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No 12. PAPIER-ZEITUNG. 219 Berliner Lumpenmarkt. Wir erhielten mit Bezug auf No. 10 von unterrichteter Seite folgende Zuschrift: Wie der Artikel „Lumpenmarkt“ in No. 10, Seite 178, sagt, so sind auch wir der Ansicht, dass der Umsatz in Lumpen an der Hamburger Börse arg zurückgegangen ist, und dass die Hamburger Notirungen nicht maass- gebend sind. Der Wunsch bezüglich wöchentlicher Berliner Berichte erscheint uns aber nicht ausführbar. Die Form des Berliner Geschäfts ist eine solche geworden, dass zur Gewinnung eines werthvollen Urtheils eine Woche nicht genügt. Wir meinen, dass es dazu mehrerer Monate bedarf. Hinsichtlich der Preise waltet der Umstand ob, dass in Berlin Lumpen aus zu vielen Ländern gehandelt werden, ja dass selbst für die Berliner Stadt-Lumpen nicht die Qualitätsnormen existiren, welche Hamburg stets gehabt hat. Es ist in Berlin in der letzten Richtung vor Jahren versucht worden, durch wöchentliche Versammlungen der Lumpenhändler eine Grundlage anzubahnen; die Sache scheiterte aber zum Theil daran, dass ein grösserer Käufer der Berliner Lumpen die Bestrebungen ignorirte. Es fehlen also dem Berliner Handel die Normen, welche für die gewünschten Berichte erste Be dingung sind. Wir möchten hierbei bemerken, dass Berlin jahrelang keinen gericht lichen Sachverständigen für Lumpen gehabt hat, obgleich man sich darum bemühte. Schliesslich, nachdem sich die Aeltesten der Kaufmannschaft dafür interessirten, ist für Leinen- und Baumwoll-Lumpen — ein Papier händler, für Wolllumpen — ein Kunstwollhändler ernannt worden! Wir wissen nicht, wie die Sache gekommen ist, werden uns aber erlauben, auf dieses interessante Thema gelegentlich zurückzukommen. —e — Verlobungs- und Hochzeitskarten. Der unter gleicher Aufschrift in No. 5 abgedruckte Aufsatz brachte uns mehrere dankenswerthe Zuschriften, welche nachzuweisen suchten, dass auch in Deutschland mannigfaltige, feine und reiche Formen für die gedachten Zwecke zur Verfügung stehen. Die Firma Trapp & Münch in Berlin W., Culmstr. 20a, sandte Proben ihrer Goldschnittkarten, die Buch- und Steindruckerei Hyll & Klein in Barmen ein vollständiges Musterbuch mit aus geführten Verlobungs- und Vermählungskarten, und die Mal- und Schreibwaaren-Grosshandlung Hermann Schlittermann in BerlinS., Stallschreiberstr. 46, lud uns zu einer Besichtigung ihrer Neuheiten auf diesem Gebiet ein. In der Probensammlung von Trapp & Münch finden wir mehrere der im genannten Aufsatz erwähnten Formen wieder. So sind'z. B. die Dreispitzkarte und die Karte mit zwei Seitenklappen, welche nach innen geschlagen werden, vertreten. Die Klappen schliessen aber hier vollständig und ohne Zwischenraum, etwa wie bei einem Altar bilde. Sämmtliche Muster zeigen sahn farbigen Karton und sauber ausgeführten schrägen Goldschnitt. Zu diesen unbedruckten Mustern geben die fertig ausgeführten der Firma Hyll & Klein passende Erläuterung. Die reiche Sammlung fügt gleichzeitig einige weitere Formen hinzu, welche zwar nicht un bedingt neu sind, aber schätzbare Abwechselung bieten. Man kann die Verlobungsankündigungen eintheilen in Verlobungs briefe, einfache und doppelte Verlobungskarten. Die Verlobungsbriefe enthalten die übliche Mittheilung entweder in der Form eines kurzen Satzes oder in titelförmig gestellten Zeilen: &mna Dezgmann 3Cci nic§ Dlicfter 6)e.66te. die Anfangsbuchstaben der Vornamen von Braut und Bräutigam stehen. Neben diesen beiden Hauptformen, der Doppelkarte und der Klappkarte, kommen noch andere weniger allgemein übliche vor. So ist z. B. eine längliche, 7,5 :12 cm messende Doppelkarte in Hoch format vertreten, welche innen die vierzeilige Meldung, aussen die verschlungenen Initialen zeigt. Sie ist also gewissermaassen eine ver kleinerte Form des Verlobungsbriefes. Bei einem andern Muster ist eine kleine Karte auf einer grösseren mittels einer in der Mitte des Obertheils angebrachten weissen Seiden schleife befestigt. Die Zeilen sind darauf in folgender Weise angeordnet: Mit