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No. 34. PAPIER-ZEITUNG. 1161 Harzleimung. Es war bisher nicht mit Bestimmtheit festgestellt, welchem Volk die Erfindung der Harzleimung zukommt. Man wusste wohl, dass Illig in Erbach schon anfangs dieses Jahrhunderts mit Harz leimte und eine Schrift darüber herausgegeben hatte, war aber trotzdem geneigt, die Erfindung den Franzosen zuzuschreiben, weil dieselben sich in den dreissiger Jahren sehr eingehend mit dieser Frage be fassten und auch gute Erfolge erzielten. Um selbst ein Urtheil zu gewinnen, ersuchten wir die Fach genossen in No. 26 der Papier-Zeitung, uns, wenn möglich, ein Exemplar der Illig’schen Originalschrift leihweise zu überlassen. Der Umstand, dass uns dieselbe nur in einem einzigen Exemplar und nur von einer Seite zugegangen ist, deutet darauf hin, dass sie nur noch vereinzelt vorhanden ist. Das Büchlein ist von allergrösstem Interesse, weil darin bewiesen wird, dass M. F. Illig in Erbach thatsächlich Ende des vorigen Jahr hunderts erfolgreich mit Harz leimte, und weil die darin nieder gelegten Anschauungen zum grossen Theil heute noch als richtig gelten. Eine so werthvolle und wichtige Schrift darf unseren Nach kommen nicht verloren gehen, und wir halten es desshalb für unsere Pflicht, sie vollinhaltlich abzudrucken, um so mehr, als jeder Fachmann sie mit Nutzen und Interesse lesen wird. Das broschirte Büchlein enthält 72 Druckseiten von solchem Format, wie wir es durch nachstehenden genauen Abdruck der Titel seite vorlegen. Anleit u n 9; auf eine sichere einfache und wohlfeile Art Papier in der Masse zu leimen. A 18 Beitrag 8 u r Papiermacher Sunst. g9==* =3 1807. Wir geben den weiteren Inhalt in der Originalsprache und mit den etwaigen Fehlern des Originals wieder. Vorrede- Ich übergebe in diesen Blättern den Herrn Papierfabrikanten meine unterm 1. December vorigen Jahres angekündigte Anleitung über das’ Leimen des Papiers in der Masse, und hoffe, dass alle diejenige, welche sich durch ihr gütiges Zutrauen für meine Sache interessirten und Anwen dung von dieser Methode machen, auch hinreich erden Nutzen davon er halten, und nicht Ursache haben werden, sich der dafür bezahlten Auslage gereuen zu lassen. Eben so wünsche ich, dass es mir gelungen seyn mögte, die Sache deutlich genug und vor Jedermann verständlich beschrieben zu haben, so dass dieselbe auch dem minder aufmerksamen Leser nicht nur einleuchtend und überzeugend seyn mögte, sondern denselben auch in den Stand setzte, völlig gut und leicht darnach arbeiten zu können . Wegen Vermeidung aller Weitläuftigkeiten und Missverständnisse sind alle die von mir über diesen Gegenstand fruchtlos angestellte Versuche (deren ich eine nahmhafte Menge anführen könnte) übergangen, und nur derjenige gedacht worden, welche zur Erreichung vorgehabten Entzweckes führten. Dagegen versuchte ich bei Anführung dieser in der Einleitung eine allgemeine Theorie über das Leimen aufzustellen, diese Sache aus verschie denen Gesichtspunkten zu betrachten, um einen deutlicheren Begriff über dessen Natur und das Wesentlichste, worauf es dabei ankommt, zu ent wickeln. Vielleicht giebt diess dem Einen oder Andern Gelegenheit zu eignen Ideen und weiterer Ausdehnung der Sache, von der ich keinesweges glaube, dass sie schon gänzlich erschöpft und keiner weiteren Ausdehnung mehr fähig seyn sollte, und ich würde daher für die Zukunft mit Ver gnügen mit denjenigen in Correspondenz tretten, welche Beiträge dazu liefern könnten und mir selbige mittheilen wollten. Die Erfahrung wird jedermann belehren, dass durch diese Behandlung ohne allen Leim ein zum Schreiben völlig brauchbares Papier zu erhalten ist, man lasse sich aber durch einige vielleicht misslungene Versuche nicht irre machen; denn jede neue Sache, welche man noch nicht gemacht hat, erfordert, und wenn sie auch noch so einfach ist, immer einige praktische Handgriffe und eigene Erfahrungen, bis