Volltext Seite (XML)
142 PAPIER-ZEITUNG. No. 8. werden, so dass sich der fertige Rücken als spiegelblanke, gleich mässige Fläche darstellt. Nach beendetem Glätten erfolgt das Ueberziehen und Anpappen des Buches. Zum Ueberziehen wird vielfach Marmorpapier verwendet, doch dürfte sich besonders das jetzt beliebte Lederpapier oder der Kaliko-Ersatz empfehlen. Beide Sorten sind sehr haltbar. Äusser einfarbig braunen, gelbbraunen oder schwarzen Rücken liebt man es auch, die Nasslederbände marmorirt oder getupft zu färben und mit einem ähnlich gefärbten Papier zu überziehen. Diese Art des Färbens ist ebenfalls ziemlich einfach und erfordert nur etwas Uebung. Man nimmt einen Schwamm, der eine etwas zerrissene Oberfläche hat, tränkt ihn mit Lauge und tupft mit demselben marmor artig dunkle Stellen über den Rücken weg, die sich von dem hellen Grunde wirksam abheben. Je zarter und phantastischer die auf getupften dunklen Stellen über den Rücken vertheilt sind, desto besser sieht das Ganze aus. Um den Grund dunkler zu machen, überfährt man den marmorirten Rücken noch einmal ganz mit dünner Lauge, wodurch er eine bräunliche Färbung bekommt. Hierauf wird er mit Kleister überfahren, vergoldet und geglättet. Wird der Rücken im Naturzustande gewünscht, so ist zu dem selben ausgesucht reines Leder zu verwenden, welches gleichmässig helle Färbung zeigt. Dieses wird genau auf beschriebene Art ver arbeitet, jedoch nicht gefärbt. Nachdem das Buch in’s Leder ge macht ist, wird der Rücken mit Kleister überfahren und abgerieben; hierauf wird mit Eiweiss grundirt und vergoldet, worauf das Glätten mit mässig warmem Glättkolben und unter Anwendung grösster Vor sicht erfolgt. Jeder ungleichmässige Strich hinterlässt einen dunklen Streifen und kann den Rücken verderben. Ueberhaupt müssen diese weissen Rücken mit peinlicher Sauberkeit behandelt werden. Man lackirt sie mit weissem Spirituslack. Ist der Nasslederband überzogen und angepappt, so wird als letzte Arbeit das Lackiren des Rückens und der Ecken vorgenommen. Zu gefärbten Ledern wird brauner Spirituslack, sogenannter Buch binderlack, verwendet, zu ungefärbtem weisser Spirituslack. Das Lackiren führt man am besten mit einem kleinen Schwämmchen aus. Man tränkt dasselbe mit Lack, drückt es wieder aus, so dass nur wenig Lack darin haften bleibt, und streicht damit lang über den Rücken weg, immer einen Strich an den andern fügend. Dabei muss über den Goldtitel und die Ornamente vorsichtig weggezogen werden, damit sich der Lack nicht auf diese setzt und ihnen den Glanz nimmt. Die Vergoldung muss frei vom Lacküberzug bleiben; darum muss derselbe sehr dünn aufgetragen werden. Ein dünn lackirter Rücken ist überhaupt bedeutend haltbarer und schöner, als ein dick lackirter. Er zeigt auch denselben Glanz, da das Leder ja schon durch das Glätten bedeutenden Glanz erhielt. Zu dick auf getragener Lack macht das Leder spröde und hart und begünstigt das Eindringen von Staub. Ausserdem wird durch zu dick auf getragenen Lack der Golddruck mit überzogen, verliert dadurch seinen Glanz und bekommt ein schmutziges, bronzeartiges Aussehen. Ein gut gearbeiteter Nasslederband ist nicht nur äusserst haltbar, da er wie ein Halbfranzband angesetzt und behandelt wird, sondern er zeigt auch ein nettes, glattes und gefälliges Aussehen. Da das Leder im nassen Zustand verarbeitet wird, so schmiegt es sich an den Kanten glatt und scharf an und sitzt überall wie angegossen. Ebenso trägt die fernere Bearbeitung des Färbens, Glättens und Lackirens, wenn sie gut ausgeführt