Volltext Seite (XML)
No. 16. PAPIER-ZEITUNG. 303 Nadelbäume frei von Gefässen ist, während das Holz der Laubbäume Gefässe führt, welche selbst noch in stark vermahlenen Papieren erkennbar sind. Die Unterscheidung der verwendeten Holzarten ist jedoch nur in beschränktem Maass durchführbar. So lassen sich im Holzschliff Fichten- und Tannenholz mittels der nie fehlenden Markstrahlzellen von einander unterscheiden, nicht aber im chemisch zubereiteten Holzzellstoff, weil in den daraus bereiteten Papieren die Markstrahlzellen ausgewaschen sind. Für die Unterscheidung der Flachs- und Hanffaser kommt in Betracht, dass die äussersten Zellwandschichten beider der Einwirkung von Kupfer oxydammoniak grösseren Widerstand leisten als die inneren; während aber hierbei die äusseren Zellwandschichten der Flachsbastzelle nichts Bemerkens- werthes erkennen lassen, werden die entsprechenden Schichten der Hanf bastzelle häufig quer gespalten. Grobe, stark verholzte Hanffasern zeigen dieses Verhalten besonders deutlich. Auch wenn man gabelige Enden an trifft, so kann man auf Anwesenheit von Hanffasern mit Sicherheit schliessen. Die Gefässe des Flachsstengels haben einen mittleren Durchmesser von 20, die des Hanfstengels von 50 mm. Die Bastfasern des Papiermaulbeerbaumes (Broussonetia papyrifera) sind leicht an den neben den Bastzellen auftretenden, mit Krystallen von oxalsaurem Kalk gefüllten parenchymatischen Zellen zu erkennen, die Fasern der Jute an der ungleichmässigen Wandverdickung. Zur Unterscheidung von ähnlichen Fasern kommt das Fehlen von Parenchymzellen in Betracht. Für das sogenannte Chinagras (Bastzellen von Boehmeria nivea), und für die Namitlfaser (Boehmeria tenacissima) sind die riesigen Dimensionen der Zellen charakteristisch. Für die Unterscheidung der Baumwolle als eines Haargebildes wird hervorgehoben, dass jede Baumwollfaser zwei ungleich beschaffene Enden zeigt; das flache Ende ist offen, das spitze geschlossen, während die Leinen faser einer an beiden Enden zugespitzten Walze gleicht. Ausserdem ist das Oberhäutehen (die Cuticula) ein werthvolles Unterscheidungsmittel; sie ist gekörnelt oder unregelmässig gestrichelt und tritt am schärfsten hervor, wenn die Faser trocken, ohne jede Flüssigkeit zwischen Objektivträger und Deckgläschen betrachtet wird. Durch Kupferoxydammoniak wird die Cuticula, während die übrige Zellwand stark anquillt und sich schliesslich auflöst, theils in Form von Fetzen abgeworfen, theils an einzelnen Stellen zusammengeschoben unter Bildung starker blasenförmiger Auftreibung der Fasern. Schwieriger wird die Untersuchung aller Fasern im zermahlenen Zustande. Wiesner empfiehlt hier die Anwendung der Chromsäure (d. h. eines Gemenges verdünnter Chromsäure und Schwefelsäure). Lässt man dieses Reagens auf Leinenfasern einwirken, so führt schon nach wenigen Sekunden eine Verschiebung des Deckgläschens zu einem charakteristischen Zerfall der Fasern in quer abgeschnitten erscheinende Stücke; hingegen wird die Baumwollfaser im Beginn der Chromsäurewirkung in unregimässig begrenzte, zerfasert erscheinende Stücke und gleich nachher in eine Unmasse kleiner Splitter zerlegt. Zum Nachweis des thierischen Leimes bedient sich Wiesner immer des Millon’schen Reagens (salpetersaures Quecksilber), für dessen Herstellung er folgende Anweisung giebt: „Ein gewogenes Quantum Quecksilber wird, mit der gleichen Menge rauchender Salpetersäure versetzt, einige Stunden stehen gelassen; darauf wird die Flüssigkeit mit dem gleichen Volumen destillirten Wassers gemengt, darauf 12 Stunden stehen gelassen, endlich filtrirt.