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pressen, sondern er muss ihn so tief prägen, dass die Kalikonarben weggepresst werden, und so eine glatte Fläche entsteht Durch dieses Einpressen werden die Platten bedeutend angestrengt, so dass wenig haltbares Metall leicht beschädigt wird. Zudem ist die Art, wie die Platten in die Presse gesetzt werden, noch nicht völlig zweck entsprechend. Sie werden nicht eingespannt, wie dies bei der Buchdruck presse der Fall ist, sondern sie werden an die Auszugplatte der Vergoldepresse festgeklebt. Da diese Verbindung unzuverlässig ist, so kommt es beim Anheizen der Presse oft vor, dass sich unter dem Einfluss der Hitze der Klebstoff auflöst und die Platten herunterfallen. Geschieht dies, so liegt bei wenig haltbarem Metall die Gefahr einer Verletzung besonders feinerer Linien und Erhöhungen durch das Aufschlagen der gravirten oder geätzten Fläche auf den eisernen Presstisch sehr nahe. Nach vollendeter Pressung muss die festgeklebte Platte von der Presse wieder gelöst werden. Während des. Pressens ist diese an fänglich lockere Verbindung nun so fest geworden, dass es oft schwer fällt, die Platte wieder los zu bekommen. Selbst wenn man Wasser zu Hilfe nimmt, um die zwischen Platte und Presse liegende Pappe aufzuweichen, erreicht man seinen Zweck doch oft nur unter gleichzeitiger Anwendung von Kraftmitteln. Dass unter der Anwendung dieser Mittel die Platte leidet, ist natürlich. Viele Presser nehmen z. B. ein kräftiges Messer, zwängen und schieben dieses zwischen die Anhängeplatte der Presse und die daran festgeklebte gravirte Platte und suchen beide zu trennen, indem sie das Messer hochziehen und als Hebel benutzen. Dabei kann die Platte leicht verbogen, und die Ornamente können verletzt werden. Es ist zu bewundern, dass unsere erfindungslustigen Maschinen fabrikanten diesen Uebelstand nicht schon lange durch eine ent sprechende Vorrichtung beseitigt haben; — es kann doch nicht schwer sein, eine ähnliche Einspan’n Vorrichtung wie an der Buch druckerpresse an der Vergoldepresse anzubringen! Da das Festhalten einzelner zum Satz vereinigten Stücke schwerer durchführbar sein möchte, so sollte man wenigstens vorläufig eine Einspannvorrichtung für Platten aus ganzen Stücken anbringen, die gerade den Verletzungen am meisten ausgesetzt sind. Ist die Verwendung geätzter Platten zum Golddruck auch nur in beschränktem Maasse möglich, so können dieselben doch beim Farben druck vortheilhaft zur Verwendung kommen. Wenn dieser reichlich auftritt, wird in vielen Fällen vor dem Druck die gesammte Narbung der Decke mittels einer glatten Messingplatte niedergepresst und so eine vollständig glatte Fläche hergestellt, auf die selbst schwach geätzte Buchdruckplatten sich drucken lassen, wenn sie auf die nöthige Höhe gebracht werden. Hier steht dem Buchbinder kein Hinderniss mehr entgegen, und er kann Platten der verschiedensten Art ver wenden; denn beim Farbendruck fällt auch das Anheizen der Presse weg. Bei geschickter Ausnützung dieses Vortheils kann mit geringen Mitteln viel erreicht werden. Statt der theuern Messinggravirungen können auf diesen glattgepressten Flächen Zinkätzungen und selbst Galvanos mit gutem Erfolg zur Verwendung kommen, wenn die lichten Stellen nur hinreichend vertieft sind. So kann sich der Buch binder die Vortheile, welche die Galvanoplastik und andere billige Vervielfältigungsarten dem Buchdrucker - bieten, ebenfalls zu Nutze machen. Eine beliebte Art ist der Farben- oder Bronzeunterdruck in Verbindung mit Schwarzdruck. Derselbe kommt da zur Anwendung, wo der Grund mit Farbe schwarz gedruckt wird, und die Figuren in der Färbung des Kalikos oder der Bronze frei heraustreten. Dieser Unterdrück wird auf die einfache Art hergestellt, dass man vor dem Schwarzdruck eine volle Fläche mit Bronze oder heller Farbe über druckt und nach dem Trocknen den Farbendruck darauf macht. Die Platten zu diesem Unterdrück kann man sich ohne Kosten selbst herstellen, indem man dieselben in der nöthigen Grösse aus einer Zinktafel aussägt. Ist die Anzahl der zu bedruckenden Decken klein, so kann man zu diesem Zweck sogar Platten aus Holz oder zusammengeklebter stark gewalzter Pappe benutzen. Auf die Pappe klebt man als Druckfläche ein Stück schwaches, in gewünschte Form geschnittenes Zinkblech. Ebenso kann man sich Platten zum Irisdruck selbst herstellen und diese in Verbindung mit bereits vorhandenen und älteren Ein fassungen und anderen Stücken anwenden. Denn zum Irisdruck sind nur glatte Platten nöthig, die mit mehreren entsprechend ver riebenen und vertheilten Farben eingewalzt werden. Auf diese und ähnliche Weise ist es möglich, ältere Messing platten mit Unterstützung einfacher Hilfsmittel wiederholt in neuer Form zu verwenden und den Forderungen der »Mode« Rechnung zu tragen. G. Schriftgiesserei-N euh eiten. Wilh. Woellmer’s Schriftgiesserei in Berlin hat als letzte Neu heit eine verzierte Renaissance-Schrift mit Gemeinen herausgegeben, welche gleich einigen ähnlichen Schriften eine fühlbare Lücke im Schriftvorrath des Buchdruckers füllt. Cicero. 