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No. 59. PAPIER-ZEITUNG. 1743 Vergilben des Papiers. Professor Wiesner hatte festgestellt (s. No. 44 v. 1886), dass die Vergilbung auf einem Oxydationsprozess beruht, nur holzstoffhaltiges Papier betrifft, und dass das Licht um so schädlicher wirkt, jemehr stark brech bare (violette, ultraviolette) Strahlen es enthält. Die Anwendung des an solchen Strahlen sehr reichen elektrischen Lichtes in Bibliotheken wurde daher von Prof. W. als schädlich bezeichnet und dafür das Gaslicht empfohlen, welches nur wenig stark brechbare Strahlen enthält. Die Versuche hatten ergeben, dass ein Holzschliffpapier, in der Entfernung von 0,75 Meter von einer Gasflamme (Leuchtkraft gleich 8 Normalkerzen) aufgestellt, nach 4 Monaten Tag und Nacht währender Beleuchtung nur so weit vergilbt, wie im Sonnenlicht nach 2 Stunden. Dem gegenüber war von anderen Seiten behauptet worden (s. No. 52 v. 1886), dass das Gaslicht andere ungünstige Wirkungen auf das Papier ausüben, ja selbst zur raschen Ver gilbung des Papiers Veranlassung geben soll. Wiesner hat nunmehr, durch die Verwaltung einiger grossen Staatsbibliotheken angeregt, Versuche angestellt, um zu prüfen, inwieweit das Gas und seine Verbrennungs-Er zeugnisse die Färbung des Papiers beeinflussen. Diese Versuche, welche mit dem Papier des Neuen Wiener Tageblattes angestellt wurden, hatten folgendes Ergebniss. Es stellte sich nämlich erstens heraus, dass die im gewöhnlichen Leuchtgas vorkommenden Gase sowohl als solche, als auch bei Gegenwart von reichlichen Mengen von Sauerstoff das Holzschliffpapier garnicht beeinflussen. Sodann ergab sich, dass zwar in schlecht gelüfteten, mittels Gas erleuchteten Räumen freiliegende Papiere nach längerer Zeit mit einer bräunlich gefärbten Russschicht beschlagen können. Dies gilt aber für das Holzschliffpapier ebenso wie für das aus reinstem Zell stoff bestehende Papier. Unter gewöhnlich in Bibliotheken und Bücher magazinen herrschenden Verhältnissen wird dieser Einfluss kaum merklich werden, selbst nicht nach sehr langen Zeiträumen. Drittens wurde fest gestellt, dass die gasförmigen Verbrennungserzeugnisse der Leuchtgasflamme auch nicht bei Gegenwart von Sauerstoff das Vergilben des Holzschliff papiers in merklichem Grade hervorzurufen vermögen. Was noch schliess lich die Einwirkung der Wärme betrifft, so führt zwar hoher Wärmegrad (über 30 Grad Celsius) allmälig ein Vergilben des Papiers herbei, Wärme grade unter 30 Grad aber sind ohne Wirkung. Jubelfest. Am Abend des 26. November begingen die Angestellten der Bunt papierfabrik von A. Nees & Co. in Aschaffenburg im dortigen Deutschhaussaale die Jubelfeier des 25 jährigen Bestehens der Fabrik Dieselbe wurde im Jahre 1862 von Herrn Albert Nees, den 1874 ver storbenen Bruder des gegenwärtigen Inhabers, gegründet und hat sich aus bescheidenen Anfängen zu ihrem heutigen Umfang emporgearbeitet. Herr Theod. Nees eröffnete die Feier mit einem Trinkspruch auf Se. königliche Hoheit den Prinzregenten von Bayern und einem Festbericht, welcher die Entwickelung des Geschäfts schilderte. Er sprach allen Denen, die ihm auf dem langen und mühevollen Weg getreu zur Seite gestanden haben, seinen tiefempfundenen Dank aus, und gedachte besonders der ältesten in der Fabrik beschäftigten Arbeiter, deren zwei: Georg Stab, und Johann Geissler, beide aus Goldbach bei Aschaffenburg, die bei dieser Gelegenheit ihnen vom Schutzverein der Papierindustrie für 24- und 23-jährige treue Mitarbeit zuerkannten Diplome erhielten. Diese Beiden, sowie Thomas Schneider aus Damm, Adam Brunner aus Schweinheim, Nicolaus Hopp aus Goldbach, Philipp Weber aus Goldbach, Adam Weber aus Goldbach erhielten von der Firma ausserdem Ehrengeschenke in Gold für treue Mitarbeit. Darauf kamen die Fabriksparkassenbücher zur Vertheilung, in deren jedes, nach Maassgabe der zurückgelegten Dienstjahre der Arbeiter, grössere und kleinere Beträge seitens der Firma als Festgeschenk eingeschrieben worden waren. Das gesammte Personal hatte zum Andenken an diesen Tag ein Gruppenbild aller Beamten und Arbeiter mit einem Bild der Fabrik im Hintergrund anfertigen lassen, welches geschmackvoll ausgeführt und entsprechend ausgestattet Herrn Theodor Nees übergeben wurde. Hieran anknüpfend ergänzte der langjährige Prokurist und Kassirer des Hauses, Herr Jacob Ganz, die