Bezug auf unsere Bemerkung über die geringe Mannigfaltig keit deutscher Muster gegenüber den englischen schreibt uns die Barmer Firma Folgendes: „Ob die auf Seite 84 geschilderten englischen Formen in Deutschland Gefallen finden würden, bezweifeln wir sehr. Unsres Erachtens fehlt der artigen Ausstattungen trotz äusserer Eleganz oft der gute Geschmack. So können wir uns z. B. nicht vorstellen, dass die „aufgekrempte Hut form“ wirklich fein und vornehm aussieht. Unser deutsches Publikum zeigt eben so guten Geschmack wie die Nachbarvölker. Wenn es dagegen derartige Drucksachen weniger als Modesache behandelt und bizarre Formen nicht schön finden kann, so mag das auch daran liegen, dass man diesen Anzeigen den ernsten und würdigen Charakter nicht nehmen mag.“ Diese Anschauung hat zweifellos ihre Berechtigung. Wir wollten die beschriebenen englischen Muster auch keineswegs zur Nachahmung empfehlen, sondern nur als Beispiele anführen, wie umsichtige Fabrikanten dem abwechselungsbedürftigen Publikum immer neue Formen zur Verfügung zu stellen wissen. Beim Besuch des umfangreichen und trefflich zusammengestellten Musterlagers von Hermann Schlittermann fanden wir die kenn zeichnenden Merkmale der auf Seite 84 beschriebenen englischen Muster im Probenbuch von Goodall in London wieder. Dabei stellte sich heraus, dass diese Formen bereits zu Anfang der 80er Jahre er schienen, aber bis auf den heutigen Tag beliebt geblieben sind. Was wir sonst noch im Schlittermann’schen Lager an interessanten Neuheiten sahen, berichteten wir auf Seite 205. Barmen, im danuat 188s. Ebenso beschaffen ist der Aufdruck der einfachen Karten, welche in verschiedenen Grössen vorkommen. Postkartenformat scheint be sonders beliebt zu sein. Die Doppelkarten, welche stets in Querformat auftreten, enthalten auf der Innenseite links die Mittheilung der Verlobung in Form eines kurzen Satzes seitens der Eltern der Braut, rechts die bekannten titel förmig gestellten vier Zeilen. Seltener wiederholt der Bräutigam auf der rechten Seite im eigenen Namen die links schon enthaltene Meldung. Die Doppelkarte ist mitunter links mit einer Klappe versehen, auf welcher ein Monogramm die verschlungenen Anfangsbuchstaben der Vornamen von Bräutigam und Braut darstellt. Diese Mono gramme werden in Schwarz- oder Farbendruck, in blinder, goldiger oder farbiger Hochpressung ausgeführt. Aehnliche Monogramme werden oft auch bei einfachen Verlobungskarten über dem Text an gebracht. Die zweiklappige, altarbildähnliche Karte zeigt im Innern stets nur den vierzeiligen Text, während auf den Aussenseiten der Klappen Der Inhaber einer der bedeutendsten Buch- und Steindruckereien Leipzigs, dessen Anstalt vorzugsweise kaufmännische und private Drucksachen liefert, schreibt Folgendes: „So nüchtern wie die meisten der jetzt geschlossenen Ehen sind in unserer materiellen Zeit leider Gottes meist auch die Formulare, welche diese Bündnisse einleiten. Man merkt diesen auf Kosten des Brautvaters herzustellenden Karten an, dass derselbe den Eingriff des künftigen Schwiegersohnes in den eignen Geldbeutel im voraus fühlt. Es ist schon etwas Grosses, wenn er sich zu einem Monogramm versteigt. Gewiss könnte der feinfühlige Accidenzdrucker diese Ankündigungen sinnig aus statten, und es ist zu verwundern, dass chromolithographische Anstalten noch nicht dazu gekommen sind, auf den betr. Briefen und Karten farbige ornamentale und sinnbildliche Verzierungen anzubringen ... Im allgemeinen kann man bemerken, dass die Briefform von der Kartenform verdrängt wird. Buchdruck herrscht namentlich bei einfacheren Arbeiten vor, doch wird auch lithographirte englische Schreibschrift wegen ihres vornehmen Eindrucks noch oft verlangt. Bezüglich des Formats scheint der Satz zu gelten: Je grösser die Karte, desto grösser die Mitgift.“ (Na, na! D- Red.) Neu! Grösste Ersparniss für Druckereien! Neu! 1 Die pantographische Anstalt von H. Meysel (früher C. Weilandt) Berlin N.37 lief. Verkleinerung. u.Vergröss. vonjed. Druckplatte, auch Lithographieenjed. Art.