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No 23. PAPIER-ZEITUNG. 451 Reisslänge und Trockengewicht. Heft 1, Jahrgang 1888 der »Mittheilungen aus den Königlichen technischen Versuchsanstalten« enthält folgende Mittheilung des Herrn Ingenieur A. Martens: Bei den Arbeiten der Versuchs-Anstalt wurde mehrfach festgestellt, dass- die Luftfeuchtigkeit von bemerkbarem Einfluss auf die Ergebnisse der Zerreissversuche ist. Dieser Einfluss ist zweierlei Art. Erstens nimmt das allezeit hygroskopische Papier, je nach dem relativen Feuchtigkeits gehalt der Luft, verschiedene Mengen Wasser in sich auf und ändert hierdurch sein Gewicht; zweitens ändert das aufgenommene Wasser die Festigkeit und Dehnbarkeit des Papiers an sich. Sowohl durch die Ge wichtsänderung als auch durch die Festigkeitsänderung wird die Reiss länge beeinflusst. Den ersten Theil dieser Beeinflussung kann man un schädlich machen, indem man die Berechnung der Reisslänge auf einen ganz bestimmten Feuchtigkeitszustand des Papiers begründet, und zwar am einfachsten auf denjenigen, welchen es hat, wenn man es in Luft von 100° C. so lange erwärmt, bis die benutzten Proben bei zwei aufeinander folgenden Wägungen keine Gewiehtsänderungen mehr zeigen. Diesen Zu stand kann man kurz als „Trockenzustand" bezeichnen. Der andere Theil des Feuchtigkeitseinflusses kann auf einfache Weise nicht unschädlich gemacht werden, weil derselbe noch unbekannt ist und erst durch eine in Aussicht genommene umfangreiche Untersuchung festgestellt werden muss. Durch Verfügung der Königlichen Aufsichtskommission ist bestimmt worden, dass von jetzt ab die Reisslänge nach dem Gewicht im Trocken zustande berechnet werden soll. Man wird also in Zukunft die zerrissenen Probestreifen in einem Trockenschränkchen, wie man es in jeder Handlung chemischer Apparate erhalten kann, bei 100" C. trocknen und in einem geschlossenen Gefäss (Uhrglas, Wiegefläschchen u. s. w) wägen müssen Die mit Hilfe dieses Trockengewichts berechnete Reisslänge stellt sich nach den bisherigen Erfahrungen der Versuchs-Anstalt um etwa 5—7 pCt. höher, als die nach dem alten Verfahren ermittelte. Die diesbezüglich gesammelten Beobachtungsergebnisse werden später ausführlich mitgetheilt werden. Elektrische Beleuchtung Während das elektrische Bogenlicht bei Beleuchtung grosser Hallen und Säle, hoher Fabrikräume und offener Plätze sich oftmals besser eignet und billiger stellt als Gaslicht, empfiehlt sich das Glühlicht für kleinere geschlossene Räume in Wohnungen, Werkstätten, Wirthshäusern und der gleichen. Bogenlicht ist billiger als Gas, wenn mindestens 12 Gasflammen durch eine Bogenlampe ersetzt werden. Wo es auf Farbenunterscheidungen ankommt, ist nur Bogenlicht verwendbar, nicht aber Glühlicht. Jede Gas flamme kann durch eine Glühlampe von 12—16 Kerzen ersetzt werden. Die Glühlampen sind zwar ziemlich empfindlich gegen Ueberbeanspruchung, doch darf man die Dauer einer fehlerlosen Glühlampe auf durchschnittlich 1400 Brennstunden annehmen. Die Fabrikanten guter Glühlampen garan- tiren durchschnittlich nur für 800 Brennstunden. maschine für Glühlicht garnicht zu verwenden, und selbst eine zwei- cylindrige mit schweren Schwungrädern lässt noch leichte Lichtschwankungen erkennen- Besonders stark treten die letzteren auf, wenn der Gasmotor nicht vollständig