“ Bewirkt dieses Reagens auf dem Papier eine rothe Färbung, so kann man auf dessen Leimung mit thierischem Leim schliessen. Das Vorhandensein von Traganthgummi prüft Wiesner mit einigen Tropfen einer konzentrirten Orcinlösung, Hinzufügung von Salzsäure im üeberschuss und Kochen der Probe im Wasser, wonach sich eine violett gefärbte Flüssigkeit und ein indigoblauer Niederschlag ergeben. Die Nachweisung der Stärkeleimung geschieht durch eine wässerige Jodlösung, welche eine violette bis blaue Färbung hervorruft. Für den Nachweis der Harzleimung giebt Wiesner ein völlig neues Verfahren: Wird nämlich ein Tropfen Schwefelsäure auf das zu prüfende (holzschlifffreie) Papier gegeben, so stellt sich eine rothviolette Färbung ein, wenn die Leimung mit Harz erfolgt war. Herr W. Herzberg, Erster Assistent an der Papier-Prüfungs anstalt in Charlottenburg, theilt uns mit, dass die letztgenannte Art der Leimungsprüfung wenig zuverlässig sei. Herr Herzberg beabsichtigt demnächst auf Grund eigner Erfahrungen einzelne Punkte der Wiesner’schen Arbeit in der Papier-Zeitung noch eingehender zu beprechen. Freie Säure im Papierstof. Kongoroth als Reagens auf freie Säure. Von Dr. C. Wurster. (Aus der speziell physiologischen Abtheilnng des physiologischen Instituts zu Berlin.) Nach „Centralblatt für Physiologie“, Literatur 1887, Nr. 11. Herzberg (Mittheil, der König!, techn. Versuchsanstalten zu Berlin 1885, Heft 3, S 103) führte den von Böttger entdeckten Azofarbstoff, der durch die Verbindung des Tetrazodiphenyl mit den Naphthylaminsulfo- säuren entsteht, zuerst als Reagens auf freie Säure ein. Herzberg benützt dasselbe zum Nachweis der freien Säuren im Papier, da das Kongoroth nur durch freie Säure gebläut wird, nicht aber durch die im geleimten Papier immer vorhandene, auf Lakmus sauer reagirenden Thonerdesalze. Das Kongoroth scheint seit dieser Zeit als Indikator vielfach benutzt zu werden' es haben besonders R. Hösslin (Münchener med. Wochenschrift, Nr. 6,’ 1886, S. 93) und Schulz (Centralblatt für die med. Wissen schaften 1886, S. 449) Miltheilungen über die Anwendung des Kongoroths zum Nachweis der freien Säure im Mageninhalt und im Körper niederer Organismen gebracht. E. Brücke untersuchte vor einiger Zeit (Sitzber. der Kais. Akad. der Wissensch. zu Wien XCV, 1887, Märzheft. C ntralblatt für Physiologie 1887, S. 182) eingehend das Verhalten des Kongoroths dem Harn gegenüber und kommt zu dem Schluss, dass der menschliche Harn keine freie Säure, auch keine freie Kohlensäure enthalte, da das Kongoroth durch Harn nicht gebläut wird, im Gegentheil das durch Säuren gebläute Rea gens durch den Harn wieder geröthet wird, und man zu dem Harn eine bestimmte Menge freier Säure zusetzen muss, ehe die dunkle Färbung des Kongoroths wieder auftritt. Ich bin beim Arbeiten mit Kongoroth als Indikator zu anderen Resultaten gekommen, und es geht aus meinen Versuchen hervor, dass die Anwendung desselben als Reagens auf freie Säuren in der physiologischen Chemie überhaupt nur mit äusserster Vorsicht zu machen ist. Kongoroth wird durch freie Kohlensäure rasch blauviolett gefärbt. Setzt man aber zu dem Kongoroth einen Tropfen Ammoniak, so kann man stunden- und tagelang Kohlensäure durch die Flüssigkeit hindurchleiten, ohne dass die orangerothe Farbe des Kongos verändert wird. Ja es genügt die geringste Spur Ammoniak, um das Kongoroth gegen Kohlensäure durchaus unempfindlich zu machen. Aber nicht nur gegen die schwache Kohlensäure wird das Kongoroth durch Ammoniaksalze unempfindlich, auch gegen organische Säuren, besonders Essigsäure. Freie Essigsäure, freie Milchsäure färben auch in grosser Verdünnung 1:100000 das Kongoroth noch blauviolett. Setzt man zu dem Reagens einige Tropfen Ammoniak, und schüttelt gut um, so gelingt es unter Umständen, das gleiche Volumen Eisessig