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1594 PAPIER-ZEITUNG. No. 51. Briefkasten. Abonnent in B. Betreffs Ihrer Frage, ob es Maschinen giebt, die Beutel und Düten in allen Grössen anfertigen, und wer dieselben baut, ver weisen wir Sie auf den Anzeigentheil unserer heutigen Nummer. Anonymer Abonnent in Barmen. Sie wünschen zu erfahren, worin das Patent der Z.’er Papierfabrik auf eine gewisse Art von Schach teln beruht. Zunächst wiederholen wir, dass anonyme Anfragen überhaupt nicht beantwortet werden. Wir wahren stets den Namen der Einsender und An frager Anderen gegenüber, müssen aber selbst wissen, mit wem wir zu thun haben. Wenn Sie die Anfrage nochmals mit Ihrer genauen Adresse stellen wollen, so müssen Sie aber auch genauere Angaben machen, da wir wohl gern gefällig sind, aber zum Lösen von Räthseln keine Zeit haben. Zu nächst müssten Sie uns sagen, ob ein deutsches Patent vorhanden ist, und womöglich die Nummer angeben u. s. w. H D. in 11. Zur Erheiterung unserer Leser wollen wir die wunder liche Geschichte vom ,Kittel des Werkführers“, welche Sie aus einem alten Jahrgang der „Heimat“ ausgegraben haben, an dieser Stelle mittheilen. Sie erinnert lebhaft an die bekannte Geschichte von der Maschine, bei welcher man an einem Ende ein Kalb hineinsteckt, am andern Ende ein Paar blank gewichste Stiefel und ein Wiener Schnitzel herauszieht, und zeigt, wie schlaue Papiermacher einen Erzherzog, oder, was wahr scheinlicher ist, findige Zeitungsschreiber ihr unkundiges Publikum anführten: Eines Tages besuchte der nunmehr verewigte Erzherzog Franz Carl von Oesterreich eine neue Papierfabrik, in welcher „Papier ohne Ende“ erzeugt wurde, wie man es damals nannte. Der Erzherzog wurde beim Eintritt von dem Fabrikbesitzer empfangen und liess sich hierauf von dem Werkführer einige Einzelheiten der Papierherstellung mittheilen. Letzterer, ein schlichter, jedoch sehr geschickter Mann, bemerkte, um die Schnelligkeit der Herstellung anzu deuten, dass, wenn Jemand sein Hemd in den ersten Holländer hineinwerfen würde, er in einer halben Stunde einen Brief darauf schreiben könne. Die Miene des Erzherzogs schien einen leichten Zweifel auszudrücken. „Eure Kaiserliche Hoheit glauben es nicht,“ sagte der Werkführer, „es gilt nur die Probe. Wenn Einer von den Herren hier“ — er deutete hierbei auf das Ge folge des Prinzen — „die Verrichtungen überwachen will, so werden wir, bis die Besichtigung der ganzen Fabrik beendet sein wird, das Ergebniss schon sehen.“ Er liess die Maschinen zum Stillstand bringen, holte seinen gewöhn lichen Arbeitskittel aus Zwilch hervor, löste die Knöpfe ab und warf den Kittel unter die Räder, worauf das Werk wieder in Gang gesetzt wurde. Als nun der Erzherzog alle Arbeitsräume besichtigt hatte, wurde ihm richtig beim Austritt ein Foliobogen überreicht, auf dessen Vorderseite der Buchhalter die von dem Fabrikherrn gehaltene Ansprache niedergeschrieben hatte. Zwei Herren des Gefolges bestätigten, dass der Bogen wirklich von der Masse, in welche die Fetzen des Kittels geworfen worden waren, herstammten. Der Erzherzog war von dieser Leistung sichtlich überrascht und erfreut, verlangte dann ein Messer, Dinte und Feder, sein Adjutant musste das zweite leere Blatt des Bogens abschneiden, und der Erzherzog schrieb auf dasselbe seinen Dank für den festlichen Empfang und die Anerkennung der vorzüglichen Leitung der Fabrik. Für Leser, welche dem Papierfach fern stehen, diene der Hinweis, dass Lumpen in einer halben Stunde nicht einmal im Holländer gemahlen werden können, ganz abgesehen von dem erforderlichen Schneiden, Stäuben, Kochen, Bleichen u. s. w. M. in Skandinavien. Ihre Siebe, die mit ungebleichtem Zellstoff 3—4 Monate halten, gehen bei gebleichtem in einem Monat zu Grunde, die Pressfilze in 14 Tagen, und Sie wünschen zu wissen, wie Sie dem abhelfen können. Die Zerstörung der Filze wird durch Chlorwasserstoffsäure bewirkt, welche, wie in Heft 4, Abschnitt 75, von Hofmann’s Handbuch erklärt ist, beim Bleichen mit Chlorkalk entsteht. Die Mittel zu deren Beseitigung finden Sie in Heft 7, Abschnitt 119, ausführlich angegeben. M. in E. Will man eine Düte oder etwas Anderes so kleben, dass die Klebstelle im Wasser nicht aufgeht, so geschieht dies mittels Chrom leim. Der mit doppeltchromsauerm Kali versetzte Leim hat bekanntlich die Eigenschaft, dem Wasser zu