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1694 PAPIER-ZEITUNG. No. 57. 5. Arbeit im Papiermaschinensaal. 6. Arbeit im Papiersaal. 7. Arbeit an den Dampfkesseln. 8. Taglöhnerarbeit. Die theilweise abweichenden Beschäftigungsarten in den Strohstoff und Zollstoff verarbeitenden Fabriken wurden den betreffenden Abtheilungen zugewiesen, mit welchen sie die meiste Verwandtschaft hatten. An den statistischen Angaben betheiligten sich anfangs 28 Fabriken, von denen aber einige nach Einsendung weniger Monatsberichte ihre Mit wirkung wieder einstellten. Zur statistischen Verarbeitung blieben endlich nur die Angaben von 23 Fabriken übrig. Von diesen hatten 18 durch Lie ferung von je 12 Monatsberichten plangemäss ausreichenden Stoff geliefert, der hauptsächlich als Grundlage für die Statistik benutzt wurde. Es sind folgende Firmen: 1. Bautzener vereinigte Papierfabriken in Bautzen, Obergurig, Schlung- witz und Doberschau, zusammen 4 Betriebe. 2. Dresdener Papierfabrik in Dresden. 3. Georg Drewsen, Papierfabrik in Lachendorf b. Celle. 4. Eichberger Papierfabrik in Eichberg bei Schildau in Schlesien. 5. Freiberger Papierfabrik in Weissenborn bei Freiberg in Sachsen. 6. Gauting, Papierfabrik bei München. 7. Ph. Knoeckel & Söhne, Maschinenpapierfabrik in Neustadt a./H. 8. Kübler & Niethammer in Kriebstein bei Waldheim in Sachsen. 9. München - Dachauer Aktiengesellschaft für Papierfabrikation in München, zusammen 3 Betriebe. 10. Maschinenpapierfabrik von Max Bullinger, Pasing b. München. 11. Patentpapierfabrik zu Penig in Sachsen. 12. Gebrüder Rauch in Heilbronn. 13. Rheinische Aktiengesellschaft für Papierfabrikation in Neuss am Rhein. 14. Holzstoff- und Papierfabrik Schlema bei Schneeberg in Sachsen. 15. F. Schoeller & Bausch in Doemitz a /Elbe. 16. J. P. Sonntag in Emmendingen in Baden. 17. Thode’sche Papierfabrik „Aktiengesellschaft Hainsberg“ in Hains- berg-Deulem i. S. 18. Winter’sche Papierfabrik in Wertheim b. Hameln a. Weser. Die Gesammtzahl der Arbeiter dieser Fabriken betrug 2 486 Männer 1999 Frauen zusammen 4 485 Personen. Davon erkrankten 1 283 Männer 963 Frauen zusammen 2 246 Personen. Von der gesammten Arbeiterzahl erkrankte also im Laufe eines Jahres gerade die Hälfte, genau: 50,1 pCt. Diese ungewöhnlich hohe Ziffer glaubt der Bericht dadurch erklären zu können, dass viele Fabrikleitungen, in gewissenhafter Ausführung des Zählplanes, auch die mit Berufsstörung nicht verbundenen leichten Er krankungen aufgeführt haben, und dass die einzelnen Arbeiterzahlen theil weise zu klein waren, um zur Ermittelung giltiger Durchschnittszahlen dienen zu können. Aus diesem Grund erklärt der Bericht auch ausdrücklich, dass der vorliegende statistische Stoff noch nicht gestattet, einen Vergleich zwischen den einzelnen Fabriken bezüglich ihrer günstigeren oder un günstigeren gesundheitlichen Verhältnisse anzustellen. Dagegen gewährt er gute Uebersicht über die Krankheitsverhältnisse innerhalb der einzelnen Arbeitergruppen. Um ein genaues, der Wahrheit möglichst nahe kommendes Verhältniss zu ermitteln, wurden die leichten Erkrankungen, welche die Arbeits fähigkeit nicht beeinträchtigten, fortgelassen, und