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No. 4. PAPIER-ZEITUNG. 63 Kalender. Wilhelm Gronau’s Buchdruckerei und Schriftgiesserei in Berlin gab ihrem diesjährigen Kalender, welcher nach altem Brauch an Geschäftsfreunde versandt wurde, Gross-Quartformat. Der einfache aber gut zusammen gestellte Rahmen enthält als Hauptornament eine neue, hübsch gezeichnete 4 Cicero-Einfassung auf punktirtem Grund. Die Figuren dieser Einfassung zeigen Anklänge an beliebte Formen der sogenannten „Münchener Richtung“, sind aber sorgfältiger gezeichnet und abschattirt, als man es bei jenen „altdeutschen“ Erzeugnissen meist findet. In der Farbengebung sind blaue und violette Töne bevorzugt. Der Gesammteindruck ist dadurch etwas kalt geworden, ohne indess unharmonisch zu erscheinen Die vereinigten Anstalten von Wilh. Greve und Gebr. Fickert in Berlin haben einen sehr hübschen Kalender in japanischem Geschmack herausgegeben. Der breite Rahmen zeigt auf dunkelblauem Grunde flott gezeichnete Pflanzen verschiedener Art, die aus zierlichen Näpfen und Kübeln emporschiessen. Die Umrisse derselben sind in Gold- und Silber bronze ausgeführt, so dass der Eindruck japanischer Lackmalerei erzeugt wird. Diese ungewöhnliche Ausstattung hat den Vorzug unantastbarer Echtheit, denn Entwurf und Zeichnung rühren von einem jungen japanischen Künstler her, der zu seiner Ausbildung in Kartographie von der japanischen Regierung nach Berlin geschickt wurde. Das Kalendarium ist auf beide Seiten des Kartonblatts vertheilt, so dass ein breiter Innenraum und bei jedem Monat ein Streifen für Notizen gewonnen wurde. Der Hauptrahmen ist von kräftigen rothen Linien begrenzt, und in der rechten unteren Ecke steht in Form von zwei rechteckigen Stempeln die Firma der lithographischen Anstalt Wilh. Greve. Ein kleiner Kalender in Taschenbuchform wurde schon zur Weihnachts zeit von der Firma J. G. Pohley, Schreib- und Lederwaaren-Handlung, in Liegnitz, als Geschäftsempfehlung benutzt. In dem kartonnirten mit hübscher Titelzeichnung versehenen Heftchen stehen links die Monatstafeln, rechts sachgemäss geordnete WaarenVerzeichnisse. Einige leere Blätter für Notizen sind angeheftet. Die Rückseite des Umschlags zeigt die Ansicht des Geschäftshauses zwischen Pilaster-Ornamenten. Eine kurze Vorrede weist darauf hin, dass die Firma in diesem Jahre die seltene Feier ihres 100jährigen Bestehens begehen wird. Lichtdruckproben aus der Kunstanstalt von Julius Klinkhardt in Leipzig. Die vielseitige graphische Anstalt hat seit einiger Zeit unter die von ihr gepflegten technischen Kunstzweige auch den Lichtdruck auf genommen und versendet einen prächtig ausgestatteten Oktavband mit Proben verschiedener Art als Beweis ihrer Leistungsfähigkeit auf diesem Gebiet. Ein nach Form und Inhalt so vollendetes Probenbuch ist seit langer Zeit nicht erschienen. Es ist eigentlich ein Prachtwerk, dessen Darstellungenneben ihrer Bedeutung als technische Proben auch selbständigen Kunstwerth besitzen. Die 16 Einzelblätter enthalten Darstellungen aus verschiedensten Gebieten in mannigfachen, stets den Zwecken der Wiedergabe angepassten Ausführungsarten. Wir finden darin Glanz- Lichtdruck in bräunlichem Photographieton, der photographische Abdrücke in vollendeter Weise nachahmt, matten Lichtdruck in gebrochenem Schwarz, der wie Tuscbzeichnung aussieht, oder wie ein photographischer Abzug auf Bromsilber- oder Platinpapier, ferner farbigen Lichtdruck unter Zuhilfe nahme der Chromolithographie. Das in letzterer Technik ausgeführte Bild eines chinesischen Kriegers in der alten phantatisch-abschreckenden Aus rüstung mit