widerstehen, nachdem er einige Zeit dem Licht ausgesetzt war. Man muss den Chromleim daher vor der Verwendung sorgfältig gegen Licht schützen, auf die geklebte Stelle aber längere Zeit grelles Licht einwirken lassen. W. in H. Sie übersenden uns zwei Muster grauer Pappen mit dem Ersuchen, Ihnen eine Anstrichmasse zu nennen, welche imstande ist, die Pappen weiss zu färben und zugleich deren Gewicht um 100 % zu erhöhen Es ist Ihnen bis jetzt nicht gelungen, eine Streichmasse zu finden, die Ihren Wünschen entspricht und nicht zu theuer ist. Wir setzen voraus, dass Sie mit dem Streichen der Pappen vertraut sind und die Handgriffe des Färbens in Bogen kennen. Als weisse Streich massen dienen in der Buntpapierfabrikation: Blanc fixe, Satin white (Gips und Thonerde, durch Fällen von Alaun mit Kalkmilch erhalten), Kreide, Pfeifenthon und natürlicher oder gebrannter Gips. Wollen Sie gut deckende Farben, die mit einem dünnen Anstrich die Eigenfarbe der Pappen verdecken, so sind Blanc fixe und Satin white am Platz. Da die Anstrichmasse jedoch billig sein und die Pappen schwerer machen soll, so dürften Pfeifenthon, Kreide oder natürlicher Gips für ihre Zwecke passen. Damit man die Farbe mit einem Anstrich dick auftragen kann, muss sie recht kräftig sein, wenig Wasser enthalten und sich doch leicht verstreichen lassen, besonders auch in mässiger Wärme flüssig bleiben. Sie müssen desshalb den Thon mit so wenig Wasser wie irgend möglich, nebst Blau oder Violet zum Abtönen, zu einem steifen Brei kneten. Anderseits muss man den Leim einige Stunden in Wasser aufquellen lassen, das überschüssige Wasser abgiessen, den Leim hierauf im Wasser bad flüssig machen, mit dem — am besten ebenfalls vorher erwärmten Thonbrei — innig mischen und womöglich etwas warm aufstreichen. Wird die Farbe zum Streichen zu zähe, so hilft ein Zusatz von Glycerin bedeutend mehr als Wasser, sofern der Preis des Glycerins nicht in Frage kommt Mit zwei oder drei Anstrichen wird sich die Pappe natürlich besser und vollkommener decken lassen als mit nur einem. M. in Belgien. Wenn der Vertreter eines französischen Hauses Muster und äusserste Preise seiner deutschen Mitbewerber zu bekommen sucht und dabei nicht immer gerade Wege einschlägt, so ist dies aller dings unter Umständen sehr tadelnswerth, aber keineswegs so ungewöhn lich, wie Sie anzunehmen scheinen. Der Mann kann sich leider auf viele Andere berufen, die es ebenso machen. Eine allgemeine Beschreibung solchen Verfahrens in diesen Spalten würde Fachmännern nichts Neues bieten, und zu einer Blossstellung der Person halten wir uns in diesem Fall weder berufen noch berechtigt. M. in England. Das Bestreichen des Friktionskalanders mit Wachs während des Durchganges des Papiers ist Ihnen beschwerlich, und Sie fragen desshalb, ob es kein Mittel giebt, das Papier so vorzubereiten, dass das Aufbringen von Wachs auf die Friktionsrolle vermieden werden kann. Die grösste Anwendung hat der Friktionskalander in der Buntpapier fabrikation gefunden, es muss jedoch dem Farbanstrich ebenfalls Wachs und zwar in ziemlich bedeutender Menge zugefügt werden, damit das Papier gut durch den Kalander gebt. Aehnlich wie Wachs wirkt bei gestrichenen Papieren der Talk. Da derselbe unter verschiedenen Namen als Füllstoff für die Weisspapiere, besonders von Amerika aus, in den Handel gebracht wird, und zwar sowohl glimmerartiger als auch asbest artiger faseriger Talk, so würden wir Ihnen rathen, an Stelle von Thon einen solchen Talk als Füllstoff für Friktionspapiere zu verwenden, d. h. dem Papier einige Prozent davon zuzusetzen. Das beim Leimen des Papiers eingebrachte Harz wirkt in ähnlicher Weise wie das Wachs in dem Buntpapieranstrich, und es dürfte sich demnach empfehlen, der Leimung für Friktionspapiere mehr Harz zuzusetzen, d. h doppelt oder dreimal so stark zu leimen. Damit etwas freies Fett auf die Papieroberfläche kommt, dürften nach der Harz-Leimung noch einige Pfund aufgelöste Fettseife in den Holländer gegeben und ebenfalls durch Alaun zersetzt werden. Sehr günstig wirkt eine Rolle grobes Tuch oder Filz, welches auf dem Friktionscylinder fest angepresst wird. Tränkt man dieses Wolltuch mit einer Lösung von Wachs oder Paraffin und trocknet dasselbe wieder, so wird der Friktionscylinder doch immer etwas fettig bleiben und nicht scharf genug werden, um das Papier zu zerreissen.