wird, wesentlich zur Erhöhung des schönen und eigenartigen Aussehens dieses empfehlenswerthen Einbandes bei. G. Kalender. Hy 11 & Klein, Buch-und Steindruckerei in Barmen, vertheilteil an ihre Kunden einen quadratischen zweiseitigen Wandkalender. Auf der oberen Hälfte der Vorderseite ist die hügelige Landschaft von Gummers bach, links in einem Kreise das Geschäftshaus der Firma dargestellt. Darunter steht in flott geschwungenem Band die Inschrift: „Wupperthaler Wandkalender 1888". Der untere Theil wird vom Kalendarium der ersten Jahreshälfte in Anspruch genommen. Auf der zweiten Seite ist rechts unten die neue reformirte Kirche in Barmen dargestellt, links oben stehen die Monatsfelder. Die lithographische Ausführung der Ansichten und Verzierungen bekundet ein bemerkenswerthes Geschick im Federzeichnen. Wilhelm & Brasch, Buchdruckerei in Berlin SW., Schützen strasse 68, liessen einen Kalender in sehr feiner und vornehmer Aus stattung ausführen. Der Hauptrahmen zeigt in gefälliger Anordnung Formen der sogenannten ,Rokoko-Einfassung“ von Flinsch's Schriftgiesserei in Frankfurt a. M. Diese Einfassung ist sehr hübsch gezeichnet, enthält auch in einzelnen Figuren Anklänge an Rokoko-Formen, zeigt aber in allen Einzelheiten, besonders in der Akanthus-Ausbildung echte Renaissance. Die leichten, ohne Zwang behandelten Formen sind hier mit Geschick zu- gammengestellt und verleihen dem in vorwiegend zarten Farben aus geführten Blatt den Eindruck heiterer Eleganz. Der Grund des Rahmens 1 ist hellblau, die Verzierungen sind dunkelblau, die nächststehenden Rand leisten in Gold ausgeführt. Im gemsfarbig grundirten Mittelfelde ist die rechteckige Kalender tafel einer in Bogensatz sauber und sicher ausgeführten Ellipsenform auf gelegt. Die ganze Verzierungsart dieses Kalenders weicht in erfreulicher Weise von den vielfach üblichen schweren Rahmen-Anordnungen ab und trifft, trotz der oben erwähnten Eigenthümlichkeit des Hauptornaments, den fröhlichen, tändelnden Geist des Rokoko. Der Druck auf Chromo karton verdient die Bezeichnung „vorzüglich“. Büchertisch. J ahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik, her ausgegeben von Prof. Dr. Josef Maria Eder. Halle 1888, Druck und Verlag von Wilhelm Knapp. Preis 5 M. Der Herausgeber dieses Werks ist einer der berufensten Vertreter der photographischen Wissen schaft und besonders durch sein grosses vierbändiges Handbuch der Photo graphie rühmlich bekannt. Die Art, wie er in seinem „Jahrbuch“ die Fortschritte und Leistungen des abgelaufenen Jahres auf photographischem Gebiet zusammenfasst, ist mustergiltig und sollte auch andern in ähnlich rascher Weise fortschreitenden Gebieten der Technik als Vorbild dienen. Werthvolle Mittheilungen, die in einzelnen Zeitschriften und Veröffent lichungen verstreut wurden, sind hier sorgfältig gesammelt und ihrem wesentlichen Inhalt nach wiedergegeben, daneben finden sich aber auch Original-Aufsätze bekannter und tüchtiger Fachleute in überraschend grosser Zahl. Unter den Auszügen aus Zeitschriften ist z. B. auch der Aufsatz „Herstellung von Zeichnungen für Zinkätzung“ aus No. 1 der Papier - Zeitung von 1887 enthalten Der Reproduktionstechnik wurde breiter Raum gewidmet, und alle wichtigeren Verfahren derselben sind durch Proben veranschaulicht. Dadurch bekommt der Leser ein klares Bild von den Leistungen und der Eigenart der einzelnen zum Er satz des Holzschnitts und Kupferstichs bestimmten Verfahren. Für die in der Papier-Zeitung vertretenen Gewerbe dürften folgende Aufsätze besonderer