belastet ist, also mit den Explosionen aussetzt. In letzter Zeit hat man allerdings ein vortreffliches Mittel gefunden, diese motorischen Mängel unschädlich zu machen; es besteht einfach darin, dass die Klemmen der Dynamomaschine nicht bloss die Ausgangspunkte der zwei Haupt leitungen zu den Glühlampen bilden, sondern dass sie auch zugleich die Pole einer Akkumulatorenbatterie sind, welche den Lampem parallel ge schaltet ist. Die Anzahl der Akkumulatoren wird so gewählt, dass die Klemmen spannung der Batterie der für die Lampen nöthigen Spannung gleich ist. Die regelnde Wirkung der Akkumulatoren beruht in der Hauptsache darauf, dass dieselben einen sehr kleinen inneren Widerstand darbieten. Die Akkumulatoren wirken regelnd, indem bei höchster Geschwindigkeit des Motors und der Dynamomaschine der Stromüberschuss ladend durch erstere hindurchgeht, und entsprechend der abnehmenden Geschwindigkeit und dem abnehmenden Maschinenstrome nun Entladung der Akkumulatoren bis zum Eintritt der nächsten Explosion folgt. Namentlich behufs völliger Ausnutzung von Wasserkräften und Wind möchte man jedoch nicht bloss von der regelnden Wirkung der Akkumula toren Gebrauch machen, sondern auch die Zeit des Stillstandes der Be leuchtungsanlage oder des Kraftüberschusses zur Elektrizitätsaufspeicherung benutzen. Auf diese Weise ist es möglich, eine kleine Arbeitskraft von ungleichmässiger Geschwindigkeit zu benutzen, um eine verhältnissmässig grosse Anzahl Glühlampen mit völlig ruhigem Licht zu betreiben, sowie Naturkräfte auszunutzen, welche sonst theilweise verloren gehen würden. Es empfiehlt sich, durch Schirme das Licht der Glühlampen auf das Arbeitsstück zu konzentriren und vom Auge des Arbeiters abzuhalten. Für Glühlampen, welche sehr weit von der elektrischen Maschine ent fernt sind, wählt man Lampen, die mit niederer Spannung arbeiten (98 oder 97 Volts), und für Lampen, welche der Maschine sehr nahe liegen, solche für höhere Spannung (104 oder 103 Volts). Jedenfalls ist es sehr schädlich, von einer Lampe mehr Leuchtkraft zu verlangen als für sie angegeben ist. Wird auch nur während einer Stunde eine Lampe überangestrengt und deren Spannung um 11/2 Prozent überschritten, so dauert sie an 50 Brenn stunden weniger, als wenn sie immer auf der gehörigen Leuchtkraft erhalten worden wäre. Sobald der Kohlenfaden in seiner Gluth beinahe doppelt so dick erscheint als im kirschrothen Zustande, kann man sicher sein, dass die normale Leuchtkraft überschritten ist. Die Gluth der Kohle muss die Mitte halten zwischen Goldglanz und gelblich angehauchtem Weiss. Wird der Kohlenfaden weissglühend, und erscheint er mit zartblauen oder gar lichtvioletten Rändern eingefasst, so ist die normale Leuchtkraft weit überholt. Das Licht der Glühlampen kann zeitweise gedämpft werden, wenn mit Rücksicht auf die zu verrichtende Arbeit nur ein geringerer Helligkeits grad nöthig ist. Das Licht einer gedämpft leuchtenden Glühlampe stellt sich dann billiger als das einer vollbrennenden. Ich erwähne dies aus drücklich, weil diese Thatsache von anderer Seite bezweifelt worden ist. —z. In Papier- und Cellulosefabriken wird nicht selten Glühlichtbeleuchtung angewendet, trotzdem gerade hier die Bestandtheile der Anlage (namentlich die Ausschalter, Lampenhalter und Leitungsdrähte) von Feuchtigkeit und scharfen Gasen