Volltext Seite (XML)
No. 45. PAPIER-ZEITUNG. 1453 Buchheftmaschinen. Dem geehrten Einsender des gleichnamig bezeichneten Aufsatzes in Nummer 33 der Papier - Zeitung entgegnen wir, dass unsere schon seit Jahren im Handel befindliche Oktav-Heftmaschine „Grösse 4“ den gestellten Anforderungen entsprechen dürfte. Sie ist nur für Fussbetrieb gebaut, ihre Leistungsfähigkeit aber jeder Heftmaschine für Dampfbetrieb gleich. Sie heftet Bücher auf 4 Bänder oder Gaze mit 4 Drahtklammern sowie einzelne Lagen von innen und aussen durch den Falz. Preis der hier abgebildeten Maschine 1500 Mk. Eine weitere Maschine für das Kleingewerbe ist die neuerdings von uns gebaute Buchheftmaschine Grösse ß. Dieselbe, geschützt durch Patent 35 860, heftet Bücher bis 80 mm Stärke und 360 mm Höhe (Oktavformat). Die Maschine ist ebenfalls wie Grösse 4 nur für Fussbetrieb gebaut, leicht zu handhaben und heftet die einzelnen Lagen mit grossen Klammern auf Gaze. Ausserdem kann man auf der Maschine sowohl Schreibbücher und einzelne Lagen von innen und aussen durch den Falz heften als auch Blocks bis 5 mm Stärke. Preis 600 Mk. Leipzig-Reudnitz 20. August 1887. Preusse & Co. Wir bitten Leser unserer Zeitung, welche an solchen Maschinen gearbeitet haben, um Mittheilung ihrer Erfahrungen. D. Red. Glacepapier, über dessen Behandlung beim Druck wir auf Seite 1200 einige Mittheilungen brachten, wird in seiner Ausführung als „Chromo- Papier“ mit schwacher Schicht in Amerika auch zu Büchern und Zeitschriften verwendet. Vor uns liegt die August-Nummer der illustrirten, in Philadelphia erscheinenden Zeitschrift „Paper and Press“, welche auf ausserordentlich schönes, mässig starkes Glacepapier gedruckt ist. Während viele Glacepapiere mit starker Schicht beim Anfassen ein unangenehmes Gefühl erzeugen, besitzt dieses amerikanische Papier sehr angenehmen Griff. Auf den ersten Blick erscheint es als stark satinirtes feines Kupferdruckpapier, und erst beim Befeuchten oder Schaben merkt man, dass eine sehr dünne und gleich mässige mineralische Schicht die Oberfläche deckt und die Poren des Papiers verschliesst. Es leuchtet ein, dass auf so behandeltem Papier sich ausge zeichnet schöner und klarer Druck ausführen lässt. Die Illustrationen der vorliegenden Zeitschrift haben diese günstigen Umstände trefflich ausgenützt. Sie sind so sauber zugerichtet und mit Hilfe tiefschwarzer, feiner und ausgiebiger Farbe so plastisch schön gedruckt, wie man es in Europa auch bei Prachtwerken nur selten findet. Zahlreiche Halbton-Aetzungen im Ives-Prozess und im Verfahren der Moss Engraving Company zeigen, wie weit man es in Amerika schon in Herstellung kraftvoller, tonreicher Klischees und im verständnissvollen malerischen Druck derselben gebracht hat. Bei diesen Landschaften und Bildnissen ist von Flauheit und Verschwommen heit, woran die meisten deutschen Autotyp-Bilder noch kranken, nichts mehr zu sehen, einzelne Bilder sind vielmehr geradezu Kunstwerke in ihrer Art. Zum Druck sehr flacher Aetzungen scheint das eigenthümliche Chromo papier vorzüglich geeignet zu sein. Es würde sich vielleicht lohnen, auch in Deutschland einen Versuch mit Herstellung und Benutzung solchen Papiers zu machen. Der Druck von Halbton-Aetzungen, welcher durch feine Farbe und harte Zurichtung jetzt schon wirksam unterstützt wird, würde dann noch weitere Förderung erhalten. Es giebt Leute, welchen der Muth fehlt, überflüssige und unbrauchbare Dinge aus der Welt zu schaffen. Sie glauben, was heut werthlos scheint, könne später doch noch einmal Verwendung finden, und häufen Berge nutzlosen Plunders an, dessen endliche Sichtung Mühe und Verdruss be reitet. Im rechten Augenblick rücksichtslos zu verwerfen, gehört zu den Aufgaben vernunftgemässer Lebensführung. Büchertisch. Monogrammen - Schatz, herausgegeben von Charles Jobmann, Dürkheim a. H., Selbstverlag des Herausgebers. Jede Lieferung 4 Mk. Die künstlerische Verschlingung von zwei und mehr Buchstaben, welche wir als Monogramm bezeichnen, ist als schmückende Eigenthumsbezeichnung auf Gegenständen verschiedenster Art noch immer beliebt. Die An wendungsart des Monogramms ist sehr umfassend. Es findet seinen Platz als Fabrikmarke auf Waaren und Etiquetten, als Verlegermarke auf Büchern, als künstlerisches Ursprungszeichen unter Gemälden und Stichen und als wappenersetzendes Inhaberzeichen auf unzähligen Gegenständen des Schmucks und täglichen Gebrauchs. Bei zahlreichen Gewerbetreibenden gehört Zeichnung und Ausführung von Monogrammen zum täglichen Brot, und jeder Lithograph oder kunstgewerbliche Zeichner kommt gelegentlich in die Lage, an geeigneter Stelle ein Monogramm anbringen zu sollen. Die oft widerstrebenden Buchstabenzüge zu angenehmer Form ineinander zu schlingen ist eine eigene Kunst, die