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468 PAPIER-ZEITUNG. No. 24. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Goldschnitt an Karten und Briefumschlägen. (Fortsetzung zu No. 22.) nehmen das Blattgold an die beschmutzte Stelle an in den meisten Fällen nur durch Zerreissen und ist Fig. 2. Fig. 3. werden, würde. da sie hierdurch mit Schweiss beschmutzt Ist dies der Fall, so hängt sich beim Auf da das Gold vom leichtesten Lufthauch erfasst und fort- gewirbelt wird; geschieht dies, so ist das betreffende Blatt zum Goldschnitt meist nicht mehr zu gebrauchen, da es sich zusammenrollt und Falten schlägt, die sich nach dem Wiederausbreiten Das Vergoldemesser ist ein zweischneidiges, dünnes Stahlmesser mit abgerundeter Spitze (Fig. 2). Es dient sowohl zum Hochheben und Glattlegen der Goldblätter, als auch zum Schneiden derselben. Die Schneiden sind nicht wirklich scharf, da sonst beim Goldschneiden das als Unterlage dienende Goldkissen verletzt würde, son dern sie bilden eine stumpfe, glatt polirte Kante. Das Gold wird demnach mehr auseinander gedrückt, als zerschnitten, falls man nicht den Grat, welcher durch die scharfen Kanten der rechtwinkligen Schneide ge bildet wird, als wirkende Schneide rechnen will. Das Vergoldemesser muss stets blank und peinlich rein ge halten werden, da Rost- oder sonstige Schmutztheilchen beim Arbeiten störend wirken, das Gold zerreissen und andere Unannehmlichkeiten verursachen. Besonders ist es vor Fett zu schützen; aus diesem Grunde darf die Klinge auch nicht mit blossen Händen angegriffen Das Blattgold wird aus den zur Aufbewahrung dienenden Büchel chen zwecks des Auftragens mit dem hierzu dienenden Goldmesser herausgenommen und auf das sogenannte Goldkissen gelegt, auf dem es zugeschnitten und zur Weiterverarbeitung vorbereitet wird. l s- »■ desselben wieder zu lösen. Das Goldkissen (Fig. 3) besteht in seinen wesent lichen Theilen aus einem mit Kalbleder polster artig überzogenen Brett. Die gewöhnliche Grösse des selben ist ungefähr 35 X 20 cm. Das Kalbleder wird mit der rauhen Seite nach aussen gekehrt, mit Bims stein gründlich abgerieben und dann gleichmässig mit Rosshaaren gepolstert. Die Polsterung muss sorgfältig ausgeführt sein und darf nirgends Erhebungen oder Vertiefungen zeigen, sondern muss eine gleichmässig feste, leicht gewölbte Fläche darstellen. Vor dem Ge brauch wird der Kalblederüberzug leicht mit Röthel eingerieben, um ein Festkleben des Goldes an ihm zu verhindern. Fig. 3 zeigt eins der beliebten Goldkissen, deren Untertheil zugleich mit einem Schubkasten b ver sehen ist, welcher zum Auf bewahren des Goldes und verschiedener beim Vergolden gebrauchter Werkzeuge dient, a ist das Kalblederpolster, auf dem das Gold verarbeitet wird. Wegen der grossen Feinheit und Leichtigkeit des Goldblattes gehört zur Behandlung desselben viel Ge schick und Uebung. Mit den Fingern darf es auf keinen Fall angefasst werden, da es sofort an denselben festklebt ünd verloren ist. Das Papierbüchelchen wird vorsichtig geöffnet, das Messer mit der Spitze auf das Papierblatt ge legt und behutsam unter das Goldblatt geschoben. Dabei muss jede luftzugerzeugende Bewegung,selbst starkes Athmen, vermieden werden, a=---saaneä- —-2E fe3) Qpe des Blattes in Brüche und Risse verwandeln. Unvorsichtiges Athmen wirkt noch weiter nachtheilig, indem durch den warmen Hauch das kalte Messer anläuft und das Gold an demselben fest klebt. Falls das Goldblatt fest auf dem Papierblatt liegt, und das Unterschieben des Messers dadurch verhindert wird, so hilft man sich, indem man mit der Messerklinge an einer Ecke des Goldes leicht auf die Papier unterlage klopft; durch den hierbei entstehenden Luftstrom hebt sich das Blatt etwas und wird gelockert. Ist das Unterschieben des Messers unter das Gold ohne Hinderniss gelungen, so hebt man beides langsam hoch; jetzt hängt das Blatt auf dem Messer, mit beiden Enden nach unten. Nun bewegt man das Messer behutsam über das Goldkissen und dreht es nach einer Seite, so dass das Goldblatt auf die Schneide des Messers zu liegen kommt, dadurch hängt das Blatt nicht mehr gleichmässig vertheilt über