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PAPIER-ZEITUNG. Na 2. Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Korrespondenten erhalten angemessenes Honorar. Eingesandte Werke finden Besprechung. Anlegevorrichtungen für Schnellpressen. Obgleich die findigsten Köpfe sich seit Jahrzehnten schon ab- mühen, die selbstthätigen Anleger, welche sich bei Liniirmaschinen gut bewährt haben, auch dem Betriebe der Buchdruckschnellpressen anzupassen, so ist es doch noch immer nicht gelungen, Selbstanleger zu bauen, welche wirklich den hohen Anforderungen des Buchdruckers genügen. Man hat daher das alte Verfahren des Anlegens und Punktirens von Hand beibehalten und sich darauf beschränken müssen, durch verbesserte Anlege- und Punkturvorrichtungen die Handarbeit zu erleichtern. Insbesondere musste es als vortheilhaft er scheinen, durch Anwendung sicherer Anlegevorrichtungen das sonst bei besseren Arbeiten nöthige, langsam von Hand gehende und geschickte Arbeitskräfte erheischende, also kostspielige Punktiren entbehrlich zu machen, zumal zeitweise empfindlicher Mangel an guten Punktirerinnen herrscht. Damit das Anlegen der zu bedruckenden Papierbogen an den Druckcylinder nicht nur schnell, sondern auch regelrecht stattfinden kann, die weissen Ränder der Druckbogen also stets bestimmte Breite erhalten, benutzte man bisher allgemein die beiden an der Marken stange über dem Cylinder befindlichen Vordermarken, sowie die auf dem schrägen Anlegetisch stellbar angebrachte Seitenmarke. Die für jeden Bogen vorhandenen drei Anlagepunkte genügen, uni beim Schöndruck dem Bogen der Form gegenüber richtige Lage zu geben und das Register beim Widerdruck zu sichern, falls nicht Konstruktionsmängel oder andere Uebelstände die völlige Erreichung dieses Ziels mehr oder weniger vereiteln. Die Vordermarken sind bekanntlich nicht nur stellbar, sondern auch selbstthätig beweglich, so dass sie sich emporheben, sobald die Cylindergreifer auf den eben angelegten Bogen niederklappen. Dieses Emporheben der Marken, welches dem mit dem Cylinder herum gehenden Bogen freie Bahn schaffen soll, findet oft fälschlicher Weise schon statt, bevor die Greifer sich auf den Druckbogen gelegt haben, so dass der Bogen sich inzwischen verschieben kann. Oft senken sich auch die Marken nach erfolgtem Druck vorzeitig nieder, so dass sie das hintere Ende des Druckbogens verletzen, oder gar sich selbst verbiegen, sobald die etwas tief gestellten Markenwinkel gegen die Kante des Cylindereinschnitts anstossen. Selbst wenn die Markenwinkel günstige Forni haben, passirt es namentlich bei dünnem oder welligem Papier häufig, dass der Bogen sich gelegentlich unter die Marke schiebt oder sich zu weit oben an legt, so dass dann erhebliche Ungenauigkeiten im Register entstehen. Um diese Uebelstände zu vermeiden, haben neuerdings einige deutsche Schnellpressenfabriken die in Amerika bereits seit zehn Jahren benutzte, durch Fig. 1 dargestellte Anlege-Vorrichtung angenommen. Die Vordermarken a sind mit Nie derhaltwinkeln b ausgerüstet, welche sich mittels Schraube und Schlitz in höherer oder tieferer Lage am Mar kenwinkel a feststellen lassen. Damit die so am Hochstehen gehinderten Bogen aber auch nicht zu tief in den Schlitz des Druckcylinders gehen kön ¬ nen, sind unten an einer Schlitzschiene des Anlegetisches d dünne federnde Zungen c aus Stahlblech stellbar angeschraubt, auf welche sich die unten mit einem Ausschnitt versehenen Marken a legen. Die Bogen sind also verhindert grosse Wellen zu bilden und ge zwungen, die Marke immer nur an ein und derselben Stelle zu be rühren. Die Stahlzungen c, welche das Papier tragen, erfüllen ihren Zweck ganz gut, bringen jedoch namentlich beim Druck mit breitem, weit überstehendem Papierrand den Uebelstand mit sich, dass der Rand sich nicht immer der Krümmung der Greifer entsprechend legen kann, und dass das Papier um die allerdings nur geringe Dicke der Zungen sich auf dem Cylinder durchdrücken muss. Bei Ingang setzung des letzteren ziehen sich dann die Zungen unter dem Papier hervor, und wenn sich hierbei der Bogen nicht unter den Greifern verschieben soll, so müssen dieselben genügend fest halten. Anlegemarken nach oben beschriebener Art mit Niederhaitwinkeln ausgerüstet, können natürlich nur bei genau gearbeiteten und noch sehr gut in Stand gehaltenen Schnellpressen genaues Register sichern. Sobald aber eine Schnellpresse »ausgeleiert« ist, sobald nämlich der Gabelmechanismus den Druckcylinder nicht mehr mit grösster Sicher heit festhält, ist selbstredend durch Anlegen nach obiger Methode, ja selbst durch das übliche Punktiren kein genaues Register zu er ¬ zielen. Im ersten Falle wird, da die Marken in