bereits geschilderte Entwicklungs- Geschichte der Fabrik aus eigener Erinnerung und gedachte in verdienter Würdigung der Herren Gebrüder Nees und deren praktischer Begabung zur Hebung des Geschäfts. Auch aus den Reihen der Arbeiter heraus liessen sich nun Stimmen vernehmen, die dem Dankgefühle, der Achtung und Verehrung Ausdruck gaben, deren sich der Inhaber der Fabrik erfreut. Die Leitung des humoristischen Theils hatte der Buchhalter des Hauses, Herr Julius Frölich, übernommen, dessen von einer launigen Rede begleitetes Gedicht. „Mensch und Buntpapier“ die belebte Stimmung der Versammlung auf den Gipfelpunkt hob. (Wir werden das wirklich hüsche Gedicht an anderer Stelle wiedergeben. D. R.) Mit Befriedigung darf die Firma auf das verflossene Vierteljahrhundert zurückblicken; dem nächsten gleichen Zeitabschnitt mag sie im Hinblick auf die errungene Bedeutung mit ruhiger Erwartung entgegensehen. Papiergeschäftshaus. Es ist als bemerkenswerthes Zeichen für den Aufschwung von Handel und Gewerbe aufzufassen, dass grosse Geschäftsfirmen in neuerer Zeit nicht selten eigne, ihrem besondern Bedarf angepasste Gebäude aufführen lassen. Wir hatten mehrfach Gelegenheit, solche Einrichtungen zu er wähnen und bringen heut Ansicht und kurze Beschreibung des prächtigen Geschäftshauses, welches sich eine ausserdeutsche Firma, Lutkie & Smit, Papier-Grosshandlung in Amsterdam, vor kurzem bauen liess. Das Gebäude ist massiv im Stil holländischer Renaissance aufgeführt und wendet seine Schauseite nach dem Neuwendyk. Der untere Theil zeigt drei gewaltige Bogen, welche aus behauenen Quadersteinen gebildet sind. Sie umschliessen die reich gekehlte Thür aus amerikanischem Tannen holz und zwei grosse Fenster, deren Obertheile aus farbigen Butzenscheiben bestehen. In den Zwickeln zwischen den Fenster- und Thürbogen sind Darstellungen der goldenen Preismünzen angebracht, welche die Firma auf den Ausstellungen zu Antwerpen und Amsterdam erhalten hat. In der Ab bildung stehen an dieser Stelle Löwenköpfe, die vermuthlich zu Gunsten der Preismünzen bei der Ausführung fortgelassen wurden. Während der untere Theil der Faade durchweg in Stein ausgeführt ist, zeigt der obere rothe und helle Ziegel in hübscher Zusammenstellung mit Hausteinen. Der Raum zwischen dem ersten Stockwerk und den unteren Quadersteinbogen ist mit Kartuschen und anderen Ornamenten reich verziert, so dass der Uebergang von den schwer wirkenden Hausteinen zu den leichteren Back steinen seine Schroffheit verliert. Die Geschäftsräume im Untergeschoss, bedecken eine Grundfläche von 10 bis 14 Meter Breite und etwa 63 Meter Tiefe. Hiervon kommen auf die im hinteren Theile liegende Fabrik 18 Meter, auf die vorderen Vor raths- und Geschäftsräume 45 Meter. Dieser gewaltige Raum ist in verschiedene Abtheilungen zerlegt. Beim Eintritt gelangt man zunächst in das Vormagazin, welches etwa 7 Meter hoch und mit zwei oben an gebrachten Geländergängen versehen ist. Eine grosse Siemenslampe sorgt für ausreichende Beleuchtung. An diesen Raum, dessen reiche Ausstattung mit der Stilrichtung der Aussenseite des Hauses in Einklang steht, schliesst sich die Haupthalle, welche etwa 20 Meter tief ist und ihr Licht von oben empfängt. Eine letzte Abtheilung, etwa 10 Meter tief, wird zum Packen benutzt. Die mittlere grosse Halle enthält in Form von selbständigen Glasbauten mehrere Schreibstuben für die Geschäftsleitung, die Buchhalter n. s. w., von wo aus man das ganze Lagerhaus übersehen kann. Diese Einrichtung hat sich als besonders zweckmässig bewährt. Zwei Schienenstränge durchlaufen sämmtliche Abtheilungen und führen auch in die Fabrik hinein, an deren Eingang eine grosse Waage steht. Die Fabrik ist etwa 13 Meter lang und 14 Meter breit und bildet in gerader Linie' die Fortsetzung der Geschäftsräume. Sie dient in ihren drei Stockwerken der schwungvoll betriebenen Geschäftsbücherherstellung, während im Keller geringere Papiere lagern. Sämmtliche Stockwerke der Fabrik haben theilweise Oberlicht, welches ihnen mittels verglaster Oeff- nungen in der Mitte der Decken zugeführt wird. Die Geschäftsbücher fabrik beschäftigt gegenwärtig etwa 80 Arbeiter und ist mit allen Ein richtungen versehen, welche die Arbeit fördern und den Aufenthalt an genehm machen können. Inhaber der Firma sind Herr P- Ch. Smit und dessen beide Söhne Johan und Leonard Smit.