sie geläufig wird, und einmal wie das anderemal gelingt. Sehr wahrscheinlich wird zwar auch dieses Verfahren, wie auch jede andere Sache in der Welt, an einem Orte mit mehr Nutzen anzuwenden seyn, als an dem andern. Da aber die dabei erforderlichen Materialien beinahe von jedem Lande, und im Ganzen in Menge hervor gebracht werden; so ist auch nicht zu bezweifeln, dass es allenthalben, und be sonders bei dem gegenwärtigen Mangel und hohen Preise der gewöhnlichen Leimmaterialien, mit Nutzen und Vortheil anzuwenden seyn wird. Erbach im Januar 1806. M. F. Illig. Einleitung. Wenn man dasjenige, was gewöhnlich unterm Leimen des Papiers ver standen wird, allgemein seiner Natur nach betrachtet, so findet man wohl bald, dass das eigentliche der Sache, worauf es bei dieser Behandlung der Papierblätter, um sie zum Schreiben brauchbar zu machen, hauptsächlich ankommt, im wesentlichsten darauf hinausläuft; dass erstens die Pori des selben in dem Zustand wie es von der Bütte kommt, und noch Wasser oder Druckpapier ist, durch einen andern Körper ausgefüllt und verstopft werden müssen, um das mechanische Eindringen, oder Einsaugen darauf gebrachter Flüssigkeiten, zu verhindern; und zweitens die Fasern des Papierblattes fester unter sich zu verbinden, um ihm dadurch zugleich mehr Consistens und Härte zu geben. Dabei muss aber auch nothwendiger weise dieser Körper drittens die Eigenschaft haben, dass er sich schwer oder gar nicht von Wasser und allen denjenigen Körpern auflösen lässt, welche die flüssigen und scharfen Grundlagen der Schreibdienten aus machen, in so ferne er dem Papier nicht nur mehr Festigkeit ertheilen, sondern demselben wirkliche Haltbarkeit gegen das Durchschlagen und Eindringen der Schreibdienten ertheilen soll. Je unauflöslicher daher eine solche Substanz in Wasser und schwachen Säuren, als den flüssigen und scharfen Bestandtheilen unserer gewöhn lichen Schreibdienten. ist, und je vollkommener die Fasern des Papierblattes damit umgeben, und die Pori desselben ausgefüllt sind, desto geschickter wird er auch seyn, demselben einen gehörigen Grad von Haltbarkeit gegen das Durchschlagen vorbenannter Flüssigkeiten zu ertheilen. Gehen wir also von diesen Grundsätzen aus, und betrachten die Ver änderung welche das Papier beim Leimen erleidet, näher; so lässt sich wohl mit Zuverlässigkeit behaupten, dass man demselben jene Eigenschaft der Haltbarkeit eben so wohl durch harzigte, käsigte, die in Wasser un auflösliche Gummiharze, und Wachsartige Substanzen, ertheilen kann, als vermittelst der thierischen Gallerte; indem auf sämmtliche hier benannte Substanzen, weder Wasser noch schwache Säuren merkliche auflösende Wirkungen äussern, und folglich auch nicht auf ein Papierblatt, dessen Pori damit ausgefüllt und verschlossen sind. Bey der wirklichen Anwendung solcher vor sich in Wasser unauflös lichen Substanzen kommt es nun auf weiter nichts an, um eine Leim flüssigkeit davon zu bereiten, als dass sie vordersamst einer Auflösung unterworfen und in einen Zustand versetzt werden, wo sie sich leicht und ohne Schwierigkeit mit Wasser vermischen lassen und in demselben auf- gelösst erhalten, um sie der Papiermasse beimischen, und gehörig damit ver einigen zu können. Ist die Papiermasse gehörig und in erforderlicher Menge mit einer solchen Auflösung vermischt worden, so werden folglich auch die einzelnen Fasern derselben von den aufgelössten Bestandtheilen durchdrungen und überzogen. Es ist nun erforderlich, dass man der auf gelössten Substanz ihr Auflösungsmittel, welches sie mit dem Wasser in Verbindung hielt, entziehet, um dadurch ihre natürliche Unauflösbarkeit in Wasser wieder herzustellen, und folglich von demselben auszuscheiden, da mit sie ihre ersten Eigenschaften wieder erlangt. Die Fasern der Papier masse werden alsdann nur noch mechanisch davon durchdrungen und um geben seyn, und folglich ein daraus bereitetes Papierblatt nach dem Ab-