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Vorbildung der Handlungsgehilfen. Die Fach-Erziehung der jungen Handels- und Gewerbetreibenden ist schon oft Gegenstand der Erörterung in der Papier-Zeitung ge wesen. Wir beklagten wiederholt, dass in unsern Schulen zu wenig Gewicht auf Erlangung derjenigen Kenntnisse und Eigenschaften gelegt wird, welche den ins Erwerbsleben ein tretenden jungen Mann befähigen, seine Berufsaufgaben zu verstehen, mit Entschiedenheit zu verfolgen und in nützlicher Thätigkeit seinen Platz auszufüllen. Berufs vereine, städtische Verwaltungen und einige deutsche Staaten haben inzwischen viel gethan, um dem vorhandenen Nothstand abzuhelfen. Dass aber die Ansicht, es müsse noch mehr geschehen, vielfach An hänger findet, beweist unter anderm der letzte Jahresbericht der Salomon’schen Handelsakademie zu Berlin. Der erfahrene Leiter dieser Anstalt, welche sich in der Handelswelt Ansehen und Beachtung zu erwerben wusste, sagt darin über Vorbildung der jungen Kauf leute Folgendes: In der Hauptsache geht die Gesammtzahl der jungen Leute, die sich dem Kaufmannsstand widmen, wenige Ausnahmen abgerechnet, aus zwei Bildungselementen hervor. Der eine Theil dieser jungen Leute geht so zeitig von der Schule ab, dass er noch nicht einmal in den Elementar kenntnissen genügende Sicherheit erlangt hat, der andere Theil, der die „vorgeschrittene Bildung“ unter der jüngeren Kaufmannschaft darstellt, besteht aus Denen, die erst mit vieler Mühe auf einer Realschule oder einem Gymnasium das Zeugniss für den Einjährig-Freiwilligen-Dienst erlangt haben. Nun kann wohl eine Fachschule den Unterricht so einrichten, dass derselbe eine gewisse Abrundung erhält, wenn an seinen Endpunkt die Erlangung des Befähigungszeugnisses zum Einjährig-Freiwilligen-Dienst gesetzt wird; der in unsere Realschulen und Gymnasien hineingelegte Er ziehungs-Plan erhält aber nur eine Bedeutung durch fortgesetzten Besuch sämmtlicher Klassen. Der, wie dies bei den meisten Handlungsbeflissenen der Fall ist, plötzlich in Unter-Sekunda abgebrochene Unterricht hat nur sehr wenig Werth, nach allen Seiten ist er unfertig, nirgends abgeschlossen. Kein Wunder daher, dass der junge Mann, der so wenig geistig vorbereitet in die Lehre kommt, nur sehr geringe Anregung zum freiwilligen Weiter studium mitbringt und die auf der Schule erworbenen, ohnehin sehr lücken haften Kenntnisse in kurzer Zeit vergisst- Dieser Mangel einer gründlichen geistigen Ausbildung der Kaufleute muss aber nothwendiger Weise in seiner Gesammtwirkung Zustände herbeiführen, die nicht nur die gesunde Ent wicklung des Kaufmannsstandes nachtheilig beeinflussen, sondern die auch als Schäden für das ganze Volksleben betrachtet werden müssen. Der Kaufmannsstand ist ein zu wichtiger Faktor des Gesammtwohles, als dass nicht Alles, was ihn zum Guten oder Bösen betrifft, auf den übrigen Theil des Volkes zurückwirken sollte. Durch die Hände des Kaufmanns gehen alle die Tausende von Fäden, mit denen der Gewerbfleiss eines ganzen Volkes das Land bedeckt. Von seinen Fähigkeiten hängt es ab. in wie weit die Arbeit des Volkes ihren angemesenen Lohn findet, von seiner Einsicht, dass beim internationalen Austausch der Güter die gesunden Grundsätze zur Geltung kommen, die dem Land eine erfolgreiche Ver- werthung seiner Erzeugnisse ermöglichen. Wir können also wohl sagen, die Frage des allgemeinen Bildungsstandes der Kaufleute ist eine Frage von einschneidender gesellschaftlicher Bedeutung, bei deren Lösung das Gemeinwohl in hohem Grad betheiligt ist. Aus alle dem ergiebt sich, dass die Errichtung von höheren Handelslehranstalten, von besonderen Fachschulen, in denen dem Kaufmann Gelegenheit gegeben wird, sich eine seiner gesellschaftlichen Stellung entsprechende Bildung anzueignen, dringend nothwendig erscheint. In richtiger Erkenntniss dieser Thatsache haben einzelne deutsche Staaten derartige Anstalten mit Unterstützung der Stadt oder der Regierung errichtet, so z. B. in Gotha und Gera, ganz besonders aber in Sachsen, wo die Handelslehranstalten in Leipzig und Chemnitz alljährlich beträchtliche Unterstützungen von Seiten des Staates erhalten. Im ganzen Königreich Preussen giebt es dagegen keine einzige Handelslehranstalt, die von Stadt oder