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No. 10. PAPIER-ZEITUNG. 181 Ausdruck »Schattirte Schriften« würde den Zierschriften mit schraffirtem, grau erscheinendem Schatten: 383103] vorbehalten bleiben. Während im innern Druckereiverkehr die Annahme gekürzter Bezeichnungen nichts schadet, — mitunter finden sich ganz eigen artige, drollig - charakteristische Namen, — werden beim Verkehr zwischen Buchhändlern und Buchdruckern, oder Anzeigen-Aufgebern und Zeitungs-Verwaltungen am besten die in vorstehenden Tabellen angegebenen Bezeichnungen angewendet. Weitere Verdeutlichung und Systematisirung im Sinne der Brüsseler Fragstellung dürfte nicht möglich sein. A. H. Geschichte des Rückentitels. So naheliegend uns jetzt die Anbringung eines Goldtitels auf dem Rücken des Buches erscheint, so war doch dieser Brauch den Bücher besitzern des Mittelalters unbekannt. Es fiel ihnen nicht ein, die Titel ihrer schweren, in Eichenholzdeckel gebundenen und mit Metall beschlägen versehenen Folianten auf die Rücken zu schreiben; denn sie hatten hierzu keinen Grund. Sie stellten ihre Bücher nicht auf recht in Regale, sondern legten sie flach in Schränke, auf Tische oder Pulte. Bei den kleinen Büchersammlungen, die sich vor Er findung der Buchdruckerkunst Privatleute beilegen konnten, mag es nicht schwer gewesen sein, ein gewünschtes Buch schon am Aeusseren sofort zu erkennen und aus der kleinen Anzahl heraus zufinden. Die Titel wurden vielfach auf den vorderen Deckeln, und zwar oft unmittelbar auf dem Holz angebracht, falls der Holzdeckel keinen Ueberzug hatte. Um den aufgeschriebenen Titel vor Beschädigung zu schützen, befestigte man mitunter auf demselben ein Deckblättchen von dünnem, durchsichtigem Hom. Nach Erfindung der Buchdruckerkunst mehrte sich nicht allein die Zahl der Bücher bedeutend, sondern dieselben fielen auch im Preise, und Bücherliebhaber wurden in den Stand gesetzt, grössere Sammlungen als früher erwerben zu können. Trotzdem waren die Preise im Verhältniss zu unseren jetzigen noch ziemlich hoch, und die Beschaffung einer wirklichen Bibliothek war für den Privatmann noch immer kostspielig. So wurde z. B. Gutenbergs auf Pergament gedruckte 42 Bibel 1469 in Paris für 2000 Franken verkauft, ein Preis, für den man jetzt eine stattliche Bibliothek erwerben kann. War auch dem Privatmann die Beschaffung einer grösseren Büchersammlung noch theilweise versagt, so konnten doch die öffent lichen Bibliotheken grössere Büchererwerbungen machen und ihre Sammlungen bedeutend vergrössern. Indem dies geschah, zeigten sich bei der bisherigen Aufbewahrungsart in Schränken bald verschiedene Missstände. Die Bücher nähmen zu viel Raum weg, durch das Hinzukommen neuer Werke wurde rasches Herausfinden eines be stimmten Bandes bald zur Unmöglichkeit und man musste daher auf neue Maassregeln sinnen. Man fing an, die Bücher aufrecht in Regale zu stellen und zwar mit dem Schnitt nach vom. Um jedoch das Herausfinden eines gewünschten Buches schnell zu ermöglichen, musste dasselbe von aussen kenntlich sein und möglichst den Titel offen zur Schau tragen. Man half sich, indem man die Titel auf den sichtbaren vorderen Schnitt oder auch auf die ziemlich breiten Kanten der Holzdeckel schrieb. Den Rücken als Träger des Titels zu benutzen, fiel noch Niemand ein, trotzdem sich derselbe hierzu - viel besser eignete als der nach innen gewölbte Schnitt. Die Rücken blieben überhaupt ganz unbeachtet und selbst bei Büchern, deren Deckel kunstvoll ornamentirt waren, unverziert. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts wurde durch den Italiener Maioli und seinen Nacheiferer, den französischen Schatzmeister Jean Grolier, die Verzierungskunst der Buchbinderei in andere Bahnen gelenkt. An Stelle der bisherigen Metall Verzierungen und künst lerisch ziemlich zweifelhaften Prägungen von Heiligenbildern trat das geometrische Bandornament in Verbindung mit stilisirten Pflanzen motiven in Golddruck. Besonders Grolier erwarb sich grosse Ver dienste um die Hebung der Buchbinderei und die Pflege guten Geschmacks. Dass er jedoch den Rücken titel zuerst in Anwendung gebracht hat, wie vielfach behauptet wird, ist nicht erwiesen und mindestens sehr zweifelhaft, denn von noch vorhandenen Grolier-Decken ist keine mit einem Rückentitel versehen. Es ist wahrscheinlicher, dass die ersten Rückentitel weder von Buchbindern, noch von Bücherliebhabern angebracht wurden, sondern von praktischen Bibliothekbeamten, denen ja auch das Bedürfniss einer derartigen Neuerung am nächsten lag. So findet man z. B. ziemlich viel Pergamentbände aus dem 16. Jahrhundert, deren Deckel reichlich gepresst und verziert sind, während die glatten Rücken schmucklose und rohe, mit