zuzusetzen, ohne dass die orange Farbe des Kongoroths verschwindet. Ist durch das Ammoniak das Roth des Kongoroths mehr in Gelborange übergegangen, so ist Eisessig gewöhnlich ohne Wirkung, häufiger jedoch entsteht eine roth violette Eärbung, die aber keine Aehnlichkeit hat mit der tiefblauen, die ein Tropfen verdünnter Essigsäure mit ammoniakfreiem Kongoroth hervorbringt. Diese zart rothviolette Färbung verschwindet beim Erwärmen auf 60 bis 60’ C. und macht der gelbrothen des alkalischen Kongoroths Platz. Wir sehen hier, dass das Kongoroth in Eisessig die Reaktion des alkalischen Kongoroths giebt. Die Aufklärung des Räthsels ist wohl einfach. Die Essigsäure und andere organische Säuren sind nicht imstande, das Ammoniaksalz des Kongoroths zu zersetzen, besonders nicht bei höherer Temperatur, wo die Verwandtschaft der anorganischen Säuren zu dem Ammoniak noch eine geringere wird, und es lässt sich das Kongoroth vielleicht benützen, um nachzu weisen, ob in einer Flüssigkeit schon eine Dissociation der Ammoniaksalze der organischen Säuren stattfindet. Auch anorganische Säuren wirken auf das Kongoroth nicht prompt ein bei Gegenwart von Ammoniaksalzen. Man kann zu einer ammoniak- haltigen Lösung von Kongoroth in Eisessig mehrere Tropfen Salzsäure und verdünnte Schwefelsäure hinzufügen, ohne dass die Flüssigkeit blau wird. Erst nach und nach tritt die rothviolette Färbung ein, daun erst bei Zusatz von viel Säure die blaue Färbung. Jedenfalls muss sogar in der eisessighaltigen Lösung zuerst alles Ammoniak von der freien organischen Säure gebunden werden, ehe auch die stärkere Säure auf das Kongoroth wirken kann, und man könnte geneigt sein, hierauf vielleicht eine Bestimmung der Ammoniaksalze zu gründen, wenn es gelänge, den Farbenübergang zu einem deutlichen zu gestalten. Wenn auch das Kongoroth in der anorganischen Chemie gute Dienste leisten kann, so darf die Anwendung desselben in organischen Flüssig keiten, besonders der Thierchemie, wo das Ammoniak wohl kaum auszu schliessen ist, nur mit der äussersten Vorsicht geschehen. Eintritt der blauen Farbe ist wohl als ein sicheres Zeichen auf freie Säure zu deuten, hingegen kann eine Flüssigkeit, die ammoniakhaltig ist, wie dies durch den Nichteintritt der Färbung durch Eisessig hervorgeht, 50- bis 100 OOOmal saurer sein als eine Flüssigkeit, welche bläut, und mit dem Kongoroth dennoch die alkalische Reaktion anzeigen. Für den Harn ist das Kongoroth vorerst als unbrauchbar zu betrachten, und es muss daher die Frage nach dem Vorhandensein freier Säure, auch der freien Kohlensäure, im Harn noch als eine offene angesehen werden. Vorsicht! Von den auf Seiten 122 und 192 erwähnten druckschriftlichen Anerbietungen eines Birminghamer Agenten ist uns noch ein drittes Exemplar zugegangen, welches mit den beiden andern vollständig übereinstimmt. Eine der zur Sendung von Mustern aufgeforderten Firmen hat auf ihre Anfrage nach Referenzen und näheren Bedingungen auch eine Antwort erhalten. Dieselbe ist ebenfalls gedruckt und lässt erkennen, dass es hauptsächlich auf Zusendung von Mustern und Ertheilung von Druck - Aufträgen für Reklame-Zettel in englischer, bengalischer und hindostanischer Sprache abgesehen ist. Für diese Drucksachen, welche in einer Auflage von 2000 Stück in Kalkutta gedruckt werden sollen, wird einschliesslich der Versendung an indische Händler der Betrag von 125 M. berechnet. Der Absender, der vermuthlich erst eine grössere Zahl von Anfragen zusammenkommen liess, um sie dann gemeinschaftlich durch das ziemlich ausführlich gehaltene Druckschreiben zu beantworten, entschuldigt die Verzögerung damit, dass er infolge des Klimawechsels sich eine ernstliche Erkältung zugezogen habe.