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1612 PAPIER -ZEITUNG. No. 53. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Ein gesandte Werke finden Besprechung. Photographische Uebertragung auf Buxholz. Die Photographie ist schon längst eine treue Bundesgenossin der Holzschneidekunst geworden. Ihre Aufgabe ist, die zu vervielfältigende Vorlage auf den Holzstock zu übertragen, dem Holzstecher das Umzeichnen zu ersparen und eine Unterlage für seine Arbeit zu schaffen, welche grosse Genauigkeit in der Wiedergabe zulässt. Für diese photographische Uebertragung giebt es eine ganze Anzahl von Vorschriften, darunter solche, die als Geheim verfahren zu hohen Preisen verkauft werden, aber desswegen noch nicht die brauchbarsten sind. Ich will hier einige Verfahren beschreiben, die sich im Gebrauch bewährt haben. Die Hauptsache bei allen diesen Verfahren ist, dass keine Schicht auf das Holz gebracht wird, welche sich während der Arbeit des Holzstechers abblättern würde, und zweitens, dass das Holz nicht mit Wasser oder Lösungen getränkt wird, welche die Bearbeitung stören oder Verziehen des Blockes veranlassen. Eines der besten Verfahren ist dasjenige mit Chlorsilber. Hierbei wird zunächst der Holzstock in folgender Weise grundirt: Man mischt eine dünne Leimlösung mit Bleiweiss, Zinkweiss und Schwerspath (schwefelsaurem Baryt) zu einer streichbaren, flüssigen Farbe und trägt dieselbe mit den Fingern auf die ganze Fläche des Holzstockes auf. Man verreibt dann die Farbe gleichmässig mit dem Ballen der Hand und zwar so lange, bis die ganze Schnittfläche mit einem weissen, dünnen Leimgrund überzogen ist. Durch das Verreiben wird die Schicht sehr dünn und zerbröckelt unter dem Stichel gleichzeitig mit der Holzmasse in feine Späne. Dieser Leimgrund wird nun gefestet. Dies geschieht, indem man Alaunlösung in eine Schaale giesst, welche grösser ist als der Holzstock. Man taucht die grundirte Schnittfläche leicht ein, so dass sich letztere und die Oberfläche der Alaunlösung in allen Theilen berühren, ohne dass der Holzstock tiefer als eben nöthig eingetaucht wird. Nachdem die Lösung etwa 1 bis 2 Minuten eingewirkt hat, nimmt man den Holzstock aus derselben, entfernt die überschüssige Flüssigkeit durch Schwenken des Holzes und stellt dasselbe auf eine Kante zum Trocknen hin, jedoch so, dass die etwa abtropfende Flüssigkeit von einem Stück Fliesspapier aufgesaugt wird. Da der Holzstock, wenn auch nur leicht, in die Alaunlösung eingetaucht wird und später ganz unter Wasser kommt, muss man die vier Seitenflächen des Blockes und die Rückenfläche mit wasser abstossender Wachspomade einreiben, oder auch nur mit Wachs oder einem Firniss, um so viel als möglich das Eindringen der Feuchtigkeit in das Holz zu verhindern. Man löst durch Erwärmen; 5 g Chlorammonium 5 g Gelatine 12g Wasser 480 g Diese Lösung wird auf den mit beliebiger weisser Wasserfarbe bedeckten Holzstock gegossen und trocknen gelassen. Dann lässt man eine Auflösung von 10 g Silbernitrat in 120 g Wasser zwei Minuten lang darauf einwirken. Nach dem Trocknen setzt man die gesilberte Fläche 15 bis 20 Minuten lang Ammoniakdämpfen aus, indem man etwas starkes Ammoniak in eine Schaale giesst, diese in einen Kasten stellt und etwa 3 cm darüber ein Drahtgeflecht oder sonstige geeignete Unterlage anbringt, auf welche man den Holzstock, mit der gesilberten Seite nach unten, legen kann. Dies geschieht, um den nachfolgenden Tonprozess zu erleichtern. Wenn der Holzstock aus diesem Räucherkasten kommt, ist er für den Kopirprozess fertig. Man legt ihn in den bekannten Kopirrahmen, das photographische Negativ der zu vervielfältigenden Vorlage, welches natürlich verkehrt, d. h. rechts mit links vertauscht, aufgenommen sein muss, darüber, und kopirt nach denselben Regeln, welche für photographischen Silberdruck gelten. Um dem Bilde auf dem Holzstock angenehmen Ton zu geben, legt man diesen nach dem Kopiren in folgendes Bad; Chlorgoldlösung 10g Essigsaures Natron 3 g Wasser 200 g Man bewegt hierbei die Schaale, welche dieses Bad enthält, beständig, nimmt den Holzstock, wenn er einen purpurnen Ton erhalten hat, heraus und legt ihn dann in das Fixirbad, welches aus einer gesättigten Auflösung von unterschwefligsaurem Natron in Wasser besteht. Er wird schliesslich noch mit Wasser abgespült und ist dann zum Schneiden fertig. Ein anderes Verfahren ist folgendes: Ein Stück gutes photographisches Rohpapier, welches man mit einer Auflösung von Gelatine in Wasser grundirt hat, wird 3 Minuten lang auf folgendem Bade schwimmen gelassen: Wasser 340 g Gelatine 48 g Hausenblase 10 g Doppeltchromsaures Kali . . . . . 