Schriftverständniss und Sinn für Linienschönheit voraussetzt. Es genügt bei weitem nicht, dass man zwei Buchstaben übereinanderlegt, sondern die einzelnen Theile derselben müssen organisch miteinander verflochten werden, so dass die Züge in ihrer Ge- sammtheit ein angenehm wirkendes, in seiner Masse symmetrisches Ornament bilden. Oft müssen die verschiedensten Schriftarten durchprobirt werden, ehe man eine findet, in der sich die Züge leicht und natürlich verschlingen lassen, oft muss man auch nothgedrungen zu einer Verbindung zweier verschiedener Schriftcharaktere greifen, wenn Buchstaben aus einer und derselben Schrift sich gegen ihre Vereinigung spröde zeigen. In allen Bedarfsfällen ist eine übersichtlich nach dem Alphabet ge ordnete Vorlagen-Sammlung von grossem Vortheil. Es giebt bereits mehrere solcher Werke. Einzelne davon, besonders Gerlach's „Gewerbe- Monogramm“, haben weite Verbreitung gefunden, aber die Zahl der Ver bindungen ist noch bei weitem nicht erschöpft, und jede Bereicherung des Formenschatzes ist erwünscht, da sie dem Zeichner die Komposition neuer Formen, dem Besteller die Auswahl, unter vorhandenen Mustern erleichtert. Jobmann’s Monogrammenschatz geht ganz systematisch vor und giebt auf jedem Blatt immer 12 Verbindungen je zweier Buchstaben in ver schiedener Ausführung. Blatt 1 bringt A A. Blatt 2 A B u. s. w., so dass Blatt 12 die Verbindungen von A M enthält. Moderne Phantasie schriften, die sich am besten recken und renken lassen, spielen naturge mäss die Hauptrolle, doch sind auch die viel verlangten englischen Schreib schriften, einigemale auch die spröden Formen von Gothisch und Kanzlei vertreten. Die Buchstabenformen sind im allgemeinen schwungvoll und edel, auch das Ornament ist mit Geschick behandelt, nur wirkt die stete Wiederkehr derselben Ranken und derselben Blätter etwas einförmig. Die Ausführung der Zeichnungen erfolgte in Kreide- und Federmanier, wahrscheinlich durch autographischen Umdruck. Die Heranziehung der Kreide verlieh den Formen grosse Weichheit, dann und wann aber auch eine gewisse Verschwommenheit. Zum Druck wurde ein durch Grünblau mässig gestumpftes Schwarz verwendet. Soweit es sich bis jetzt beurtheilen lässt, sind die Zeichnungen Originale. Der Herausgeber hat augenschein lich fleissig gearbeitet und nicht in der bei gewöhnlichen Schriftvorlagen üblich gewordenen Art Anleihen bei Anderen gemacht. Daher sind die Vorlagen lehrreich, auch dort, wo sie noch verbesserungsfähig sind. Heft II. soll, wie der Herausgeber uns mittheilt, dem Deutschen Kaiser und der Kaiserin Augusta gewidmet werden. Wahrscheinlich geschieht dies in Anknüpfung an das Monogramm A W = Wilhelm-Augusta. Der Gesellschafter, Volkskalender für Norddeutschland, 1888. Oldenburg, Druck und Verlag von Gerhard Stalling. Der Kalender hat mittleres Oktavformat und bringt auf 248 Seiten neben den üblichen kalendarischen Angaben einen Jahresrückblick, mehrere kleine Erzählungen im Volkston mit zahlreichen Bildern, eine Zusammenstellung der Postbe stimmungen, Schonzeiten und Märkte, sowie andre für Haushalt und Land- wirthschaft werthvolle Angaben in guter Auswahl. Abriss der chemischen Technologie mit besonderer Rücksicht auf Statistik und Preisverhältnisse von Dr. Ohr. Heinzerling, Docent am Polytechnikum in Zürich. Verlag von Theodor Fischer, Berlin und Kassel 1887. 8. Lieferung, Preis 2 Mk. In No. 38 besprachen wir die 6. und 7. Lieferung vorstehenden Werkes. Die jetzt vorliegende Lieferung schliesst den Artikel Beleuchtung ab und behandelt sodann mineralische Fette und Oele, ferner die Heiz- und Brennstoffe bis zur Dar stellung der Press-Kohlen. Die Angaben des Verfassers überWassergas sind nicht sehr ausführlich, obwohl seit einer Reihe von Jahren viele amerikanische Städte, besonders Jonkers, New-York und Brooklyn, grossentheils mit dem billigen carburirten Wassergas beleuchtet werden. Dagegen wird erwähnt, dass man vor mehr als 30 Jahren in Paris das Wassergas wieder aufgeben musste, weil es 5 bis 8 Mal mehr giftiges Kohlenoxyd enthält, als gewöhnliches Leuchtgas und desshalb sehr gefährlich ist. In den Vereinigten Staaten wiedersetzte sich auch die Stadt Boston aus gleichem Grund der Einführung des Wassergases. Für den Techniker ist in der vorliegenden Lieferung eine Zu sammenstellung der Lichtstärke und Kosten der verschiedenen Be leuchtungsarten von Interesse, besonders da auch Versuche über Dauer elektrischer Glühlichtkörper der verschiedenen Systeme angeführt sind. In dem Artikel Holz und Steinkohle dürfte der Papierfabrikant Manches finden, was seine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, da Verfasser viele Tabellen giebt, die in übersichtlicher Weise die Eigenschaften der ver schiedenen Holze und Kohlenarten zur Kenntniss bringen.