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64 PAPIER-ZEITUNG. Ho. 4. Beschreibung neuer in Deutschland patentirter Erfindungen. Sämmtliche Original-Patentschriften werden, soweit sie noch vorhanden, zum Preise von 1 Mark für jede Patentschrift von der Kaiserlichen Reichsdruckerei zu Berlin SW., Oranien-Strasse 91, an Jedermann abgegeben. Man sende den betreffenden Betrag an die genannte Verkaufsstelle durch Postanweisung und bezeichne auf derselben deutlich die Nummer der gewünschten Patent schrift. Dieselben können auch durch jede Reichspostanstalt bezogen werden. Schleuderapparat zum Zertheilen der Faserbündel bei Her stellung von Zellstoffen von A. Hempel in Cöslin. D. R. P. 41519. (Kl. 55.) Für die Zertheilnng der Faserbündel des gekochten Holzes ist bis jetzt der Holländer das bevorzugteste, wenn nicht das einzige Geräth, wenn gleich anerkannt wird, dass seine Leistungen keine zufriedenstellenden sind. Derselbe beginnt seine Ar beit erst, nachdem nahezu die Füllung vollendet. Schon nach dem ersten Umlauf des Stoffes zeigen sich gut zertheilte Fa sern neben einer grossen Menge Bündel, die unberührt Walze und Grundwerk passirt haben. Dies beweist, dass schon ein einzelner kräftiger Schlag hinreicht, die weich gekochten Bündel in Fasern zu legen, wohingegen ein meh rere Stunden anhaltendes Um laufen des Stoffes im Holländer nöthig ist, bis alle Bündel genügend zertheilt sind. Hierdurch werden leider auch solche hart gebliebenen Holztheilchen, die man nicht Fig. 1. gern zerkleinert sehen möchte, von den Messern zermalmt, so dass man statt eines Stückes eine Anzahl Splitter im Stoff erhält, die sich durch Knotenfänger schwer zurückhalten lassen. Aber selbst stundenlange Arbeit des Holländers bürgt nicht dafür, dass alle weich gekochten Faserbündel zertheilt werden, weil sich solche leicht absetzen und dann 4 Fig. 2. durch drei Arme mit dem Gehäusekranze an dem Umlauf des Stoffes nicht theilnehmen, so dass die mit grosser Kraftver geudung vollführte Arbeit des Holländers eine unge- --< nügende ist. Bei vorliegendem Apparat ist das Prinzip der Arbeits weise ein umgekehrtes. Statt mit hohem Kraft- anfwande die Holländer walze in der ganzen Stoff menge arbeiten zu lassen, um nach und nach alle Theile des Stoffes zu treffen, wird hier der Stoff selbst in Bewegung gesetzt. Auf eisernen Trägern oder Balken ist das aus der Zeichnung ersichtliche Ge häuse (Fig. 2) mit vier Füssen befestigt. Eine sich darin frei bewegende Welle A ist unten an einem Quer steg zwischen den Trägern gelagert, oben durch ein Halslager gehalten, welches fest verbunden ist. Auf dieser Welle sitzen oben offene, hohle Kreuzköpfe B, deren Höhlung in mehrere radial angeordnete Röhren C ausläuft. Der aus dem Kocher kommende, entlaugte und gut mit Wasser an gerührte Stoff wird mittels einer Pumpe durch das oben angeordnete Rohr D mit Mundstück dem Apparat in der Pfeilrichtung zugeführt. Die circa 500 Umdrehungen machenden hohlen Arme schleudern denselben gegen die mit Rippen, Zähnen oder Dornen besetzte Wandung, siehe Fig. 1, an welcher die Bündel zerschellen. Der trichterförmige Boden E des Gehäuses führt den Stoff dem zweiten Hohlkörper zu, in dem sich der Vorgang wiederholt. Der alsdann gut zerschlagene Stoff fliesst durch den unteren trichterförmigen Boden und untergehängte Rinnen zur weiteren Verarbeitung in die Bleichapparate oder zur Entwässerungsmaschine. Durch Vermehrung der Umdrehungszahl der Hohlkörper, Vergrösserung des Durchmessers des Apparates bezw. das Gegentheil lässt sich die Ein wirkung auf das Kochprodukt vergrössern oder verringern. Patent-Ansprüche: 1. Zum Zertheilen der bei Herstellung von Zellstoff durch Kochen entstehenden Faserbündel die Anwendung eines Schleuderapparates, be stehend aus einem auf einer Welle befestigten hohlen, oben offenen Körper, dessen Höhlung in mehrere radial angeordnete Röhren ausläuft, welche die zu zerfasernde, centrisch oben eintretende Masse gegen die Wandung des Gehäuses werfen, welch letzteres, um dem anprallenden Stoff geeigneten Widerstand zu bieten, mit Rippen, Zähnen oder Dornen besetzt ist. 2. Die Anordnung mehrerer derartiger