Staat unterstützt würde. Um dem dringenden Bedürfniss zu genügen, sind von Privatunternehmern eine Anzahl derartiger Anstalten errichtet worden. Jedoch nur wenige derselben können mit Recht auf Bezeichnung von wissenschschaftlichen Anstalten Anspruch machen. Die Ueberzeugung, dass der Einzelne nicht imstande ist, einer Handelslehranstalt die für das allgemeine Wohl nothwendige breite Grund lage zu geben, ist wohl als richtig anzuerkennen. Eine gedeihliche Lösung der hier vorliegenden wichtigen Frage kann vielmehr einzig und allein durch unmittelbares Eingreifen des Staates oder der Stadt geschehen, und ich glaube, dass die erste Stadt des Reiches, die unübertroffen durch den Hochsinn, mit dem sie mit reichen Mitteln zahlreiche und verschiedenartige Bildungsanstalten geschaffen, dass es diesem hervorragenden Mittelpunkt aller geistigen Bestrebungen des deutschen Volkes würdig sei, auch in der hier angeregten Sache den Anfang zu machen, der sicher zum Ausgangspunkt zahlreicher Bestrebungen im Lande werden würde. Wenn man neuerdings mehrfach versucht hat, für die geistige Aus bildung der Lehrlinge durch Errichtung von Fortbildungsschulen zu sorgen, so sind zunächst diese Anstalten, so empfehlenswerth sie auch an und für sich sind, ihrer ganzen Einrichtung und Zielweite nach nicht mit den höheren Handelslehranstalten zu vergleichen. Jedoch selbst der Nutzen, der durch die Fortbildungsschulen überhaupt zu erzielen ist, wird zu einem grossen Theil nicht einmal erreicht Einmal hält die Lässigkeit der Geschäftsleiter dieselben ab, ihre Lehrlinge zu einem regelmässigen Besuch dieser Schulen zu veranlassen, und dann kann unmöglich in den jungen Leuten, die denganzenTag angestrengt gearbeitet haben,genug geistige Frische wohnen, um aus den Unterrichtstunden am Abend denselben Nutzen zu ziehen, den ein Tagesunterricht gewährt. Die Erfahrungen, die hier in Berlin mit der kaufmännischen Fortbildungs schule gemacht worden sind, haben diese Wahrnehmung zu sehr bestätigt. Es muss also der Grundsatz aufgestellt werden, dass in der wissenschaft lichen Ausbildung der Handlungsbeflissenen keine die ganze Erziehung benachtheiligende Unterbrechung des Unterrichts stattfinden darf, dass dieselbe vielmehr erst zu einem genügenden Abschluss gelangt, wenn die Schule der Praxis beginnt. Nur auf diesem Weg wird eine kaufmännische Jugend herangezogen werden, die mit dem Verständniss der Aufgaben ihres Berufs in’s Leben hineintritt und bei der die Anregungen der Schule zu fernerer geistiger Selbstarbeit dauernd nachwirken. Herr Salomon hat bereits vor etwa 6 Jahren der Stadt Berlin seine Anstalt zur Uebernahme angeboten, sein Vorschlag wurde indess abgelehnt. Auch ein Gesuch an die Berliner Kaufmannschaft um regelmässige Unterstützung der Anstalt wurde abschlägig beschieden. Die Bestrebungen, in Berlin eine von Staat oder Stadt verwaltete Fachschule für den Handelsstand ins Leben zu rufen, welche die Lücken des allgemeinen Schulunterrichts ergänzt, verdienen jedenfalls Beachtung, und es wäre vielleicht an der Zeit, die Angelegenheit zur öffentlichen Besprechung zu bringen. Der Anstalt des Herrn Salomon und ihren Leistungen versagen auch wir unsere Anerkennung nicht. Wir möchten nur wünschen, dass sie ihren Zöglingen reineres Deutsch lehre, als in dem be sprochenen Bericht zu finden ist. Wir haben in vorstehendem kurzem Auszug nicht weniger als 19 entbehrliche Fremdwörter verdeutschen müssen. Franz Clouth Rheinische Gummi- Waaren-Fabrik Nippes-Cöln. Unter Garantie für das Festsitzen des Gummi's auf dem Eisen wurden mehr als 1000 Gummi-Ueberzüge an die grössten Papierfabriken des In- und Auslandes zur grössten Zufriedenheit geliefert und werden Zeugnisse auf Wunsch zugesandt. [33581 Specialitäten zur Papierfabrikation : Patent-Gummi- Treibriemen m. Baumwoll-Einl., D R. P. Nro. 6306. Patent Gummi-Baumwollriemen D. R P. Nro. 9684. Verdichtungsmaterialien, Gummi-Klappen, Siebleder etc. Saugkastenbeläge und Schaber aus Hartgummi. * Maschinen für Cellulosefabriken. 22228222220 R x x R N R * X R R R 3 R x K A R R s % % jeder Construction und Breite. Papiermaschinenumbauten. Langsiebentwässerungsmaschinell. [30727 II. FULLNER, Warmbrunn, Schlesien. 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