12 Koblenz Trompeter von Säckingen Barmen 78 Tertia. Collin Friedrich der Grosse Katzbach Text. Denkmal auf dem Marienberge Doppelmittel. Merseburg 48 Prenzlau Kleine Canon. 5 Prinz Heinrich 7 Grobe Canon. Griechenland Aufmerksame Fachmänner werden in letzter Zeit mit einigem Er staunen gesehen haben, dass vier Schriftgiessereien nach einander Schriften dieser Art herausgaben. Der auffallende Vorgang ist keineswegs auf starken Nachahmungstrieb der deutschen Giessereien zurückzuführen, sondern vier verschiedene Unternehmer sind tbatsächlich ziemlich zu gleicher Zeit auf denselben Gedanken gekommen. Scheiter & Giesecke hatten vor etwa 10 Jahren Etienne-Versalien mit Begleitstrich gebracht, die sich grosser Beliebtheit erfreuten, bei welchen man aber die Gemeinbuchstaben empfindlich vermisste. Mehrfache Nachfrage seitens der Buchdrucker mag dann zu beinahe gleichzeitigem Angriff der verschiedenen einander ähnlichen Schriften geführt haben, und bei der allgemeinen gerade bei Schriftgiesserei-Unter nehmungen beobachteten Verschwiegenheit erfuhren die Wettbewerber von der Vollendung eines Schnittes immer erst dann, als ihr eignes Unternehmen schon weit vorgeschritten war. Von sämmtlichen auf die geschilderte Weise entstandenen Schriften tritt die vorliegende Woellmer’sche am selbständigsten auf. Sie hält sich nicht ängstlich an die Formen jener Versalschrift. welche die Anregung zu ihrer Ausführung gab, sondern bildet die Grossbuchstaben im all gemeinen freier und breiter aus; befremdliche Züge in G, H, M, V, W u. s w. sind vermieden und die ganze Schrift mehr auf den Charakter jener magern Etienne gebracht, welche Wilh. Woellmer gegen Mitte der siebziger Jahre mit ungewöhnlichem Erfolg herausgab. Die Haltung der Schrift ist frei und offen, die feinen Begleitzüge haben auch im kleinsten Grade genügenden Abstand, so dass sich nicht leicht Schmutz und Staub, die gefürchteten Feinde „umzogener“ Schriften, in die Lücken setzen können. Die Schrift wurde in 8 Graden, von Cicero bis 8 Cicero geschnitten, so dass sie in der fein ausgestatteten Geschäftskarte wie im Plakat passende Verwendung finden kann. Der Schnitt ist sehr sauber und gleichmässig, die „Zurichtung“ der einzelnen Buchstaben tadellos, so dass die Schrift mit ihren edlen, einfachen Formen, thatsächlich als eine Zier- und Schmuck schrift gelten kann. Büchertisch. Manuel de la correspondance commerciale suivi d’une phra- seologie franaise-allemande par Auguste Schieb. Leipzig 1887. Joh. Ambr. Barth. 7. Auflage. Gebunden 5 M. Das Werk umfasst 320 Seiten Oktav, ist in dunkelgrünes Kalikopapier gebunden und enthält in sachgemässer Ordnung 480 Briefe in französischer Sprache über ver schiedenste kaufmännische Angelegenheiten. Die Briefe zeichnen sich im allgemeinen durch knappe Form und gewandte Ausdrucks weise aus, nur scheint uns auf klangvolle Schlussphrasen hier und da allzuviel Sorgfalt verwendet. Als Beispiel diene der Satz: „Je vous remercie infiniment, Messieurs, des voeux obligeants que vous avez bien voulu m'adresser, et vous assure que je saisirai avec plaisir toutes les occasions qui pourront se presenter pour animer mes relations avec vous.“ Auf Deutsch. »Ich danke Ihnen unendlich, meine Herren, für die verbindlichen Ver sicherungen, welche Sie an mich zu richten die Güte hatten, und versichere Sie, dass ich mit Vergnügen alle Gelegenheiten ergreifen werde, welche sich zur Belebung unserer Beziehungen bieten könnten.“ Das ist sehr höflich und zugleich recht nichtssagend. Solche Verbind lichkeitssalven sind indess nicht allzu häufig, und wir geben gern zu, dass sie namentlich beim Briefwechsel mit Franzosen, deren gemessene Ver bindlichkeit im geselligen und schriftlichen Verkehr bekannt ist, ab und zu erforderlich sind. Was die Benutzung derartiger Sammlungen von MusterbriefenJan-