Schleuderapparate, welche von der zu zertheilenden Masse nach einander durchflossen werden, auf einer Welle. Nach Mittheilung des Erfinders liefert die Schleuder bei einem Durchmesser der Flögel von 1,5 Metern und einem Kraftbedarf von 4—5 Pferden 4—500 kg trocken gedachten Stoff in der Stunde. Die Anfertigung des Apparates hat H. Föllner in Warmbrunn in Schlesien übernommen. Verfahren, Zeichnungen auf Elfenbein, Steinnuss und ähnliche Materialien zu übertragen und zu fixiren von Carl Brandt, in Firma Carl Brandt jr. in Gössnitz i. S. D. R. P. 41899. (Kl. 15.) Das zu übertragende Bild, Muster oder Zeichnung wird als negatives Bild auf lithographischem Wege mit einer schwarzen Fettfarbe auf ein in bekannter Weise für den Umdruck präparirtes Papier gedruckt und durch Umdruck auf den aus Steinnuss, Elfenbein, Knochen, Horn, Holz oder anderem Material bestehenden Gegenstand übertragen. Letzterer wird als dann in reinem Wasser so lange gespült, bis alle durch den Umdruck vom Papier haften gebliebenen klebrigen Bestandtheile entfernt sind, und schliesslich unter Ausschluss des Lichtes durch eine Lösung von salpeter saurem Silberoxyd oder einem anderen lichtempfindlichen Stoff gezogen. Hierdurch werden diejenigen Stellen des betreffenden Gegenstandes, welche von der Fettfarbe nicht bedeckt sind (also das positive Bild darstellen), der Einwirkung der Flüssigkeit unterworfen, die darin besteht, dass die Flüssig keit ein wenig in die von Farbe freien Stellen der Oberfläche des Gegen standes eindringt. Setzt man nun den also behandelten Gegenstand der Einwirkung des Tageslichtes aus, so färben sich in kurzer Zeit die von Fettfarbe freien Stellen dunkel. Sind diese Stellen dunkel genug geworden, so wäscht man unter Ausschluss des Tageslichtes die schwarze Fettfarbe in gereinigtem Terpentinöl ab und badet den Gegenstand in einer Lösung von unter schwefligsaurem Natron, welches die Wirkung des salpetersanren Silber oxyds aufhebt und ein Nachdunkeln verhindert. Verschiedene Farben erhält man durch Anwendung verschiedenartiger lichtempfindlicher Stoffe, sowie auch durch Benutzung verschiedenprocentiger Bäder. Auf diese Weise wird Bild, Muster oder Zeichnung auf dem betreffen den Gegenstände derart fixirt, dass derselbe geschliffen und polirt werden kann, ohne dass die Zeichnung irgendwie leidet. Patent-Anspruch: Das Verfahren, eine mit Fettfarbe auf Papier gedruckte negative Zeichnung durch Umdruck auf Gegenstände aus Elfenbein, Steinnuss oder ähnliche Materialien zu übertragen, auf denselben durch die Einwirkung einer Lösung eines lichtempfindlichen Stoffes, wie z. B. salpetersaures Silberoxyd, zu fixiren, durch die Einwirkung des Lichtes zu entwickeln und durch eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron am Nachdunkeln zu verhindern. Schreibzeug mit mehreren Tintenfässern von Arthur Edmund Gorse in West-Bromwich (Grafschaft Stafford, England). D. R. P. 41 309. (Kl. 70.) Die Deckel der Tintenfässer sind so mit einander in Verbindung ge bracht, dass beim Oeffnen eines Deckels ein anderer, etwa offen stehender Deckel geschlossen wird, um eine Ver wechselung der ver schiedenen, in den Tintenfässern ent haltenen Tinten beim Schreiben zu ver meiden. Die Deckel E sind um feststehende Zapfen a drehbar und mittels Hebel K, Stangen N und Winkelhebel M durch Fingerdruck zu öffnen. Die Hebel K sind über den Angriffspunkt der Stangen N hinaus verlängert und mit Oesen 0 versehen, durch welche eine Schnur L gezogen ist. Ist ein Deckel geöffnet, so ist die Schnur L, welche ausserdem durch am Gehäuse befindliche Oesen P geführt ist, um eine gewisse Länge zu einer Schleife ausgezogen. Oeffnet man nun einen anderen Deckel, so wird durch den auf die Schnur ausgeübten Zug die erst gebildete Schleife wieder straff gezogen und dadurch der zuerst geöffnete Deckel geschlossen. Die Länge der Schnur kann mittels einer Schraube geregelt werden. Patent-Anspruch: Die Verbindung der verschiedenen Hebel K durch eine mittels einer Schraube oder auf andere Weise zu spannende Schnur L in der Weise, dass je nach der Spannung der Schnur nur ein Deckel oder mehrere Deckel gleichzeitig geöffnet werden können.