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No. 53. PAPIER-ZEITUNG. 1611 Lack-Auftrag. Diese Siegel-Nachahmung ist besonders bei einigen Tisch karten angewendet, wo anscheinend ein kleines, für den Namen des Gastes bestimmtes Kärtchen auf ein grösseres mit den Ecken angesiegelt ist. Die Technik der Hand- und Schablonenmalerei scheint in Wien auf recht hoher Stufe zu stehen. Bei derartig ausgeführten Karten sind die Farben mit überraschender Sicherheit aufgetragen, und die Uebergänge mit grossem Geschick und Verständniss abgestuft. Die gewerbliche Malerei, die in der Papier-Ausstattung noch immer eine bedeutende Rolle spielt, hat zweifel los von den Japanern gelernt, und es ist sehr interessant zu sehen, mit wie einfachen Mitteln hübsche und vollkommene Wirkungen erzielt werden. Schablonen- und Freihandmalerei geht augenscheinlich Hand in Hand, und durch geschickte Vertheilung der Arbeit wird in wahrscheinlich sehr kurzer Zeit das hübsche farbige Bildchen hergestellt, das auf Kunstwerth zwar keinen Anspruch machen kann, aber eine sehr achtbare gewerbliche Leistung darstellt. Die mit dem Pinsel aufgetragenen Wasserfarben haben dann vor den zum Druck benutzten Firnissfarben noch den erheblichen Vorzug, dass sie nicht glänzen. Was uns äusser anderen guten Eigen schaften an den Arbeiten der Wiener Firma immer angenehm berührt, ist die sorgfältige Ausführung der Schrift. Die Schriftlithographen der Firma sind zweifellos Künstler in ihrer Art. Ihre Leistungen zeigen stets Schwung, edles Gleichmaass und gefällige Form. Alle Inschriften auf den vorliegenden Karten sind in dieser ansprechenden Weise ausgeführt, und der angenehme Eindruck der Zeichnung wird durch die hübsch aus geführten Schriftzeilen unterstützt. Die meisten Karten werden auch mit französischem und englischem Text geliefert. Die vorbesprochenen Ausstattungsformen kehren fast sämmtlich auch auf den zur Aufnahme von Speisen -Verzeichnissen bestimmten Karten in Klein-Oktavformat wieder. Auch hier finden wir den groben rauhrandigen Büttenkarton, zu welchem die zarten Zeichnungen einen eigenthümlichen Gegensatz bilden, blind gepresste Randleisten, schrägen Goldschnitt, Siegel lack-Klexe und Gouachemalerei. In verschiedensten Schriftarten steht überall am Kopf der Karten das anscheinend sehr zählebige Wort „Menu“, welches allerdings in sämmtlichen drei Weltsprachen Geltung hat und daher nicht erst übersetzt und in neuer Zeichnung ausgeführt zu werden braucht. Papier-Ausstattung von Albert Jacoby, Berlin S., Oranien- strasse 65. An den zahlreichen diesjährigen Mustern der Firma ist be sonders die Geschicklichkeit bemerkenswerth, mit welcher neue Formen und Gliederungen der Schachteln ersonnen sind. Einzelne dieser farbigen Behälter machen beim Oeffnen wahre Luftsprünge, und das rasche Oeffnen einzelner Schachteln durch eingeweihte Hand nimmt sich aus wie ein ge schickt ausgeführtes Taschenspieler-Kunststück. Auch in Stoffen und farbigen Mustern der Bezüge suchte die Firma möglichst Eigenartiges zu bieten, und man muss gestehen, dass ihr dies in gewisser Hinsicht ge lungen und der auf Absonderliches gerichtete Geschmack einer grossen Käufergruppe vermuthlich getroffen ist. Eine liegende Oktavschachtel mittelerer Grösse ist mit nachgeahmter Schlangenhaut überzogen. Diese Haut liegt aber nur auf derjenigen Hälfte des Deckels glatt auf, welche durch eine Diagonale abgetrennt wird, auf der anderen Hälfte ist sie faltig zusammengeschoben und lässt einerseits einen zweiten Bezug, Silberblumen auf grauem Grund mit Binsenmusterpressung, und anderer seits die mit Baumwoll-Atlas gefütterte Rückseite der „Schlangenhaut“ sehen. Füllung: 25 Bogen und Hüllen Elfenbeiu-Kleinpost. Eine stehende Schachtel mit Fünfundzwanziger-Füllung enthält eine Ausstattung, die man im Gegensatz zu „Trauerpost" als „Freudenpost“ bezeichnen könnte. Die Briefkarten und Umschläge sind roth gerandet, und zwar nur 1 mm breit mit voller Färbung, auf Breite von zwei bis drei weiteren Milli metern in zarter, staubförmiger, wahrscheinlich aufgespritzter Färb-Ver theilung. Bei einer anderen mit buntem Blumenmuster überzogenen Schachtel breiten sich goldrandige Briefkarten und Hüllen beim Oeffnen fächerförmig aus, bei einer dritten Schachtel wird der zweigetheilte Deckel dachförmig emporgezogen, die Seitenwände klappen nach aussen und aus dem oben am „First“ des Daches entstehenden Spalt tritt der Vorrath von' 25 Brief karten mit Goldschnitt und gerundeten Ecken hervor. Die Hüllen sind in Taschen an den Seitentheilen untergebracht. Recht eigenartig ist auch eine Schachtel, deren Seitenwände ein kurzes