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No. 51. PAPIER -ZEITUNG. 1571 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel, Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Paginirmaschinenkopf. ist die Achse einer Rolle G befestigt. gleichmässigere Einfärbung erzielt. ■ ■ hofft auch, dass die Paginirmaschinensäle von Geschäftsbücherfabriken, welche bisher wegen des schrecklichen Lärmes der Maschinen sehr unerfreuliche Auf Der zum Patent angemeldete Paginirmaschinenkopf des Mechanikers Hermann Lütke, Berlin, Wilhelmstr. 124, hat den Zweck, den lärmenden und zitternden Gang der gewöhnlichen Paginirmaschinen zu beseitigen. Der Erfinder will dies durch folgende Anordnungen erreichen. An der Stempelstange A, welche das radförmige Zifferwerk trägt, verharrt, berührt der unterste Zifferstempel das Farbwerk S. Wenn man aber den Hebel II in Bewegung setzt, so wird durch den Druck, welchen Gelenkstange E auf Hebel D ausübt, der Farbschlitten nach hinten gezogen, und die Stempelstange findet Platz zum Niedergehen. Der Rückgang erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Da die Stempelstange nicht wie bei andern Bauarten durch Federn und Gewichte gegen den Kopf zurückgeschleudert, sondern bei jeder Stellung ruhig von der Rolle G getragen wird, so ist auch das Zittern und Schlagen, welches Walzen und Lager bisher oft schwer schädigte, aufgehoben. Gleichzeitig wird auch bessere und Diese Rolle gleitet in einem Schlitz F des Hebels B, dessen Bewegung um die eigene Achse C Hebung und Senkung der Stempelstange ver anlasst. Wenn man nun Hebel B von der Tretstange T aus be wegt, so steht die Stempelstange noch so lange still, als Rolle G in dem zur Hebel achse C koncentrischen Theile des Schlitzes läuft. Sie bewegt sich erst, wenn die Rolle den excentrischenTheil des Schlitzes erreicht hat und von diesem herab gedrücktwird. Solange die Stempelstange in schwebender Ruhelage Durch die ' Gelenk verbindung des Hebels B mit der Trittstange 1 und des ersteren mit dem Schlittenhebel I) ist aber auch der Anschlag vermieden, welcher bei älteren Maschinen jedes mal erfolgte, wenn der Farbschlitten fortgezo gen war, und der Hebel mit der Stempelstange in Bewegung gesetzt wurde. Der Erbauer der Maschine ist der Ansicht, dass die beschriebenen Vorrichtungen nicht allein ihre Aufstellung und Benutzung in jedem Raum ermöglichen, son dern auch ihre Leistungs fähigkeit ganz bedeutend erhöhen. Die Bewe gungen vollziehen sich sanfter, mithin werden auch Fuss und Körper des Arbeiters oder der Arbeiterin weniger an gestrengt. Der Erbauer enthaltsorte waren, in Zukunft die Ruhe und Annehmlichkeit anderer Fabrikräume aufweisen werden. Der neue Paginirmaschinenkopf soll, wie der Erfinder versichert, an jeder vorhandenen Paginirmaschine älterer Bauart ohne Schwierigkeit angebracht werden können. Der Patentanspruch zu Lütke’s Paginirmaschinenkopf lautet: Kopf einer Paginirmaschine, bei welcher der Stillstand und die Auf- und Niederbewegung der Stempelstange durch den theils koncentrischen, theils excentrischen Schlitz F im Hebel B und der Rolle G in der Stange A bewirkt wird, und bei welcher der Hebel B durch die in Gelenken gehende Verbindungsstange mit dem Bewegungsarm derart verbunden ist, dass das an demselben befestigte Farbwerk 8 sich nur behufs Einfärbung des Zifferwerks Z unter der Stempelstange bewegt, wenn der Hebel im koncentrischen Theil des Schlitzes F bewegt wird, durch welche Anordnungen sich alle Bewegungen geräuschlos vollziehen. Der Kalikoband. Der Kalikoband hat in unserer Zeit die weiteste Verbreitung gefunden und ist besonders