5g' wobei man sorgfältig alle etwa entstehenden Luftblasen zerstört, weil diese im entwickelten Druck weisse runde Flecken geben. Nach Verlauf der angegebenen Zeit nimmt man das Papier vorsichtig heraus und legt es auf eine etwas schräg gestellte Glasplatte zum Trocknen. Diese Vorgänge müssen natürlich bei photographisch unwirksamem Licht in mässig verdunkeltem Zimmer erfolgen. Sobald das Papier trocken ist, wird es im Kopirrahmen unter einem Negativ (für Abdrücke in Schwarz auf weissem Grund), oder unter einem Diapositiv (für Abdrücke in Weiss auf schwarzem Grund) belichtet. Die Belichtungsdauer schwankt zwischen 2 bis 10 Minuten, je nach der Dichtigkeit des Negativs und der Beschaffenheit des Lichtes, bei welchem man kopirt. Nach der Belichtung wird der Abdruck so lange im kalten Wasser geweicht, bis dessen Grund die gelbe Farbe gänzlich verloren hat; dann wird er auf eine Glasplatte gelegt und mit einer weichen Walze (z. B. Sammetwalze) übergangen, welche man mit lithographischer Umdruckfarbe eingewalzt hat. Die Farbe haftet nur auf den belichteten Stellen des Druckes, weil die nicht belichteten, weich gebliebenen Stellen der Chromgelatine schicht Wasser eingesaugt haben und desshalb die fette Farbe ab stossen. Auf diese Weise wird das Bild beim Aufträgen der Farbe „entwickelt“. Wenn nun das Bild mit allen seinen Einzelheiten vollständig aut dem Papier steht, wird dasselbe mit der Bildseite nach unten auf den vorher mit weisser Farbe bedeckten Holzstock gelegt und beides durch eine Steindruckpresse gezogen. Um die Holzfläche sodann noch zu reinigen, tupft man dieselbe mit einem in angesäuertes Wasser getauchten Schwamm vorsichtig ab. Nach dem Trocknen ist der Holzstock für die Bearbeitung fertig. Schliesslich sei noch ein Verfahren angegeben, das sich in vielen Punkten wesentlich von den zuerst beschriebenen unterscheidet. Es wird seit Jahren in einer der ersten Holzschnitt-Anstalten Frank reichs mit Erfolg angewendet. Zunächst handelt es sich um die Vorbereitung des Holzstockes. Man lässt zu diesem Zweck 12 g Gelatine einige Stunden lang in Wasser weichen und löst dieselbe dann, indem man den Topf, welcher die Gelatine enthält, in eine Schüssel mit warmem Wasser stellt. Sodann giebt man in die Lösung 12 g weisse Seife in dünnen Scheiben, rührt die Mischung mit einem Glasstab gut um und setzt so viel gepulverten Alaun zu, bis die Flüssigkeit keinen Schaum mehr zeigt. Dann wird dieselbe durch Musselin geseiht. Mit dieser Mischung, der man noch etwas Zinkweiss zusetzt, überzieht man den Holzstock, aber nur sehr dünn und gleichmässig. Nach dem Trocknen wird die nachfolgend angegebene Lösung auf den Holzstock aufgetragen. Man verwendet dazu einen breiten Kamelhaarpinsel und trägt die Lösung mit einem einzigen Strich des Pinsels von einem Ende zum andern auf. Die Lösung besteht aus: Eiweiss 48 g Wasser 30 „ Ammoniaksalz . . 2 „ Citronensäure . . 1/2 „ Das Eiweiss schlägt man zu Schnee und lässt absetzen; man verwendet nur die klare Flüssigkeit. Dann setzt man das Ammoniak salz zu, wobei man mit einem Glasstab gut umrührt und schliesslich die Citronensäure. Man überzieht damit den Holzstock in angegebener Weise und macht denselben nach dem Trocknen lichtempfindlich, indem man eine Silberlösung, bestehend aus: Silbernitrat 5 Theile, destillirtem Wasser 48 Theile anwendet. Man giesst eine kleine Menge dieser Lösung auf den Holzstock und breitet sie mit einem Glasstab gleichmässig aus; die überschüssige Lösung hebt man in einer besonderen Flasche auf, welche nach dem Seihen wieder gebraucht werden kann. Nachdem der Holzstock getrocknet ist, wird er unter einem verkehrten Negativ im Kopirrahmen belichtet. Das Bild braucht nicht dunkler kopirt zu werden, als es schliess lich aussehen soll, da es bei der nachfolgenden Bearbeitung nicht an Kraft verliert. Nach dem Kopiren hält man den Holzstock, mit der Bildseite nach unten, drei Minuten lang in ein Bad, bestehend aus einer gesättigten Auflösung von Chlornatrium (Kochsalz). Das Bild bleicht hierin etwas, aber im Fixirbad kommt es mit allen Einzel heiten zurück. Man spült den Holzstock nun gut mit Wasser ab und fixirt, indem man ihn, mit der Bildseite nach unten, 5 Minuten lang in ge sättigte Fixirnatronlösung hält. Dann wäscht man ihn abermals gründlich aus und lässt trocknen. Vor dem Fixiren kann in der oben beschriebenen Weise getont werden. Sch.