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No. 58. PAPIER-ZEITUNG. 1727 Papierwaage. Die Zeigerwaage für kleinere Gewichte, welche wir im Jahrgang 1880, Seite 1011, beschrieben haben, ist inzwischen seitens des Fabri kanten, Herrn Julius Post in Hamburg, in wesentlichen Theilen verändert und verbessert worden. Diese Waage ist zunächst für Papiermaschinenführer bestimmt, welche damit die fortlaufend nöthigen Wägungen mit grosser Genauigkeit und Zuverlässigkeit rasch aus führen können, eignet sich aber auch zum Gebrauch in den Geschäfts räumen der Papierfabriken und Papierhandlungen. Ihr Vorzug vor gewöhnlichen Zeigerwaagen besteht in der grossen Empfindlichkeit der Bewegungsvorrichtungen und in der bedeutenden Grösse des Zeiger-Maassstabs. Das auf drei Stützpunkten ruhende und durch zwei Schrauben in genau senkrechte Stellung zu bringende Gestell trägt bei h den fein gearbeiteten Waagebalken. An dem kurzen, rechts befindlichen Hebelarm desselben hängt eine Waagschaale, während der längere linke Hebelarm als Zeiger dient und auf dem Maassstab a das Gewicht einer aufgelegten Last in Decigramm zeigt. Der nach Art chemischer Waagen geformte Waagebalken ruht beim Gebrauch mit seiner als scharfe Stahlschneide ausgebildeten Achse auf glatten Metallflächen. Damit aber diese Schneiden durch dauernde Lagerung nicht stumpf werden, wird die Achse im Ruhezustand durch ein fortgesetzt wirken des Hebelwerk gehoben und die Unterstützung des Balkens einer zweiten gröber gearbeiteten Stützvorrichtung übertragen. Dieselbe besteht aus einem oben geschärften Winkelstück, auf welchem die Achse ruht: Auch die Waagschaale hängt leicht und locker auf einer scharfen Schneide. Hat man die zu wägende Last, also z. B. den gefalteten Bogen, auf die Waagschaale gelegt, so löst ein Druck auf den Knopf g die leichte Hemmung, und der Balken beginnt zu schwingen. Der Maass stab a zeigt auf einer Länge von etwa 20 cm Gewichtszahlen und ihre Bruch theile nur innerhalb 10 g. Der Raum für jedes Gramm beträgt somit etwa 2 cm, ist also gross genug, um noch bequemes Ablesen von Decigrammen zu gestatten. Damit man aber auch schwerere Gegenstände wiegen kann, trägt der Obertheil der Waagschaale neun Gegengewichte von je 10 Gramm in Gestalt hutförmig geprägter Scheiben. Man braucht also bei stärkerer Belastung nur so viel Scheiben abzunehmen, bis der Balken wieder schwingt. Die Summe der abgenommenen Gewichtscheiben nebst der vom Zeiger angegebenen Ziffer ergiebt dann das Gesammtgewicht. Noch einfacher stellt sich die Hantirung, wenn man gleichartige Gegenstände in bestimmten Zwischenräumen auf ein feststehendes Gewicht zu prüfen hat. Die Hauptgewichte bleiben dann nach der ersten Wägung abgenommen, und die beiden am Maassstab a an- gebrachten- beweglichen Schieber c werden so weit zu beiden Seiten der als Norm angenommenen Zahl festgesteckt, als Spielraum im Gewicht zulässig ist. Bei Prüfungen dieser Art ist genaue Ermittelung des Bogengewichts garnicht nöthig. Es genügt festzustellen, dass der Punkt, bei welchem sich der Zeiger beruhigen würde, zwischen die beiden Marken fällt. Bei Prüfungen nach Quadratmeter kann man mittels einer genau geschnittenen Blechplatte von 25 : 40 cm ein Rechteck aus dem Papier schneiden, welches 1/10 Dm misst. Das Wäge-Ergebniss ist dann ein fach mit 10 zu multipliciren. Da man auf dem Maassstab Gewichts ziffern bis zu 120 g ablesen kann, so gestattet dieses Verfahren noch die Prüfung von Pappen, die bis zu 1 kg der □ m wiegen. Die Hemm-Vorrichtung, welche durch Knopf g gelöst wird, dient auch dazu, die Beruhigung des Zeigers zu beschleunigen. Man braucht zu diesem Zweck nur den Zeigefinger