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56 PAPIER-ZEITUNG. No. 3. An die Berufsgenossen. Das Unfall -Versicherungsgesetz hat die Angehörigen gleicher Fächer zu festen Verbänden vereinigt. Das Gesetz beschränkt jedoch die Thätigkeit der Berufsgenossenschaften auf die Unfall-Versicherung; alle übrigen Fach-Interessen sind daher der freien Ver einbarung überlassen. Der seit 10 Jahren bestehende Schutz verein der Papier - Industrie, welchem 247 Fabrikanten des Papier- und Schreibwaarenfaches, darunter 148 Papierfabrikanten, als Mitglieder angehören (Mitglieder-Listen stehen durch Carl Hofmann, Berlin W. 9, zu Diensten), betrachtet es als seine Aufgabe, diese anderen Interessen zu vertreten. Die General-Versammlung vom 4. September 1886 beschloss desshalb, die Grenzen des Schutzvereins so zu erweitern, dass alle Fabrikanten des Papier- und Schreibwaarenfaches, welche einer Berufsgenossenschaft angehören, Aufnahme finden können. Indem wir auf Grund dieses Beschlusses zum Beitritt einladen, führen wir nachstehend die mit der Mitgliedschaft verbundenen Vortheile an: 1. Vertrauliche Listen. Die Mitglieder theilen sich gegenseitig durch Vermittelung des Vertrauensmannes, Herrn Carl Hofmann, Berlin W. 9, und ohne, dass äusser Letzterem Jemand den Namen des Einsenders erfährt, ihre mit schlechten Zahlern gemachten Er fahrungen mit. Zu diesem Zweck werden den Mitgliedern mehrmals im Jahre Formulare zugesandt, in welche sie thatsächliche Mit- theilungen dieser Art eintragen und sie dann dem Vertrauensmann geben. Von diesem werden die Listen ohne Nennung des Einsenders an den Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins zur Prüfung weitergegeben und nach Rückkunft gedruckt an alle Mit glieder versendet. Durch die bis jetzt ausgegebenen 610 Listen sind die Mitglieder vor manchem Schaden bewahrt worden, und deren Vorhandensein dient schon als Schreckmittel für säumige oder nörgelnde Zahler. In vielen Fällen gelingt es auch den Mitgliedern, ihre Schuldner zur Zahlung zu veranlassen, dadurch, dass sie ihrem Schreiben einen gedruckten Zettel beilegen, der vom Vertrauensmann zu beziehen ist und von der Einrichtung des Schutzvereins, sowie der vertraulichen Listen Kenntniss giebt. 2. Gegenseitige Auskunftertheilung. Der Vertrauensmann vermittelt für die Mitglieder Auskünfte gegen Zahlung von 50 Pf. für jede Anfrage über Firmen des Papierfaches in Deutschland und Oesterreich, und von 2 Mark, in anderen Ländern. Die Mitglieder ertheilen solche Auskunft nach bestem Wissen, wenn der Vertrauensmann sie darum angeht. Mit dem Auskunftsbureau von Lesser & Liman in Berlin ist ausserdem ein Abkommen getroffen, wonach dasselbe durch Vermittelung des Vertrauensmannes den Mitgliedern zu ermässigten Preisen Auskunft ertheilt. Bis Ende November d. J. sind 9231 Auskünfte durch den Vertrauensmann ertheilt worden. 3. Diplom für treue Mitarbeit. Jedes Mitglied ist berechtigt, alljährlich für einen Arbeiter, eine Arbeiterin oder einen Beamten, welcher mindestens 10 Jahre in seiner Fabrik thätig war, ein Diplom zu beantragen. Die bis jetzt beantragten 137 Diplome sind bewilligt worden. Dieselben werden, künstlerisch in Chromo-Lithographie nach preisgekröntem Entwürfe ausgeführt, unter Glas und Rahmen kostenfrei geliefert und tragen erfahrungsmässig erheblich dazu bei, gute Beziehungen zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu erhalten. 4. Rechtshilfe. Die General-Versammlung zu Berlin, 17. September 1887, hat Herm Rechtsanwalt Hermann von Holtzendorff, Berlin SW., Kommandanten-Strasse 71, zum Rechtsbeistand des Schutzvereins der Papier-Industrie erwählt. Jedes Mitglied ist nach der mit diesem Herrn getroffenen Vereinbarung berechtigt, Rath und Auskunft bei ihm einzuholen. Die Kosten für solchen Rath werden von der Vereinskasse getragen. Herr von Holtzendorff übernimmt die Führung beziehungsweise Instruktion aller Prozesse der Mitglieder in und ausserhalb Berlins gleichviel an welchen Orten. Die hierdurch erwachsenden Mehrkosten werden von der Vereinskasse getragen. Den einzelnen Mitgliedern entstehen also dadurch, dass sie alle oder die meisten Klagen von Berlin aus vorbereiten Jassen, nur diejenigen Kosten, welche am Wohnort des Beklagten zu bezahlen wären. Besonders bei Konkursen — gleichviel wo — empfiehlt es sich, die Vertretung dem gemeinsamen Rechtsbeistand zu übertragen, weil dieser dadurch in die Lage kommt, viele Gläubiger und eine grosse Gesammtsumme zu vertreten. Dadurch kann dann mehr erzielt werden, als wenn jeder Gläubiger selbständig auftreten würde. Die Vereinigung der auf das Papierfach bezüglichen Rechtsangelegenheiten in der Hand eines gemeinsamen Rechtsbeistandes bringt noch den nicht zu unterschätzenden Vortheil mit sich, dass sich in dessen Person eine Kenntniss der Personen, Vorkommnisse und Verhältnisse des Papierfachs ansammelt, die jedem Auftraggeber Vortheil bringen muss. 5. Interessen «Vertretung. Die Mitglieder haben in dem Verein eine Vertretung aller gemeinsamen Interessen, welche dieser dem Staat und den Behörden gegenüber wahrt. Sie mögen sich daher in allen Fällen vertrauensvoll an den Vorstand wenden. 6. Schiedsgericht. Die General-Versammlung vom 4. September 1886 hat beschlossen, dass der Vorstand auf Antrag der Be- theiligten die Einsetzung von Schiedsrichtern zur Schlichtung von Streitfragen übernimmt. 7. Satzungen. In der für September des Jahres 1888 in Aussicht genommenen General-Versammlung sollen neue Satzungen zur Annahme vorgelegt werden. Neu eintretende Mitglieder können demnach bei Abfassung und Genehmigung derselben noch mitwirken. Anregungen dazu werden jederzeit willkommen sein. Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr, das Organ des Vereins die »Papier-Zeitung«. Um Mitglied zu werden, hat man sich nur bei dem Vorsitzenden, Herrn Kommerzienrath Alois Dessauer in Aschaffenburg, anzumelden, und 8 Mark Jahresbeitrag an den stellvertretenden Vorsitzenden und Kassirer, Herrn Friedr. Wilh. Abel, Magdeburg, für das erste Jahr der Mitgliedschaft zu zahlen. Je grösser die Zahl der Mitglieder wird, desto segensreicher kann der Verein wirken. Der Vorstand des Schutzvereins der Papier-Industrie. Kommerzienrath Alois Dessauer, Aschaffenburg. Fried. Wilh. Abel, Magdeburg. Vorsitzender. Stellvertretender Vorsitzender und Kassirer. Theodor Wiskott, Breslau. Max Krause, Berlin. Verantwortlicher Redakteur: Albert Hoffmann, Berlin. Druck von Hempel & Co., Berlin SW. Zimmer - Strasse 7.