den Gestellen fest gelagert sind, der Cylinder sich innerhalb der durch die Spielräume ge steckten Grenzen sich nach Belieben einstellen, und der an die Marken gelegte Bogen beim Zuklappen der Greifer auf ebenso verschiedene Stellen des Cylinders gelangen. Diese Anlege-Unterschiede können jedoch dadurch vermieden werden, dass man Vordermarken benutzt, die nicht im Gestell, sondern im Druckcylinder selbst gelagert sind. Fig. 2 stellt eine solche, von der Firma C. Hummel in Berlin ein geführte Vordermarken - Bauart dar. Jede der beiden Marken besteht aus einem Metall winkel c, der in dem jenigen Schlitz des Druckcylinders, welcher die Greiferwelle s aufnimmt, angeschraubt wird. Der Kopf der Be festigungs-Schraube liegt in einer ge hobelten schwalbenschwanzförmigen Nuth, so dass Winkel c sammt Mar kenkloben a seitlich beliebig eingestellt werden kann. Letzterer ist wieder in einem Schlitz des Winkels nach Richtung des Cylinder- umfanges hin stellbar, so dass die Anlagefläche des Papiers genau geregelt werden kann. Der den Markenkloben a tragende Winkel c hindert die Bogenkante am Niedergehen, während der an der Marken stange m befestigte Bügel b die Bogen am Hochstehen hindert. Dieser Niederhaltbügel ist geschlitzt, damit der Markenkloben un behindert mit dem Cylinder rotiren kann. Bei dieser bewährten Vorrichtung brauchen die Marken keine besondere auf- und nieder gehende Bewegung zu machen. Die Seitenmarke wird von den verschiedenen Fabriken auch in verschiedenartiger Weise ausgeführt. Meist ist dieselbe in einen Schlitz des Anlegetisches parallel zur Cylinderaxe stellbar. Es ist nicht vortheilhaft, wenn diese Marke dem Papier eine sehr breite Anlagefläche darbietet, da die Bogen fast niemals genau rechtwinklig beschnitten sind, und es demnach vorkommt, dass einzelne Bogen an das breite Lineal der Seitenmarke einerseits und nur an eine Vordermarke anderseits angelegt werden. K. Genthe liefert Seiten marken, welche wie die Vordermarken mit einem Niederhaitwinkel ausgerüstet sind; manche Maschinenmeister geben indess der freien Seitenmarke den Vorzug, weil diese bequemer und eben so sicher wirkt. Dass man sowohl bei den Seiten- wie bei Vordermarken noch durch Anbringung von Millimetermaassstäben das schnelle Einstellen bei bekanntem Format erleichtern kann, ist selbstverständlich. Bei Steindruckschnellpressen, auf welchen im allgemeinen steiferes, glattes Papier bedruckt wird und bei denen der Anlegetisch so stark geneigt ist, dass die darauf hingelegten Bogen von selbst zu den Vordermarken herabrutschen, lag es nahe, auch die seitliche Einstel lung der Bogen durch automatische Bewegung der Seitenmarke selbst thätig zu machen. Der vordere Theil des Anlegebretts wurde aus einer starken Eisenblechplatte hergestellt, welche ihrerseits wieder den Mechanismus der beweglichen Seitenmarke trägt. Letztere sitzt auf einer Eisenstange, die parallel zum Cylinder liegt. Die Stange wird vor dem Zuklappen der Greifer von einem durch den Karren be wegten Hebelsystem um etwa 1 cm gegen das Papier hin verschoben und nachher durch eine Spiralfeder wieder zurückgedrückt. Der Bogen kann also um etwa 1 cm ungenau auf den Tisch gelegt werden, und der Schiebeapparat vermag ihn doch noch seitlich einzustellen. Falls das Papier nur einseitig bedruckt werden soll, genügt eine ver schiebbare Seitenmarke, weil es in diesem Fall bei jedem Druck immer wieder auf derselben Seite angelegt wird; soll aber auch die Rückseite in genauem Register zur Vorderseite bedruckt werden, so muss beim Widerdruck die Anlage auf der anderen Maschinenseite stattfinden, damit derselbe Papierrand, welcher beim Schöndruck zur Anlage kam, nun auch beim Widerdruck angelegt wird, — also Unterschiede im Papierformat das Register nicht schädigen. Will man also auch Widerdruck herstellen — was ja bei Buchdruck schnellpressen der Fall ist — so muss ein doppeltwirkender Schiebe apparat angebracht werden. Gewiss kann bei Vorhandensein solcher automatisch bewegter Seitenmarken auch an Buchdruckschnellpressen das Anlegen erleichtert werden, doch hat man hier oftmals so dünnes, gefeuchtetes und welliges Papier zu bedrucken, dass man keineswegs immer auf genaues Anlegen rechnen kann. Auch ist der Anlegetisch der Buchdruck maschinen in der Regel nicht so stark geneigt wie bei Steindruckpressen, so dass das Papier nicht viel Neigung hat, von selbst gegen die Vordermarken zu gleiten. Zuweilen bringt man zwar einen für’s Anlegen besonders stark geneigten Tisch auch an Buchdruck schnellpressen an, doch muss man dann bei manchen Arbeiten, um punktiren zu können, den Tisch erst abbauen. Namentlich bei grösseren Schnellpressennummern macht sich auch die Schwere des