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1360 PAPIER-ZEITUNG. No. 40. fabrikanten. Man hat sich hier wohl gesagt, dass wenn eine höhere Gewichtsgrenze für einfache Briefe zulässig ist, der Gebrauch besserer, stärkerer Papiere jedenfalls zunehmen wird. Jetzt kann man Schreibpapier von 14 kg auf 1000 Bogen für einfache Briefe garnicht benutzen. Der Verein Deutscher Papierfabrikanten hat also nicht ablehnend geantwortet, sondern seine volle Zustimmung ausgesprochen und nur nicht beschlossen, sich offiziell an der Petition zu betheiligen. Wenn Sie heute ebenfalls Ihre einfache Zustimmung aussprechen, ist der Sache genau so gedient, als wenn Sie sich der Petition anschliessen. Die anwesenden Mitglieder erklären sich hierauf ein stimmig mit den Bestrebungen de s Papiervereins auf Erhöhung der Gewichtsgrenze für einfache Briefe einverstanden. 8. Die Wahl des Ortes für die nächste Jahresversammlung wird gleichfalls dem Vorstand überlassen, da keine bestimmten Vorschläge vorliegen. Schluss 2 Uhr 20 Minuten. Festmahl. Im Festsaal der „Vier Jahreszeiten“ fand sich um 3 Uhr äusser den Theilnehmern der Versammlung auch der gesammte Vorstand der Papier verarbeitungs-Berufsgenossenschaft ein. Derselbe hatte schon vormittags unter Leitung des Herrn Max Krause-Berlin eine Sitzung gehalten und leistete nun einer Einladung des Kommerzienrath Dessauer Folge. Die Zahl der Festgäste, Herren und Damen, war dadurch auf mehr als 40 gestiegen. Die Unterhaltung durch Tafelmusik wurde zuerst von Herrn Kommerzienrath Dessauer-Aschaffenburg mit einem Hoch auf Se. Maj. den Kaiser unter brochen, welches mit aus dem Herzen kommender Begeisterung ausgebracht und aufgenommen wurde. Herr Emmerich-Prag widmete sein Hoch den Gästen, Herr Max Krause den Damen. Herr Müller-Potschappel berichtete, dass er auf seinen Geschäftsreisen durch Nord-Italien, Frankreich und Russland von Odessa bis St. Petersburg, in allen Geschäften und Fabriken des Papierfachs die Papier-Zeitung gefunden habe; die deutsche Papier industrie habe Ursache, stolz auf dieselbe zu sein, und er bringe desshalb sein Hoch dem Herausgeber. Die von Herrn Max Krause gestifteten Speisenzettel waren auf eigen artiges Büttenpapier gedruckt und mit radirter Zeichnung versehen, welche je einen bemerkenswerthen Punkt Berlins, wie er vor 100 Jahren aussah, darstellte. Drei von der Redaktion d. Bl. gelieferte Tafellieder wurden gemeinsam gesungen, und wir behalten uns vor, dieselben zum Theil an anderer Stelle wiederzugeben. Das fröhliche Mahl zog sich bei elektrischer Beleuchtung bis in die Abendstunden hin, um bei Helms und an anderen Orten bei Wein und Bier und freundschaftlicher Unterhaltung seine Fortsetzung zu finden. Sonntag, 18. Sept., Ausflug nach Potsdam. Wie vorgeschlagen, fuhren mit dem Frühzug 9 Uhr 15, mehr als 20 Herren und Damen nach Potsdam. Dort wurden Droschken bis zum neuen Garten genommen und dann zu Fuss die herrlichen zum Marmorpalais gehörigen Anlagen, der „Heilige See“ und der sich daran schliessende „Jungfern-See“ besucht. In der an letzterem gelegenen „Meierei“ wurde von 11—12 Uhr gefrühstückt und dann in drei bereitliegenden Ruderbooten nach der Pfaueninsel übergesetzt, wo man gegen 1 Uhr eintraf, das inter essante Schloss besichtigte und einen Rundgang durch die Insel machte. Eine der prächtigen alten Eichen konnte von 5 Mann kaum umspannt werden. Um 3 Uhr 45 fuhr die ganze Gesellschaft mit Dampfer nach „Wannsee“, wo auf telegraphische Anmeldung der Mittagstisch in offener Halle am Wasser gedeckt war. Auch hier fiel noch manch’ freundschaft liches Wort, und man versprach sich, in künftigem Jahr wiederzukommen. Diejenigen Gäste, welche Berlins Umgegend noch nicht kannten, drückten wiederholt ihr Erstaunen darüber aus, dass die märkische Streusandbüchse solche herrliche Landschaften und Gärten biete. Tausende reisen nach entfernten Gegenden, ohne so schöne und reizvolle Punkte zu finden. Mit einbrechender Dunkelheit fuhr die Gesellschaft nach Berlin zurück, um in Theatern oder beim Bier die übrigen Stunden zu verleben. Holzschliffmarkt in Rheinland und Westfalen. Aus Rheinland-Westfalen. Das Herannahen der Zeit, wo die rheinisch-westfälischen Holzschleifer ihre nächstjährige Produktion an den Markt