Stück dachförmig auf steigen, dann aber durch den plattenförmigen Deckel zu einer stumpfen Pyramide vervollständigt werden. Zwei Bändchen heben beim Oeffnen des Deckels die goldrandige Elfenbeinfüllung heraus. Ein recht ansprechendes Schachtelmuster stellt ein Wandschränkchen dar und hat bei seinen kleinen Maassen eine gewisse Aehnlichkeit mit den Salz- und Gewürzbehältern, welche an den Wänden deutscher Küchen zu finden sind. Der Ueberzug ahmt durch Farbensteindruck geschnitzte Holzarbeit nach und ist mit Firniss überzogen. Wenn man den pult artigen Deckel hebt, fällt die Vorderwand herab und lässt äusser der Füllung, welche aus 50 Bogen und Hüllen besteht, auf ihrer Innenseite einen Notizkalender mit 12 für Notizen bestimmten Feldern vortreten. Auch die übrigen Schachteln, unter welchen einige mit besonders reich haltiger Füllung vertreten sind, zeigen bemerkenswerthes Streben nach Eigenart innerhalb der durch Preisrücksichten gebotenen Grenzen. Kopir-Apparat „Kabo" von Aug. Zeiss & Co. in Berlin. Der Unterschied zwischen Pressendruck und Cylinderdruck, welcher z. B. die Buchdruckmaschinen in zwei streng gesonderte Abtheilungen spaltet, findet sich auch in jener eigenthümlichen Art des Drucks, welche zum Kopiren von Briefen angewendet wird. Der Zeiss’sche Apparat gehört der Gattung der Cylinderpressen an, und zwar derjenigen, bei welchen Walze gegen Walze drückt. Diese Bauart hat bekanntlich den Vortheil, dass grössere Druckwirkung bei geringerem Kraftaufwand erzeugt werden kann. Während beim Flächendruck alle Punkte der Druckfläche gleichzeitig niedergepresst werden, wirkt beim Cylinderdruck immer nur ein schmaler Streif, und es ist begreiflich, dass man im letzteren Fall mit gleicher Kraft beim all- mäligen Durchdrehen des zu pressenden Gegenstandes bedeutend grössere Wirkung erzielen, oder bei gleicher Wirkung geringere Kraft anwenden kann als beim Flächendruck. Der Apparat sieht wie eine kleine Wring maschine aus und lässt sich leicht an Tischplatten, welche nicht stärker Fig. 1. Fig. 2. als 35 mm sind, mittels der beiden unten sichtbaren Schrauben mit schlüssel förmigen Enden befestigen. Fig. 1 zeigt ihn im Ruhezustand, Fig. 2 in Thätigkeit. Ist der Apparat angeschraubt und der Brief in bekannter Weise ins Kopirbuch eingelegt, so schiebt man das letztere von der Tischplatte, mit dem Rücken voran, zwischen die Walzen. Durch Umlegen der beiden Hebel H und H, werden die Federn, welche die Lager der beiden Messing walzen verbinden, gespannt und das Buch kräftig zusammengepresst. Dreht man nun die Kurbel K, so wird das Buch durchgezogen, und auf dem gefeuchteten Seidenblatt entsteht ein sehr deutlicher Abdruck. Ent lastet man dann die Federn durch Zurücklegen der beiden Hebel, so werden die Walzen wieder locker, und man kann das Buch bequem herausziehen. Zum erfolgreichen Kopiren ist die Verwendung besonderer Kopirbücher mit biegsamem Deckel erforderlich, welche in grossem Quer - Quartformat von derselben Firma bezogen werden können. Eine Bauart, bei welcher jedes beliebige Kopirbuch eingespannt werden kann, soll später herans gegeben werden. Die kleine Vorrichtung ist hübsch gearbeitet, lässt sich zerlegen, auf kleinen Raum zusammenpacken, und dürfte sich daher zum Reisegebrauch recht gut eignen. Neu! Grösste Ersparniss für Druckereien! Neu! j Die pantographische Anstalt von H. Meysel (früher C. Weilandt) Berlin N.37 lief. Verkleinerung. u.Vergröss. von jed. Druckplatte, auch Lithograpbieen jed.Art. Fig.2 Kitt für Treibriemen Ad. Hirsch & co Grünau bei Berlin Fabrik von wasserdichtem Treibriemen-Kitt für Lader- Riemen ohne Nath und Niete Zur Fertigung neuer Riemen und zur Reparatur alter und gerissener. Grosse Ersparniss an Riemen und Reparatur kosten bei besserem Betrieb. Leichteste, einfachste Anwendung. Riemen-Reparatur durch jeden Laien in 30 Minuten. Vorzüglichste Bindekraft, sowohl Feuchtigkeit als Säuren und Fetten wider stehend. Der „Union"-Kitt ist nach einstimmigem Urtheil aller Con- sumenten unvergleichlich wirksamer und ökonomischer als sämmt- liehe anderen Mittel. Der „Union"-Kitt wird bereits in über 500 Fabriken angewendet. Referenzen und Zeugnisse auf Wunsch. Preis für „Union“-Kitt, dickflüssig, streichfertig: per Kilo in Blechbüchse 7 Mark. Postkiste enthaltend eine 4 Kilo-Büchse franco in Deutschland, Oesterreich - Ungarn und Schweiz 25 Mark. Zu gleichen Preisen auch in fester Form mit Anweisung zum Auflösen. Wiederverkäufer und Treibriemen-Fabrikanten erhalten Rabatt. ä 88 Papier-Zeitung vom 27. Oktober 1887 liegt bei: Prospekt von Frenzels Papier-Prüfer und Comptoir- Waage. 34384 W. Frenzel, Dresden.