zu leiden haben. Die Elektrizitätsleiter (Kupferdrähte) lassen sich zwar gegen Einwirkung von Chlor durch gute Isolirung mittels Guttapercha oder reinem Kautschuk gut schützen, auch lassen sich die Drahtverbindungen durch gute Löthung sichern, doch bleiben immer noch die Kontaktstellen für die Lampen als wunde Punkte übrig, welche den schädlichen Chlorgasen preisgegeben sind. Die offenen Kontaktstellen lassen sich aber kaum vermeiden, wenn die Auswechselung der Lampen in be- quemer Weise stattfinden soll. Das Holz der Lampenhalter nimmt in feuchter Luft Wasser auf, wird so leitend und stellt eine schädliche Verbindung zwischen den nackt zu Tage liegenden Drähten her. Aber auch durch Anwendung von Lampenhaltern mit verdeckten Kontaktstellen sind die erwähnten Uebelstände nicht so leicht zu beseitigen. Die chlorigen und schwefligen Dämpfe dringen überall durch und zersetzen schliesslich. mit Hilfe des elektrischen Stromes die Kontaktstellen. Man benutzt daher neuerdings das Schraubensystem und wählt einen mit paraffinirtem Gips oder Ebonit ausgefüllten Lampenhalter von Edison, bei dem die Leitungsdrähte an die Kontaktstellen angelöthet sind, so dass die Auswechselung der Lampe ohne Aenderung an den Drähten selbst stattfinden kann. Zur Beleuchtung einer Papiermaschine sind nach Etienne de Fodor (Ingenieur der Socit Ediscn in Paris) mindestens 5 Lampen von je 16 Kerzen Leuchtkraft nöthig. In Cellulosefabriken müssen besonders die Manometer der grossen Siedekessel gut beleuchtet werden; bei jeder Beschickungssteile ist wenigstens eine achtkerzige Lampe nöthig, welche auch die Zufuhr der Holzspäne beleuchtet. Besondere Beachtung hat man den ■ schwefligen Dämpfen zuzuwenden, welche den Siedekesseln entsteigen. Wie bereits erwähnt, sind deshalb hier die offenen Kontaktstellen zu vermeiden, die Drähte besonders gut zu isoliren und die Lampen in ihren Haltern zu ver kitten, damit der Gaszutritt thunlichst verhindert wird. Es ist bekannt, dass Glühlichtanlagen nur dann ein ruhiges Licht, frei von allen dem Auge lästigen Helligkeitsschwankungen zu liefern vermögen, wenn der Betriebsmotor nicht nur eine und dieselbe Umdrehungszahl, sondern auch eine ganz gleichförmige Winkelgeschwindigkeit beibehält. Eine eincylindrige Gaskraftmaschine ist daher zum Betriebe einer Dynamo Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden «alle von Abonnenten eingesandten Muster von Erzeugnissen der Papier- und Schreibwaaren - Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei besprochen. Neue Albumkulissen. Die Einfügung von Bildern in Photographie- Albums gewöhnlicher Art fordert bekanntlich viel Sorgfalt und Vorsicht. Man muss die Bilder in einen schmalen Schlitz einführen und hinter dem oberen, deckenden Papierblatt nach oben schieben. Dabei geschieht es sehr häufig, dass der schmale Papierstreifen, welcher den Schlitz von der recht eckigen, elliptischen oder „domförmigen“ Bildöffnung trennt, einreisst und der so entstehende Riss das Album in hässlicher Weise entstellt. Besonders die geringeren Albumsorten, welche jetzt in grossen Massen auf den Markt gebracht werden, und zu welchen ein wenig widerstandsfähiges Ueber- zugpapier verwendet wird, zeigen diesen Mangel. Wer öfters Gelegenheit hat, Familien - Albums durchzusehen, wird nur selten ein tadelloses Exemplar finden.