sind folgende: Man übergebe tüchtigen Agenten, von deren Zuverlässigkeit man Kenntniss hat, grössere, gut ausgewählte Muster- Zusammenstellungen, treffe genaue Vereinbarungen mit ihnen und liefere dann streng und musterrecht nach den Abmachungen. Ferner ist es vortheil- haft, intelligente Reisende, die Italien oder Spanien ohnehin bereisen, auf dem Seeheimwege über Marseille durch Algerien zu senden. Eine ein malige Reise dürfte genügen, um sich ein Urtheil zu bilden, ob die Waaren des betr. Hauses hier Absatz finden. Immer wieder muss der deutsche Handelsstand vor zu leichter Kredit- gewährung, und besonders an hiesige kleinere Käufer, gewarnt werden. Es giebt hier, mit wenigen Ausnahmen, keine altangesessenen, wohlhabenden Geschäftsleute. Auskünfte über hiesige Firmen sind schwer zu erhalten. Häufig wäre es rathsamer, dass die wenigenBestellungen, die hier ein Reisender im günstigsten Fall bei kleinen Ladenbesitzern erhält, nicht abgeschickt werden, denn sie sind in den meisten Fällen gefährdet Havanna. Der Werth der Einfuhr aus Deutschland in 1887 wird auf ungefähr 800 000 M. geschätzt. In früheren Jahren erreichte dieselbe eine Höhe von nahezu 2 000 000 M. Dieser grosse Rückgang ist nicht eine Folge verminderter Leistungsfähigkeit, sondern erklärt sich aus der durch die allgemeinen Verhältnisse der Insel verminderten Kauflust. Deutschland liefert hierher Druckpapier und die aus Holz hergestellten Packpapiere. In erster Waare nimmt Belgien am Wettbewerb mit Deutschland theil, in Packpapieren Schweden und Norwegen. Deutsches Strohpapier wird wenig eingeführt, französisches Erzeugniss wird trotz höherer Preise lieber genom men. Die wohlfeilen Sorten Briefumschläge kommen aus Deutschland, die feinen aus Frankreich. Die deutschen gebundenen Bücher, namentlich Ge schäftsbücher, sind für hiesigen Platz zu theuer; französisches Erzeugniss findet darin den meisten Absatz. Die guten Bleistifte und Chromobilder zur Ausschmückung von Cigarrenkisten u. s. w. sind ausschliesslich deutsches Erzeugniss.