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392 PAPIER-ZEITUNG. No. 20. Beschrelbung neuer in Deutschland patentirter Erfindungen. Sämmtliche Original-Patentschriften werden, soweit sie noch vorhanden, zum Preise von 1 Mark für jede Patentschrift von der Kaiserlichen Reichsdruckerei zu Berlin SW., Oranien-Strasse 91, an Jedermann abgegeben. Man sende den betreffenden Betrag an die genannte Verkaufsstelle durch Postanweisung und bezeichne auf derselben deutlich die Nummer der gewünschten Patent schrift. Dieselben können auch durch jede Reichspostanstalt bezogen werden. Sammelmappe von Jacob Spear in Fürth (Bayern). D. R. P. 41810. (Kl. 11.) Die beiden steifen Deckel a und b der Sammelmappe sind durch den biegsamen Rücken c verbunden. Nahe der Stelle, wo der Rücken c mit a zusammenstösst, ist an c die Zahn leiste d befestigt. Die Blätter, welche in die Mappe gelegt sind, werden durch die Zahnleiste d mittels der elastischen Schnur f auf einander gepresst und wie in einem gebundenen Buche fest gehalten. Auf der Zahnleiste d ist ein drehbarer Arm g angebracht. Steht der Arm so, wie er in Fig. 1 gezeichnet ist, so stellt er eine steife Ver bindung zwischen Deckel a und Rücken c her; beim Aufklappen des Deckels a wird dann der Rücken c und die Leiste d mitgenommen. Die Blätter liegen jetzt lose und können herausgenommen oder neue eingelegt werden. Steht aber Hebel g in einer zur vorigen senkrechten Lage, so dreht sich der Deckel a um h, die Zahnleiste d wird nicht gehoben, und die Blätter bleiben zusammengehalten. Zur Verstärkung der Wirkung der Schnur f oder auch zum Ersatz derselben sind an dem Deckel a (siehe Fig. 2) Bänder m befestigt, welche auf dem Deckel b durch z —J. Klemmvorrich- “ tungen k festgehalten Fig. 2. werden. Patent-Ansprüche: Bei Sammelmappen: 1. Die Anbringung einer parallel dem Buchrücken angeordneten, die beiden Buchdeckel a und b verbindenden elastischen Schnur f in Kom bination mit einem zwischen Buchdeckel a und Buchrücken c drehbar gelagerten Stellschieber g, zum Zweck, den Buchdeckel « allein oder in Verbindung mit dem Buchrücken c und der daran befestigten Zahn leiste d anheben zu können. 2. In Verbindung mit der unter 1. bezeichneten Anordnung, die die Deckel a und b in der Richtung der Schnur f umfassenden, durch Klemmschenkel k festklemmbaren Bänder m, zum Zweck, die Wirkung der elastischen Schnur zu unterstützen oder auch zu ersetzen. Verfahren und Apparat zum Bedrucken von Thonwaaren von William Hales Turner in Tunstall (England). D. R. P. 41 959. (Kl. 15.) Diese Erfindung soll ermöglichen, Zeichnungen oder Muster schnell auf Thonwaaren in solchen Mineralfarben zu drucken, welche einen grossen Gehalt an metallischen Oxyden enthalten, wodurch unter gewöhnlichen Umständen sowohl die druckende Fläche als auch das Abstreichmesser bald abgenutzt werden würde. Die Vermahlung und Auftragung der Farben auf die Musterwalze erfolgt in so hoher Temperatur, wie bisher in der Thonwaarendruckerei noch nicht in Anwendung gekommen ist, und die Auftragung der Farben auf das Umdruckpapier erfolgt in gleich erhitztem Zustande. In der Figur bezeichneten das zu bedruckende. Papier, welches über Rollen M, wo die zur Präparirung des Papiers verwendete Masse aufgetragen wird, von einem Flanell tuch J getragen, unter der Musterwalze E hinläuft. Der Färbe- Apparat K und die Walzen E und H sind hohl und werden stark geheizt. Die Präpari rung des Papiers be zweckt, dasselbe zur Aufnahme der Farben geeignet zu machen und zu gleicher Zeit so umzuändern, dass dasselbe die Farben leicht loslässt, wenn dieselben auf die Thon waaren übertragen werden sollen. Die Präparirung erfolgt durch Tränken mit einer Mischung, welche in folgender Weise bereitet wird: Eine Lösung von 0,907 kg Soda in 4,5 1 Wasser wird mit 0,227 kg Bleiweiss und darauf mit 0,56 1 Leinsamenöl versetzt und gekocht. Die Mischung zur Auflösung der Farben, welche mittels der Muster walze E auf das Papier D übertragen werden sollen, wird in der Weise erhalten, dass man zu 4,5 1 kochendem Oel 0,454 kg Theer setzt, welche Mischung man 1/2 Stunde und nach Zusatz von 0,113 kg Bleiweiss noch etwa 3 Stunden kochen lässt. Nachdem 0,014 kg Zucker zu gesetzt sind, erfolgt noch ein einstündiges Kochen. Diese so erhaltene Mischung von gehöriger Dicke und Klebrigkeit wird langsam abgekühlt und kann behufs späteren Gebrauchs aufbewahrt werden. Patent-Anspruch: Ein Verfahren zur Verwendung leicht abreibender Farben zum Bedrucken von Thonwaaren, charakterisirt durch die Auflösung, Vermahlung und Auf tragung der Farben in hocherhitztem Zustande, und die Auftragung der Farben in gleich erhitztem Zustande auf das Umdruckpapier durch eine Maschine, charakterisirt durch den heizbaren Trog K, eine heizbare Auftrag walze und einen heizbaren Schaber. Herstellung