das Goldmesser, sondern die eine Seite hängt länger, die andere kürzer herunter. Hierauf senkt man das Blatt so weit auf das Gold kissen, dass die lang herunterhängende Hälfte auf dieses aufstösst, dann dreht man das Messer weiter nach der kurzen Hälfte zu, so dass diese auf der bereiten Fläche der Messerklinge aufliegt, und lässt das Blatt ganz auf das Kissen niederfallen. Nun wird das Messer behutsam unter dem Gold vorgezogen, was mit kräftigem Druck nach dem Goldkissen zu geschieht. Bei richtiger Ausführung des beschriebenen Handgriffes wird das Blatt glatt auf dem Goldkissen liegen. Falls es nicht ganz glatt liegt, genügt vorsichtiges Hauchen von oben auf das Gold, um es durch den senkrecht auf die Fläche des Goldblattes wirkenden Luftzug flach auszubreiten. Schlägt die zuletzt niedergelassene Seite Falten, so lassen sich dieselben leicht durch seitliches Herausziehen oder Herausrollen des Messers beseitigen. Soll nun das Gold mit dem Rahmen aufgetragen werden, so müssen auf beschriebene Weise so viele Blätter nebeneinander gelegt werden, als die Länge des zu vergoldenden Schnittes beträgt. Die zusammenstossenden Enden der Goldblätter werden durch Aufdrücken mit der Messerschneide möglichst verbunden. Hierauf werden die aufgelegten Goldblätter mit dem Rahmen aufgenommen. Der Rahmen ist ein aus vier rechteckigen Holzleisten zusammen gesetzter Rahmen (Fig. 4). An den zwei kurzen Seiten sind je zwei verschiebbare Holzklötzchen a angebracht, von denen nach den gegenüberliegenden Klötzchen — ~~ .2* zwei Seidenfäden oder Pferde- haare b gespannt sind. Die Fäden Sa « werden in eine Entfernung von Z einander gestellt, die der Breite des aufgelegten Goldes entspricht, Fig. 4. so dass sie das Gold noch an den äussersten Enden bedecken. Ist das geschehen, so fährt man mit den gespannten Fäden leicht über die Haare, um ihnen auf diese einfache Weise einen Fetthauch zu geben, und legt den Rahmen so auf das Gold, dass die Fäden an beiden Seiten desselben auftreffen. Presst man nun den Rahmen fest nieder, so wird das Gold an den leicht fettigen Fäden festkleben und kann an diesen hochgehoben werden. Der mit Bolus vorbereitete Schnitt wird inzwischen mit Schnitt eiweiss, dessen Zubereitung bereits oben beschrieben wurde, grundirt. Das geschieht mit einem weichen, nicht zu dünnen Haarpinsel. Mit diesem wird das Eiweiss so dick auf den Schnitt getragen, dass das später aufgelegte Gold auf der Flüssigkeit schwimmt. Geübte Arbeiter tragen den Grund magerer auf, damit der Schnitt schneller trocknet, und das Durchschlagen desselben durch das Gold weniger stattfindet. Doch ist in diesem Fall Uebung und schnelles Arbeiten nothwendig, da magerer Grund ziemlich schnell eintrocknet. Nun wird das an den Fäden hängende Gold mit dem Rahmen aufgenommen, genau über die Stelle des Schnittes gebracht, auf welche es aufgelegt werden soll, und behutsam und gleichmässig auf diesen niedergesenkt. Sobald es in unmittelbare Nähe des Schnittes kommt, wird der Rahmen durch eine schnelle Bewegung vollständig niedergelassen und das Gold auf den Eiweissgrund gelegt. Beim Auflegen etwa entstehende Risse werden sofort mit entsprechend gross geschnittenen Goldstückchen ausgebessert. Wurde der Grund fett aufgetragen, so stellt man die Presse auf recht und lässt das überschüssige Eiweiss unter dem Gold vor- und ablaufen. Die Spalten oder Bretter, welche sich an beiden Seiten zwischen Karten und Pressbalken befinden, werden mit Löschpapier abgetrocknet, besonders die Spalte, über welche man das Eiweiss ab laufen liess. Hierauf nimmt man die Presse vom Tisch, stösst sie kräftig auf, um noch an den Spalten hängende Eiweisstropfen zu be seitigen, und stellt sie zum Trocknen bei Seite. Hierbei wird die Presse so gestellt, dass bereits fertige, an einer anstossenden Seite befindliche Schnitte nach oben stehen, damit sie vor Beschmutzung durch noch etwa ablaufenden Grund bewahrt bleiben. Der auf getragene Schnitt wird in schräger Lage der Wand zu gestellt, um einerseits das Ablaufen des Grundes nach einer Seite zu fördern, anderseits, um den Schnitt vor Beschädigungen zu schützen. (Fortsetzung folgt.)