der Feder geschriebene Rücken titel tragen. Diese Titel wurden offenbar von den Bibliothekaren selbst geschrieben. Später fingen die Buchbinder wohl auf Veranlassung ersterer an, Titel mittels Lettern und Schwärze auf dem Pergament anzubringen. Im 16. Jahrhundert kam die Kunst der Hand Vergoldung über Italien und Frankreich nach Deutschland, und auch die geläuterte Ornamentik Maiolis und Groliers brach sich hier rasch Bahn. Be sonders war Dresden eine Stätte der Kunstpflege, und Kurfürst August I. ein eifriger Förderer der neuen Kunst. Die Schätze der Dresdener Bibliothek legen noch jetzt hierfür beredtes Zeugniss ab. Die neu erlernte Handvergoldekunst wurde natürlich auch als willkommenes Mittel zur Herstellung der Rückentitel benutzt, und so entwickelten sich dieselben mehr und mehr zu dem, was wir jetzt darunter verstehen. Auf alten Werken findet man die Titel meist noch sehr roh aufgedruckt; die Schrift läuft gewöhnlich zu breit, so dass auf dem schmalen Rückenfelde der nöthige Raum für die breiten Wörter nicht vorhanden war. Der Buchbinder half sich dabei auf einfachste Weise. Er druckte so viel vom Worte darauf, als der Rücken fasste, was nicht mehr darauf ging, blieb einfach weg. So findet man oft bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte und gekürzte Wörter. Auch der breite Pergamentvorstoss an den Bibliothekbänden ist scheinbar dem Bedürfniss der Bibliothekare entsprungen. Diese schreiben äusser dem Buchtitel bekanntlich noch die Katalognummer und das Klassenzeichen auf den Rücken des Buches und zwar an den Fuss desselben. Hierzu brauchten sie weisse Schilder. Der Pergamentvorstoss kam ihnen nun sehr gelegen; er wurde ungefähr 2 cm breit gemacht und diente auf diese Weise gleich als Katalog schild. In den letzten Jahren hat der Rückentitel eine recht zweck mässige Erweiterung erfahren. Seine mannigfaltigen, gegenwärtig üblichen Formen wurden in dem Aufsatz »Handvergolden in der Praxis« in Nrn. 2, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 12, 15 und 18, Jahrgang 1887, eingehend besprochen. Äusser dem Werktitel und der Bandzahl bringt man jetzt am Fusse des Buches Verlagsort und Erscheinungs jahr des Werkes in einem kleinen Titelfelde an. Diese Vervoll ständigung bietet Bücherfreunden und Bibliothekbeamten jedenfalls willkommene Erleichterung. E. G. Einfaches Lichtpausverfahren. Ueber die Art, wie das auf Seite 100 besprochene Schwickert’sche Lichtpauspapier wahrscheinlich hergestellt ist, enthält Eders Jahrbuch der Photographie (auf Seite 483) einige Andeutungen. Die Vorschrift zur Anfertigung eines empfindlichen Papieres mit gelblicher Schicht, welche im Licht ausbleicht, und deren unverändert gebliebene Stellen durch ein Entwicklungsbad geschwärzt werden, lautet dort wie folgt. Man mache drei Lösungen: A. 78 arab. Gummi, 850 Wasser, B. 78 Weinsäure, 336 Wasser, C. 48 schwefelsaures Eisenoxyd. Man giesst C in B, mischt gut, fügt A hinzu und setzt unter beständigem Rühren 168 Eisenchloridlösung von 45 Grad Beaum zu. Hiermit überstreicht man das Papier dünn und trocknet schnell in der Wärme, ohne 55 Grad Celsius zu überschreiten. Es hält sich 14 Tage. Man kopirt unter Pauspapier in der Sonne 10 bis 12 Minuten. Die be lichteten Stellen verlieren ihre gelbe Farbe. Sobald der Grund völlig weiss ist, lässt man das Bild auf einem Bade von 31—46 Gallussäure oder Tannin, 1‘/4 Oxalsäure und 1700 Wasser schwimmen, wobei die Zeichnung tintenschwarz wird. Man wässert gut und trocknet. Leider dunkelt der Grund meist leicht violett nach. Das Schwickert’sche Papier hält sich länger, angeblich 4 Monate. Die Empfindlichkeit dürfte dieselbe sein, wie bei vorbeschriebenem Papier, denn 3 Tage (zu 5 Stunden leidlich kräftigen Lichts) im Winter bei bedecktem Himmel entsprechen mit Bezug auf chemische Lichtwirkung 10—15 Minuten im direkten Sonnenlicht zur Sommerzeit. Fachschule für Buchdruckerlehrlinge in Dresden. Die Innung Dresdener Buchdruckereibesitzer hat beschlossen, zu Ostern dieses Jahres eine Fachschule für Buchdruckerlehrlinge mit den Lehrlingen der Jahr gänge 1887 und 1888 zu eröffnen. Der Unterricht wird in den Räumen der Gewerbeschule in der Maxstrasse an zwei Wochentag-Abenden von 71/, bis 91/, Uhr stattfinden. Die Kosten werden von den Lehrherren und Lehrlingen gemeinsam aufgebracht und werden im Ganzen für jedes Jahr und jeden Schüler 20 M. betragen. Sämmtliche zum Unterricht nöthige Schreib- und Zeichenwaaren werden den Schülern unentgeltlich geliefert. Nur Innungsbuchdrucker sind berechtigt, ihre Lehrlinge in die Fachschule zu senden. Herr Reichel wurde zum Vorstand des Ausschusses für Gehilfen- und Lehrlingswesen, Herr Heinichen zum Vorsitzenden des Fachschul- Ausschusses gewählt.