nun ergab sich als Mittel der Prozentsatz von 39,3 pCt., bei den grössten Fabriken von 43,4. Diese Zahlen wurden mit den Ergebnissen von Zählungen anderer Berufs kreise verglichen und als der Wirklichkeit entsprechend angenommen. An der Erkrankungshäufigkeit sind die beiden Geschlechter ziemlich gleich betheiligt. Ein kleiner Unterschied ergab sich zu Ungunsten der Männer. Die mittlere Krankheitsdauer betrug für Männer 15,34 Tage, für Frauen 16,54 Tage; zusammen 16,14 Tage. Die lehrreichsten Ergebnisse weist die Vergleichung der Erkrankungen in den verschiedenen, oben aufgezählten Arbeitsgruppen auf. Nach der Zahl der Erkrankungen ergiebt sich, von der ungünstigsten Ziffer beginnend, folgende Reihenfolge: 1. Hadernkocher. 2. Arbeiter bei trocknen Hadern. 3. Taglöhner. 4. Holländerarbeiter. 5. Dampfkesselarbeiter. 6. Papiermaschinenarbeiter. 7. Papiersaalarbeiter. 8. Arbeiter in der Bleicherei. Eine ganz ähnliche Reihenfolge ergiebt sich, wenn man die einzelnen Beschäftigungsarten nach Zahl der auf einen Arbeiter fallenden Krank heitstage ordnet: 1. Hadernkocher. 2. Arbeiter bei trockenen Hadern. 3. Taglöhner. 4. Dampfkesselarbeiter. 5. Papiermaschinenarbeiter. 6. Holländerarbeiter. 7. Papiersaalarbeiter. 8. Arbeiter in der Bleicherei. Dagegen wird die Reihe etwas anders, wenn man dieselbe nach der durchschnittlichen Dauer der Einzelerkrankung ordnet: 1. Arbeiter im Papiermaschinensaal. 2. Arbeiter bei Dampfkesseln. 3. Arbeiter bei trockenen Hadern. 4. Taglöhner u s. w. 5. Arbeiter im Papiersaal. 6. Arbeiter in der Hadernkocherei. 7. Arbeiter in der Bleicherei. 8. Arbeiter bei den Holländern. Hinsichtlich der Erkrankungshäufigkeit und der auf einen Arbeiter entfallenden Krankentage sind demnach die Arbeiter in der Kocherei, bei den trockenen Hadern und die Taglöhner am ungünstigsten daran, während die im Papiersaal und bei der Bleicherei beschäftigten verhältnissmässig die günstigen Zahlen aufweisen und die übrigen in Mitte stehen. Geht man jedoch von der Dauer der einzelnen Erkrankungen aus, so sind wiederum die Arbeiter bei trocknen Hadern unter den schwerer be lasteten Beschäftigungen, wenn auch erst an dritter Stelle; dagegen treten an erste und Zweite Stelle die Arbeiter bei den Papiermaschinen und bei den Dampfkesseln. Anderseits zeigen die günstigsten Verhältnisse die Arbeiter bei den Holländern und wiederum, wie in den beiden vorigen Reihen, wenn auch jetzt an vorletzter Stelle, die Bleicher. Zu einem Ausgleich zwischen diesen abweichenden Reihen gelangt man auf folgende Weise: Zählt man die Platznummern zusammen, welche jeder Beschäftigung in den drei vorliegenden Reihen zukommt, und ordnet man diese Summen in fortschreitender Reihenfolge, so erhält man eine neue Reihe, in welcher die einzelnen Glieder gemäss ihrem Werth in den ursprünglichen Reihen folgen: Arbeitergruppe 1. Arbeiter bei trockenen Hadern (7). » 2. Arbeiter bei den Kochern (8). » 8. Taglöhner u. s. w. (10). „ 7. Arbeiter bei Dampfkesseln (11). » 5. Arbeiter bei Papiermaschinen (12). » 4. Arbeiter bei Holländern (18). „ 6. Arbeiter im Papiersaal (19). „ 3. Arbeiter in der Bleicherei (23). Diese Reihe dürfte