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PAPIER-ZEITUNG. 373 gleichmässigem Strahl in ein Becken fliesst, in welchem es durch ein Rührgebläse gleichmässig mit dem Wasser gemischt wird. Diese Vorrichtung ist auch dann anwendbar, wenn das Wasser so schmutzig ist, dass es jeden Filter sofort verstopfen würde. Verlobungskarte mit Farbendruck. Auf Seite 219, No. 12 der Papier-Zeitung gab ein Fachmann seiner Verwunderung Ausdruck, dass der kunstgewerbliche Aufschwung unserer Tage es noch nicht zu künstlerisch ausgestatteten Verlobungs anzeigen gebracht hat Es ist in der That befremdlich, dass unsere chromolithographischen Anstalten, welche so hübsche Speise-, Tanz- und Wunschkarten anzufertigen verstehen, den Verlobungs- und Vermählungs karten nicht ebenfalls entsprechenden Schmuck geben. Dass Bestellungen auf solche Karten im allgemeinen nicht gemacht werden, erklärt sich daraus, dass sich wohl jedes Brautpaar sobald als möglich „gedruckt“ sehen will, zur Herstellung künstlerischer Aus schmückung also nicht die erforderliche Zeit zur Veifügung steht. Haben grossen Buchstaben gut nachgeahmter mittelalterlich-gothischer Schrift der übliche Text. Mehrere Initialen sind roth gedruckt, andere zeigen den bekannten Rothstrich der Rubrikatoren. Die Ausführung der Rahmenverzierungen zeigt nicht die feine Mal weise der als Vorbild benutzten Miniaturen, sondern die derberen Umrisse alter Holzschnitte. Die Ausführung in 7 bunten Farben verleiht aber den Rahmen frisches und ansprechendes Aussehen. Der bekannte Wiedehopf mit Initialen O.H. kennzeichnet den Maler Otto Hu pp als Zeichner der Karte. Ausgeführt wurde dieselbe in lithographischem Farbendruck bei A. Starke in Görlitz. Die vorstehenden Abbildungen veranschaulichen die eigenartige Ausstattung in starker Verkleinerung. Diese Karte ist wohl eine der ersten, die solch künstlerischen Schmuck zeigt Sie erscheint Manchem vielleicht etwas seltsam; es ist aber nicht zu zweifeln, dass sie Nachfolger finden wird. Es wäre zu wünschen, dass wohlhabendere Leute sich dabei nicht bloss vorräthig gedruckter Formulare bedienen, sondern durch berufene Hand besondere Entwürfe fertigen lassen, welche durch Wappen oder andere Sinnbilder auf persönliche Beziehungen hindeuten könnten. H. B. aber die chromolithographischen Anstalten einmal eine Anzahl verschiedener Vordrucke vorräthig, in welche nur die betreffenden Mittheilungen ein gedruckt zu werden brauchen, so wäre auch diesem Uebelstande abgeholfen. Das Streben nach künstlerischer Ausstattung einer so wichtigen Botschaft macht sich neuerdings zunächst in Kreisen bemerkbar, welche der Kunst und dem Kunstgewerbe nahestehen Vor uns liegt die Verlobungsanzeige des bekannten Heraldikers und Kunstsammlers, Herrn Rechnungsrath Fr. Warnecke in Berlin, die aus einem Doppelblatt in Queroktav von starkem Büttenpapier besteht. Die beiden äusseren Seiten sind leer; die beiden inneren dagegen reich geschmückt. Zwei breite Rahmen zeigen jenes farbenprächtige, nahezu Präge-Walzwerk für Spitzenpapier. Jacob M. Baker (Boston, Mass.), hat sich kürzlich in den Ver einigten Staaten von N -A. unter No. 366 755 eine Maschine, um Papier, Leder u. dergl. mit erhabener Prägung zu versehen, patentiren lassen. Diese Maschine bildet eine Art Walzwerk; die eine ihrer beiden durch Stirnräder gekuppelten Walzen ist eine gravirte Stahlwalze, während die gleich grosse Gegen walze mit einem elastischen Stoff (Papier, Leder o- dergl.) bekleidet ist, welcher unter scharfer Pressung und namentlich, wenn er durch Anfeuchtung geschmeidiger gemacht wurde, beim Abwälzen auf der Stahlgravur ein negatives Reliefmuster annimmt. Hat die weiche Walze gehöriges Relief erhalten, ist sie trocken und somit widerstandsfähig ge worden, so kann man Papier oder Leder hindurchschicken und prägen. In einer Berliner Spirzenpapierfabrik arbeiten seit mehreren Jahren sechs derartige Maschinen deutscher Herkunft für Massenerzeugung ge presster und durchbrochener Papiere. Eine, auch wohl zwei Papierbahnen werden dabei gleichzeitig durch die betreffenden Walzen geschickt, durch brochen und geprägt Damit die Papierbahnen sich alsdann leicht von einander trennen, empfiehlt es sich, dieselben vorher eine Talkumirvorrich- tung passiren zu lassen, deren Bürstwalzen die Papieroberflächen