Beachtung werth sein: Die Photographie in Farbendruck. Von Carl Angerer. Das Wesen der Zurichtung. Von G. Fritz. Die Leimtypie. Von Prof. J. Husnik. (S. Papier-Zeitung 1887, No. 47.) Neue Kupferdruckverfahren und Verstählung geätzter Platten. Von E. Obernetter. Messing-Heliotypieen für Buchdruck. (S. Papier-Zeitung 1887, No. 61.) Feber Zinkhochätzung. Von Prof. Roese, Vorstand der chalkographischen Ab- theilung der deutschen Reichsdruckerei. Herstellung chromolithographischer Tonplatten. Von Georg Scamoni. Verbindung des lithographischen Umdrucks mit Guillochir-, Liniir- und Relief maschinenarbeit. Von Georg Scamoni. Etwas über das heliographische Aetzverfahren. Von Oskar Pustet in Wien. Ueber Farbenlichtdruck. Von Robert Sieger in Wien. Die photo-mechanischen Druckverfahren auf der internationalen graphischen Ausstellung Wien 1886. Von O. Volkmer, k. k. Regierungsrath. Die Angaben des Textes werden durch 109 Holzschnitte erläutert, während die Proben neuerer Wiedergabe-Verfahren auf besondern Tafeln eingefügt sind Soweit die letzteren von den betreffenden Anstalten als Beispiele ihrer Leistungsfähigkeit selbst gedruckt sind, veranschaulichen sie treffend bessere Durchschnittsleistungen, die Autotypieen aber, welche wahrscheinlich in Her Druckerei des Verlegers gedruckt wurden, hätten mehrfach sorgsamere Behandlung verdient. Besonders die Beilagen, welche Moment-Aufnahmen von Nadar in Paris zeigen (III, IV.), ferner die Proben von Edm. Gaillard (VI, VII.) und H. Riffarth in Berlin (XI., XII.) kommen hier nicht recht zur Geltung Da sie doch auf besondere Blätter gedruckt wurden, hätte das für Autotypiedruck geeignetere gestrichene Chromopapier und feinere Farbe verwendet werden sollen. Dem Werth des inhaltlich Gebotenen thun diese Aeusserlichkeiten natürlich keinen Eintrag. Eine Anschauung von der Bedeutung der vorliegenden Arbeit gewährt der Umstand, dass 78 Originalbeiträge darin veröffentlicht sind. Einzelne davon sind sehr werthvoll und interessant, und selbst die zurück haltenden Mittheilungen der Fabrikanten bringen manche schätzbare Auf klärung. Eine reichhaltige Sammlung von Tabellen mit physikalischen und chemischen Angaben, ferner Formeln und Rezepte für photographische Operationen bilden einen besondern, dem eigentlichen Inhalt vorangestellten Theil. Es würde sich empfehlen, künftig diesen Theil abzutrennen, denn das Buch droht bei weiterem Anwachsen — es zählt jetzt schon 556 Seiten ohne den Anzeigentheil — unhandlich zu werden. Alle Gewerbetreibenden, welche mit Photographie und den hiermit zusammenhängenden Wiedergabe- Verfahren irgendwie in Berührung kommen, finden in dem Werke werth volle und für die Praxis nutzbare Aufklärungen, Freunde der Photographie und ihrer graphischen Zweige fachgemässe, dem gegenwärtigen Stande der Technik entsprechende Belehrung. Für Fachleute ist das Werk mit seinen bestimmten, sorgfältig geprüften Angaben ein sehr schätzbares Hand- und- Nachschlagebuch. Anweisung zum elektrischen Lichtbetrieb. Für Inhaber elek trischer Beleuchtungsanlagen und deren Maschinisten gemeinfasslich zu sammengestellt von Dr. Oskar May, Elektriker. Leipzig, 1888, F. W. v. Biedermann. Das kleine in schwarzen Kaliko gebundene Buch ent hält in übersichtlicher Anordnung sachverständige Unterweisungen für Handhabung des elektrischen Lichtbetriebes. Zahlreiche Abtheilungen för dern das Nachschlagen und die instruktionsartige Gliederung des Textes in kleine numerirte Satzgruppen erleichtert den Arbeitern die Einprägung der einzelnen Bestimmungen.