wohl am besten die Krankheitsverhältnisse der einzelnen Beschäftigungen zum Ausdruck bringen, so dass die alte Er fahrung, nach welcher Hadernsortiren die meisten Nachtheile bietet, be stätigt wird. Nichtsdestoweniger ergiebt genaue Prüfung der Erkrankungsarten, dass diese Arbeit im allgemeinen lange nicht so schädlich ist, als man gewöhnlich glaubt. Nur 30 pOt. der Hadern-Arbeiterinnen litten an An steckungskrankheiten, und die sagenhafte „Hadernkrankheit“ wurde in keinem Fall festgestellt. Diejenige Ansteckungs-Krankheit, welche im Hadernsaal mit verhältnissmässiger Häufigkeit vorkam, ist Erisipel (Roth lauf). Davon wurden im Ganzen 14 Fälle = 1,2 pCt. gemeldet. Roth lauf ist eine Ansteckungskrankheit, deren Entstehung und Verlauf man genau kennt. Der Ansteckungsstoff (Pilze) dringt durch Verletzungen der äusseren Haut in den Körper und ruft dort die eigenartigen bekannten Erscheinungen der „Rose“ hervor. Die Hantirung mit scharfen schneidenden Werkzeugen beim Sortiren und Zertrennen der Hadern begünstigt die Entstehung kleiner Hautver letzungen, und da solche Wunden oft mit unglaublicher Sorglosigkeit be handelt, manchmal sogar mit einem gerade zur Hand liegenden Lappen verbunden werden, so ist Gelegenheit zur Aufnahme des Krankheits erregers vielfach geboten. Grösste Reinlichkeit und vernunftgemässe Be handlung kleiner Wunden ist daher gerade bei dieser Thätigkeit geboten. Auch zu den Krankheiten der Athmungsorgane stellt der Hadern saal einen beträchtlichen Beitrag. Während im Papiersaal auf 1000 Ar beiter nur 55 solcher Fälle kamen, lieferte der Hadernsaal 124. Trotz dieser vergleichsweise hohen Ziffer sind die gesundheitlichen Verhältnisse der Hadernarbeiter gegenüber andern Arbeitern, welche beständig staub erfüllte Luft einathmen, keineswegs ungünstig. Nach Hirt „Krankheiten der Arbeiter“ kamen auf 100 Erkrankungen aller Art bei Einwirkung von metallischem Staub ... 7,4 Fälle von Pneumonie (Lungenentzündung) mineralischem Staub . . 5,9 „ „ „ vegetabilischem Staub . 9,4 „ „ „ animalischem Staub... 7,7 „ „ „ Staubgemischen 6,0 „ „ „ Nach der vorliegenden Statistik dagegen kommen auf je hundert Er krankungen bei Papierarbeitem überhaupt 3,1 Fälle von Pneumonie „ Hadernarbeitern „ 4,8 „ „ „ Aehnlich liegen die Verhältnisse bei Schwindsucht. Auffallend günstig erscheint das Verhältniss der Lungenkrankheiten bei den Arbeitern im Papiermaschinensaal. Gerade bei ihnen sollte man häufigeres Auftreten von Krankheiten der Athmungswerkzeuge erwarten, da sie sich beständig in warmer und mit Feuchtigkeit übersättigter Luft befinden. Papiermaschinensäle sind bei kalter Aussenluft mit Dampfwolken gefüllt, die Arbeiter entledigen sich oft ihrer Oberkleider, um die Haut ausdünstung zu befördern, und so sollte man meinen, dass gerade hier reiche Gelegenheit zu Erkältungen geboten ist. Statt dessen ist das Gegentheil der Fall. Von 1000 solcher Arbeiter litten nämlich nur 37 an Krankheiten der Luftwege, und man kommt zu dem überraschenden Ergebniss, dass der dauernde Aufenthalt im Papiermaschinensaal geradezu gegen Erkältung schützt. Hieraus glaubt der Bericht schliessen zu dürfen, dass hoher Dampf-