bei Verlagsbuchhändlern sehr beliebt, denn er lässt ausgiebigste Farbenverzierung zu und ist billig herzu stellen. Das sind allerdings Vorzüge, die bei Massenerzeugung zu schätzen sind, doch darf man dabei auch die gegenüberstehenden Nachtheile nicht vergessen. Der Kalikoband ist der wenigst haltbare Einband, den die Buchbinderei nächst den steifen Broschüren oder kartonnirten Heften kennt. Das zeigt schon die ganze Herstellungsart: Zuerst wird das innere Buch unabhängig von der Decke ge arbeitet, Klann die Decke ebenso unabhängig vom Buch; jedes wird sozusagen als Ganzes für sich betrachtet, das zum andern nur in den Maassverhältnissen Beziehung hat. So wird das innere Buch ge heftet, geleimt, beschnitten, abgepresst und so weit fertig gemacht, dass nur noch das »Einhängen« in die Decke nöthig ist. Für dieses Einhängen oder Einkleben gebrauchen die Arbeiter oft einen Ausdruck, der recht bezeichnend ist: Das Buch wird in die Decke »geworfen«. Der 1 Grösse des Buches entsprechend wird von einer besonderen Arbeitergruppe die Decke gemacht; Deckel, Rücken und Kaliko werden zugeschnitten und das Ganze zur Decke verbunden, um dann in die Hände des Pressers zu wandern. Dieser druckt mittels der Vergoldepresse zuerst die Gold-, dann Bronce- und Farben ornamente auf. Nachdem das geschehen, also die Decke einerseits und das Buch anderseits ganz fertig ist, werden beide auf schnelle, aber auch wenig Halt gewährende Art verbunden: Auf den Rücken des Buches wird eine »Hülse« geklebt, d. i. ein schlauchartig zusammen geklebtes, flachliegendes doppeltes Papier. Von diesem klebt die eine Hälfte also auf dem Buchrücken, während auf die angeschmierte andere Hälfte der Rücken der Decke geklebt wird; dadurch sind Buch und Decke vorläufig durch ein Stückchen wenig haltbares Papier verbunden. Ferner wird je das hintere und vordere Vorsetzblatt mit Leim oder Kleister bestrichen und auf den inneren Seiten der Deckel fest geklebt. Ist das geschehen, so wird das Buch noch eingepresst und ist »fertig«. Die ganze Verbindung zwischen Buch und Decke be steht also aus zwei dünnen Papierblättern und der nichtssagenden Papierhülse. Etwas besser gestaltet sich die Sache, wenn das Buch mit Draht geheftet ist oder im Vorsetz ein Leinenfalz angebracht wurde. Bei ersterer Ausführungsart greift vom Rücken aus die Pleftgaze auf das Vorsetz über und wird zwischen diesem und dem Pappdeckel mit festgeklebt; dasselbe ist beim eingehefteten Leinenfalz der Fall. Da durch wird wenigstens eine einigermaassen haltbare Verbindung hergestellt und das Buch vor dem baldigen Herausfallen aus der Decke geschützt. Bei anderen Büchern, wie z. B. Halbfranzbänden, ist die Ver bindung eine ganz andere. Da liegen die »Heftbünde« oder die »Heftgaze« auf dem Pappdeckel zwischen diesem und dem Leder rücken ; im Innern des Pappdeckels liegt ausserdem noch ein Leinen falz, so dass die Deckel mit dem Buch innigst verbunden und nur durch Zerschneiden der Heftbünde zu trennen sind. Der Halbfranzband ist auch der einzige Einband, der vollständig zweckentsprechend ist; er sollte bei allen schweren Büchern und bei solchen, die viel gebraucht werden, in Anwendung kommen. Der Kalikoband sollte auf Bände beschränkt werden, die entweder klein sind und wenig gelesen werden, oder nur als Zierrath für Nippestische dienen. Kommt er bei Gebrauchsbüchern in Anwendung, so sollte das so geschehen, wie in andern Ländern, besonders in England. Dort wird der Kalikoband allgemein als Broschur behandelt. Da die Broschur nur als vorläufiger Einband gilt und zum Zu sammenhalten der einzelnen Bogen, zur bequemen Handhabung des