Panzerplatten und Gesichtsmaske ist ganz vorzüglich gelungen. Mit anscheinend sehr wenigen Farbenplatten wurde darin eine Wirkung erzielt, welche der des Urbilds, — einer Wasserfarbenmalerei, — sicher sehr nahe kommt. Ein hübscher Kinderkopf, Momentaufnahmen von der Leipziger Promenade, die treffliche Wiedergabe eines Kanoldt’schen Ge mäldes mit Echo und Narkissos in heroischer Landschaft, und ein Bauern gehöft veranschaulichen das für manche Zwecke beliebte Verfahren des Glanz-Lichtdrucks. Der Matt-Lichtdruck, welcher im allgemeinen künst lerischer wirkt, wird an mehreren Landschaften nach Gemälden in Oel- und Wasserfarben, an Bildnissen und Studien nach Bleistiftzeichnungen, Stahlstichen u. s. w. gezeigt Von bestechender Wirkung ist besonders die Wiedergabe eines Stahlstichs „Christus in der Sterbestunde“. Einige Blätter mit kunstgewerblichen Gegenständen in ausserordentlich scharfer und wirksamer Wiedergabe lassen den Werth des Lichtdrucks für die Industrie erkennen und zeigen zugleich, wie der Eindruck des Bildes durch verschiedenartigen Ton der Druckfarbe der Eigenart der dargestellten Gegenstände angepasst werden kann. Die Probenblätter sind von einer prächtigen Einbanddecke umschlossen, auf welcher Lichtdruck mit Chromolithographie geschickt verbunden wurde. Ein Landschaftsbild mit Mühle nimmt, mässig nach rechts geschoben, den Mittelplatz ein. Zartrosige Blüthen bedecken die linke untere Ecke und ragen in den umgebenden Rand hinein, der in Irisdruck ausgeführt ist und neben der wirksam und flott ausgeführten Schrift noch für einige Schmetterlinge Raum bietet. Die Blüthen sind mässig hochgepresst, so dass der Eindruck der Naturwahrheit, welchen der gut ausgeführte Farben druck erzeugt, noch weiter verstärkt wird. Eine hübsche Vignette auf der Rückseite, schön gemustertes Vorsetzpapier auf den Innenseiten der Deckel ergänzen die vornehme Ausstattung. Die Herausgabe eines derartigen kostbaren Musterbuchs bekundet an- erkennenswerthen Unternehmungsgeist und weitschauenden Blick. Mag die Herstellung auch bedeutende Kosten verursachen, — die Wirkung ist dauernd und nachhaltig, und der Erfolg dürfte nicht ausbleiben. Interessenten erhalten das Buch ohne Entgelt von der Leipziger Firma zugesandt. Leimtypie im Dienst amerikanischer Nachdrucker. Wenn in Europa, besonders in England und Deutschland, ein bedeutsames Werk erschienen ist, so wird es in Amerika, dessen Verlagsbuchhändler durch kein Literar-Abkommen gebunden sind, oft gleich nach Erscheinen nach gedruckt. Diese Auferstehung jenseits des Oceans geht sehr schnell, und wenige Tage nachdem die ersten Exemplare im Hafen angekommen sind, ist oft die amerikanische Ausgabe fertig. Um die zeitraubende Herstellung des Satzes zu umgehen, wird dabei, wie British and Colonial Printer and Stationer erzählt, neben Zinkätzung auch ein eigenthümliches Wiedergabe- Verfahren angewendet, welches den auf Seite 1491 erwähnten Vorläufern der Husnik’schen Leimtypie ähnlich zu sein scheint. Man nimmt von den Druckseiten photographische Negative, kopirt dieselben auf Chrom gelatineschichten und entwickelt durch Bürsten mit lauwarmem Wasser das bekannte Gelatinerelief. Dasselbe kann aber nicht, wie beim Husnik- Verfahren, selbst zum Druck benutzt werden, sondern wird galvanisch ab geformt. Auf solche Weise ist z. B. erst kürzlich die „Encyclopedia Brittanica“, ein Wörterbuch mit zahlreichen Abbildungen in einer Auflage von 20 000 Stück wiedergegeben worden. Bedeutende Ersparnisse können bei diesem umständlichen Verfahren unmöglich erzielt werden, und nur wenn zahlreiche Abbildungen wiederzugeben