schlüpfrig machen. Prägung und Durchbrechung des Papiers kann nicht gut von einem einzigen Walzenpaar bewerkstelligt werden, daher wird die Arbeit derart getheilt, dass das erste Walzenpaar die Durchbrechung (das Aus stanzen) besorgt und das zweite alsbald die Prägung. Da diese Maschinen lediglich rotirende Bewegung haben und kontinuirlich arbeiten, so ist auch ihre Leistungsfähigkeit ausserordentlich gross. Papierspitzen lassen sich beispielsweise so billig herstellen, dass Handarbeit, das Ausschlagen mittels Bleihämmer auf gravirten Stahlplatten, damit garnicht konkurriren kann. Neuerdings hat man mit diesen sog „Spitzenmaschinen“ auch kleine Druckapparate verbunden, so dass die betreffenden Papiere nicht nur aus gestanzt und geprägt, sondern gleichzeitig auch bedruckt werden können. Da diese Maschinen auf Bestellung und nach den Angaben der erwähnten Spitzenpapierfabrik gefertigt wurden, sind sie nicht im Handel. Sach verständigen Maschinenbauern dürfte es aber nicht allzu schwer fällen, nach den angedeuteten Grundsätzen Präge Walzwerke für Rollen-Papier herzustellen. naturalistisch dargestellte Pflanzenornament, welches der spätgothischen Zeit eigenthümlich ist und vermöge starker Schlagschatten über der Fläche zu schweben oder locker aufzuliegen scheint. Aehnlich wie in französischen Handschriftenverzierungen des XV. Jahrhunderts, wie in den Umrahmungen von Hans Burgkmairs Leben und Leiden Christi, in Faksimile herausgegeben von Dr. Gg. Hirth, und den Stammbuch- blättern des Theodor de Bry sind im Rahmen lose aufgestreute Zweige mit Blumen und Früchten dargestellt, und zwischen ihnen zeigen sich Käfer, Schmetterlinge und Muscheln. Eine Schnecke versinnbildlicht die Häus lichkeit, ein vierblättriges Kleeblatt das Glück, das dem Paare gewünscht wird. In den Seitentheilen des ersten Rahmens sind die Wappen der Eltern der Braut (v. Landwüst und v. Kalckreuth) angebracht, in denen des zweiten die Wappen von Braut und Bräutigam. Im Innern der Rahmen steht in Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Erzeugnissen der Papier- und Schreibwaaren - Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bieten, kostenfrei besprochen. Löschpapiere und Löschkartons Die Papierfabrik Münster- Schwarzach bei Kitzingen a. M. beschäftigt sich ausschliesslich mit Herstellung von Löschkarton, Löschpapier und Kopirblättern. Proben ihrer sämmtlichen Muster dieser Art liegen uns vor. Unter denselben befinden sich verschiedenste Stärken und Farben, sowie mehrere Formate. Löschpapier wird in Weiss und verschiedenen rothen Farben geliefert, welche theils durch Mischung farbiger Fasern, theils durch spätere Färbung er zeugt sind. Löscbkarton ist in allen gebräuchlichen Farben vorräthig und ebenfalls theils echt melirt, theils gefärbt. Die Löschpapierformate sind 32/38 und 35/44 cm, die Formate von Löschkarton sind 45/57, 48/60 und 49/62 cm. Die Färbung der einzelnen Muster ist sehr frisch und lebendig, und die Saugkraft entspricht den an bessere Sorten zu stellenden Anforderungen. Da die Preise erheblich billiger sind als für entsprechen des englisches Fabrikat, so haben diese Papiere nach Angabe der Fabrik sich nicht nur in Deutschland, sondern auch im Auslande Eingang verschafft. Scrap-books nennen Amerikaner und Engländer eine von uns mehr fach erwähnte Art von Sammelbüchern, deren Blätter gummirt und zur Aufnahme von allerlei Ausschnitten, Zetteln u. s. w., die irgend welchen Werth zu haben scheinen, bestimmt sind. Man befeuchtet dabei die zur Auf bewahrung bestimmten Zettel auf der Rückseite, drückt sie leicht auf und sichert sie durch diese einfache Hantirung dauernd gegen Verlust. Mrs. Cleveland, die Gemahlin des amerikanischen Präsidenten, macht sich der artige Zettelbücher in ausgiebiger Weise zu Nutze. Sie soll ein halbes Dutzend davon im Gebrauch haben, wovon eines für sonderbare Briefe, ein andres für photographische Aufnahmen, ein drittes für interessante Zeitungsausschnitte bestimmt ist. Weitere Bücher enthalten Notizen über das öffentliche Auftreten des Präsidenten, Zeitungs-Mittheilungen über die Frau Präsidentin selbst und kleine Rezepte und Anweisungen für häuslichen Gebrauch. Die empfehlenswerthe Einrichtung, welche in Amerika schon jahr zehntelang besteht, dürfte durch dieses Beispiel vermehrte Beachtung finden.