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3424 PAPIER-ZEITUNG Nr. 104 zu sehr belästigt. Zudem ergab sich, dass wohl der unmittelbar über dem Sieb des Tisches wirbelnde Staub abgesogen wurde, nicht aber der in Kopfeshöhe der Arbeiterinnen, dessen Beseitigung doch die Hauptsache wäre. Kräftige Hanf-, leinene und baumwollene Lumpen, Mitscherlich- und Ritter-Kellner-Zell stoff und Strohstoff verschiedener Herkunft ergänzen den Roh stoff-Vorrath der Fabrik, Holzschliff kommt nicht ins Haus. Die Lumpen werden in zwei kugelförmigen Drehkochern mit Kalk und Soda oder mit Soda allein 4—5 Stunden gekocht, dann in raschlaufenden Waschholländern ohne Grundwerk mit Holzflügel-Walze, Waschtrommel und Waschscheibe gewaschen. Von hier gelangen die Lumpen in Abtropfkasten und werden in rechteckigen Zinkkasten, die gegenüber den Holzbutten den Vortheil grösserer Reinlichkeit gewähren, zu den Mahlholländern geschafft. Zum Mahlen des Ganzzeuges dienen zwölf Holländer üblicher Art zu je 100 kg, ferner zwei grosse Holländer und ein Untergrund-Holländer zu je 250 kg Eintragung. Fast aller Halbstoff wird gebleicht und der Strohstoff über dies gekollert. Elektrolytisch hergestellter Chlorkalk der ehern. Fabriken Griesheim und Bitterfeld wird in eisernen waagerechten Cylindern von der in Hofmanns Handbuch S. 156 beschriebenen Art aufgelöst. Dieser Chlorkalk staubt beträchtlich, und um die Arbeiter zu schützen, ist über der Trommel eine Haube mit Exhaustor angebracht. Dafür gestattet er vollkommene Aus laugung, Knollenbildung kommt nicht vor. In vier Bleich holländern zu 300 kg wird der Halbstoff auf 35° C. erwärmt, und bei bunten Lumpen unter Zusatz von Säure gebleicht. Die Holländer haben eiserne oder Monier-Cement-Schale mit Fliesen oder Gement-Bekleidung. Die Halbzeug-Holländer-Abtheilung entspricht der Grösse der Gesammtanlage; zu den vor handenen Holländern ist noch in diesem Jahre ein neuer grosser hinzugekommen; derselbe arbeitet infolge der zweckmässigen erhöhten Anordnung der Walze, der günstigen Profilirung des Kropfes und anderer Verbesserungen sehr gut. Alle Bleich holländer arbeiten mit Holzschaufel-Walzen ohne Grundwerk. Die Schaufeln aus Kieferholz werden mit Paraffin getränkt und an Bronze-Armen einer auf die Welle geschobenen Nabe fest- geschraubt. Der Harzleim wird in üblicher Weise ausschliesslich mit Kondenswasser bereitet und erhält für gewisse Sorten einen geringen Zusatz von heiss gelöster Stärke. Kaolin, Asbestine und Blanc fixe werden in gesonderten Behältern durch Rühr werke fein geschlämmt erhalten, und je nach der Papiersorte wird der eine oder andere dieser Stoffe zugetheilt. Die Fabrik besitzt zwei Papiermaschinen. Die ältere ist englischer Herkunft und hat 140 cm Arbeitsbreite. Sie wird von der Haupt-Triebwelle aus in Bewegung gesetzt, die ihre Kraft auf mit Riemen verbundene Konus-Scheiben von 150 cm Länge und von diesen auf ein Zwischenvorgelege mit drei Riemscheiben verschiedenen Durchmessers überträgt. Diese Einrichtung macht Wechselräder zur Aenderung der Maschinen geschwindigkeit entbehrlich. Bei Geschwindigkeits-Aenderungen von mehr als 10 m in der Minute wird der Riemen auf ein anderes Scheibenpaar gelegt, und um dies leichter thun zu können, wird das Zwischenvorgelege durch Handrad-Schraube der Antrieb-Scheibe genähert, der gelockerte Riemen auf die richtigen Scheiben gelegt und das Zwischenvorgelege wieder in die frühere Lage geschraubt. Kleinere Aenderungen als 10 m kann man durch Verschiebung des Riemens auf den Konus - Scheiben erzielen. Aus der Rührbütte mit senk rechter Welle gelangt der Stoff in einen Stoffregler mit Schwimmer, dann auf einen langen Sandfang, dessen Neigung je nach dem Stoff geändert werden kann. Ein Wandelscher Dreh-Knotenfang hält die Katzen usw. zurück. Die Gautsch walze hat sehr grossen Durchmesser. Die oberen Walzen der Nasspressen haben Kupfer-, die unteren Gummi-Ueberzug. Durch genaue Regelung der Geschwindigkeit und der Temperatur der sieben Trockencylinder kann man die Dehnung bis auf 4 pCt. erhöhen, was bei Normalpapieren wichtig ist. Die zweite Maschine wird durch eine besondere Dampfmaschine angetrieben und ihre Geschwindigkeit durch Wechselräder geregelt. Sie wurde 1886 aufgestellt, stammt aus der Maschinen fabrik Gölzern und hat 180 cm Arbeitsbreite. Die Stoffbütte hat waagerechte Welle und Schneckenrührer. Alles Wasser geht unmittelbar vor der Verwendung durch kleine eiserne Schwammfilter, die