sind, dürfte dasselbe lohnen. Dagegen bürgt es für treue Wiedergabe und kann unter Umständen schneller druckfertige Formen liefern als Typensatz. Wenn aber schon das alte unvollkommene Verfahren den amerikanischen Verlegern will kommen erscheint, so dürfte der Husnik’schen Leimtypie im Nachdrucker lande eine besonders reiche Zukunft blühen. Die Reklam'schen und Meyer'schen Volksbücher sind durch Erlass des Oesterreichischen Unterrichtsministeriums, gleich den bei Fried berg & Mode in Leipzig erscheinenden englischen und französischen Klassikern als gegen die Gebote der Schulhygiene verstossend, für alle österreichischen Schulbibliotheken und zum Schulgebrauche überhaupt verboten worden. Auch ihr Gebrauch für häusliche Lektüre wurde untersagt. Die in Schüler bibliotheken befindlichen Exemplare sollen sofort entfernt und durch andere ersetzt werden. In Anbetracht der kleinen, augenverderbenden Schrift namentlich in den Reklam’schen Büchern erscheint die Maassregel ganz vernünftig und nachahmenswerth. Man dürfte nur beim Verbot der genannten Werke nicht stehen bleiben, sondern müsste alle Bücher vom Schulgebrauch ausschliessen, die nicht mindestens Borgisschrift mit Achtel petit-Durchschuss (Borgis auf Korpus) zeigen. Kaiserbibel. Se. Majestät der Deutsche Kaiser und Ihre Majestät die Kaiserin Augusta haben die Widmung der von uns auf Seite 1439 er wähnten Prachtbibel, welche im Verlage von Max Pasch in Berlin liefe rungsweise erscheint, angenommen. Volapük. Die amerikanische philologische Gesellschaft hatte einen Ausschuss eingesetzt, der sich mit Prüfung der Weltsprache „Volapük“ befassen sollte. Dieser Ausschuss hat sich, wie mehrere Tageszeitungen melden, gegen „Volapük“ ausgesprochen. Man gab zu, dass bei dem gegenwärtigen regen internationalen Gedankenaustausch eine allgemein verstandene Sprache geschaffen werden sollte, jedoch müsste diese sich auf die sechs bedeutendsten arischen Sprachen, die englische, französische deutsche, spanische, italienische und russische gründen. In dieser Be ziehung bilde das Volapük geradezu einen linguistischen Rückschritt. Auch meinte der Ausschuss: eine einzelne Person werde kaum imstande sein, eine den Bedürfnissen der civilisirten Nationen entsprechende Welt sprache zu erfinden; hierzu sei vielmehr die Einsetzung einer aus Mit gliedern der sechs oder sieben bedeutendsten arischen Nationalitäten be stehenden internationalen Kommission erforderlich. Wenn der Ausschuss der philologischen Gesellschaft wirklich zu diesem Schlüsse gekommen ist, so hat er sich jedenfalls gründlich lächerlich ge macht. Ein einheitliches Werk, also auch eine künstlich geschaffene Weltsprache, kann nicht von einer bunt zusammengewürfelten Gesellschaft ausgearbeitet werden, sondern fordert die planmässige Arbeit eines Kopfes. Zur Verbesserung und Ergänzung mögen dann sachverständige Kommissionen das ihrige beitragen. -Illlllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll- = | MUSTER STEHEN ZUR VERFÜGUNG, g | JAPANISCHE [M “| = COPIR € i SEIDEN p A D I C D r = RECLAME 1 I 1 • l— I 1 I— ■ = | PERGAMENT. | E FREDERICK HAWKE, 2 Queenhithe, London. E.C. | =uunasnaniuunsnsusunuvununsunnsunansuuunuusuvsununsassuumusuuwansnunmununuusuassnnnsumusnsnununuununnuznsnusunavanenssunususunuans= W. G. Taylor & Co. 59 Eastcheap, London E. C. and 16 Princes Street, Edinburgh [30764 empfehlen sich zum agenturweisen Verkauf von chem. präparirtem Holzstoff und sonstiger in der Papierfabrikation Anwendung findender Artikel. Feinste Verbindungen mit englischen und schottischen Firmen. Exporteure von Chemicalien, China Clay, Terra Alba etc.