von Sicherheitspapier von August Zeiss in Berlin. D. R. P. 42 260. (Kl. 54.) Das Papier wird mit einem Aufdruck von drei Farben oder Tinten, zwei sichtbaren und einer unsichtbaren oder maskirten, versehen. Die zwei sichtbaren Tinten sind von gleicher Nuance, verhalten sich aber chemisch verschieden, indem die eine echt und die andere unecht ist. Der Aufdruck kann sowohl in einem gemusterten Untergrund als in Text bestehen. Wird nun versucht, mittels der üblichen Radirflüssigkeiten den Inhalt auszu löschen, so wird die unechte Farbe aufgenommen und lässt dabei ein von ihr bedecktes, durch Weglassen des echten Druckes erzeugtes Zeichen, Wort oder Satz erscheinen, während gleichzeitig die bis dahin unsichtbare Färbung in dunkler Nuance entwickelt wird. Die Zeichen und Worte können so hergestellt werden, dass man sie auf den in zwei ähnlichen Farben hergestellten Untergrund mit einer Tinte oder Farbe druckt, welche aus einer Mischung von in Gummiwasser, Fetten oder Firnissen verriebenem Bleiweiss oder Zinkweiss mit 25 bis 30 pCt. Kobaltchlorür oder zweckmässiger schwefelsaurem Manganoxyd besteht. Dieser Aufdruck wird am zweckmässigsten an den Stellen angebracht, auf welche die Zahlen, Daten, Unterschriften oder sonstige Zeichen geschrieben werden. Anstatt des Grundes kann man auch den Text des Papiers mittels zweier Farben drucken, welche einander dem Ton nach ähnlich, in ihrem chemischen Verhalten aber verschieden, d. h. echt und unecht sind. Als solche echte Farben für Grund bezw. Text benutzt der Erfinder Kobaltblau, Berliner Blau, Zinnober, Ocker, Russschwarz, Chromgelb, Chromorange, Chromgrün u. s. w. Als unechte Farben kommen in Betracht Anilinblau, Indigo, Anilin- roth, Cochenillelack, Ponceau, Azofarben, Bismarckbraun, Anilingrau, Holz gelb, Holzorange u. s. w. Als für gewöhnlich unsichtbare Farbe kombinirt der Erfinder mit den obigen echten Farben Kobaltchlorür oder schwefelsaures Manganoxyd, von denen er 20 bis 30 pCt. unter erstere mischt. Unter der Einwirkung chlor haltiger Radirflüssigkeiten entwickeln diese Salze bekanntlich eine schwarz braune Färbung. Um ein Fortnehmen durch alkalische Flüssigkeiten zu verhüten, wird unter die Tinten Pyrogallussäure oder Gallussäure ge mischt, welche bei der Berührung mit Alkalien und auch mit Chlor Braun färbung entwickeln. Zur Bereitung von Sicherheitstinten, welche durch Berühren mit sauren Reagentien Farbenerscheinungen auftreten lassen, kann man auch Benzyl- roth benutzen, welches bei der geringsten Berührung mit Säuren in Blau schwarz übergeht. Oder der Erfinder mischt mit den gewöhnlichen Drucker- farben, um sie zu verdecken, ein Naphtylaminsalz, Diphenylamin oder oxal- saures Anilin oder deren Homologen unter Beigabe eines oxydirenden Salzes, wie chlorsaures Kali, salpetrigsaures Natron, Vanadiumsalz u. s. w- In diesem Falle entstehen durch Berührung mit Säuren, entgegengesetzt der Absicht des Fälschers, dunkle echte Färbungen. Derartige Tinten müssen indess mit fetten Firnissen hergestellt werden. Den unsichtbaren Aufdruck benutzt der Erfinder auch, um auf Werth- papieren, wie Aktien, Obligationen, Coupons u. s.w., die Numerirung gegen Fälschung zu schützen, indem er zu deren Druck Farben bezw. Tinten an wendet, die mit gegen Alkalien reagirenden Farbstoffen, wie Alizarin, Purpurin, Blauholz, Rothholz, Orseille, Phenol, Phtalei'n, hergestellt sind, indem diese in einer Menge von 20 bis 30 pCt. unter die gewöhnliche Schwärze oder andere Farbe gemischt werden. Bringt man auf die mit derartigen Schutztinten gedruckten Nummern Alkalilösung, so entsteht so fort eine lebhafte bleibende Färbung. Auch kann man der zur Numeri rung benutzten Schwärze 20 bis 30 pCt. trockenes Alizarin beimischen. Damit die in beschriebener Weise hervorgerufene Farbenveränderung nicht durch Radiren oder Waschen wieder entfernt werden kann, ohne Spuren zu hinterlassen, wird die ganze Oberfläche des Papiers, wie ein gangs angegeben, durch Gaufriren mit einem gemusterten Aufdruck ver sehen. Den unsichtbaren Aufdruck kann man auch so herstellen, dass man zu nächst einen Aufdruck herstellt, welcher aus fertigem Ferrocyanmangan, welches in einer mit Glucose oder Glycerin versetzten Gummilösung ver rieben ist, oder aus mit der gleichen Substanz vermischten äquivalenten Theilen von gut getrocknetem (krystallwasserfreiem) Ferrocyankalium und schwefelsaurem Mangan besteht. Diesen Aufdruck bedeckt man mit in Fett oder Firniss verriebenem schwefelsaurem Eisenoxyd. Beim Betupfen mit sauer reagirenden Radirmitteln entwickelt sich Berliner Blau. Pat ent-An spruch: Unter Benutzung des im Patent No. 32 403 beschriebenen Verfahrens die Verwendung von fertigem Ferrocyanmangan oder Ferrocyankalium und schwefelsaurem Mangan zur Herstellung von unsichtbarem Aufdruck auf Sicherheitspapieren.