bringen, veranlasst uns, einen Blick über die Gesammtlage dieser Industrie zu werfen. Bis zum Jahr 1885 war andauernd Ueberproduktion an Holzschliff vorhanden, und die Papierfabriken konnten den Schleifereien die Preise vorschreiben. Hierzu war durch den Umstand, dass aus unseren Provinzen ein guter Theil Holzschliff nach Belgien zu billigen Preisen geworfen werden musste, den Papierfabrikanten eine wohlbekannte und sicher wirkende Waffe in die Hand gegeben, die auch „nach Absprache“ benutzt wurde. Aber schon Ende des Jahres 1885 machte sich eine Entlastung dieses Druckes im Holzschliffgeschäft geltend. Es waren inzwischen neue Papiermaschinen aufgestellt und in Betrieb genommen, und auch die ver mehrte Verarbeitung von Zellstoff verlangte grössere Mengen Holzschliff. Es trat damals schon ein Ausgleich ein. und nur noch vereinzelt gingen Holzschliffladungen über die belgische Grenze. Das Jahr 1886 brachte wiederum die Betriebseröffnung verschiedener Maschinen, einen sehr wasserarmen Sommer und, was von nicht zu unter schätzender Bedeutung war, eine Verschiebung im Absatz des am Harz hergestellten Schliffes. Dieser, von dem sonst ansehnliche Massen im nördlichen Westfalen verarbeitet wurden, konnte nach Sachsen verkauft werden- Hierdurch wurde es möglich, die Jahresabschlusspreise für 1887 schon um eine Kleinigkeit zu erhöhen. Von vielen Seiten arbeitete man damals auf eine grössere Preis erhöhung hin, unserer Ansicht nach war es aber klug gehandelt, dass man die Saiten noch nicht zu straff anzog und den Papierfabrikanten erst Zeit liess, die Ueberzeugung zu gewinnen, dass eine neue Aera für den Holz schliff beginne. Erst musste der Betrieb so vieler neuer Maschinen wirken, bevor der richtige Hunger nach Schliff unwiderlegbar festzustellen war. Dass derselbe gross ist, beweist schon die Thatsache, dass seit Jahres frist eine neu errichtete Schleiferei an der unteren Ruhr ihre Erzeugung von beiläufig 120 000 kg trocknen Stoffs monatlich schlank sozusagen ge räuschlos absetzte. Ziehen wir nun in Betracht, dass das Jahr 1888 uns die Betriebs eröffnung weiterer 3 Papiermaschinen bringt, die augenblicklich im Bau begriffen sind, so gehen wir in der Annahme wohl nicht fehl, dass mehr Holzschliff in Rheinland und Westfalen verarbeitet werden wird, als am Rhein, an der Ruhr und in der Eifel hergestellt werden kann. Der Harz wird also wieder aushelfen sollen; dort aber waren, wie schon erwähnt, im vergangenen Jahr die Preise höher als bei uns, die Nachfrage aus Sachsen ist dieselbe geblieben, und die Schleifereien am Harz haben somit keine Veranlassung billiger nach Westfalen zu verkaufen — im Gegentheil, auch sie unterliegen den nachstehend entwickelten Zwangsgründen und werden zweifellos ihre Preise für 1888 weiter erhöhen. Was uns zwingt die Holzschliffpreise zu erhöhen, ist jedem Fachmann zur Genüge bekannt. Wer vor 4—5 Jahren sein Fichtenholz noch mit 4—5 Mk. den Raummeter im Wald kaufte, muss heute 6—7 Mk. bezahlen- Wer in sonstigen Jahren 150—160 Doppellader - Holzschliff liefern konnte, musste sich in den beiden letzten Jahren mit 120 ja selbst mit 100 begnügen, denn so gross war der Ausfall in der Produktion durch den Wassermangel, bei denselben fortlaufenden Geschäftsunkosten. Dass hierbei viel, sehr viel Geld in den Schleifereien verloren ging und zum Theil vom Kapital gezehrt wurde, ist eine unbestrittene Thatsache; eine Preisaufbesserung ist daher zur Rettung des Bestehens schon geboten. Wenn die Schleifereien den Vortheil ihrer heutigen Lage mit Festig keit und in den Grenzen des durch Voraussicht und Klugheit Erlaubten ausnützen, so nehmen sie nur was ihnen von rechtswegen gebührt und geben hoffentlich damit auch den Anstoss zur Umkehr in dem unsinnigen Schleudern der Papierpreise. Mehrere Holzschleifer. Die Chromo-Papier-Fabrik von Najork & Praetorius, Leipzig-Plagwitz, •—-4 gegründet 1868, —• erzeugt mit 10 Streichmaschinen und über 200 Arbeitern als einzige und ausschliessliche Specialität präparirte, für Buntdruck geeignete Papiere und Cartons aller Art zur Verwendung für Luxuspapier- u. Etiquetten-Fabriken, chromolithographische, photolithogr. und typogr. Anstalten. [34009 —= EXPORT. - Prompte Bedienung. — Coulante Conditionen. Ermässigte Preise.