paarweise angeordnet sind und abwechselnd arbeiten. Alle zwei Stunden wird ein solches Filter behufs Reinigung aus- und dafür das zweite eingeschaltet. Die Reinigung dauert nur wenige Minuten. Die Gesammt-Erzeugung beider Maschinen beträgt 6 bis 7 Tonnen täglich. Schreib-, Post-, Bücher-, Normal- und Post kartenpapier sind die Haupt-Erzeugnisse, denen sich zart ge tönte Deckenpapiere zum Ueberkleben von feinen Kartonnagen, insbesondere für Photographie-Karten, als geschätztes Sonder- Erzeugniss anschliessen. Letztere müssen durchaus licht beständig sein, und deshalb werden dazu unter Ausschluss aller Theerfarben nur echte Farbstoffe verwendet. Obgleich beide Maschinen mit Kühlwalzen und Dampf- und Wasser- zerstäubungs-Feuchtern versehen sind, werden die Papiere nicht auf der Maschine, sondern auf einer in gesondertem Raum auf gestellten Bruderhaus’schen Feucht- und Umrollmaschine ge feuchtet. Nicht nur die Feuchtung wird dadurch viel gleich mässiger, was insbesondere für Normalpapiere in Bezug auf die Dehnung sehr wichtig ist, sondern auch bei der Glättung wird dadurch viel Ausschuss vermieden, indem lauter gleich grosse und tadellos fest und gerade gewickelte Rollen auf den Kalander gelangen. Riss-Stellen werden mit Dextrin-Papier so geklebt, dass die Enden der zu verbindenden Bahnen stumpf aneinander stossen. Die Ersparniss durch Verminderung des Glätt-Aus schusses gleicht die Anschaffungs- und Bedienungskosten des Feuchters in kurzer Zeit aus. Ein sehr breiter Kalander aus der Maschinenbau-Anstalt Gölzern, zwei Eck’sche Kalander von 80 —90 m Umfang-Ge schwindigkeit in der Minute .und ein Bogenkalander besorgen das Glätten. Mehrere Querschneider, darunter ein englischer für Wasserzeichenpapier, der nur einen Bogen auf einmal schneidet, mehrere Riessbeschneidmaschinen, Rollenliniir- maschinen und Päekpressen stehen für die Ausrüstung des Papiers bereit, und 40—50 Arbeiterinnen sorgen dafür, dass nur tadellos sortirtes und ausgestattetes Papier die Fabrik verlässt. Einfach und zweckentsprechend ist der Schutz aller be wegten Maschinentheile, wie Riemscheiben, Zahnräder usw. durchgeführt. Zwei quadratische Eisenstäbe von etwa 20 mm Querschnitt sind der Form des abzuschliessenden Maschinen theiles entsprechend gebogen, und ihre Enden sind durch eben solche gerade Stäbe verbunden. Die hierdurch entstehende gekrümmte Fläche sowie die beiden ebenen Seitenflächen sind mit einem weitmaschigen Netz aus verzinktem Eisendraht über zogen. Man sieht also den Maschinentheil, kann aber nicht hinein gerathen. Mit Sachkenntniss gepaartes fortschrittliches Streben hat hier unter Ueberwindung grosser Schwierigkeiten eine blühende Anlage geschaffen. Die Calbe'schen Papiere erfreuen sich guten Rufes und Absatzes, und die Fabrik ist reichlich mit Aufträgen versehen. Herr Richard Brückner leitet selbst die Mühle sowie die Papierfabrik, und in letzterer steht ihm seit vier Jahren der technische Direktor Herr Alfons Müller zur Seite. Dabei findet Herr Brückner Zeit, um im Vorstand des Vereins Deutscher Papierfabrikanten die Fachinteressen rührig zu vertreten. Er hält es für unmöglich, dass die Behörden die Dämpfung der Lumpen vor der Verarbeitung zwangsweise einführen. Den Pfuhl’schen Knitterer, den der Erfinder ihm und Herrn W. Ebart als Vertretern des Vereins Deutscher Papierfabrikanten vor geführt hat, hält Herr Brückner für geeignet, die Unsicherheiten in der Prüfung des Widerstands gegen Zerknittern zu beseitigen. Der Verein Deutscher Papierfabrikanten wird voraussichtlich demnächst Schritte unternehmen, um die Charlottenburger Versuchs-Anstalt zur Einführung des Knitterers in das amtliche Prüfungswesen zu veranlassen. Heizbarer Sandfang Die Randsfjord Traemasse og Papirfabrik und Herr ( hristian Rögeberg in Randsfjord, Norwegen, erhielten ein britisches Patent auf einen heizbaren Sandfang. Sie führen in der Patent schrift aus, dass Erhitzen des Zeugs im Holländer oder in der Rührbütte, um es auf der Maschine rascher entwässern zu können, deshalb unvortheilhaft ist, weil das erwärmte Zeug auf dem Wege zum Sieb zu sehr abkühlt, also die Wirkung verloren geht. Bei einem flachen, wie üblich mit Querstäben versehenen, aber innen hohlen Sandläng aus guten Wärme leitern, z. B. aus Metall, kann man hingegen, weil die Stofflage nicht hoch ist, die Temperatur des Stoffes rasch und ohne Verluste erhöhen. Die Erhitzung des Hohlraumes kann durch Dampf oder Feuergase erfolgen.