der linken Hand, der während des Wägens auf Knopf g ruht, von dort wegzunehmen, und das jetzt als Bremse wirkende Hemmwerk bringt den Zeiger fast augenblicklich zum Stillstand. Beim Aufstellen der Waage ist darauf zu achten, dass die Index linie des Zeigers in der Ruhelage genau auf 0 steht. Durch Anziehen von Schraube f kann man dies rasch bewirken. An den doppelten Mutterschrauben d und e darf nicht gestellt werden, sonst wird die sorgfältig justirte Waage ungenau. Aus vorstehender Beschreibung ergiebt sich, dass diese Waage sehr genaue Zahlangaben liefert, die auch in den höchsten Ziffern, bis 99,9 g noch zuverlässig sind. Sie wird äusser in der beschriebenen Form noch für folgende verschiedene Gewichts Verhältnisse gefertigt: Belastung bis 500 g 0,1 g zeigend „ „ 500 „ 1 „ „ „ „ 50 „ 0,01 „ „ „ „ 20 „ 0,001 „ „ Die Waage ist solid und sehr sauber ausgeführt.. Mit Aus nahme des aus Celluloid hergestellten Maassstabs bestehen alle Theile aus Metall. Zur Ausführung der auf S. 1439 vorgeschlagenen und auf S. 1598 weiter besprochenen regelmässigen Prüfungen während des Ganges der Papiermaschine dürfte sie ein sehr geeignetes Werk zeug sein. Sulfat-Zellstof. Dalil’s Verfahren zur Gewinnung von Zellstoff aus Holz und anderen Faserstoffen. Zerschnittenes Holz, Stroh, Esparto u. dergl. werden unter Druck in eisernen, nicht mit Blei ausgefutterten Kochern mit einer Lauge behandelt, welche schwefelsaures Natron, kohlensaures Natron, Aetznatron und Schwefel natrium enthält. 100 kg mittel-trocknes Kiefernholz erfordern etwa 26 kg der genannten Salze; Stroh, Alfa u. dergl. 10—12 kg. Bei der Behandlung von Holz wird ein Druck von 5—-10 Atmosphären im Kocher, eine Lauge von 6—14° B. und eine Kochdauer von 30—4 Stunden angewandt. Nach beendeter Kochung wird die schwarze Lauge abgelassen und behufs Wiedergewinnung der Natronsalze in Behältern gesammelt; der Zellstoff wird im Kocher mit heissem Wasser gewaschen und nachher mit Chlor gebleicht. Die Farbe des nicht gebleichten Zellstoffs ist grau-gelb, die des gebleichten ganz weiss, oder je nach der Stärke der Bleichung weiss ins gelbliche spielend. Man bereitet die Lauge aus schwefelsauerm Natron und 23—25 pCt. Aetzkalk, dem man die aus früheren Laugen wiedergewonnenen Salze zu setzt. Die gebrauchten Laugen werden durch Abdampfen verdichtet, stark kalzinirt und nach Austreibung aller Gase in Gestalt von Koks aus dem Ofen gezogen. Diese Masse wird ausgelaugt, und die erhaltene Lösung dient zur Bildung der neuen Lauge. Uin die Salze ohne Bei mischung von Kohle zu erhalten, wird die verdichtete Lauge in einem Flammofen bis zur Dunkelrothglut erhitzt. Die erhaltene Masse nimmt beim Abkühlen rothbraune Farbe an, ist in Wasser leicht löslich und hat etwa folgende Zusammensetzung: schwefelsaures Natron . . 16 % kohlensaures Natron . . . 50 „ Aetznatron 20 „ Schwefelnatrium . . . . 10 » verschiedene andere Stoffe. 4 „ Diese Zusammensetzung ist sehr veränderlich je nach dem behandelten Rohstoff, ohne dass die Lösekraft der Lauge dadurch erheblich beein flusst würde. Die aus den Laugen wiedergewonnenen Salze muss man möglichst bald auflösen, um sie der Einwirkung der Luft zu entziehen. Bei der Kochung und Wiedergewinnung gehen 10—15 pCt. der in der Lauge enthaltenen Salze verloren; dieselben werden durch schwefelsaures Natron ersetzt 85—90 pCt. der wiedergewonnenen Salze und 15—10 pCt. schwefelsaures Natron, welches mit 20—23 pCt. Aetzkalk gekocht ist, geben eine gute Lauge. Die Menge des mit Kalk behandelten schwefel- säuern Natrons und die Menge des Kalks selber ändern sich je nach dem festgestellten Verlust an Salzen. Bei 10 pCt. Verlust braucht man auf